Perry Rhodan Band 3348 “Brennpunkt Neu-Atlantis” von Leo Lukas

Finale! Der aktuelle Handlungsabschnitt der #PerryRhodan-Serie wird mit einem Doppelband abgeschlossen. Autor Leo Lukas ist Garant für schräge Figuren und Dialoge und einfallsreiche Szenen, ich mag das sehr. Mal schauen, ob das auch für den ersten seiner beiden PHOENIX-Abschlussbände zutrifft. Doch zunächst die

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: I’ll be back on earth

Perry Rhodan hat die Reise durch das brennende Nichts überstanden und erscheint wohlbehalten – wenn auch unbekleidet – auf der Kunstinsel Neu-Atlantis, Standort der letzten auf der Erde verbliebenen Nichts-Kugel. Nach einer munteren Unterhaltung mit dem örtlichen Wachpersonal, in der mit Terminator-Anspielungen nicht gegeizt wird, erscheint Icho Tolot, nimmt Perry mit und weiht ihn in die aktuelle Lage ein.

Tolot war zuvor mit Cameron Rioz und Jasper Cole auf der Erde eingetroffen. Rioz ist nach seiner “Aufladung” in einem Physiotron nun gewappnet, auch das zweite brennende Nichts auf der Erde zu entfernen – ohne dabei zu sterben. Unglücklicherweise hat er dafür einen Deal mit der Schurkin Celina Bogarde eingehen und ihr sowohl die Freiheit als auch seine Schattenhand versprechen müssen. Sie wird auf eigenen Wunsch auf einem besiedelten Kleinstplaneten im Kuipergürtel abgesetzt.

Rhodan ist bei der Mission gern dabei – ihn plagen jedoch noch weitere Sorgen. So sind während seiner Reise mehrere Monate vergangen und er hat keine Ahnung, wie es den Freunden und Gefährten in der Agolei inzwischen ergangen ist. Außerdem ist er bei seinem Transfer im brennenden Nichts offenbar dem dort gefangenen Bewusstsein des zerstörten Großrechners der Menschheit NATHAN begegnet. Daran kann er sich nicht mehr erinnern – als Gedächtnisstütze wurde ihm jedoch etwas von NATHANs Bioplasma mitgegeben. Es sieht so aus, als müsse Rhodan eine wesentliche Rolle bei der Wiederherstellung NATHANs spielen.

Bei beiden Problemen soll ihm ein Spezialisten-Team helfen, das Tolot eigens zusammengestellt hat.

Doch zunächst gilt es, das brennende Nichts in Neu-Atlantis zu löschen, was Cameron, Perry und Jasper mit gemeinsamer Anstrengung und gegen diverse Störversuche – darunter ein durch gezielte Fakenews aufgehetzter Mob – auch gelingt. Just in diesem Moment erscheint Celina vor Ort – ihren Weg dorthin hat eine weitere Handlungsebene beschrieben – und fordert die versprochene Schattenhand ein. Da diese nun allerdings Jasper gehört und der Deal ausdrücklich von Cameron geschlossen wurde, wird sie ihr verweigert.

Damit gibt es nur noch ein brennendes Nichts auf dem Mond und es gilt, NATHAN zu retten. Mal schauen, ob das im Folgeband gelingt.

Fazit: Nichts vernichtet

Lukas liefert erwartungsgemäß ab. Die skurrilen Dialoge starten gleich zu Beginn mit dem Geplänkel zwischen Perry und dem Wachmann und ziehen sich durch das gesamte Heft. Wobei mich brennend interessieren würde, wie der Film Terminator im Perryversum aussieht. Hat James Cameron die Arkoniden und die anstehende Einigung der Menschheit 1984 einfach ignoriert – oder irgendwie in seine Geschichte eingebaut? Hat er sich gar von den Ereignissen in New York zwei Jahre zuvor inspirieren lassen?1

Die Lektüre des Bands macht jedenfalls Laune. Die Dialoge bleiben das ganze Heft über amüsant, es werden herrlich schräge und einfallsreiche neue Figuren eingeführt. Ich hoffe – und bin sicher –, dass wir das Einsatzteam noch oft erleben werden.

Die Handlung ist einigermaßen stringent und bringt die noch offenen Fäden des Zyklus ordentlich auf die Zielgrade – bleibt dabei aber recht überraschungsfrei.

Dass mir die Darstellung von Gesellschaft in der Perry-Rhodan-Serie nicht gefällt, habe ich in der Vergangenheit oft genug ausgeführt, das lasse ich hier einfach mal. Nur soviel: anstatt Parallelen zu heutigen unschönen Phänomenen herzustellen, würde ich mir von einer #ScienceFiction-Serie einen positiv-utopischen Gegenentwurf wünschen. Zeigt doch mal, wie es in einer zukünftigen Gesellschaft, die Krieg, Hunger und Armut überwunden hat, gut und richtig laufen könnte.

Aber vielleicht kommt das ja alles noch im zweiten Teil des Doppelbandes. Bis hierhin gibt’s einstweilen drei von fünf Sternen. ***°°

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  1. Perry Rhodan Band  31 “Der Kaiser von New York”[]

Das Große Nerdlicht-Abecedarium: D

Ein #Abecedarium ist eine muntere alphabetisch sortierte Auflistung von Begriffen – im Grunde ein kleines Lexikon, das sich nicht allzu ernst nehmen muss. Wie geschaffen für eine #Blog-Rubrik. Lest und bestaunt also das Große Nerdlicht-Abecedarium!

Diesmal zum Buchstaben D wie

Datenschutz

Erinnert ihr euch noch, wie die nahende #DSGVO Teile der Blogosphäre in Aufruhr versetzt hat? Wie so oft, war alles nur halb so wild. Dennoch haben wir jetzt alle brav eine Erklärung zum Datenschutz auf unseren Seiten.

DC Comics

#DC ist einer der beiden großen amerikanischen Superhelden-Comicverlage – und zwar der mit Superman, #Batman und Wonder Woman. Wie ich stets betone, ziehe ich den Mitbewerber #Marvel ein kleines Bisschen vor – um dann anzufügen, dass ich eigentlich beide mag.

Denn bei DC1 gibt’s immerhin Batman, der – wenn ich ihn inzwischen auch ein wenig für auserzählt halte – ja wohl der coolste von allen ist. Doch auch die mythologischen Abenteuer von Wonder Woman, die Weltraumepen mit den Lanterns und die magischen Geschichten aus dem Dunstkreis der Justice League Dark haben mich schon immer fasziniert.

