Duschgedanken: fiktive Bundesländer

Diesen etwas umfangreicheren #Duschgedanken trage ich schon länger mit mir herum. Eines Tages hatte ich die Idee, mir ein fiktives Bundesland auszudenken, in dem man allerlei bundesrepublikanische Klischees idealtypisch und ironisch überhöht ansiedeln könnte. Zugegeben, kein allzu innovativer Gedanke, dergleichen ist schon häufig durchgespielt worden – unter anderem mit dem US-Bundesstaat, in dem die Simpsons leben. Weitere Beispiele gibt’s sicherlich noch und nöcher.

Zwei Länder sollen es sein

Trotzdem hat dieses Bundesland in meinem Kopf nach und nach Gestalt angenommen. Wobei mir früh klargeworden ist, dass es deren zwei sein müssen, ein westliches und ein östliches, die aneinander grenzen. Dabei konnte ich mir den Hammergag nicht verkneifen, dass das westliche Land “Ost” im Namen trägt und das östliche “West”. Über all diese Gedanken habe ich übrigens vor einer Weile schon mit meinem Lieblingsverleger Robert geplaudert, einige der unten aufgeführten Ideen stammen von ihm.

Und nun Obacht! Ich präsentiere euch die Bundesländer 17 und 18, Ostfalen und Westelbien.

Ostfalen

Ich weiß, es gibt auch eine tatsächliche Region Ostfalen, dennoch soll dieses Bundesland eine davon unabhängige Fiktion sein. Um diese Verwirrung zu vermeiden, wäre “Obersachsen” geeigneter gewesen – aber dann hätte ich auf den Ost-West-Gag verzichten müssen. Ein Bindestrich-Bundesland “Ostfalen-Obersachsen” wäre ggf. ein Mittelweg. Aber davon bin ich noch nicht restlos überzeugt – auch nicht, ob da noch ein “Freistaat” davor soll.

Lage: Das Bundesland Ostfalen liegt zwischen Niedersachsen im Norden, Nordrhein-Westfalen im Westen, Hessen im Süden und Westelbien im Osten. Dabei sollen den realen Ländern keine Gebiete genommen werden, es quetscht sich quasi dazwischen. Die Städte und Regionen im Bundesland Ostfalen sind allesamt fiktiv. Spätestens seit der Wiedervereinigung kann es für sich in Anspruch nehmen, der Mittelpunkt der Bundesrepublik zu sein. Fast alle in Deutschland relevanten Trennlinien verlaufen quer durch Ostfalen – natürlich nicht deckungsgleich: Watt-Was-Linie, Katholiken-Protestanten, Aldi-Nord-Aldi-Süd usw. usf. In diesem Land ließen sich auch bereits existierende fiktive Städte und Orte unterbringen wie beispielsweise Winden.

Geografie: Flächenmäßig ist Ostfalen kaum größer als das Saarland – darüber wird oft und gern gestritten. Im Osten erhebt sich das Wichtelgebirge, in dem die Aber entspringt. Als Oberaber fließt sie in das Ostfälische Meer, ein großer zentral gelegener Binnensee, an dem die Hauptstadt Neustadt liegt. Als Unteraber fließt sie weiter nach Westen, teilt sich in die Große Aber und die Kleine Aber – hier liegt das “dritte Frankfurt” Frankfurt an der Aber. Über Umwege fließt sie dann real existierenden Flüssen zu.

Verwaltung: Obwohl das Land so klein ist, teilt es sich in zwei Regierungsbezirke auf, nämlich das unvermeidliche Westostfalen sowie Obersachsen, die jeweils drei noch namenlose Landkreise zusammenfassen. Hinzu kommt die kreisfreie Hauptstadt Neustadt und vielleicht noch zwei, drei weitere kreisfreie Städte. Landesflagge ist eine waagerechte schwarz-gold-rote Trikolore.

