Der dritte #PerryRhodan-Roman des neuen PHOENIX-Zyklus stammt erneut aus der Feder von Oliver Fröhlich und behandelt endlich ein #ScienceFiction-Thema – obendrein sogar mein aktuelles Lieblingsthema künstliche Intelligenz. Doch bevor ich mehr verrate, erfolgt die
WARNUNG VOR DEM SPOILER
Zusammenfassung: Schnitzeljagd durchs Sonnensystem
Die leitende Ingenieurin Dr. Barstow, der Chefpositroniker Zhobotter und ihr Team untersuchen das “Geschenk” der Terroristin Shrell, das eigentlich das Raumschiff PHOENIX in die Lage versetzen soll, die geforderte weite Reise zu schaffen. Das goldene Ei birgt jedoch nur einen Datenträger mit den genauen Koordinaten der Zielregion – bis man auf der Oberfläche des Behälters weitere Daten entdeckt, die Koordinaten im Kuipergürtel des Sonnensystems beschreiben. Dort verbirgt sich eine geheime Basis von Shrell, die sie offenbar in den vergangenen Jahrzehnten als Materiallager genutzt hat. Dort wird dem PHOENIX schließlich das leistungssteigernde Aggregat eingesetzt, man kann sich für die aufgezwungene Fernreise vorbereiten.
Parallel wird in Rückblenden der Beginn des PHOENIX-Projekts beschrieben, wie Barstow einst Zhobotter rekrutiert und dieser die spätere Schiffs-KI entwickelt hat. Dabei werden die Hintergründe und Besonderheiten der beiden Figuren beschrieben und vertieft.
Fazit: anachronistische Robotik
Ich freue mich sehr, dass mit der ausführlicheren Beschreibung der Entwicklung der Schiffs-KI endlich ein SF-Thema zum Zuge kommt. Und es ist über große Strecken auch sehr gelungen dargestellt. Aber ach! Ich muss leider wieder daran herummäkeln.
Angefangen mit Zhobotter und wie mit ihm umgegangen wird. Der Positroniker ist also ein Cyborg. Na und? Wie weit in der Zukunft waren wir noch mal? 3000 Jahre? Müssten Cyborgs nicht völlig normal und allgegenwärtig sein? Zumal in der Positroniker-Community? Die werden alle in ihren ersten Semestern von Galto Quolfarth, Sinclair Marout Kennon und so weiter und so fort gehört haben. Von den Posbis, einer kompletten Cyborg-Kultur, ganz zu schweigen. Und diese Leute sollen einen Cyborg mobben? Mal davon abgesehen, dass die Medizin schon seit Jahrtausenden in der Lage ist, alle denkbaren Körperteile und Organe – ja, auch Teile des Gehirns – durch Prothesen zu ersetzen. Daher nervt mich auch schon, dass Zhobotters Zustand die Folge eines Unfalls sein muss. Warum nicht einfach als gezielte Prothese? Und selbst wenn das Mobbing nur das Werk eines einzelnen Neiders ist – zu dem Plotelement sag ich gleich noch was –, muss Zhobotter doch auch Fans, Supporter oder wenigstens Verteidiger haben.
Ich weiß, wir sind hier nicht bei #StarTrek, trotzdem ist PR immer auch eine Utopie. Einigung der Menschheit, friedliche Koexistenz mit fremden Kulturen und so weiter. Die terranische/galaktische Gesellschaft sollte schon lange über derart ableistisches Verhalten hinweg sein.
Jetzt zum Thema KI. Ich finde es sehr schön, wie die Bordintelligenz des PHOENIX eingeführt und beschrieben wird. Das Thema nach aktuellen realen Entwicklungen anzugehen, ist ein guter Ansatz. Der PHOENIX ist reine Software und muss – wie heutige KIs – geschult und “erzogen” werden. Aber mal ehrlich: ich nehme der Serie nicht ab, dass dies ein neues Verfahren sein soll. KIs gibt es in der menschlichen Kultur seit 3000 Jahren, in der galaktischen mindestens seit 20.000 Jahren. Und dass die Dinger auch ohne Biokomponente echtes Bewusstsein entwickeln können, haben schon Meech Hannigan, Rico und zuletzt Aurelia Bina gezeigt. Noch immer so zu tun, als wäre das im Perryversum Neuland, gefällt mir nicht.
Die Handlung fand ich im großen und ganzen okay, lediglich das Plotelement mit Zhobotters eifersüchtigem Wissenschaftsrivalen war mir etwas zu trashig. Ich weiß, PR ist immer noch eine Pulp-Serie und das ist auch gut so. Aber echt jetzt? Da widmet einer Jahrzehnte seines Lebens einer persönlichen Vendetta und verübt dann einen Terroranschlag mit unfassbaren Kollateralschäden? Wie hat eigentlich die terranische Öffentlichkeit auf diese Räuberpistole reagiert? Das glaubt der Organisation San doch kein Mensch.
So, nun ist es aber höchste Zeit, auf die versöhnliche Zielgerade einzuschwenken. Die beschriebenen Figuren, diesmal vor allem Barstow, Zhobotter und natürlich PHOENIX, haben mir erneut sehr gefallen. Die Chemie in dieser kleinen Familie funktioniert wunderbar. Entsprechend kommen meine drei von fünf Sternen von Herzen: ***°°