Und selbst wenn ich zwischenzeitlich immer mal wieder mit ihm gehadert habe – allen voran fliegt der gute alte Superman, dessen #Comics ich gerade wieder für mich entdecke.

Dorgon

Zu den Besonderheiten des #PerryRhodan-Fandoms zählt sein aktives Fanfiction-Wesen, das zudem sehr wohlwollend von Verlag und Redaktion geduldet und oft sogar gefördert wird. Daher entstehen schon seit Jahrzehnten unzählige Perry-Rhodan-Geschichten und Romane aus der Feder kreativer Fans, bis hin zu ganzen Romanserien.

Eine davon ist Dorgon,2 die seit 1999 unverdrossen beim Perry Rhodan Online Club erscheint. Ich muss gestehen, bis auf ein paar Zusammenfassungen und wenige Kurzgeschichten nie etwas aus dieser Perry-Parallelwelt gelesen zu haben. Trotzdem habe ich Mitte 2024 eine Kurzgeschichte beigesteuert und ein Jahr später sogar meinen eigenen Roman für die Serie fertiggestellt. Band 130 dürfte irgendwann im Laufe des Jahres 2026 erscheinen. Ich werde berichten.

Douglas Adams

Der 2001 verstorbene Douglas Adams zählt zu den fantastischen Autoren, die mich am meisten geprägt haben. Das ist für einen Nerd meiner Generation sicher nichts besonderes – die Anhalter– und die Dirk-Gently-Romane dürften in jeder Gen-X-Bibliothek Standard sein.

Dennoch: Es wird kaum ein Buch beziehungsweise eine Buchreihe geben, die ich öfter gelesen habe, als den Anhalter – nicht umsonst sah ich mich kurz nach Adams’ viel zu frühem Tod genötigt, ihn mit einer kleinen Story (ACHTUNG! Link zu Google Drive!) zu ehren.

Über sein Schaffen als spaßiger #ScienceFiction-Autor hinaus war er ein kluger Beobachter der technischen und gesellschaftlichen Entwicklung. Von ihm stammen so treffende Sätze wie:

“1. Alles, was es schon gibt, wenn du auf die Welt kommst, ist normal und üblich und gehört zum selbstverständlichen Funktionieren der Welt dazu.

2. Alles, was zwischen deinem 15. und 35. Lebensjahr erfunden wird, ist neu, aufregend und revolutionär und kann dir vielleicht zu einer beruflichen Laufbahn verhelfen.

3. Alles, was nach deinem 35. Lebensjahr erfunden wird, richtet sich gegen die natürliche Ordnung der Dinge.”

Duschgedanken

Im Jahr 2024 hatten sich in meinem Kopf und in diversen Notizen ein paar #Duschgedanken angesammelt, die ich dringend einmal ausformulieren musste. Um mich selbst zu zitieren:

Schnapsideen, Fantheorien, unausgegorene Pläne und unbrauchbare Story-Konzepte produziert mein Gehirn noch und nöcher – oft und gern vor dem Einschlafen oder unter der sprichwörtlichen Dusche. Vor einer Weile habe ich angefangen, diese stichwortartig zu dokumentieren. Inzwischen ist genug zusammengekommen, dass es für eine wöchentliche Blogrubrik reichen könnte.

Insgesamt sieben – beziehungsweise acht, da im ersten Post gleich zwei stecken – habe ich in dieser ersten Staffel zusammengetragen. Falls ihr reinschauen mögt: Duschgedanken zum WochenendeWie viele Spocks gibt es?Entenhausen in echtKinderkulturBücher-RemakesFiktive BundesländerSuper Grand Slam

Inzwischen haben sich wieder genug neue Ideen angesammelt, dass bald eine zweite Staffel folgen könnte.

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  1. Das Kürzel steht übrigens für Detective Comics, wie eine der ersten Reihen des Verlags hieß, in der auch Batman das Licht der Welt erblickte. Der volle Name des Verlags lautet also Detective Comics Comics.[]
  2. Erst 2024 habe ich bei einem Con gelernt, dass man “Dorgon” gedehnt auf der zweiten Silbe betont, also “Dorgohn”. Ich hatte bis dahin immer auf der ersten Silbe betont: “Dorrgon”.[]

Perry Rhodan Band 3347 “Entscheidung am Zyklonwall” von Michelle Stern

Wow! Das war spannend! Auch wenn ich diesen #PerryRhodan-Zyklus kaum gelesen habe, hat mich sein Finale begeistert. Wobei das nicht mal das eigentliche Finale war, zwei Hefte kommen schließlich noch, ehe der neue Handlungsabschnitt beginnt. Michelle Stern hat es auf jeden Fall ordentlich krachen lassen. Ehe ich ins Detail gehe, die obligatorische

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Der Würfel ist gefallen

Heldinnen und Helden, Schurkinnen und Schurken sind endlich allesamt im Sternwürfel versammelt, um die letzte große Konfrontation auszufechten. Allen voran steht die Chef-Antagonistin Shrell kurz vor der Vollendung ihres Plans. Sie will die negative Superintelligenz LEUN wiederbeleben, indem sie mittels ausgeklügelter Technik alle Bewusstseine in diesem Raumsektor einsaugt und verschmelzen lässt. Dabei hat sie alles so eingerichtet, dass die Guten nichts dagegen ausrichten können. Der PHOENIX selbst – das aktuelle Heldenraumschiff – hat unerkannt Schadprogramme und sonstige Apparaturen eingeschleppt. Perry, Atlan, Sichu, Bully und Companie sehen keine Chance, den Vorgang aufzuhalten.

Gleichzeitig ist Mausbiber Gucky auf geheimer Mission, um einen seiner Artgenossen aus der Gefangenschaft zu befreien, die er überraschend in dieser Region des Weltraums vorgefunden hat. Eine weitere dieser Artgenossen hat sich an seine Fersen geheftet. Allerdings nicht, um ihm zu helfen. Sie ist auf Shrells Seite und will den Gefangenen sogar töten.

Als Lösung des Haupt-Konflikts kristallisiert sich bald heraus, dass sich die kompromittierte Schiffs-KI des PHOENIX opfern muss. Wenn ihre Hardware erst einmal zerstört ist, können auch die Schadprogramme nicht mehr agieren. Perry und Co. könnten Shrells Bewusstseins-Absaugemaschinen abschalten und der Tag wäre gerettet. Nun handelt es sich aber nicht um irgendeine KI, sondern um ein vollwertiges künstliches Individuum, das als gleichberechtigtes Besatzungsmitglied Freundschaft mit allen anderen geschlossen hat.

Dennoch entscheidet sich Phoenix zum Opfergang – zumal die Chance besteht, dass ein Backup seiner selbst an anderer Stelle überdauern kann.

