Kategorie: Lesetagebuch

Lesetagebuch: Urlaubslektüre Ostern 2025

Ich bin begeistert! In den beiden Urlaubswochen rund um das höchste Fest der Christenheit habe ich Zeit und Muße für ausgiebige Lektüre gefunden. Genug Stoff also für einen kleinen Eintrag ins Lesetagebuch. Zur Sicherheit platziere ich hier eine milde

WARNUNG VOR DEM SPOILER

“Verlorene der Zeiten” von Max Gladstone und Amal El-Mohtar

Auf dem Klappentext wird dieser #ScienceFiction-Roman von 2019 als “virales Twitter-Phänomen” angepriesen. Ist damals1 aber irgendwie an mir vorbeigegangen. Mir fiel er letztes Jahr in einer US-Buchhandlung in die Hände – dort natürlich unter seinem Originaltitel “This is How You Lose the Time War”. Da ich dann doch lieber digital und übersetzt lese,2 landete er erst etwas später auf meinem E-Book-Reader.

Ich habe ja ein großes Faible für Briefromane, daher gefallen mir Aufbau und Struktur der Geschichte außerordentlich gut. Auch sonst kommt das Buch nicht gerade als klassischer SF-Roman daher.3 Die beiden Schreibenden legen zumindest mehr Wert auf Wort- und Sprachkunst, als es in den meisten Genrewerken üblich ist. Entstanden ist die Geschichte vermutlich aus einer Art koordiniertem Round-Robin-Projekt. Die abwechselnden Kapitel werden stets aus der Sicht einer der beiden Kombattantinnen des im Original titelgebenden Zeitkriegs geschildert.

Bis auf eine handlungsrelevante Zeitschleife ist dieser Krieg jedoch kaum mehr als ein amüsantes Setting für die Romeo-und-Julia-Geschichte, die sich zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelt. Spaß macht dieses Setting dennoch und beflügelt die Fantasie der SF-begeisterten Lesendenschaft.

“Ich bin viele” (Bobiverse 1) von Dennis E. Taylor

Seit ich vor etlichen Jahren in einem #Podcast – ich glaube, es war “Weltenflüstern” – davon erfahren habe, schiebe ich die Lektüre der Bobiverse-Reihe vor mir her. Dabei hat mich die Grundidee sofort fasziniert. Held der bislang vier Romane ist nämlich Bob, ein verstorbener Softwareentwickler des frühen 21. Jahrhunderts, dessen Bewusstsein 100 Jahre später aus seinem eingefrorenen Gehirn in eine KI hochgeladen wird, um Von-Neumann-Sonden zu steuern, die das Universum nach besiedelbaren Planeten durchforschen sollen. Aus dem einen Bob werden daher sehr schnell sehr viele, was den Titel des ersten Bandes erklärt.

Ich habe selten einen Roman so schnell in einem Rutsch durchgelesen. Wie ich es erhofft hatte, wird die großartige Grundidee sehr gekonnt und spannend ausgeführt. Die Themen Raumfahrt und Erforschung des Weltalls – aber auch philosophische Gedanken zum Wesen des Bewusstseins – werden sehr detailliert und angemessen behandelt. Science-Fiction im allerbesten Sinne also.

Einen ganz kleinen Abstrich muss ich allerdings machen – auch wenn ich dem Buch drüben bei Goodreads volle Punktzahl gegeben habe: Es ist leider ziemlich eindeutig ein Jungs-Roman. Weibliche Protagonisten4 sind äußerst dünn gesät, Bob tritt manchmal etwas zu penetrant als männlicher, weißer Gen-X-Nerd auf5 – und vor allem erinnert die Darstellung der “primitiven” Außerirdischen etwas zu sehr an den anthropologischen Forschungsstand eines Was-ist-was-Buchs der 70er Jahre.6

Ansonsten aber großartig! Freue mich auf Teil zwei.

Entenhausen Edition 91

Seit etwa 20 Bänden werden in dieser Carl-Barks-Komplettausgabe die Dagobert-Duck-Geschichten aus der Feder des Meisters abgedruckt – selbstverständlich in der Übersetzung der großartigen und sprachgewaltigen Dr. Erika Fuchs. Dieses Heft enthält zu meiner Freude größtenteils Geschichten, die ich kaum mehr erinnere oder sogar noch nie gelesen habe. Darunter die zweite Begegnung mit Mac Moneysack, der hier mit herrlich durchschaubaren Tarnnamen unterwegs ist.

Mosaik 591: “Bertha macht’s”

Obwohl als Wessi aufgewachsen liebe ich die #Comics der Abrafaxe und feiere gerade mit ihnen ihr 50. Jubiläum. Im Jubeljahr sind Abrax, Brabax und Califax in monatlichen Einzelabenteuern unterwegs. In Heft 591 treffen sie auf Bertha Benz und begleiten sie auf ihrer legendären ersten Autofahrt. Wie immer sehr amüsant und lehrreich – und natürlich hervorragend gezeichnet.

“Das Mündel der Drachen” (Die Vagabunden 1) von Robert Corvus

Romanhefte sind Schnee von Gestern? Weit gefehlt! Erst kürzlich hat der Bastei-Verlag mit “Die Vagabunden” eine neue #Fantasy-Reihe aus der Feder von Robert Corvus gestartet. Sind zwar erst einmal nur zwölf Hefte – aber es zeigt: das Format ist noch lange nicht vergessen.

Dennoch muss ich gestehen, dass die Geschichte mein Interesse erst weckte, als Band eins als kostenloses E-Book angeboten ward. Und ich muss sagen: Das ist richtig gut. Ein recht klassisches Fantasy-Setting zwar mit Orks, Drachen und Magie – aber interessant und spannend erzählt.

Ob ich indes auch die folgenden Heftchen lese, habe ich noch nicht final entschieden.

Batman: Three Jokers

Ich habe ewig nicht mehr ausführlich in die Superhelden-Geschichten aus dem Hause #DC reingelesen und bin fast gar nicht mehr auf dem Laufenden – nicht einmal, was das Schicksal meines Lieblings #Batman angeht.7

Der #New52-Run war der letzte Erzählstrang, den ich komplett verfolgt hatte. Nur am Rande habe ich danach aufgeschnappt, dass Batman zum Gott der Weisheit wird, es auf einmal drei Joker gibt und schließlich ein Joker-Batman-Hybrid durch die Gegend springt. Es wurde also höchste Zeit, dass ich rauskriege, was es damit auf sich hat.

Das mit den drei Jokern hat mir recht gut gefallen. Im Grunde die Idee, dass der Joker eigentlich eine Rolle ist, die weitergegeben wird – so impliziert es ja auch die Schlussszene des unsäglichen zweiten Jokerfilms. Der Comic wirft diese Idee am Schluss jedoch wieder über den Haufen und lässt schließlich offen, ob es nicht doch immer nur einen Joker gegeben hat. Gefällt mir. Dass der dann aber durch die Hintertür noch ein Origin verpasst kriegt, entwertet die Geschichte und die Figur wieder ein wenig.

Dark Nights Metal: Dark Knights Rising

Und dann war The Batman Who Laughs dran. Gesehen hatte ich den schon oft in den einschlägigen Subreddits – nun weiß ich endlich, was es mit ihm auf sich hat. Gleichzeitig habe ich das negative DC-Multiversum kennengelernt, was mich ein wenig an die Incursion-Nummer bei #Marvel erinnert – und wenn ich es recht bedenke, steht der Maker als Negativversion von Mr. Fantastic womöglich auch ein wenig Modell. Aber ich schweife ab.

Dieser Band fasst jedenfalls die Ursprungsgeschichten von insgesamt sieben negativen Batman-Varianten zusammen. Geradezu ideal, um mich auf Stand zu bringen. Somit weiß ich jetzt voll bescheid über den Joker-Batman,8 den Doomsday-Batman,9 den Flash-Batman,10 den Ares-Batman,11 den Cyborg-Batman,12 den Green-Lantern-Batman13 und die Aquawoman-Batwoman.14 Ich mag sowas.

––––––––––––
  1. als es Twitter noch gab und es schön dort war[]
  2. Schande über mich![]
  3. was immer das sein mag[]
  4. ja, neben Bob kommen noch zahlreiche andere Leute vor[]
  5. was ich persönlich natürlich lustig finde[]
  6. nur die Männer gehen auf die Jagd und erfinden Feuersteinäxte – das 19. Jahrhundert hat angerufen und will sein Frauenbild zurück[]
  7. Wobei meine Begeisterung für den Dunklen Ritter über die Jahrzehnte nachgelassen hat. Vor allem dieses Batman-besiegt-Superman-Motiv ging mir zunehmend auf den Senkel.[]
  8. der sterbende Joker infiziert den Batman dieser Welt mit einem speziellen Gift und macht ihn zu einer Kopie seiner selbst[]
  9. um einen durchgedrehten Superman zu besiegen, infiziert sich dieser Batman mit einem Doomsday-Virus[]
  10. dieser Batman stiehlt Flash die Speedforce und verschmilzt dabei mit ihm[]
  11. nachdem seine geliebte Wonderwoman stirbt, setzt er den Helm von Ares auf und wird so zum Kriegsgott[]
  12. sehr abgedreht: nach dem gewaltsamen Tod von Alfred baut Batman ein KI-Backup des Butlers, das ihn letztlich in einen Cyborg umbaut[]
  13. direkt nach dem Tod seiner Eltern in der Crime-Alley erwählt ihn ein Ring, er dominiert ihn so stark, dass er Joe Chill damit ermorden kann und eine Art Punisher mit grünem Ring wird[]
  14. eine genderswapped Batwoman legt sich mit den Atlantern an und wird quasi selbst zu einer[]

“Odyssee im Weltraum – Die komplette Saga” von Arthur C. Clarke

Vor etlichen Jahren – laut meinem Goodreads-Eintrag muss es wohl 2022 gewesen sein – habe ich die Komplettausgabe aller vier Odyssee-Romane von Arthur C. Clarke auf meinen E-Book-Reader gezogen. Für die Lektüre habe ich – mit Pausen vor allem zwischen den einzelnen Romanen – bis jetzt gebraucht. Zeit für einen kleinen1 Lesetagebucheintrag.

