Schnapsideen, Fantheorien, unausgegorene Pläne und unbrauchbare Story-Konzepte produziert mein Gehirn noch und nöcher – oft und gern vor dem Einschlafen oder unter der sprichwörtlichen Dusche. Vor einer Weile habe ich angefangen, diese stichwortartig zu dokumentieren. Inzwischen ist genug zusammengekommen, dass es für eine wöchentliche Blogrubrik reichen könnte.
Starten wir also die erste Runde der #Duschgedanken mit zwei älteren Beispielen. Das eine besteht im Grunde nur aus einem Wort, das andere ist ein ausformulierter Gedanke. Zusammen bilden sie die Endpunkte des Spektrums, das diese Rubrik abbilden wird.
Heavy Metal
Damals™, als #Twitter noch Twitter hieß und ein schöner Ort für schöne Gedanken war, postete ich einmal sinngemäß:
“Andere haben großartige Ideen beim Duschen – bei mir reicht es nur für den Namen einer skandinavischen Heavy-Metal-Band: Ørwyrm”
Lotta Lang
Wesentlich ausführlicher ist ein Gedanke, den ich vor ein paar Jahren gemeinsam mit meiner Tochter entwickelt und dann bei Reddit im Sub r/FanTheories ausformuliert habe, nämlich, dass Pippi Langstrumpf in Wahrheit die heimliche Enkelin von Superman sei. Dort habe ich die These in englisch ausgeführt, hier nun die deutsche Übersetzung:
Vor einiger Zeit hatten meine Tochter und ich einen einfachen Gedanken: Pippi und ihr Vater Efraim sind superstark – daher müssen sie Kryptonier sein.
Die Fakten:
Pippi verfügt über übermenschliche Kraft und ist unverwundbar. In zwei Fällen – wie ich zugeben muss nur in den 60er-Jahre-Verfilmungen, nicht in den Büchern – scheint sie schweben oder gar fliegen zu können. So segelt sie einmal aus einem Fenster im dritten Stock mit einem Regenschirm zu Boden, ein anderes Mal fährt sie über dem Boden schwebend ein Fahrrad ohne Räder.
Ihr Vater Efraim ist ebenfalls übermenschlich stark – jedoch ein kleines Bisschen weniger als seine Tochter. Zudem scheint es, dass er durch Nahrungsentzug – oder das Fehlen von Sonnenlicht? – seine Kräfte verliert. So lässt es sich jedenfalls im letzten der alten Filme beobachten, als er von den Piraten gefangen gehalten wird.
Pippis Mutter wird nie namentlich erwähnt, es wird lediglich gesagt, dass sie “im Himmel lebt”, was gemeinhin so interpretiert wird, dass sie verstorben ist.
Die Theorie:
Pippis Mutter ist Kryptonierin, Efraim Langstrumpf ist Halb-Kryptonier, was Pippi zur Drei-Viertel-Kryptonierin macht. Dies ist auch der Grund, warum sie stärker als ihr Vater ist. “Im Himmel leben” könnte heißen, dass sie irgendwo weit draußen im All lebt. Auch im Schwedischen bezeichnet das Wort für Himmel sowohl das christliche Paradies als auch den tatsächlichen Himmel über uns. Dass ihr Name nie erwähnt wird, könnte dem Schutz ihrer Identität dienen.
Wer sind Efraims Eltern?
Bekanntlich lautet der Nachname von Efraim und Pippi “Langstrumpf” – im schwedischen Original “Långstrump”. Und es war einmal eine junge Dame in Smalville mit Namen Lana Lang.
Aaalsooo … Vielleicht hatten der junge Clark Kent und die junge Lara Lang einen süßen kleinen Unfall. Neun Monate später wurde in aller Heimlichkeit ein kleiner Junge geboren, der den Namen Efraim erhielt. Um das uneheliche Kind zu verbergen, schickte es die Lang-Familie in ein schwedisches Waisenhaus – oder zu entfernten schwedischen Verwandten. Efraim wuchs zu einem ansehnlichen und starken Seemann heran. Eines Tages traf er eine junge kryptonische Dame, die unentdeckt auf der Erde lebte – vielleicht war sie aus der Phantomzone entkommen. Sie bekamen ein Mädchen, dass sie Pippi Viktualia Rollgardina und so weiter und so fort nannten. Aus Gründen musste die kryptonische Dame von der Erde fliehen – und da wären wir nun.
Aber … Wann?
Gut, es wird etwas eng auf dem Zeitstrahl – aber es besteht die Möglichkeit, dass das alles hinkommt.
Die ersten Abenteuer von Pippi Langstrumpf erschienen 1945. Pippi ist da neun Jahre alt, also ist sie 1936 geboren. Nehmen wir an, Efraim war damals ein junger Bursche von 18 Jahren, also wurde er 1918 geboren.
Action Comics Nummer 1 erschien 1938. Wir müssten den guten alten Kal-El bei seinem ersten Auftritt zwar zu einem End-Dreißiger machen, dann könnte er jedoch ein zwar sehr junger aber biologisch möglicher – und nicht allzu schräger – Großvater von Pippi sein. Nehmen wir an, dass seine Kapsel um das Jahr 1900 in Kansas aufgeschlagen ist, was dann auch Lana Langs Geburtsjahr wäre, dann kommt das alles hin.
Leuchtet ein, oder? Wie wir da jetzt noch den Seeräuber-Opa Fabian im Stammbaum unterbringen, muss ich mir aber noch überlegen. Tatsächlich könnte es übrigens sein, dass ich diese Idee – im Gegensatz zu der Metal-Band – wieder aufgreife. Es juckt mir zumindest in den Fingern, diese Pippi-Variante irgendwann einmal literarisch zu verwerten.
Wie es der Zufall so will bin ich kürzlich über eine Meldung beim NDR gestolpert, wonach es eine reale Vorlage für Efraim Langstrumpf gegeben haben könnte. Dazu gibt es in Hamburg gerade eine Ausstellung. Könnte man sich eventuell mal anschauen.