So scheint am Ende alles gut auszugehen. Shrells Plan scheitert endgültig, die Schurkin kommt dabei ums Leben. Gucky kann den Gefangenen retten und verhindert sogar, dass sich die Mausbiber gegenseitig an den Kragen gehen.

Doch dann geht ganz zum Schluss doch noch etwas schief. Der Sternwürfel droht trotz allem zu kollabieren und in ein schwarzes Loch zusammenzufallen. Die Heldinnen und Helden entkommen weitestgehend rechtzeitig in ihren Raumschiffen, Perry selbst kann sogar durch das brennende Nichts direkt zur Erde springen. Aber was ist mit Gucky?

Es stellt sich heraus, dass der drohende Kollaps nur die Finte eines scheinbaren Verbündeten war. Tatsächlich hat dieser den Sternwürfel mit unbekanntem Ziel versetzt.

Es ist nun an den Heldinnen und Helden – inklusive Phoenix, dessen Backup geklappt hat –, den Sternwürfel – und mit ihm Gucky – wiederzufinden. Fortsetzung folgt.

Fazit: Fulminantes Finale

Ich habe es in meiner Einleitung bereits vorweggenommen: Der Roman hat mir gut gefallen. Die Handlung ist rasant und spannend erzählt und hat mich rundum gepackt – obwohl ich viele Zusammenhänge aufgrund meiner Leselücke nur erahnen kann.

Alle Figuren sind gut getroffen und man kann trotz der vielen wechselnden Handlungsstränge mit jeder mitfühlen. Ich habe – Leselücke, ihr wisst bescheid – Phoenix kaum gekannt und trotzdem um seine Existenz gebangt. Guckys Schicksal berührt mich ohnehin – vor allem, da er jetzt endlich wieder Artgenossen gefunden hat. Wie lange war er jetzt komplett allein als einziger seiner Art? 2000 Jahre? 3000? Ich freue mich sehr für den Kleinen.

Der verschrobene knurrige Bully gefällt mir auch außerordentlich, zumindest in diesem Roman wird er sehr interessant in Szene gesetzt. Und zu meiner aller größten Freude ist Anzu Gotjian wieder da, meine Lieblingsfigur aus dem Chaotarchenzyklus. Und sie spielt sogar eine nicht unerhebliche Rolle bei der Überwindung der Schurkin Shrell.

Doch, das war alles sehr gut. Endlich kann ich wieder vier von fünf Sternen an einen Perry-Roman vergeben. Danke Michelle Stern! ****°

Nerdlicht früher: Podcast, Linkliste und Batman

Auf meinem #Blog haben sich seit 2007 etliche Artikel angesammelt. Wie ich finde, kann man ein paar davon immer noch gut lesen. Grund genug für eine unregelmäßige #Retro-Rubrik.

Vor fünf Jahren haben @Rpunkt und ich unserem #Podcast mit dem schönen Namen #Eskapedia vom wunderbaren @adrianvom ein neues Gesicht verpassen lassen. Vor zehn Jahren gab’s hier noch meine eskapistischen Links.1 Und vor 15 Jahren habe ich mich für #Batman begeistert.2

Aber lest selbst:

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  1. keine Sorge, die Links sind frisch gecheckt und funktionieren noch[]
  2. Meine Sicht auf den Dunklen Ritter hat sich inzwischen etwas gewandelt – begeisternd finde ich seine Geschichten aber noch immer.[]

Perry Rhodan Band 3346: “In den Katakomben von Rugyra” von Wim Vandemaan

Wim Vandemaan zählt zu meinen absoluten Lieblings-Autoren der #PerryRhodan-Serie. Sein Ansatz, #ScienceFiction-Themen und Rhodan-Lore anzugehen, hat mir stets besonders zugesagt. Die manchmal skurrilen jedoch immer interessanten Figuren würzen und beleben all seine Geschichten enorm. Ob ich dies auch bei seinem aktuellen Roman in der Endphase des PHOENIX-Zyklus so empfinde, erfahrt ihr nach der

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Sternen- und Nanitenschwärme

Schauplatz der Handlung ist die ferne Agolei. Diese Sternenregion ist unfassbare 240 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt.1 Die Schurkin Shrell hat unsere Heldinnen und Helden um Perry Rhodan, Sichu Dorksteiger und Atlan hierhergezwungen, wo sie nun den kosmischen Geheimnissen der Gegend auf die Schliche kommen.

Einige Galaktiker befinden sich auf der Welt Rugyra, die von der seit kurzem tödlichen Strahlung der Sonne Wyco heimgesucht wird. Meghan Ontares ist mit einigen Wycondern an der Oberfläche unterwegs, um nach Überlebenden zu suchen und diese zu behandeln. Sichu Dorksteiger befindet sich tief im Inneren der Welt bei den Ordensleuten der Datenkunde und forscht dort nach den historischen Ursprüngen der hiesigen Gegebenheiten.

Da die Behandlung der sterbenden Wyconder an der Oberfläche den Tod nur aufschiebt und die Medikation längst nicht für alle reicht, beschließt man, sie in die Katakomben zu bringen, die offenbar vor der Strahlung Schutz bieten. Der Orden weigert sich zunächst, seine heiligen Kavernen zu öffnen, beugt sich dem Druck der Überlebenswilligen dann aber doch.

Sichu hadert derweil mit ihrem neuen Körper. Die alternde Ator hat in einem der vergangenen Hefte den Nanitenschwarm eines Crewmitglieds übernommen, der sie nun am Leben hält und einen Großteil2 ihres Körpers ausmacht. Existenzielle Fragen nach ihrer Identität und ihrem Bewusstsein halten sie jedoch nicht davon ab, weiter an der Geschichte der Agolei zu forschen.

Nach ihren Erkenntnissen war die Agolei vor langer Zeit eine ganz normale Spiralgalaxie, in der die Kosmischen Mächte einen Sternenschwarm konstruieren ließen. Der Bau wurde sabotiert, was schließlich dazu führte, dass die Sterneninsel in das ewig lange Sternenband zerrissen wurde, das heute zu beobachten ist. Der Sternwürfel und/oder die Region 5-5-53 scheinen demnach ein Relikt des Schwarms zu sein – beziehungsweise wurden sie mit Schwarmtechnologie konstruiert.

In diese abgeriegelte Sternenregion versuchen Rhodan, Atlan und weitere Heldinnen und Helden mit dem PHOENIX vorzudringen – verfolgt von Shrell, die dabei sein möchte. Denn nach ihrem Plan soll ein manipuliertes Aggregat an Bord des PHOENIX die Wiederbelebung der Superintelligenz LEUN auslösen – indem alle Lebewesen im Umkreis vergeistigt und dem Bewusstsein von LEUN hinzugefügt werden.