Verfilmter SF-Klassiker

Vor allem wegen der Verfilmungen zählen zumindest die beiden ersten Romane zu den großen Klassikern der #ScienceFiction. Na gut, eigentlich nur der erste, der zweite verdient meiner Meinung nach jedoch auch Aufmerksamkeit. Aber ein Roman nach dem anderen! Wie viele meiner Generation halte ich “2001: Odyssee im Weltraum” für den besten SF-Film aller Zeiten. Schon als Kind wurde ich durch meine entsprechend interessierten Eltern diesbezüglich geprägt, vermutlich habe ich kaum einen Film häufiger gesehen, als diesen. Dennoch habe ich mir erst jetzt die Romanvorlage zu Gemüte geführt – die in Wahrheit parallel zum Film entstanden ist. Trotz des Alters von Buch und Film und des vermutlich allseits bekannten Inhalts platziere ich mal eine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

2001: Odyssee im Weltraum

Der Film: Ich nehme wie gesagt an, ihr kennt die Geschichte des Filmklassikers aus dem Jahr 1968 von Stanley Kubrick. Ehe die eigentliche Handlung beginnt, wird dem Zuschauer in der ersten von vielen ikonischen Szenen offenbart, dass die Menschheit ihre Intelligenz einem außerirdischen Artefakt verdankt, das eines Nachts einer Vormenschenhorde in Afrika vor die Höhle gestellt wird.

Nach einem – natürlich auch ikonischen – Schnitt ins titelgebende Jahr 20012 entdeckt die Menschheit ein weiteres dieser Artefakte, ohne freilich von dem ersten zu wissen. Dieser schwarze Monolith wurde zudem auf dem Mond ausgegraben – wohlgemerkt in amerikanisch verwaltetem Gebiet. Er entzieht sich jeder Untersuchung, strahlt jedoch ein Funksignal aus, das direkt in Richtung Jupiter weist.

18 Monate später ist das amerikanische Raumschiff Discovery One auf dem Weg dorthin, um nach dem Rechten zu sehen. Die beiden wachen Astronauten an Bord wissen nichts von dem Monolithen, alle anderen Crewmitglieder liegen im Kryotiefschlaf. Und dann ist da noch HAL 9000, die Bord-KI der Discovery. Im Laufe der Reise beschließt HAL nach einer vermeintlichen Fehlfunktion die menschliche Besatzung zu töten, was ihm bei Frank Poole und den eingefrorenen Astronauten auch gelingt. Dave Bowman hingegen kann HAL überwinden3 und abschalten – just in dem Moment, in dem die Discovery den Jupiter erreicht.

Dort schwebt ein riesiger weiterer Monolith zwischen den Monden. Bowman fliegt ihn mit einer Raumkapsel an und stürzt in ein Portal, dessen Natur und Ziel letztlich der Interpretation der Zuschauenden überlassen bleibt. In der letzten Einstellung sieht man Bowman als transzendiertes Spacebaby im All schweben. Man kann nur vermuten, dass dies ein weiterer von den Monolithen initiierter Evolutionsschub für die Menschheit war.

Das Buch: Bis auf einen deutlichen Unterschied sind Inhalt und Ablauf der Handlung fast identisch. Im Buch geht die Reise nämlich nicht zum Jupiter, sondern zum Saturn. Der Ringplanet war Kubrick dann aber wohl filmisch nicht realistisch genug umzusetzen, weswegen er lieber den Jupiter genommen hat. Clarke ist in der Buchversion dennoch bei Saturn geblieben, Jupiter wird immerhin bei der Beschreibung eines Swing-By-Manövers erwähnt. Als bedeutsamer Trabant des Zielplaneten wird im Buch der Saturnmond Iapetus genannt, hier befindet sich auch das Sternentor, durch das Bowman am Ende fliegt.

Ansonsten werden viele Dinge, die der Film bewusst der Interpretation überlässt, detailliert erläutert, was diese Dinge teilweise etwas entzaubert. Vor allem die Reise durch das Sternentor schickt Bowman im Buch zu recht konkreten Orten. Es wird ziemlich deutlich gesagt, dass die außerirdischen Baumeister des Monolithen ihre Maschinen und Anlagen schon lange verlassen haben, um sich zu vergeistigen und dass die Monolithen nur noch automatisch funktionieren. Auch der Grund für HALs Durchdrehen wird bereits hier mit einem inneren Konflikt durch die widersprüchliche Programmierung erklärt – glaube ich zumindest, die Lektüre ist wie gesagt schon eine ganze Weile her.

Für sich genommen ist das Buch ein recht klassischer und durchaus lesenswerter Science-Fiction-Roman seiner Zeit, in dem sich gelungene und weniger gelungene Vorhersagen die Wage halten. Das macht der Film in seiner Reduktion besser und – trotz Mondstationen, interplanetarer Raumfahrt und fortdauerndem Kalten Krieg im Jahr 2001 – zeitloser.

2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen

Der Film: Die Fortsetzung von 1984 kennen vermutlich nicht mehr ganz so viele. Der Film wird meist eher schlecht bewertet, was ihm meiner Meinung nach aber nicht gerecht wird. Natürlich ist er mit dem Kubrick-Klassiker nicht zu vergleichen, bleibt für sich genommen aber ein sehr ordentlicher Science-Fiction-Film, der das beste aus den Möglichkeiten seiner Zeit rausgeholt hat. Ich müsste ihn mir alsbald noch einmal reindrehen, meine aber, dass die Effekte auch für heutige Sehgewohnheiten noch gut funktionieren müssten. Hier hat Clarke mit Peter Hyams parallel am Roman und am Drehbuch gearbeitet.

Die Handlung beschreibt eine weitere Jupitermission knapp zehn Jahre später. Niemand weiß so recht, was auf der Discovery One passiert ist. Zudem drängt die Zeit, da sich das Raumschiff in einem instabilen Orbit befindet und jederzeit auf einem der Monde oder Jupiter selbst abstürzen könnte. Leider dauert es noch eine ganze Weile, bis die Amerikaner die Discovery Two fertig haben. Da bietet die Sowjetunion – ja, sie existiert hier immer noch – ihr bereits fertiggestelltes Raumschiff Leonov für eine gemeinsame Mission an. Trotz der unveränderten Spannungen wird das Angebot angenommen.

Beim Jupiter kann die Discovery geborgen werden und man beginnt, die Ereignisse zu rekonstruieren. Auch der riesige Monolith ist noch da. Bei seiner Untersuchung stürzt ein russischer Kosmonaut hinein und verschwindet im Sternentor. Parallel dazu wachsen die Spannungen zwischen den Machtblöcken auf der Erde an. Der Kalte Krieg droht, ein heißer zu werden.

Schließlich erscheint Dave Bowman dem amerikanischen Expeditionsleiter Heywood Floyd4 an Bord der Discovery und fordert ihn auf, so schnell wie möglich aus dem Jupiterorbit zu verschwinden, da sonst ihr Leben in Gefahr sei. Trotz aller Zweifel und Konflikte leisten sie der Aufforderung Folge – und entkommen gerade noch rechtzeitig, ehe der Jupiter von Milliarden Monolithen in eine Sonne verwandelt wird.

Dieses kosmische Ereignis hindert die Machthaber auf der Erde im letzten Moment daran, den dritten Weltkrieg auszulösen. Bowman und HAL senden eine Botschaft an die Menschen, dass sie die nun erwärmten Jupitermonde besiedeln dürfen – außer Europa, der für alle Zeiten tabu bleiben muss. In der letzten Einstellung wird eine sumpfartiger Region auf Europa gezeigt, in der ein Monolith aufragt.

Das Buch: Auch die Buchversion setzt eher den 2001-Film fort – beziehungsweise eine Mischform aus den beiden Versionen des ersten Teils. Vom Saturn als Ziel der ersten Reise ist keine Rede mehr, die Discovery war auch hier zum Jupiter unterwegs. Diverse Detailangaben aus dem ersten Buch werden allerdings als gegeben vorausgesetzt.

Dennoch weist das 2010-Buch einige Unterschiede zu seinem Film auf. Allem voran die Tatsache, dass neben der Leonov mit der amerikanisch-russischen Besatzung auch das chinesische Raumschiff Tsien zum Jupiter unterwegs ist. Es fliegt der Leonov sogar voraus und droht früher bei der Discovery anzukommen. Die Spannung bei der Reise entsteht im Buch daher eher aus dieser Konkurrenz, denn aus dem Ost-West-Konflikt zwischen den Russen und Amerikanern an Bord der Leonov. Tatsächlich spielt ein aufziehender dritter Weltkrieg hier überhaupt keine Rolle.

Die Tsien landet kurz nach Erreichen des Jupiterorbits auf dem Mond Europa, um Wasser zu tanken – und wird dort von einer Lebensform angegriffen und zerstört. Diese Szene ist im Film auf eine automatische Sonde der Leonov reduziert worden, die Lebenszeichen auf Europa nachgeht und dabei aus ungeklärten Umständen vernichtet wird.