Geschichte: Schon in der frühen Neuzeit galt das damalige Königreich Ostfalen als das “vergessene Königreich”. Der Legende nach wurde mehrfach – in einigen Versionen sogar immer – versäumt, den König zu den Reichstagen des Heiligen Römischen Reichs einzuladen, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre. Ob diese Legende einen wahren Kern hat, ist bis heute Gegenstand historischer Debatten. Durch diese sprichwörtliche Ignoranz ist das Königreich über die Jahrhunderte oft von den Auswirkungen historischer Großereignisse verschont geblieben. Recht bald nach der Reformation hat der König seinen Untertanen freigestellt, welcher Religion sie angehören wollen, selbst der 30-jährige Krieg ist dadurch verhältnismäßig spurlos an der Region vorübergegangen. Später haben weder Napoleon noch Preußen Interesse an dem Königreich gezeigt, weswegen es bis ins 19. Jahrhundert seine Unabhängigkeit bewahren konnte. Erst im Revolutionsjahr 1848 kam Ostfalen eine kurzzeitige Bedeutung zu. Der damalige König war verhältnismäßig liberal und hat die revolutionäre Bewegung in seinem Land wohlwollend gewähren lassen. Als die Revolution flächendeckend zurückgedrängt wurde, haben republikanische Kräfte hier Zuflucht gefunden. In Frankfurt an der Aber wurde sogar kurzzeitig die Deutsche Republik ausgerufen, was über einen symbolischen Akt jedoch nie hinausging. Immerhin hatte die Republik Ostfalen ein paar Monate lang Bestand. Aus dieser Zeit stammt auch die mit kurzer Unterbrechung bis heute gültige Landesflagge. Danach versank die Region erneut in der Bedeutungslosigkeit. Nach dem zweiten Weltkrieg hielten es die Siegermächte nicht einmal für notwendig, Ostfalen zu besetzen, erst Ende 1946 teilten Amerika und Großbritannien die Region unter sich auf. Wegen der Landesflagge verbreitete sich in dieser Zeit der Scherz, dass sich Belgien als Besatzungsmacht erbarmt hätte. Der Scherz sitzt bis heute so hartnäckig im Kollektivbewusstsein, dass noch immer viele Deutsche außerhalb Ostfalens fest davon überzeugt sind.

Westelbien

Für dieses in doppeltem Sinne “neue” Bundesland habe ich mir außer dem Namen und die ungefähre Lage ehrlich gesagt noch fast gar nichts überlegt. Als “Wessi” steht mir das auch nur sehr bedingt zu. Daher nehme ich Ideen und Vorschläge aus berufenerem Munde gern entgegen. Auch was den Namen selbst betrifft, obwohl ich den West-Ost-Gag wie gesagt gern beibehalten würde. Vielleicht ist auch hier ein Bindestrich-Name die Lösung. Eventuell sogar ebenfalls mit Obersachsen, um die Verwirrung noch zu erhöhen. Östlich von Ostfalen-Obersachsen läge dann Westelbien-Obersachsen.

Lage: Ähnlich wie Ostfalen ist auch Westelbien eine komplett fiktive Region, die sich zwischen die realen Bundesländer quetscht, und zwar zwischen Sachsen-Anhalt, Thüringen – und natürlich Ostfalen. Auch hier könnte man bereits bestehende fiktive Orte wie Kleinruppin oder Sedwitz ansiedeln. Auf jeden Fall sollte es an der Grenze zu Ostfalen eine einstmals wie Berlin geteilte Kleinstadt oder Gemeinde geben.

Geografie: Auch Westelbien sollte ein eher kleines Flächenland sein. Der Ostteil des Wichtelgebirges befindet sich hier, seit jeher streitet man sich mit Ostfalen, bei wem der höchste Gipfel liegt. Um den Namen zu rechtfertigen, sollte wenigsten ein kleiner Teil der Ostgrenze entlang der Elbe verlaufen.

Verwaltung: Zur Hauptstadt, den Kreisen und der Landesflagge habe ich bislang keine besonderen Ideen.

Geschichte: Ähnlich wie Ostfalen sollte auch Westelbien eine “vergessene Region” der Geschichte sein. Vielleicht übernimmt es ein wenig die Rolle eines verschlafenen Märchenkönigreichs, das bis zuletzt in beschaulich mittelalterlichen Verhältnissen existiert hat. Zu DDR-Zeiten wurde auch diese Region in Bezirke unterteilt, die nach der Wiedervereinigung in das heutige Bundesland zusammengefasst wurden. Aber auch hier bin ich für Ideen offen.

Und was machen wir damit?

Tja, keine Ahnung? Vielleicht siedele ich irgendwann einmal eine kleine absurd-satirische Fortsetzungsgeschichte darin an? Oder ich lasse die Idee einfach so für sich stehen. Ich mag solche Gedankenspiele halt.

Kategorien: dies und das

4 Kommentare

  1. Westelbien wurde aus Teilen der Bezirke Siegmund-Jähn-Stadt und Bömmelburg gebildet. Das weiß doch jeder Jungpionier!

  2. Ostfalen gibt es? Wo? Oder hast du versehentlich das “west” aus Ostwestfalen verschluckt?

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