Im Grunde dasselbe, was Perry einen Zyklus zuvor mit ES vorhatte.4

Fazit: Existenzielle Erkenntnisse

Alles in allem ein runder Roman, der die Meta-Handlung des Zyklus auf seiner Zielgeraden hält und ordentlich voranbringt. Das wird alles sehr solide vorgetragen und die Rettung der Wyconder verpasst dem Band zudem einen spannenden und relevanten eigenen Plot.

Mit dem Fokus auf Sichu Dorksteiger und ihrer existenziellen Krise als transhumanistisches Geschöpf blitzt Vandemaans Talent für tiefgründige SF-Themen und detaillierte Würdigung des PR-Lore kurz auf. So ganz scheint er sich selbst aber nicht von der Kette zu lassen.

Ich freue mich jedenfalls sehr, wenn Sichus Herkunft beleuchtet beziehungsweise nicht vergessen wird. Sie auf ihre Rolle als Wissenschaftlerin und Perrys Partnerin zu reduzieren, ist mir immer etwas zu wenig.5

Ihre Selbstzweifel als nunmehr künstliches Geschöpf hätten gern etwas mehr Raum einnehmen können – immerhin war das das einzige echte SF-Thema in dem Roman. Mir zumindest schien sie zu schnell ihren Frieden damit gemacht zu haben, schließlich wäre das doch ein hervorragender interner Dauerkonflikt, der Sichu ein bisschen mehr Tiefe verleiht. Aber womöglich hat sie sich nur für die aktuelle Mission zusammengerissen und da kommt noch was.

Ich habe den Roman gern gelesen, für einen Vandemaan war er mir aber einen Hauch zu routiniert. Wohlmeinende drei von fünf Sternen soll er dennoch haben: ***°°

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  1. Dermaßen weit entfernte Handlungsorte kommen in der Perry-Rhodan-Serie allerdings häufiger vor.[]
  2. Ich habe besagtes Heft aufgrund meiner Leselücke übersprungen und bin daher nicht ganz sicher, wie es sich mit Sichu nun genau verhält. Die Beschreibung in diesem Band ist nicht ganz eindeutig.[]
  3. Da bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob diese Begriffe synonym sind – oder ganz unterschiedliche Dinge beschreiben. Leselücke halt.[]
  4. naja, so ähnlich[]
  5. Wobei sich da die meisten Autorinnen und Autoren redlich Mühe geben.[]

Schreibmonat Oktober 2025

Den #NaNoWriMo gibt’s bekanntlich nicht mehr – ich habe berichtet – dafür ist jetzt der #Schreibmonat am Start. Sowohl um die schöne neue Plattform von @Rpunkt zu testen, als auch um meine #Schreibdinge wieder voranzubringen, starte ich hiermit eine kleine Schreibchallenge.

Mette kocht

Es ist nicht Wildes geplant, ich schätze, es werden so um die 3.000 Wörter für ein Projekt, das uns1 schon eine Weile im Kopf herumspukt. Und zwar denken wir schon länger über ein Mette-vom-Mond-Koch- und Backbuch nach, quasi als kleine Fortsetzung für das #Kinderbuch, das wir 2023 veröffentlicht haben.2

Mein Ziel in diesem Monat ist, die Rahmenhandlung zu schreiben, die als Vor- und Nachwort die Rezepte einklammern soll – vielleicht sogar am Schluss mit einer Staffelübergabe an ein gewisses Weltraumtier. Mal sehen.

Wer mag, kann hier den Fortschritt meiner Bemühungen verfolgen:

Schreibmonat Oktober | Mette vom Mond: Das Koch- und Backbuch

Und das erste Abenteuer von #Mette kann man hier bestellen:

“Mette vom Mond” von Finn Mühlenkamp mit Illustrationen von Sina Loriani

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  1. meiner Frau und mir – und ein bisschen auch Robert[]
  2. “Richtige” Fortsetzungen sind irgendwo fern am Horizont auch geplant: “Mette vom Mars” und “Mette von der Milchstraße” – um die obligatorische Trilogie voll zu machen.[]

Perry Rhodan Band 3345: “Der 50-Jahres-Plan” von Andreas Eschbach

Ich bin mit dem PHOENIX-Zyklus der #PerryRhodan-Serie, der Ende des vergangenen Jahres gestartet ist, nicht so recht warmgeworden und habe meine Erstauflagenlektüre eine Weile pausiert. Nun, da er sich seinem Ende nähert, dachte ich, ich lese mal wieder rein – zumal der traditionelle Gastroman von Bestsellerautor Andreas Eschbach ansteht.

Was bisher geschah

Ich habe keine Ahnung. Nun, das stimmt nicht ganz. Auch wenn ich mehr als 30 Hefte übersprungen habe, ist mir zumindest der Auftakt zu diesem Handlungsabschnitt vertraut. Die drei ersten Hefte “Terra muss fallen“, “Die Krone von Terrania” und “Das Geschenk der Leun” haben den Ausgangspunkt der aktuellen Metahandlung wie folgt geschildert:

Ein außerirdisches Raumschiff landet auf der Erde, bittet um Asyl und bleibt dann 50 Jahre lang auf dem Raumhafen stehen, ohne dass sich die Besatzung blicken lässt. Just als Perry Rhodan sein neues intergalaktisches Raumschiff PHOENIX präsentiert, offenbart sich die Kommandantin des inzwischen “Geisterschiff” getauften Raumfahrzeugs. Sie stellt sich als eine Leun mit Namen Shrell vor, verübt einen fürchterlichen Terroranschlag und fordert, dass Rhodan in ihre weit entfernte Heimat aufbricht, um dort seinen alten Freund Reginald Bull zu töten.

So weit, so … rätselhaft. Aber durchaus auch spannend. Nach einem kurzen Päuschen bin ich mit “Die Schattenhand” nochmals für drei Hefte dabeigeblieben, habe mich dann aber aus unterschiedlichen Gründen vorerst verabschiedet.

Doch nun ist es Zeit, meine ewige On-off-Beziehung mit der längsten #ScienceFiction-Serie der Welt wieder auf on zu stellen. Welcher Moment wäre besser geeignet, als die Veröffentlichung des neuen Gastromans von Andreas Eschbach? An dieser Stelle erst einmal eine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: War alles ganz anders

Wir befinden uns in der Agolei, jener unfassbar weit entfernten Sternenregion, aus der die Schurkin Shrell stammt und die Perry Rhodan inzwischen mit dem PHOENIX erreicht hat. Shrell und ihre Begleiterin, die mausbiberähnliche Yilad, versuchen – wie offenbar alle Protagonisten – den kaum zugänglichen Sektor 5-5-5 zu erreichen, in dem die finale Konfrontation und Auflösung aller Konflikte stattfinden soll.