Der restliche Ablauf ist aber recht ähnlich – außer dass der Kosmonaut im Buch den Monolithen nicht untersucht und auch nicht ins Sternentor fällt. Und man erfährt noch ein wenig aus Bowmans Sicht, wie die Dinge ablaufen. So wird nochmals verdeutlicht, dass die Monolithen-Maschinen stumpf ihrer Programmierung folgen und längst keinen Kontakt mehr zu ihren Erbauern haben. Dabei erfährt man, dass auch in der Gasatmosphäre des Jupiter Leben existiert, das aber zugunsten des Europalebens geopfert wird.

Zudem thematisiert das Buch, dass Jupiter eigentlich viel zu klein ist, um in eine Sonne verwandelt zu werden und spekuliert darüber, wie es die Monolithen-Technik doch hinbekommen haben könnte.

Auch hier finde ich den Film einen Tick besser als das Buch. Aus Sicht der 80er Jahre taugt ein sich aufheizender Kalter Krieg viel besser als spannungstreibender Konflikt, als ein Wettlauf mit einem chinesischen Raumschiff.

2061: Odyssee III

Zum dritten Teil gibt es schließlich keine filmische Adaption mehr, mit der man ihn vergleichen könnte – zumindest keine, die mir bekannt wäre. Dieser Spaß fällt bei der Lektüre also weg. Dennoch bleibt ein durchaus solider und kurzweiliger klassischer Science-Fiction-Roman, der sich an vielen Stellen sehr um wissenschaftliche Akkuratesse bemüht, was aber für alle Bücher gilt.

Seit der “Entzündung” des Jupiter sind 50 Jahre vergangen. Man nennt die zweite Sonne inzwischen gemeinhin “Luzifer”. Die Menschheit hat in der Zwischenzeit die Raumfahrt enorm vorangetrieben und Stationen auf den Jupitermonden – vor allem Ganymed – errichtet. Das von Bowman und HAL ausgesprochene Verbot, auf Europa zu landen, ist bislang befolgt worden.

Kurz nachdem ein Wissenschaftler über die Beobachtung eines riesigen Berges auf Europa berichtet, der vor 50 Jahren noch nicht da war, kommt es zu einem Zwischenfall. An Bord eines Raumschiffs auf Jupiter/Luzifer-Mission zwingt eine bewaffnete Frau den Kapitän, auf Europa zu landen.

Auch wenn das Schiff kaum dafür ausgelegt ist, gelingt die Landung mehr schlecht als recht – die Terroristin stirbt dabei jedoch und kann ihre Beweggründe nicht mehr erläutern. Die Verletzung des Verbots hat zunächst keine Konsequenzen, man richtet sich notdürftig auf Europa ein und funkt um Hilfe. Ein Start aus eigener Kraft ist nicht möglich.

Am schnellsten kann diesem Hilferuf das Schwesterschiff nachkommen, obwohl es gerade den Halleyschen Kometen in Erdnähe beobachtet. Mit einem gewagten Manöver macht man sich auf den Weg. Ach ja, an Bord ist auch der greise aber rüstige Heywood Floyd.

Bis die Rettung naht, erkunden die Gestrandeten den Jupitermond und entdecken zweierlei. Zum einen steckt der riesige Monolith, der in den beiden ersten Teilen zwischen den Jupitermonden schwebte, inzwischen quer wie eine große Mauer in Europa und bietet dem dortigen Leben Schutz. In den 50 Jahren konnten sich die Lebensformen offenbar an die neue Sonne anpassen und zu einer einfachen Kulturstufe weiterentwickeln. Sie leben in einer kleinen Iglustadt und haben die Überreste der Tsien ausgeschlachtet.

Zum anderen besteht der riesige Berg offenbar aus einem einzigen gewaltigen Diamanten, was wohl auch der Grund für die Terror-Aktion war. Genau das hatte der Wissenschaftler am Anfang nämlich vermutet und etwas unbedacht zur Erde gefunkt.

Erklärt wird das mit der Zündung des Jupiter, bei der aus dem Innern des Gasriesen unfassbar viel Kohlenstoff in seiner härtesten Form ausgestoßen worden ist. Einer dieser riesigen Diamantbrocken ist dann auf Europa geplumpst. Leider versinkt dieser schließlich und ist nicht mehr zugänglich – im Luziferorbit werden aber noch etliche weitere vermutet, aus denen zukünftige Generationen alsbald hübsche Weltraumfahrstühle bauen können. Diese Clarksche Erfindung soll es natürlich auch in diesem Universum geben.

Ach ja. Die Schiffbrüchigen werden schließlich gerettet und ganz am Schluss tauchen in einer etwas aufgesetzten Szene noch einmal die vergeistigten Dave Bowman und HAL auf und holen Heywood Floyd zu sich. Dabei offenbart Bowman, dass die Monolithen nicht nur rein automatisch funktionieren, sondern vermutlich auch defekt sind. Gemeinsam mit HAL und Floyd will er darauf achten, dass so etwas wie das Opfern der Jupiterlebewesen in Zukunft nicht mehr passiert.

Der Roman ist wie gesagt nett zu lesen, fällt gegen seine Vorgänger aber deutlich ab. Vor allem die Diamanten-Nummer wirkt etwas schräg. Außerdem scheint es, dass Clarke mit seinen eigenen Vorgaben nicht mehr viel anzufangen weiß. Der Dreh, dass der Monolith eine inzwischen alt und tüddelich gewordene KI ist und im Grunde nur noch Fehlentscheidungen produziert, entwertet große Teile dessen, was die beiden ersten Romane ausgemacht hat. Auch das Geheimnis Europas wird ohne Not entzaubert beziehungsweise nur unbefriedigend gelöst.

Trotzdem bin ich als Freund epischer Geschichten froh, das Ding gelesen zu haben. Ich will halt immer wissen, wie es weitergeht.

3001: Die letzte Odyssee

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist für den letzten Odyssee-Roman anscheinend öfter eine Verfilmung im Gespräch gewesen, dabei finde ich ihn gar nicht mal spektakulär besser als 2061.

Tatsächlich beginnt er fast wie eine Fanfiction in eigener Sache. Aufhänger ist nämlich, dass ein Raumschiff am Rande des Sonnensystems zufällig einen tiefgefrorenen Körper findet – niemand geringeren als Frank Poole, Astronaut der Discovery, dem HAL tausend Jahre zuvor bei einem Weltraumspaziergang die Luftschläuche abgeklemmt hat. Und nicht nur das, Poole hat sogar all die Jahrhunderte tiefgefroren überlebt und kann nahezu problemlos wiederbelebt werden.

Naja.

Die erste Hälfte des Bandes dreht sich daher auch darum, wie sich Poole in der neuen Umgebung zurechtfindet. Die 1000-jährige Zukunft kommt einerseits klassisch-spektakulär daher: Ring um die Erde, durch vier Weltraumfahrstühle mit der Oberfläche verbunden, das Sonnensystem ist weitgehend erschlossen, man schmeißt seit einiger Zeit Eis-Kometen auf die Venus, um sie zu terraformen, die Menschheit ist natürlich vereint und so weiter und so fort.

Auf der anderen Seite kommt die Zukunft doch recht lahm und wenig fremdartig daher. Das wird sogar kurz thematisiert mit der steilen These, dass der Jahrtausendsprung davor – also von 1000 bis 2000 – viel spektakulärer gewesen wäre, da in dieser Zeit ja so viel erfunden worden sei. Nach 2000 wäre das “Moderne” ja im Grunde schon alles dagewesen. Ein bisschen naiv und unkreativ will mir scheinen – zumal Clarke eines der Kernthemen aus dem ersten Band so überhaupt nicht weiterentwickelt hat: Künstliche Intelligenz. Das gilt schon in den Bänden davor, wird im Jahr 3001 aber besonders deutlich. KIs werden ab und an am Rande erwähnt, treten aber weder als Protagonisten auf noch wird ihr gesellschaftlicher Einfluss antizipiert.

Besonders ärgerlich finde ich das kulturpessimistische Gequatsche von der nun vollends verweichlichten Menschheit auf Erden, der es viel zu gut gehe.

Teil zwei der Handlung liefert natürlich den erwartbaren Fanservice: Poole begibt sich auf die Reise gen Jupiter/Luzifer, um den Gerüchten nachzugehen, dass sein alter Kumpel Dave Bowman dort in irgendeiner transzendierten Form umherspukt. Um sein Erscheinen zu provozieren, versucht Poole mit einem Shuttle auf Europa zu landen, was in den letzten 1000 Jahren niemandem gelungen ist.

Ab hier wiederholt sich so einiges aus den vorangegangenen Bänden. Tatsächlich kommen einem ganze Passagen über das Leben auf Europa und auf dem alten Jupiter sehr bekannt vor.

Der Fanservice wird natürlich geliefert. Dave Bowman erscheint Frank Poole, wobei sich endgültig vom Motiv der Vergeistigung verabschiedet wird. Schon in den Romanen davor klang es an, nun wird aber klar gesagt: Das Bewusstsein von Bowman ist schlicht in die Monolithen-KI hochgeladen worden – beziehungsweise ein Backup davon. Bei ihm ist nur noch HAL, von Heywood Floyd ist keine Rede mehr.5 Tatsächlich nimmt Poole HAL und Dave Bowman nur noch als eine Entität wahr, die er HALman nennt.