Dafür müssen sich Shrell und Yilad zunächst aus der Gewalt einer feindlichen lokalen Fraktion befreien, ein Raumschiff kapern, sich durch Gravitationsstürme und eine Raumschlacht kämpfen und schließlich einen Durchlass nach 5-5-5 finden. Für Shrell ist es besonders wichtig, dass auch der PHOENIX diese Hürden unbeschadet überwindet. Warum, erklären uns die eingestreuten Rückblenden.

Darin erfahren wir, wie sie vor über 50 Jahren die Agolei verlassen hat, um in der Milchstraße nach Perry Rhodan zu suchen – und es wird offenbart, warum sie geschlagene 50 Jahre auf der Erde ausgeharrt hat, anstatt Rhodan sofort zu entführen und wieder mit ihm zu verschwinden. Die technischen Möglichkeiten dafür hätten ihr durchaus zur Verfügung gestanden.

Kurz nach ihrer Ankunft in der Milchstraße stößt sie nämlich durch einen absurden Zufall auf die geheime Forschungsstation eines schurkischen Rüstungskonzerns, der dort mit illegalen Waffensystemen experimentiert. Parallel arbeitet man an einem Langzeitplan, der nichts Geringeres als die Machtübernahme im Sternenreich der Menschen zum Ziel hat.

Die hiesigen Schurken erkennen schnell, dass die externe Schurkin Shrell mit ihrer äußerst fortschrittlichen Technik für diese Pläne von großem Nutzen sein kann. Man würde Rhodan durchaus ganz gern eine Weile vom Hof haben – nur halt noch nicht jetzt, da sich die Pläne in einem sehr frühen Stadium befinden. Vielleicht in ein paar Jahrzehnten.

Da trifft es sich gut, dass man in der Forschungsstation gerade an einer streng verbotenen Waffe zur Gedankenkontrolle forscht – der legendäre arkonidische Psychostrahler aus der Frühzeit der Serie. Damit gelingt es, Shrell unter Kontrolle zu bringen und zu dem rätselhaften Verhalten zu drängen, das wir aus Heft 3300 kennen.

Da Shrells eigene Pläne weitgehend konform gehen, lässt man sie in gewissen Grenzen auch daran arbeiten. Unter anderem installiert sie im PHOENIX ein Aggregat, das sich aktiviert, sobald das Schiff dereinst 5-5-5 erreicht, und einen Vorgang auslöst, der Shrells eigentliches Ziel darstellt.

Ach ja, der Psychostrahler bleibt die ganze Zeit ein nicht reproduzierbares Einzelstück und wird am Ende der 50 Jahre wieder zerstört – somit verschwindet dieses stets als zu übermächtig erachtete Artefakt wieder aus der Serie.

Fazit: Undankbare Aufgabe

Hm. Ja. Was soll ich sagen? Fangen wir so an: Handwerklich ist der Roman in allen Belangen einwandfrei, wie es von einem Profi wie Eschbach nicht anders zu erwarten ist. Darüber hinaus ist es schwierig, einen Fortsetzungsroman nach meiner Leselücke angemessen zu beurteilen.

Ich bin dennoch ziemlich sicher, dass Shrells absurd lange Wartezeit auf der Erde in diesem Heft erstmals erklärt wird. Selbst wenn das von Anfang an so vorgesehen war, habe ich persönlich das weniger als Offenbarung eines großen Geheimnisses denn als nachgeschobene Erklärung für eine Ungereimtheit empfunden.

Und dann erinnert mich der böse verschwörerische Rüstungskonzern auch wieder zu sehr an die Lichtbringer des vorangegangenen Zyklus, mit denen ich auch schon nichts anfangen konnte. Dennoch hat der Autor seine Aufgabe wie gesagt hervorragend umgesetzt und einen spannend zu lesenden Roman abgeliefert.

Die große Begeisterung, die ich sonst bei Eschbach-Gastromanen empfinde, hat sich diesmal jedoch nicht einstellen wollen. Aber vielleicht muss ich mich auch erst einmal wieder in die Serie reinlesen. Immerhin soll es drei von fünf Sternen von mir geben. ***°°

Podcast: 50 Folgen Nerds at Work

Vorletzte Woche ist die 50. Folge des munteren Wissenschaftspodcasts “Nerds at Work” erschienen. Wie gewohnt plaudern darin Dr. Jens Foell und Dr. Christian Scharun über allerlei Amüsantes aus der Welt der #Wissenschaft – wobei sie immer sehr fundiert und oft auch mit dem nötigen Ernst zugange sind.

Der wunderbare @Rpunkt hat bereits die ultimative Lobhudelung formuliert.1 Dennoch ist es mir ein Bedürfnis, den feierlichen Anlass ebenfalls mit einem Artikelchen zu würdigen.

Ig-Nobelpreise zur Goldenen Hochzeit

Ein Schwerpunkt der goldenen Hochzeitsfolge ist die Verleihung der Ig-Nobelpreise. Diese alljährliche Preisverleihung für Forschung, die “zunächst zum Lachen und dann zum Nachdenken” anregt, scheint bei Podcastern mit dem Vornamen Jens besondere Begeisterung hervorzurufen. Ich zumindest fühlte mich angenehm an unsere einstigen #Ausgespielt-Sendungen erinnert, bei denen “unser” Jens alljährlich über die Preisverleihung referierte – zuletzt im Jahre 2021.2

Wissen ja viele nicht

Auch wenn ich @fMRI_guy – oder vielmehr sein Schaffen – mindestens seit seinem Buch “Foellig nerdiges Wissen”3 kenne und schätze, bin ich erst vor zwei, drei Monaten auf diesen #Podcast aufmerksam geworden. Seitdem war und ist es mir eine große Freude, beim Pendeln in der U-Bahn die meisten der inzwischen 51 Folgen nachzuhören.

Ich liebe es, dem nerdigen Geplauder der beiden Doktores zu lauschen. Zumal sie damit den zuletzt etwas inflationär gebrauchten Nerd-Begriff wieder mit seinem ursprünglichen Sinn füllen: Sich detailreich und mit großer Begeisterung über wissenschaftliche und popkulturelle Themen auszutauschen und dabei stets neugierig und offen für neue Erkenntnisse zu bleiben.

Grüße gehen raus

Frei nach Mai Thi Nguyen-Kim ist dies also definitiv mein Lieblingspodcast – nach den Sternengeschichten von Florian Freistetter versteht sich.

Wenn ich mir als Hörer etwas wünschen dürfte, dann vor allem, dass es noch zahllose Episoden geben möge. Um Themen sind die beiden sicher nie verlegen – aber vielleicht haben sie ja mal Lust, sich in die Moshpit-Wissenschaft zu vertiefen.4

Glückwunsch zum ersten Geburtstag!

In dieser Woche – genaugenommen morgen – können wir uns auch schon auf die 52. Folge “Nerds at Work” freuen. Das bedeutet, dass dieser Podcast erfolgreich sein erstes Jahr bestritten hat. Da kann man doch gleich wieder gratulieren: Herzlichen Glückwunsch Jens und Christian!

Und wer es noch nicht getan hat, möge jetzt flugs den Podcast abonnieren!

Nerds at Work – Was sagt die Wissenschaft?

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  1. Dabei hat er zudem wissenschaftlich belegt, dass es sich eigentlich um einen Film-Podcast handelt.[]
  2. Zugegeben: Das geht allerhöchstens als anekdotische Evidenz durch.[]
  3. Lesebefehl![]
  4. Wenn ich dreist wäre – was ich nicht bin – würde ich vielleicht fragen, ob sie mal mein Kinderbuch “Mette vom Mond” auf seine WissKomm-Tauglichkeit abchecken könnten. Aber nee, das trau ich mich nicht.[]

Der NaNoWriMo ist tot. Es lebe der Schreibmonat!

Mit etwas Verspätung bin ich kürzlich über die traurige Nachricht gestolpert, dass es den #NaNoWriMo nicht mehr gibt – zumindest wurde die offizielle Seite des National Novel Writing Month1 nebst angeschlossener Community eingestellt.

Die Hintergründe mögen vielfältig sein und tun hier nichts zur Sache. Ich bin jedenfalls ein bisschen traurig, dass es diese schöne Plattform nicht mehr gibt. Auch wenn ich den angestrebten 50.000 Wörtern nicht ein einziges Mal nahegekommen bin, hat mich die Seite in den Novembern der letzten Jahre immer sehr motiviert. Und es war stets ein Quell der Freude und Inspirationen, sich mit Gleichgesinnten austauschen und zu messen.

All das kann man natürlich auch alleine beziehungsweise ohne eine solche Plattform organisieren und durchziehen. Der Gamification-Aspekt mit Statistiken und Badges ist aber das nicht zu unterschätzende Tüpfelchen auf dem i.

So dachte auch mein Lieblingsverleger und Schreibkumpan @Rpunkt und hat – wie es seine Art ist – einfach eine neue Plattform gebastelt. Und da man ja nicht nur im November schreiben sollte, heißt das ganze #Schreibmonat und kann ab sofort beta-getestet werden:

Schreibmonat.de

Also: Flugs einen Account gemacht und das erste Schreibprojekt für den kommenden Monat angelegt! Wir sehen uns dort.

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  1. Ihr wisst schon: Jeden November fordern sich Schreibende selbst heraus, in 30 Tagen 50.000 Wörter zu schreiben.[]

1984: Winston und Julia

Vor einiger Zeit empfahl Florence Gaub1 in einem #Podcast den Roman “Julia” von Sandra Newman aus dem Jahr 2023. Er ist eine Neuerzählung des 55 Jahre älteren Dystopie-Klassikers “1984” von George Orwell aus Sicht eben jener Julia, im Original die weibliche Nebenfigur und Loveinterest des Protagonisten Winston Smith.

Zu der Empfehlung gehörte der Tipp, zuvor noch einmal “1984” zu lesen, um die Neuerzählung gebührend würdigen zu können. So habe ich es gehalten und kann nun ausführlich berichten.

Nineteen Eighty-Four: Überschätzter Klassiker?

Zunächst muss ich gestehen, Orwells Buch nie zuvor ganz gelesen zu haben. Ja, ich habe immer ungefähr gewusst, worum es geht,2 trage eine ganz blasse Erinnerung an die Verfilmung von 1984 mit mir herum – und kenne noch ein paar Passagen aus dem Englischunterricht, diversen popkulturellen Zitaten und bemühten Anspielungen in politischen Diskussionen.

Dennoch setze ich die detaillierte Handlung mal als bekannt voraus. Im Groben ist sie schnell zusammengefasst: Winston Smith lebt im stalinistisch-sozialistischen England des Jahres 1984, nunmehr Teil eines Staatengebildes namens Oceania. Aus Sicht des Autors, der das Buch 1948 geschrieben hat, ist das titelgebende Jahr eine Schreckensvision der Zukunft. Er beschreibt diesen Staat als perfektioniertes Überwachungs- und Terrorregime, in dem die alleinherrschende Partei Ingsoc bestimmt, was wahr ist. Das einfache Parteimitglied Smith verzweifelt an diesem staatliche Lügengebilde – obwohl, oder gerade weil er daran mitarbeitet – und beginnt mit seinen bescheidenen Mitteln zu rebellieren, indem er die vorgegeben Wahrheit hinterfragt und nach Gleichgesinnten Ausschau hält. Dabei gerät er zum einen an die unbekümmerte Julia, die eher nach körperlicher Freiheit strebt und mit der er eine Beziehung eingeht. Und zum andern an den Parteifunktionär O’Brien, in dem er einen Seelenverwandten vermutet.

Letztlich ist sein Streben nach Wahrheit und Rebellion aber zum Scheitern verurteilt. Die Macht der Partei ist so allumfassend, dass selbst der Widerstand gegen sie Teil ihres Lügengebäudes ist. Smith muss erkennen, dass seine bescheidene Rebellion von Anfang an überwacht und sogar orchestriert worden ist. O’Brien ist schließlich sein Folterknecht, der ihn soweit bricht, dass er die imaginierte Wahrheit der Partei aus voller Überzeugung annimmt.

Mit dieser bedrückenden und erschreckend realitätsnahen Darstellung eines schier unüberwindlichen totalitären Systems ist Orwell durchaus ein Klassiker gelungen – auch wenn ich sagen muss, dass mir Animal Farm wesentlich besser gefällt, sowohl literarisch als auch in Sachen Totalitarismuskritik.

Dennoch: Man muss sich nur ein wenig mit Stalin oder den Aktivitäten des MfS befassen, um zu sehen, dass Orwells Beschreibungen in all ihrer Absurdität nur sehr milde Übertreibungen tatsächlicher Verhältnisse sind. Sowohl Weltenbau als auch seine Kernbotschaft sind ihm bei 1984 also sehr gut gelungen.