HALman berichtet erneut von den Fehlfunktionen der Monolithenmaschine – sowie davon, dass sie vor tausend Jahren ein Signal ins All hinausgeschickt habe. Ziel war mutmaßlich ein etwa 500 Lichtjahre entfernter Stern, weswegen alsbald mit einer Antwort zu rechnen wäre.6 Aus Sorge, welche fatalen Befehle in dieser Antwort enthalten sein könnten, beschließt die Menschheit den ultimativen Independence-Day-Move: HALman soll die fiesesten Computerveirn, über die man verfügt, in den Monolithen einschleusen und ihn damit vorsorglich zerstören. Er selbst bekommt einen ausreichend großen Datenspeicher zur Verfügung gestellt, in den er sich retten kann.

Und so geschieht es dann auch: Die Viren wirken, die Monolithen7 zerlegen sich und die potentielle Gefahr aus dem All ist gebannt.

Und damit ist die Odyssee zu Ende. Auch der letzte Band ist nicht gerade der Knaller, dennoch wird damit ein bemerkenswertes SF-Epos abgeschlossen, dessen Einfluss womöglich sogar über den Filmklassiker hinausgeht. So fühlte ich mich bei der Lektüre an einigen Stellen sehr angenehm an die Trisolaris-Trilogie erinnert. Liegt nahe, dass Liu Cixin ein großer Clarke-Fan ist, der seine Odyssee gelesen hat.

––––––––––––
  1. in Wahrheit natürlich einen großen[]
  2. wobei der Film glaube ich nicht exakt deutlich macht, welcher Teil der Handlung in diesem Jahr spielt[]
  3. Ihr haltet doch auch immer die Luft an, wenn er ohne Helm durch die Luftschleuse geht, oder?[]
  4. Eigentlich Clarkes Hauptfigur in allen Odyssee-Romanen, naja zumindest in dreien. Er ist so ein bisschen das Ankerwesen dieses Universums. In 2001 – sowohl Film als auch Buch – ist er der Typ, der auf den Mond reist, um dort die Untersuchung des Monolithen zu leiten.[]
  5. In seinem Nachwort erklärt Clarke, dass kein Band die exakte Fortsetzung des jeweiligen Vorgängers sei. Im Grunde spielen sie alle in sehr ähnlichen aber unterschiedlichen Paralleluniversen.[]
  6. Von überlichtschnellen Sternenportalen ist also auch keine Rede mehr.[]
  7. Inzwischen wurde auch der uralte Monolith entdeckt und ausgebuddelt, der einst die Menschheit evolutioniert hat.[]

Perry Rhodan Kartanin Band 1: Flucht zur Erde

Letzte Woche startete die diesjährige #PerryRhodan Miniserie. In zwölf Heften, die alle zwei Wochen erscheinen, wird darin eine abgeschlossene und eigenständige Geschichte aus dem Perryversum erzählt. Ideal für mich, der ich aktuell zu wenig Zeit für die wöchentliche Erstauflage habe und dennoch ein wenig Perry genießen möchte.

Die meisten Miniserien, die ich bislang gelesen habe, haben mir gut gefallen. Diesmal ist erneut Michael Marcus Thurner als Chefautor am Start. Die zwölf Hefte laufen unter dem Titel Kartanin, ein katzenähnliches Alienvolk, von dem in der Haupthandlung lange nicht mehr die Rede war. Heft eins stammt ebenfalls aus MMTs Feder. Ob mich seine “Flucht zur Erde” begeistern und zum Weiterlesen der Miniserie animieren kann, erfahrt ihr nach der

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Rückkehr der Katzenmenschen

Wir befinden uns im Zeitsprung zwischen den Perry-Rhodan-Heften 3299 und 3300, also knapp 4000 Jahre in unserer Zukunft, in einer Zeit, in der es in der Milchstraße und auf der Erde halbwegs friedlich zugeht. Unser unsterblicher Titelheld Perry bekleidet aktuell keine offiziellen Ämter, als Privatmann arbeitet er quasi ehrenamtlich mit seiner Organisation San an einem Langzeitplan zur Errichtung eines Galaxienbunds.

Das spielt in der Geschichte aber nur am Rande eine Rolle und ist lediglich ihr Ausgangspunkt. Gleich zu Beginn erreicht Rhodan die Nachricht, dass eine alte Bekannte überraschend im Sonnensystem aufgetaucht ist, nämlich die ebenfalls unsterbliche Kartanin Dao-Lin-H’ay, von der er seit etlichen Jahrhunderten nichts mehr gehört hatte. Er – und auch die Lesendenschaft – wähnt sie in der fernen Galaxis Hangay, wo der Großteil der Kartanin beheimatet ist. Nun aber rast sie in einem schwer beschädigten Raumschiff direkt auf die Erde zu, verfolgt von einem weiteren unablässig feuernden offenkundig feindlichen Schiff.

Es gelingt der irdischen Raumflotte im letzten Moment, den Verfolger abzuschießen, dennoch stürzen beide Raumschiffe auf der Erde ab. Das Schiff der Kartanin in Galicien, das Schiff der Verfolger in Anatolien. Dao-Lin-H’ay verlangt ausdrücklich nach Rhodan – sonst kennt sie ja auch niemanden auf der Erde – und eröffnet ihm Folgendes: Sie lebt schon länger nicht mehr in Hangay, sondern in der Kleingalaxis Ursa Minor, wo sie mit einigen Gleichgesinnten ein neues Sternenreich gegründet hat. Dort wurden sie und andere ansässige Völker vor kurzem von Symbionten angegriffen, die sich wie eine Infektion ausbreiten und die befallenen Opfer übernehmen. Somit sind ihre bärenartigen Verfolger an sich auch friedliebend und harmlos. Es sind die Symbionten – der Beschreibung nach wohl eher Parasiten, aber im Text wird der andere Begriff benutzt –, die sie zu den bösen Taten antreiben.

Also gilt es zuvorderst, die Absturzstelle der Bärenartigen zu sichern und eine Ausbreitung der Symbionteninfektion auf der Erde zu verhindern. Dafür zieht Rhodan die ehemalige Agentin Suyemi Taeb hinzu, die inzwischen als Privatermittlerin arbeitet und aus nicht näher erläuterten Gründen ein Backup der KI-Person Aurelia Bina in ihrem Schädel hat. Tatsächlich gibt es überlebende infizierte Bären, die sogleich lokale Opfer finden. Durch beherztes Eingreifen der Heldinnen und Helden können die Neuinfizierten jedoch gestellt werden – zumindest jene, von denen man weiß.

Dao-Lins eigentlicher Wunsch ist aber, dass Perry mit ihr nach Ursa Minor kommt, um dort mit ihr vor Ort die Bedrohung zu bekämpfen. Damit stößt sie bei ihm naheliegenderweise auf taube Ohren, bis sie ihm eröffnet – ich erinnere noch einmal an meine SPOILERWARNUNG –, dass auch sein lang verschollener Sohn Kantiran in der Kleingalaxis weilt und von der Infektion bedroht oder sogar betroffen ist.

Somit endet Band eins der Miniserie mit Rhodans Zusage, sobald wie möglich gemeinsam aufzubrechen. Ach ja, ein alter Haluter, Nachfahre des legendären Fancan Teik, kommt übrigens auch mit.

Fazit: Angriff des Killerschnupfens

Seit die Kartanin damals in den 1300er Bänden erstmals aufgetaucht sind, zählen sie zu meinen absoluten Lieblings-Aliens der PR-Serie. Entsprechend war meine Vorfreude groß, dass sie mit dieser Miniserie nach ewig langer Abwesenheit wieder auftauchen sollten. Für ihre größte Heldin Dao-Lin-H’ay gilt dies ganz besonders.

Dass in der unvermeidlichen – aber durchaus gelungenen – Auftakt-Actionszene erst einmal ein neuer Haluter eingeführt wird, finde ich gar nicht schlimm. Im Gegenteil: der Nachfahre von Fancan Teik spielt im weiteren Verlauf des Romans zwar noch keine Rolle, dürfte aber ein Highlight der Miniserie werden. Haluter gehen bekanntlich immer.

Dann aber haben Dao-Lin und ihre Kartanin ihren Auftritt – mit einer Horde besessener Teddybären im Schlepptau. Als Freund halbwegs realistischer Himmelsmechanik haben mich die Ankunft der beiden Raumschiffe im Solsystem und ihr Absturz auf der Erde nicht sonderlich überzeugt. Dass offenbar erst das Lektorat daran erinnern musste, dass das Solsystem von einem undurchdringlichen Schutzschirm umgeben wird – der entsprechende Satz wirkt jedenfalls ziemlich eingeschoben –, macht die Szene noch merkwürdiger. Ich soll es mir also so vorstellen, dass beide Schiffe artig am Terranova-Schirm gewartet haben, dort anstandslos eingelassen wurden – um dann innerhalb der Neptunbahn wild um sich zu ballern? Und so rasen sie dann quer durchs Sonnensystem mit sehr zielgerichtetem Kurs auf die Erde. Hoffen wir mal, dass so bald keine Terminale Kolonne vorbeikommt.

Die zentrale Bedrohung der Miniserie stellt sich als Bodysnatcher-Szenario mit starken Pandemie-Vibes heraus: Virenartige Wesen, die Intelligenzwesen infizieren, um sie zu übernehmen. Da es auf der zukünftigen Erde offenbar weder Einreisebeschränkungen für unbekannte bewaffnete Raumschiffe, noch grundlegende Quarantäneregeln gibt, fällt es ihnen relativ leicht, gleich erste Opfer zu finden. Ist jetzt nicht mein allerliebstes #ScienceFiction-Thema – was zugegeben Geschmackssache ist –, die Umsetzung hat mich aber auch nicht allzu sehr vom Hocker gehauen.

Der eigentliche Cliffhanger, das Namedropping von Perrys Sohn Kantiran, der ebenfalls seit etlichen hundert Heften nicht mehr aufgetaucht ist, hat mich jetzt leider auch nicht so berührt. Das liegt aber daran, dass ich damals mit seinem Auftauchen in Heft 2200 gerade für längere Zeit aus der Serienlektüre ausgestiegen bin. Ist also auch eher mein Problem, als das des Romans.

Und dann wäre da noch die Ex-Agentin Suyemi Taeb. An sich eine sehr interessante Figur, auch wenn ich mich frage, was aus ihrer halbarkonidischen Herkunft und ihrem Extrasinn geworden ist, der durch ein KI-Backup ersetzt worden ist. An ihr macht sich jedoch ein grundsätzliches Problem fest, dass ich in letzter Zeit immer öfter mit PR habe. Wieso wird bei einem solchen Ereignis, das eindeutig in staatliche Verantwortung fällt und für das es Heerscharen von Expertinnen und Experten sowie festgelegte Abläufe geben müsste, eine einzelne Privatagentin rekrutiert, die das quasi im Alleingang regeln muss? Zeit für einen Exkurs.

Exkurs: Warum Perry-Rhodan-Abenteuer auf der Erde nicht funktionieren

Der ungebrochene Erfolg der Perry-Rhodan-Serie basiert vor allem darauf, dass sie eine sehr gesunde, flexible und wiedererkennbare DNA entwickelt hat. Das heißt, dass die Romane verschiedenen wiederkehrenden Schemata folgen und dabei im besten Fall die Waage zwischen Vertrautheit und Spannung halten können.

Ein zentrales Schema ist dabei der Fokus auf einen Helden, eine Heldin oder eine kleine Gruppe Protagonisten, die sich in unbekannter oder gar feindlicher Umgebung behaupten müssen. Ressourcen und Verbündete sind also stets begrenzt und es ist einiges an Geschick und Glück vonnöten, um am Ende erfolgreich aus der Nummer rauszukommen.

Dieses Schema ergibt in vertrauter “heimatlicher” Umgebung jedoch nur wenig Sinn und dürfte bei Romanen auf der Erde eigentlich keine Anwendung finden. Fast zu jeder Handlungszeit ist die Erde Mittelpunkt eines fortschrittlichen prosperierenden Staatengebildes, dem alle Ressourcen zur Verfügung stehen. Irdische Heldinnen und Helden müssten jederzeit auf diese Ressourcen zugreifen können – oder einfach nur den Notruf wählen. Abenteuer, die in diesem Umfeld spielen, müssten einem ganz anderen Schema folgen und eher als Polit-Thriller daherkommen. Ob das wiederum in die DNA der Serie passt, wäre zu überlegen. So funktioniert es für mich jedenfalls nicht.

Es liegt nicht an dir, Perry, es liegt an mir

Ihr seht schon, so richtig gut hat mir dieser Roman nicht gefallen. Und irgendwie merke ich selbst, dass ich wieder in eine Phase geraten bin, in der ich mit meiner Lieblings-SF-Serie hadere. Vermutlich gehört das auch irgendwie dazu. Müssen wir beide durch, Perry. Es kommen auch wieder bessere Tage.

Der beste Lesestoff 2024

Im Großen und Ganzen stand das Lektürejahr 2024 so wie seine Vorgänger überwiegend im Zeichen der Romanheftserie #PerryRhodan, der Mangareihe #OnePiece und der #Entenhausen-Edition. Hinzu kamen diesmal ein wenig Lucky Luke und ein paar Sachbücher. Das meiste davon habe ich brav bei Goodreads dokumentiert.1

Im Gegensatz zu meiner Film– und meiner Serienrückschau, verzichte ich hier auf ein komplex hergeleitetes Ranking.2 Stattdessen picke ich lediglich je ein Beispiel pro Lesestoff-Kategorie heraus, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist.

Best of Five Worlds

Manga: Baders Kirschbaum (One Piece 17) von Eiichirō Oda – Ich bin recht spät zu dieser Party hinzugestoßen. Seit etwa zwei Jahren genieße ich diese absurde Piraten-Fantasy-Saga jedoch mit großer Freude und ganzem Herzen. Was für ein herrlich schräger Spaß! Meine Begeisterung für die erste One-Piece-Sammelbox hatte ich dazumal etwas ausgeführt. 2024 war dann die zweite Box dran, deren Highlight für mich der erste Auftritt des “Rentiermenschen” und späteren Schiffsarztes der Flying Lamb beziehungsweise Going Merry war. Vor allem Choppers Hintergrundgeschichte und seine Entscheidungsfindung, mit den Piraten mitzugehen, haben mir sehr gefallen.

Comic: Im Reich der 42 Welten (Der Kleine Perry Band 2) von Olaf Brill und Michael Vogt – Die wunderbare Neuinterpretation der guten alten Perry-Rhodan-Serie in Kindercomicform geht in die zweite Runde. Es gelingt dem Autoren-Zeichner-Duo hervorragend, die Versatzstücke der Originalhandlung zu durchmischen und neu zusammenzusetzen, so dass eine neue eigenständige Geschichte entsteht, die ihren Ursprung nicht verleugnet. Und wie jedes gute Kinderbuch ist es für kindliche und erwachsene Lesende gleichermaßen ein Genuss. Band 1 des #Comics hatte ich einst drüben im #WoC gelobhudelt: “Der kleine Perry – das Geheimnis des Wanderplaneten” von Olaf Brill und Michael Vogt

Roman: Das Einhörnchen, das Rückwärts leben wollte von Walter Moers – Streng genommen ist das jüngste #Zamonien-Buch weniger ein Roman denn eine Kurzgeschichtensammlung. Als großer Freund des Moers’schen Gesamtwerks hat es mir dennoch gefallen, was ich in meiner Einhörnchen-Rezension etwas ausgeführt habe.

Raketenheft: Unter dem Himmel von Gatas (Perry Rhodan Band 3297) von Andreas Eschbach – Wenn #ScienceFiction-Starautor Andreas Eschbach für seine Lieblingsromanheftserie zum Griffel greift, kommt meist etwas gutes raus. So auch in diesem Jahr bei seinem traditionellen Gastroman, der von mir eine kleine Lobhudelung und Höchstwertung erhalten hat.

Sachbuch: Mehr Zuversicht wagen von Carsten Brosda – Dieser gesellschaftspolitische Rundumblick ist eine sehr erfrischende Lektüre in diesen allzu pessimistischen Tagen. Man muss allerdings aushalten, dass der Autor Sozialdemokrat ist – immerhin Kultursenator der Freien und Hansestadt Hamburg – und eine entsprechende Perspektive einnimmt. Für einen Amtsträger auf dem Ticket der Partei geht er aber äußerst kritisch mit seinem Laden um, was letztlich auch wieder gute sozialdemokratische Tradition ist. Seine These ist, dass es die progressiven Kräfte der westlichen Demokratien – allen voran die deutsche Sozialdemokratie – verlernt hätten, ihre oftmals gar nicht mal so schlechten Ideen und Maßnahmen mit einer zuversichtlichen perspektivischen Geschichte zu verknüpfen und umgekehrt ihre Politik aus einer solchen zuversichtlichen Erzählung abzuleiten. Vor allem wenn es darum geht, wie eine solche Erzählung aussehen könnte, nimmt er etliche kulturelle Anleihen, meist Songs von Bruce Springsteen oder Danger Dan. Er verhehlt dabei nicht, dass einiges im Argen liegt – und zwar nicht bloß kommunikativ. Dennoch empfiehlt er, die Dinge künftig mit einer zuversichtlichen konkreten Zukunftsvision anzugehen, um dem allgemeinen runterziehenden Gemecker, das auch zu nix führt, etwas entgegenzusetzen. Kann ich empfehlen!

Schachmatt bei den Lese-Challenges

Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich mir sehr selbstbewusst zwei Leseherausforderungen auferlegt, die ich nun kleinmütig relativieren muss. Von den 75 angedachten Büchern meiner Goodreads-Reading-Challenge blieben immerhin 65 – somit zumindest theoretisch genug für Kaisus großartige Idee einer Schachbrett-Challenge – allein, es fehlte mir die Muße, die Titelbilder nach hell und dunkel zu wählen und zu sortieren. Für mich heißt es also Schachmatt in Sachen Lese-Challenges. Daher habe ich bei Goodreads diesmal auch nur bescheidene 50 angegeben.

Dieses Jahr wird alles anders

Das ist allein schon deswegen realistischer, da ich in diesem Jahr bei der Perry-Rhodan-Erstauflage überwiegend pausieren möchte. Wohlgemerkt nicht aus Qualitätsgründen. Auch wenn mich die ersten Hefte des neuen Zyklus nicht so gepackt haben, sind sie hervorragend geschrieben. Ich will meine knappe Lesezeit einfach endlich mal für andere Science-Fiction- und #Fantasy-Romane nutzen, wie ich es mir schon buchstäblich seit Jahren vornehme.

Angedacht sind unter anderem die Bobbiverse-Romane von Dennis E. Taylor, zudem liegt die Erdsee-Komplettausgabe von Ursula K. Le Guin seit ewigen Zeiten ungelesen in meinem Regal.

Ganz ohne Rhodan wird es in diesem Jahr natürlich auch nicht laufen. Die diesjährige Miniserie “Kartanin” werde ich mir auf jeden Fall anschauen – und vielleicht blättere ich ab und an in ein paar älteren Heften.