Auch einige Handlungselemente haben zu Recht ikonischen Status errungen. Man denke nur daran, wie O’Brien beim Verhör Winston davon überzeugt, vier Finger zu sehen, obwohl er ihm nur drei zeigt – großartig zitiert in der #StarTrek TNG-Doppelfolge “Chain of Command”.

Schaut man sich zum Beispiel bei Goodreads die Reviews zu dem Buch an, schwanken sie zwischen euphorischer Begeisterung für den Klassiker und Ein-Sterne-Bewertungen mit dem knappen Kommentar – ich zitiere – “frauenfeindlicher Mist”. Letzteres ist ehrlich gesagt nicht ganz von der Hand zu weisen.

So ergeht sich Winston mehrfach in Gedanken in Gewaltfantasien gegen Frauen. So will er Julia zunächst den Schädel einschlagen, als er noch denkt, dass sie ihm nachspioniert. Männern gegenüber – auch gefährlichen – hat er solche Fantasien nicht. Die Figur der Julia bleibt in der ganzen Geschichte kaum mehr als ein Objekt, warum sie sich Winston hingibt wird nur wenig hinterfragt, die Beziehung der beiden bleibt körperlich, Winstons intellektuelle Bedürfnisse darf Julia nicht befriedigen. Orwell lässt sie bei Gesprächen abwinken oder sogar einschlafen.

Das gehört natürlich alles zur Kernbotschaft: In einer solchen Gesellschaft kann man keiner vermeintlichen Wahrheit trauen und ist letztlich immer mit seinen Gedanken und Zweifeln allein. Alle, die einem wohlgesonnen erscheinen, stellen sich schließlich als Agenten und Folterknechte des Systems heraus. Aber das hätte man auch weniger frauenfeindlich umsetzen können.

Und doch bleibt der Text wertvoll, wenn man ihn entsprechend einordnet. Und diesen Versuch hat Sandra Newman mit ihrer Neuerzählung unternommen.

Julia: Gelungene Neuinterpretation oder ambitionierte Fanfiction?

Natürlich macht Newman etwas mehr, als nur die bekannte Geschichte aus einer anderen Perspektive zu erzählen. Selbstverständlich erhält Julia eine ausführliche Hintergrund- und Vorgeschichte sowie einen Nachnamen.3 Zudem wird ihre Geschichte zum Ende noch etwas weitererzählt – und mit ihr die Geschichte des Staates Oceania.

Daher werde ich hier etwas genauer auf den Inhalt eingehen und platziere sicherheitshalber eine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Julia Worthing ist einfaches Ingsoc-Parteimitglied und arbeitet als Mechanikerin im Ministry of Truth. Auch wenn sich ihre Begeisterung für das System in Grenzen hält, hat sie sich damit arrangiert und Wege gefunden, sich kleine individuelle Freiheiten zu nehmen. Sie engagiert sich in der Partei, läuft bei Kundgebungen und Sondereinsätzen voran und gibt sich nach außen als hundertzehnprozentig Überzeugte. Daneben tummelt sie sich auf den Londoner Schwarzmärkten, verdient sich mit inoffiziellen Reparaturjobs Geld dazu, ist Drogen nicht abgeneigt und lebt ihre Sexualität entgegen der prüden Regeln des Regimes aus.

Wir erfahren, wie ihr Alltag zwischen Frauenwohnheim und Ministerium abläuft und bekommen nach und nach ihre Kindheit und Jugend erzählt. Demnach ist sie auf dem Lande aufgewachsen, in einer Region, in die in Ungnade gefallene Parteimitglieder ins Exil geschickt worden sind. Ihre Eltern gehörten dazu – und das Idyll dieser Jugend auf dem Land verliert schnell seine anfängliche Beschaulichkeit.

Sowohl die Rückblenden als auch die Alltagsbeschreibungen stellen den Schrecken des stalinistischen Ingsoc-Systems dar – mit verstärktem Fokus darauf, wie Frauen ihn erleiden. Was Winston nie richtig wahrgenommen hat, erlebt Julia am eigenen Leib. Denn natürlich wird auch dieses Regime von Männern dominiert, die sich aus ihren Machtpositionen heraus gegenüber Frauen so gut wie alles herausnehmen können. Das wird alles sehr eindringlich und leider realitätsnah geschildert.

Die Affäre mit Winston wird etwas konstruiert hergeleitet, wobei die Autorin aber kaum eine Wahl bleibt, schließlich wirkt das ganze im Originaltext reichlich mysteriös.

Ursprünglich nimmt Julia den Parteigenossen kaum wahr, hält ihn für einen verschrobenen Eigenbrötler – so, wie er sich dem Leser des Originals ja auch präsentiert. Der “Ich liebe dich” Zettel stammt hier ursprünglich von einer jungen Mitbewohnerin des Frauenwohnheims, die für Julia schwärmt. Die Übergabe an Winston ist eine spontane ungeplante Aktion im Schmerzmittelrausch.

Der weitere Ablauf folgt dann recht genau der Vorlage, wobei die geänderte Perspektive recht erfrischend ist und die Verschrobenheiten von Winston gut einordnet. Dann wird Julias im Original undefinierte Rolle in dem Spiel um Winstons Untergang aber genauer festgelegt – auch das naheliegend, schließlich ist sie hier die Hauptfigur.

Auch sie wird von O’Brien eingespannt, allerdings nicht als vermeintliche Mitverschwörerin, sondern als Agentin der Thought Police mit dem Auftrag, nicht nur Winston, sondern auch andere Mitglieder seiner Abteilung zu ver- und der Verbrechen gegen die Partei zu überführen. Auch bei ihr verfängt O’Briens manipulativer Charme – ohnehin hat sie in diesem System keine Wahl – und sie füllt diese Rolle folgsam aus.

Nach Winstons Verhaftung ergeht es ihr jedoch kaum besser als ihm. Auch sie wird festgesetzt und nahezu derselben Tortur ausgesetzt. Am Ende bekommt sie sogar Winstons Rattenkäfig aufgesetzt, nachdem dieser in letzter Verzweiflung geschrien hat, dass man ihr all dies antun möge.