Der aktuelle Lesestand auf einer Seite

Um den Stand meiner aktuellen Lektüre zu dokumentieren,3 klaue ich hiermit die gute Idee von @booknapping_de und präsentiere ab sofort meinen Lesestand auf dieser neuen Seite:

Lesestatus – Überblick über meine aktuell abgeschlossene, laufende und geplante Lektüre

––––––––––––
  1. ausgerechnet die Entenhausen-Edition ist dort nicht verzeichnet – und ich war zu faul, die Alben selber anzulegen[]
  2. Zumal der gute slbstgsprchlr hierzu gar keine Abfrage macht und ich seine strengen aber gerechten Kriterien gar nicht erfüllen muss.[]
  3. zusätzlich zu Goodreads – aber eigentlich will man ja weg von all diesen Plattformen[]

Perry Rhodan Band 3309: Die Schattenhand

Nach sechs Heften Pause habe ich wieder zur aktuellen Ausgabe der #PerryRhodan-Serie gegriffen. Expokrat Ben Calvin Hary hat diesen Roman verfasst und stellt erneut die neue Hauptfigur Cameron Rioz in den Mittelpunkt der Handlung. Ob ich die Rückkehr zur Erstauflagenlektüre gefeiert oder bedauert habe, erfahrt ihr nach der

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Cameron No Way Home

Der Roman beginnt mit einer zunächst vermeintlich losgelösten Szene, die einige Jahre vor dem Brennenden Nichts spielt. Beschrieben wird eine verzweifelte junge Frau, die auf das Dach eines Hochhauses klettert. Ehe sie eine Dummheit begehen kann, sieht sie auf ihrem mobilen Endgerät einen aufmunternden Post des jungen Cameron Rioz und entschließt sich, stattdessen mit ihren Eltern darüber zu sprechen, was sie quält.

Cameron und Bonnifer haben derweil in der aktuellen Handlungszeit das Brennende Nichts verlassen und ziehen durch die menschenleere Sperrzone in Terrania, welche die tödliche Kuppel umgibt. Es ist offenbar ein Jahr vergangen, sie können sich aber beide nicht daran erinnern, was sie in der Zwischenzeit erlebt haben – oder ob sie um dieses Jahr in der Zeit versetzt worden sind. Cameron ist ob der Ereignisse noch immer traumatisiert und zögert damit, sich bei den Behörden zu melden. Auch wenn ihn die Stimmen in seinem Kopf nicht mehr plagen, ist er nun durch die Schattenhand gezeichnet, die seine verlorene Hand ersetzt und aus demselben Material wie das Brennende Nichts zu bestehen scheint – ohne jedoch bei Berührung andere Materie aufzulösen.

Die beiden werden bald von automatischen Systemen entdeckt, identifiziert und aufgespürt. Nicht nur von offiziellen Stellen, sondern auch mehr oder weniger zufällig von Camerons Fan Jasper, der den einstigen Trivid-Star in einer Übertragung aus dem Datennetz erkennt. Jasper ist jener junge Mann, der in Heft 3300 nach der Explosion auf dem Raumhafen von Cameron und Rhodan von einem Trümmerteil befreit wurde. Er beschließt, zu Cameron vorzudringen, da er überzeugt ist, dass er sich revanchieren und seinem Idol helfen muss.

Derweil werden Cameron und Bonnifer von Icho Tolot und einem Einsatztrupp aufgespürt und gebeten, sie zu begleiten. Bei der Gelegenheit offenbart sich, dass die Schattenhand auf die Nervosität seines Trägers reagiert und im Extremfall unkontrolliert enorm zerstörerische Energiestöße verschießt. Tolot muss Cameron kurzerhand betäuben und nimmt ihn mit in eine Forschungseinrichtung.

Dorthin dringt Jasper schließlich vor – überraschend unterstützt von seinem einflussreichen Vater, der ein hohes Tier in einem Rüstungskonzern ist. Der Leser erfährt, dass dieser Konzern sehr an Cameron und seiner Hand interessiert ist. Vatis Hilfe dient also vorrangig dem Ziel, an die titelgebende Schattenhand heranzukommen.

Nach einem Experiment direkt am Brennenden Nichts – und etwas Infodump über die Geschehnisse und Erkenntnisse des übersprungenen Jahres – eskaliert die Situation erneut. Dank einer kurzen Berührung mit dem Nichts verschießt die Hand diesmal nicht nur Energieimpulse, sondern pflanzt ein neues Brennendes Nichts an Ort und Stelle. Diesmal sterben sogar Menschen durch Camerons Schattenhand.

Gemeinsam mit Jasper flieht Cameron Hals über Kopf und ohne bestimmtes Ziel. Sie setzen sich in eine Regionalbahn Richtung Stadtzentrum. In einer bewegenden Szene offenbart Jasper, dass er die junge Frau aus der Eingangsszene war und dass dies der eigentliche Grund ist, aus dem er Cameron sein Leben verdankt.

Erneut endet die Flucht jäh. An einem Bahnhof werden sie von Einsatzkräften und einem Mob gestellt, letzterer hat von der letzten Eskalation Wind bekommen und will Cameron robust zur Rede stellen. Es kommt, wie es kommen muss. Wieder eröffnet die Schattenhand unkontrolliert das Feuer und fordert dabei Opfer – so wie es aussieht auch Jasper. Wieder nimmt Cameron die Beine in die Hand und bleibt auf der Flucht.

Fazit: Ein Glanzstück und Arthur C. Clarke

Allem voran: Jaspers Geschichte und die saustarke Szene im Regionalzug sind das Glanzstück dieses Romans. Allein dafür hat sich meine Rückkehr zur Erstauflagenlektüre gelohnt. Zudem bin ich sehr von Bens flottem und flüssigem Schreibstil angetan. Ich mag das sehr.

Geneigte Lesende werden ahnen, dass jetzt ein kleines “aber” kommt. Denn abseits dieses Glanzstücks fand ich den Roman eher durchschnittlich. Streckenweise fühlte ich mich in Band 3301 zurückversetzt, vor allem was die eigentliche Hauptfigur Cameron anging. Unverändert entflieht er seinem Schicksal und schreckt davor zurück, sich seiner Verantwortung zu stellen. Bei seinem coming of age scheint er noch nicht wesentlich vorangekommen zu sein. Aber gut, der Autor will den armen Jungen halt noch ein bisschen länger quälen, ehe er zum echten Helden aufsteigt. Das ist vollkommen legitim.

Zwei andere Dinge stören mich da mehr. Zum einen fühlt sich das alles überhaupt nicht nach “wir befinden uns 4000 Jahre in der Zukunft” an. Natürlich müssen heutige Lesende Bezugspunkte in der Handlung finden können, aber ein bisschen episch und fremdartig darf es im Perryversum doch auch zugehen. Macht das seinen Reiz nicht mit aus? Das einzige handlungsrelevante fantastische Element – besagte Schattenhand – kommt eher quasimagisch daher. Das lässt sich freilich mit einem beherzten Arthur-C-Clarke-Zitat aus der Welt schaffen. Aber sonst hätte das auch nächste Woche spielen können.

Zum anderen ist es erneut das alte Leiden der Perry-Rhodan-Serie: die Darstellung von Gesellschaft, Staat und Institutionen. Ich weiß, ich nerve damit, aber Einsatzkräfte, die mit Paralysatoren rumfuchteln ohne sie gezielt einzusetzen,1 ein Hillbilly-Lynchmob2 mitten in der kosmopolitischen Hauptstadt der Erde und ein krimineller Rüstungskonzern3 stören meinen Lesegenuss schon ein bisschen. Mal abgesehen von der fehlenden engen psychologischen Betreuung von Cameron Rioz. Es können doch nicht nur Jasper und die Lesendenschaft mitbekommen haben, dass der Junge schwer traumatisiert ist.

Aber vielleicht sind die LFG und ihre Vorgänger einfach seit Jahrhunderten korrupte failed states, die nur überdauern, weil die Unsterblichen hin und wieder die Kastanien aus dem Feuer holen. Okay, das war jetzt doch zu polemisch. Ich ziehe diese Bemerkung hiermit zurück und leite über auf ein

Versöhnliches Ende

Wie schon bei den drei ersten Bänden gilt: Der Roman ist handwerklich erste Sahne und ist mir gut und gerne drei von fünf Sternen wert. ***°°

Eines möchte ich an dieser Stelle betonen: Ich sehe in meiner Timeline,4 dass den meisten Lesenden dort der neue Zyklus sehr gefällt. Das freut mich außerordentlich und ich möchte nicht der eine Motzkopp sein, der euch den Genuss madig macht. Bislang hat es mich halt einfach nicht gepackt und ich versuche die Gründe hier – auch für mich – in Worte zu fassen. Ziemlich sicher war es auch ein Fehler, ausgerechnet den Michelle-Stern-Doppelband zu überspringen, der vermutlich sehr nach meinem Geschmack gewesen wäre. Langer Rede: Habt weiterhin viel Spaß an dem Zyklus. Ich werde immer mal wieder reinlesen – den Marc-A-Herren-Doppelband habe ich bereits am Wickel und bin sehr angetan – und gelobe, mein Gemaule stets so sachlich wie möglich zu formulieren.

––––––––––––
  1. Dass das Einsatzteam beim ersten Mal überrascht und überfordert reagiert, ist verständlich. Aber haben die keine Nachbesprechung gemacht und keine Lehren aus dem Einsatz gezogen? Beim zweiten und dann auch noch dritten Mal genauso unbeholfen zu handeln, wirkt bestürzend unprofessionell.[]
  2. Was ist das für eine Gesellschaft, in der eine Gruppe so unmittelbar zur Selbstjustiz als Mittel der Wahl greift? Ja, ich weiß, die sind vermutlich von dem Rüstungskonzern gedungen gewesen, was die Sache nicht besser macht.[]
  3. Bitte keine Neuauflage des unsäglichen Clubs der Lichtträger! Vermutlich sind das auch die Leute, die 50 Jahre lang mit Shrell kollaboriert haben. Aber warum eigentlich? Ist die terranische Gesellschaft denn überhaupt keine Utopie mehr?[]
  4. bei Bluesky, woanders bin ich fast nicht mehr unterwegs – ja, bei Mastodon natürlich auch, aber da sind nicht so viele Raketenheftbekloppte[]

Perry Rhodan Band 3302: Das Geschenk der Leun

Der dritte #PerryRhodan-Roman des neuen PHOENIX-Zyklus stammt erneut aus der Feder von Oliver Fröhlich und behandelt endlich ein #ScienceFiction-Thema – obendrein sogar mein aktuelles Lieblingsthema künstliche Intelligenz. Doch bevor ich mehr verrate, erfolgt die

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Schnitzeljagd durchs Sonnensystem

Die leitende Ingenieurin Dr. Barstow, der Chefpositroniker Zhobotter und ihr Team untersuchen das “Geschenk” der Terroristin Shrell, das eigentlich das Raumschiff PHOENIX in die Lage versetzen soll, die geforderte weite Reise zu schaffen. Das goldene Ei birgt jedoch nur einen Datenträger mit den genauen Koordinaten der Zielregion – bis man auf der Oberfläche des Behälters weitere Daten entdeckt, die Koordinaten im Kuipergürtel des Sonnensystems beschreiben. Dort verbirgt sich eine geheime Basis von Shrell, die sie offenbar in den vergangenen Jahrzehnten als Materiallager genutzt hat. Dort wird dem PHOENIX schließlich das leistungssteigernde Aggregat eingesetzt, man kann sich für die aufgezwungene Fernreise vorbereiten.

Parallel wird in Rückblenden der Beginn des PHOENIX-Projekts beschrieben, wie Barstow einst Zhobotter rekrutiert und dieser die spätere Schiffs-KI entwickelt hat. Dabei werden die Hintergründe und Besonderheiten der beiden Figuren beschrieben und vertieft.

Fazit: anachronistische Robotik

Ich freue mich sehr, dass mit der ausführlicheren Beschreibung der Entwicklung der Schiffs-KI endlich ein SF-Thema zum Zuge kommt. Und es ist über große Strecken auch sehr gelungen dargestellt. Aber ach! Ich muss leider wieder daran herummäkeln.

Angefangen mit Zhobotter und wie mit ihm umgegangen wird. Der Positroniker ist also ein Cyborg. Na und? Wie weit in der Zukunft waren wir noch mal? 3000 Jahre? Müssten Cyborgs nicht völlig normal und allgegenwärtig sein? Zumal in der Positroniker-Community? Die werden alle in ihren ersten Semestern von Galto Quolfarth, Sinclair Marout Kennon und so weiter und so fort gehört haben. Von den Posbis, einer kompletten Cyborg-Kultur, ganz zu schweigen. Und diese Leute sollen einen Cyborg mobben? Mal davon abgesehen, dass die Medizin schon seit Jahrtausenden in der Lage ist, alle denkbaren Körperteile und Organe – ja, auch Teile des Gehirns – durch Prothesen zu ersetzen. Daher nervt mich auch schon, dass Zhobotters Zustand die Folge eines Unfalls sein muss. Warum nicht einfach als gezielte Prothese? Und selbst wenn das Mobbing nur das Werk eines einzelnen Neiders ist – zu dem Plotelement sag ich gleich noch was –, muss Zhobotter doch auch Fans, Supporter oder wenigstens Verteidiger haben.

Ich weiß, wir sind hier nicht bei #StarTrek, trotzdem ist PR immer auch eine Utopie. Einigung der Menschheit, friedliche Koexistenz mit fremden Kulturen und so weiter. Die terranische/galaktische Gesellschaft sollte schon lange über derart ableistisches Verhalten hinweg sein.

Jetzt zum Thema KI. Ich finde es sehr schön, wie die Bordintelligenz des PHOENIX eingeführt und beschrieben wird. Das Thema nach aktuellen realen Entwicklungen anzugehen, ist ein guter Ansatz. Der PHOENIX ist reine Software und muss – wie heutige KIs – geschult und “erzogen” werden. Aber mal ehrlich: ich nehme der Serie nicht ab, dass dies ein neues Verfahren sein soll. KIs gibt es in der menschlichen Kultur seit 3000 Jahren, in der galaktischen mindestens seit 20.000 Jahren. Und dass die Dinger auch ohne Biokomponente echtes Bewusstsein entwickeln können, haben schon Meech Hannigan, Rico und zuletzt Aurelia Bina gezeigt. Noch immer so zu tun, als wäre das im Perryversum Neuland, gefällt mir nicht.

Die Handlung fand ich im großen und ganzen okay, lediglich das Plotelement mit Zhobotters eifersüchtigem Wissenschaftsrivalen war mir etwas zu trashig. Ich weiß, PR ist immer noch eine Pulp-Serie und das ist auch gut so. Aber echt jetzt? Da widmet einer Jahrzehnte seines Lebens einer persönlichen Vendetta und verübt dann einen Terroranschlag mit unfassbaren Kollateralschäden? Wie hat eigentlich die terranische Öffentlichkeit auf diese Räuberpistole reagiert? Das glaubt der Organisation San doch kein Mensch.

So, nun ist es aber höchste Zeit, auf die versöhnliche Zielgerade einzuschwenken. Die beschriebenen Figuren, diesmal vor allem Barstow, Zhobotter und natürlich PHOENIX, haben mir erneut sehr gefallen. Die Chemie in dieser kleinen Familie funktioniert wunderbar. Entsprechend kommen meine drei von fünf Sternen von Herzen: ***°°

Perry Rhodan Band 3301: Die Krone von Terrania

Der dreitausenddreihundertunderste Band der #PerryRhodan-Serie ist Auftakt zu einem Doppelband von Oliver Fröhlich und setzt seinen Fokus ganz auf die neue Neben-Hauptfigur Cameron Rioz. Das Ergebnis ist ein großartiger Unterhaltungsroman – aber ist es auch ein guter PR- beziehungsweise #ScienceFiction-Roman? Das erfahrt ihr nach der

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Cameron Homecoming

Der Roman begleitet den jungen Cameron Rioz auf seiner verzweifelten Heimreise durch die von zwei Anschlägen getroffene Hauptstadt Terrania. Sein Ziel ist der Wolkenkratzer-Komplex, in dem er und seine Eltern leben – und der durch das im vorangegangenen Band entfesselte “Brennende Nichts” zum Teil zerstört worden ist. Er weiß nicht, ob seine Eltern noch leben, befürchtet das schlimmste und will dennoch mit eigenen Augen sehen, was geschehen ist.

Bei seiner Reise quer durch die gigantische Metropole – sein Ausgangspunkt ist 100 Kilometer von seinem Zuhause entfernt – muss er sich bedeckt halten, da er als einziger Überlebender eines Kontakts mit dem Brennenden Nichts für Forscher und Behörden von großem Interesse ist. Gleichzeitig interessieren sich die schurkischen Leun für ihn. Die Kommandantin Shrell will ihn tot sehen, seit sie durch ihren Sklaven Bonifer von seiner Existenz erfahren hat. Bonifer hatte offenbar selbst schon einmal Kontakt zu einem Brennenden Nichts und kann Cameron auf übersinnliche Art und Weise spüren.

Am Ende des Romans erreicht Cameron die Wohnung seiner Eltern und muss sich der schrecklichen Wahrheit stellen. Die gleichzeitig eintreffenden Mediziner und Haupthelden – Altan und Gucky höchstselbst – berichten ihm vom Tod seiner Eltern. In dem Moment spüren ihn auch die Leun auf und erscheinen, um ihn zu töten. Das Handgemenge zwischen Helden und Schurken endet damit, dass Bonifer festgesetzt werden kann – Shrell jedoch mit Cameron als Geisel entkommt.

Fazit: Wo sind die Ylanten?

Wie schon mit dem Vorgängerband tue ich mich auch mit der 3301 sehr schwer. Nicht weil die Romane schlecht wären – im Gegenteil, sie sind beide sehr gut gelungen. Dieser Band sogar fast noch etwas besser. Er ist ein hervorragender Unterhaltungs-, Spannungs- und Action-Roman und verdient in all diesen Kategorien Bestnoten.

Der starke Fokus auf die Figuren, ihre Motivation und Entwicklung ist ein sehr willkommener Ansatz des neuen Handlungszyklus. Und der von mir sehr geschätzte Oliver Fröhlich weiß diesen Ansatz auch perfekt umzusetzen. Cameron ist eine wunderbare Figur, man fühlt und fiebert mit ihm mit und kann seinen inneren und äußeren Weg jederzeit nachvollziehen. Das alles ist spannend und flüssig erzählt und am Ende gibt’s ein anständiges Finale mit einem angemessenen Cliffhanger.

Im Gegenzug dann aber so komplett auf SF-Themen und PR-Kosmologie zu verzichten, finde ich zumindest etwas gewagt.