Ab da verlaufen die Dinge etwas anders, als es vor allem der Grundton der Vorlage vorgibt. Denn das ausweglos erscheinende grausame Schicksal Julias und der gesamten Gesellschaft scheint sich auf einmal in Richtung eines Happy Ends zu entwickeln. Julia wird in Raum 101 nicht vollständig gebrochen, sie hält O’Brien so lange hin, dass er sie aus Zeitgründen – der nächste Delinquent ist an der Reihe – unvollendeter Dinge ziehen lassen muss. Natürlich verlässt sie das Ministry of Love mit schweren Verletzungen und tiefen seelischen und körperlichen Narben – sowie einer noch ausstehenden Exekution. Sie behält allerdings ausreichend Kraft und Überlebenswillen, um im letzten Abschnitt des Romans die Flucht aus London zu wagen.

Denn kurz nach ihrer letzten Begegnung mit Winston, wie wir sie aus dem Original kennen, beobachtet sie, wie die Stadt zunehmend abgeriegelt wird. Gerüchte sprechen von Rebellen, die auf die Stadt zumarschieren. Durch einen Trick und reichlich Glück kann die aus der Stadt entkommen und begegnet am Ende nicht nur den Rebellen, sondern kann im bereits besetzten Kristallpalast von Big Brother sogar einen Blick auf den uralten und senilen Diktator werfen.

Ganz am Schluss kommt es noch einmal zu einem Twilight-Zone-Moment, als sie bei der Rekrutierung für die Rebellenarmee denselben verstörenden Fragebogen vorgelesen bekommt, den O’Brien zuvor Winston und ihr aufgesagt hatte.

Durch diesen letzten Teil bin ich in meinem abschließenden Urteil etwas zwiegespalten. Bis zu Julias Freilassung finde ich das Buch ganz hervorragend und halte die Ergänzungen und Erweiterungen für eine Bereicherung von Orwells Ideen. Zumal das alles sehr flüssig zu lesen ist, ich habe beide Romane verhältnismäßig schnell durchgeschmökert.

Bei dem Schlussteil mit dem vermeintlichen Happy End bin ich mir nicht ganz einig. Er ist genauso gut geschrieben, wie der gesamte Roman und die Ereignisse fügen sich durchaus schlüssig in das Gesamtbild ein. Es fühlt sich insofern auch nicht weniger “realistisch” an, als die Vorlage, als dass es in Wahrheit das Schicksal jeder Tyrannei ist, irgendwann zu scheitern und zu fallen. Selbst die Entzauberung von Big Brother, der eine richtige Identität und sogar einen Namen erhält, fügt sich in die Reihe der historischen Vorbilder ein.

Daher kann ich die vereinzelten kritischen Äußerungen in Richtung “Fanfiction” – sofern sie nicht eigentlich misogyn motiviert sind – durchaus verstehen. Aber ich habe so eine Ahnung, dass man Sandra Newman mit einem solchen Urteil vorschnell auf den Leim geht.

Es ist bekanntlich eine Kernbotschaft des Originalromans, dass man keiner einzigen Behauptung, die von der Partei kommt, trauen kann. Und nicht mal denen, die von ihren Gegnern kommen, da auch diese letztlich von Ingsoc stammen. Ist Oceania wirklich eine Weltmacht, die sich über die britischen Inseln, Nord- und Südamerika, Südafrika und Australien erstreckt? Gibt es die anderen Weltmächte Eastasia und Eurasia überhaupt – und befindet sich Oceania wirklich mit ihnen im Krieg? Gibt es die rebellische Brotherhood und ihren Anführer Goldstein? Und ist Big Brother eine reale Person, die jemals existiert hat? All das wissen wir nicht, da Winston keine Möglichkeit hat, irgendetwas davon zu verifizieren. Er zweifelt sogar das Datum an und kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es wirklich gerade 1984 ist.

Im Roman Julia wird aus der Perspektive der Heldin ein bisschen mehr Sicherheit über den Stand der Dinge vermittelt. Im Gegensatz zu Winston kommt sie aber auch ein bisschen mehr rum, hat ihre Kindheit und Jugend außerhalb Londons verbracht, verkehrt mit Proles und hat generell mehr sozialen Kontakt als ihr Liebhaber. Und schließlich ist ihr – das wird bereits bei Orwell etabliert – relativ egal, wie vertrauenswürdig Informationen sind.

Insofern ist der Eindruck, dass die von der unbekümmerten Julia beschriebenen Ereignisse wirklich das sind, was sie scheinen, womöglich trügerisch. Wer sagt, dass der alte Mann wirklich Big Brother ist und dass die Rebellen wirklich die sind, die sie behaupten? Julia will das an diesem Punkt glauben – aber ist es wirklich so?

Mit dem Twilight-Zone-Ende will Newman solche Zweifel offensichtlich noch mal schüren. Hundertprozentig gelungen ist das selbst für einen wohlmeinenden Leser wie mich jedoch nicht. Ich mag das Buch in seiner Gänze, kann aber verstehen, wenn die eine oder der andere, das Ende schwach findet.

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  1. Lest ihr Buch “Zukunft: eine Bedienungsanleitung”![]
  2. Ich habe fast alle Literaturklassiker zu Hause am Abendbrottisch zusammengefasst bekommen – meine Eltern waren Lehrer.[]
  3. Worthing[]

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Flagle: Wordle für Vexillologen

Neuzugang in meiner #Games-Routine: Bereits vor einem Monat hat der wunderbare Dr. Christian Scharun – unter anderem kongenialer #Podcast-Partner des nicht minder wunderbaren @fMRI_guy – drüben bei #Bluesky auf das Flaggenratespiel Flagle hingewiesen.

Als alter Hobby-Vexillologe1 ist das natürlich genau mein Ding. Seitdem rate ich Tag für Tag tapfer die Flagge des Tages – und finde sie oft sogar raus. Falls ihr auch möchtet:

Flagle – Guess the hidden flag in six tries

Lieblingsflagge

In dem Zusammenhang: In einer Nerds-at-Work-Folge2 sagte Christian, dass die Flagge von Mauritius seine Lieblingsflagge sei. Eine sehr nachvollziehbare Wahl, wie ich finde. Auch wenn sie die heraldischen Regeln nicht ganz beachtet,3 ist die schlichte Tetrakolore4 wirklich sehr hübsch, einfach gehalten und trotzdem unverwechselbar.

Das hat mich daran erinnert, dass ich als Kind immer die griechische Flagge am schönsten fand – obwohl ich bis heute die da war. Einfach aus ästhetischen Gründen. Und ihr so?

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  1. “Fahnen und Flaggen” war immer eines meiner liebsten Was-Ist-Was-Bücher[]
  2. über meinen “neuen” Lieblingspodcast – nach den Sternengeschichten versteht sich – berichte ich alsbald noch einmal gesondert[]
  3. Farbe und Metall, nä?[]
  4. Oder sagt man Quadrokolore?[]

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