Ich will jetzt keinen großen Exkurs starten, was einen guten SF- und/oder PR-Roman ausmacht. An dieser Stelle nur soviel: Für mich ist immer wichtig, dass SF nicht nur schmückendes Beiwerk im Setting und Szenario ist, sondern auch als Thema behandelt wird. Im Hintergrund einen Roboter oder Außerirdischen vorbeilaufen oder ein Raumschiff starten zu lassen ist halt was anderes, als den Status von KIs, den Kontakt mit dem absolut Fremden oder die Herausforderungen der Raumfahrt zum Thema zu machen.

Ich habe bislang das Gefühl, dass genau das sogar ziemlich bewusst einstweilen ausgeblendet wird. Allein die Tatsache, dass ausnahmslos alle neu eingeführten Nebenfiguren de facto Menschen sind, finde ich sehr auffällig. Selbst die Leun sind maximal menschenähnlich, als stammten sie aus einer TNG-Folge der ersten Staffel. Kommunikationshürden oder kulturelle Missverständnisse sind bislang überhaupt kein Thema.

In Sachen PR-Lore knabbere ich vor allem an dem lapidaren Umgang mit der Vernichtung der Mondpositronik NATHAN. Es ist offenbar eine ganz bewusste Expokraten-Entscheidung, den jahrtausendealten KI-Gott der Menschheit aus dem Spiel zu nehmen. Das an sich finde ich überhaupt nicht problematisch. Dass als einzige Konsequenzen bislang nur der Ausfall der Wetterkontrolle und ein etwas langsameres Internet geschildert werden, macht mir allerdings zu schaffen. Einem so tiefen Einschnitt in eine seit über 3000 Heften bestehende Konstante des Perryversums hätte ein guter PR-Roman ganz anders Rechnung tragen müssen. Wo ist beispielsweise die Flotte völlig verzweifelter Ylanten, die halb wahnsinnig vor Trauer um ihren Vater Jagd auf Shrell macht?

Ich weiß, das ist nicht die Geschichte, die erzählt werden soll. Aber wenn man sich entscheidet, NATHAN zu vernichten, muss man das auch zu Ende denken.

Ich weiß, das sind sehr subjektive Kritikpunkte an einem objektiv sehr guten Roman, dennoch sorgen sie für mich dafür, dass ich nur drei von fünf Sternen vergeben kann: ***°°

Perry Rhodan Band 3300: Terra muss fallen

Mit diesem #PerryRhodan-Heft beginnt eine neue Ära der Serie. Und das – mindestens – im doppelten Sinne. Zum einen startet traditionsgemäß wie mit jedem Hunderter-Band ein neuer Handlungszyklus. Zum anderen übernimmt Autor Ben Calvin Hary mit diesem Roman die Exposé-Redaktion. Ab sofort steht die Metahandlung der Serie in seiner Verantwortung. Laut Ankündigung soll dieser Zyklus mit dem Titel PHOENIX nur 50 Hefte lang sein und den Auftakt zu einem Großzyklus von mindestens 200 Romanen bilden. Wie all dies beginnt, beschreibt Hary in diesem Heft. Aufgrund der Sonderstellung des Romans löse ich mich ausnahmsweise von meinem Schema der “Kürzestzusammenfassung” und des “Kürzestfazits”. Das muss diesmal ausführlicher. Doch zunächst die unvermeidliche

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Zusammenfassung: Terror auf Terra

Seit den Ereignissen des vorangegangenen Romans sind 150 Jahre vergangen. Perry Rhodan hat in dieser Zeit daran gearbeitet, einen Friedensbund mit den umliegenden Galaxien zu schmieden. Ein wichtiger Teil des Projekts ist die Entwicklung eines neuen Raumschifftyps, der die intergalaktischen Entfernungen überwinden kann. Der Prototyp namens PHOENIX ist nach langer Forschungsarbeit fertiggestellt und soll feierlich getauft werden, um dann erste Testflüge über größere Strecken zu absolvieren.

Die Feierlichkeiten auf dem Mond werden jäh unterbrochen, als ein seit 50 Jahren inaktiv auf der Erde stehendes vermeintliches Flüchtlingsschiff einen massiven Terrorangriff auf Mond und Erde verübt. Mittels hochentwickelter Transportertechnologie wird an zwei Orten auf der Erde und direkt in der lunaren Werft das “Brennende Nichts” entfesselt. Kilometergroße tiefschwarze Kugeln, die sich in tektonischer Geschwindigkeit ausdehnen und bei Berührung alles und jeden auflösen. Gleichzeitig startet das Schiff in Richtung Mond, um dort Rhodan zu entführen und ihm Bedingungen zu diktieren.

Die Kommandantin Shrell verlangt von ihm, mit dem PHOENIX in ihre über 200 Millionen Lichtjahre entfernte Heimat zu fliegen und dort den aggressiven Eroberer ihrer Sternenregion zu töten: Perrys lange verschollenen besten Freund Reginald Bull. Nur dann wird sie das Brennende Nichts löschen. Rhodan entkommt der Entführerin und weigert sich zunächst, der Forderung nachzukommen, zumal der PHOENIX erst einmal für eine solche Reise aufgerüstet werden müsste.

Gegen das Brennende Nichts scheint es kein Gegenmittel zu geben, nur der junge Cameron stellt einen Hoffnungsschimmer dar, da er als einziger nicht aufgelöst wird, sondern “nur” seinen Arm verliert. Er wird in die Solare Residenz verlegt, um dort genauer untersucht zu werden. Doch die über der Stadt Terrania schwebende Stahlorchidee wird Ziel eines weiteren diesmal konventionellen Bombenanschlags, mit dem Shrell ihre Forderung nochmals untermauert. Es gelingt zwar allen die Flucht aus dem abstürzenden Hochhaus, Cameron geht aber vorerst verloren und man muss sich der Katastrophenhilfe widmen. Fortsetzung folgt.

Fazit: Sehr gute Figuren, mittelmäßige Handlung

Handwerklich macht der Roman fast alles richtig. Der Fokus liegt erfreulicherweise ganz auf den Charakteren, ihren Motiven und ihrer Interaktion untereinander. Dadurch wirken die Figuren sehr lebendig und nachvollziehbar, selbst die Antagonistin Shrell und ihr Diener, von denen das meiste noch im Dunkeln bleibt. Was mich besonders freut: die bislang etwas blasse Sichu Dorksteiger erhält durch ihr fortschreitendes Alter an der Seite des ewig jungen Perry endlich etwas Tiefe und Konfliktpotential.

Auch der Kernkonflikt des Zyklus ist ein Knaller. Perry muss seinen besten Freund töten, um die Erde vor der Vernichtung zu retten. Da weiß man als Leserin und Leser ganz genau, woran man ist und worum es geht. Trotzdem konnte mich das Heft nicht so recht mitreißen.

Auch wenn die Motivation der Bösewichter klar ist, hat mich ihr Handeln nicht überzeugt. Shrell und ihr Knecht fliegen also über 200 Millionen Lichtjahre weit, um einen Attentäter zu rekrutieren, der den Eroberer ihrer Heimat ausschalten soll. Doch anstatt Perry einfach mit dem Fiktivtransmitter zu schnappen und zurückzufliegen, warten sie volle 50 Jahre lang darauf, dass ein Fernraumschiff der Terraner fertig wird, an dem diese rein zufällig gerade bauen. Scheint mit der Rettung der Heimat vor dem Eroberer ja nicht so eilig zu sein.

Und die Terraner lassen ein unbekanntes Schiff allen Ernstes 50 Jahre mitten in ihrer Hauptstadt rumstehen? Raumschiffe sind in dieser Serie unfassbare Energieverbraucher und haben entsprechend leistungsstarke Reaktoren an Bord. Reaktoren, die verheerende Fehlfunktionen haben können – vor allem, wenn sie 50 Jahre einfach so rumstehen. Selbst wenn man beste Absichten der Raumschiffbesatzung annimmt, lässt man so etwas nicht zu. An der Stelle erkenne ich aber an, dass auch ein Parkorbit um einen Neptunmond den Terroranschlag nicht verhindert hätte.

Mich hat zudem ziemlich geschockt, wie lapidar die Vernichtung der Mondpositronik NATHAN abgetan wird. Ja, man hat immer mal wieder erwähnt, dass Internet und Stromnetz jetzt nicht mehr so zuverlässig funktionieren – aber NATHAN ist ja wohl mehr als eine simple Serverfarm. Seit Jahrtausenden wacht die KI über die Menschheit, kontrolliert das Wetter, hält Wirtschaft und Infrastruktur am Laufen – und erfüllt nebenher noch kosmische Geheimaufträge für die Superintelligenz ES. Für die Terraner sollte NATHAN fast den Status eines Maschinengottes haben, der immer da war und immer für sie gesorgt hat. Von den Ylanten will ich gar nicht erst anfangen.

Ohnehin kommt mir thematisch die #ScienceFiction etwas zu kurz. Es geht vor allem um Terrorismus, was zugegeben sehr eindringlich aus der Sicht der Betroffenen dargestellt wird. “Echte” SF-Themen wie Künstliche Intelligenz und Raumfahrt sind eher schmückendes Beiwerk. Das ist nicht schlimm – für mich darf mein Perry aber gern etwas fantastischer daherkommen. Daher bin ich auch etwas enttäuscht, dass die Antagonisten, die außerirdischen Leun, fast exakt wie Menschen aussehen. Als wäre PR eine TV-Serie mit endlichem Special-Effects-Budget.

Doch genug des kleinlichen Gemeckers! Der Roman ist hervorragend geschrieben, spannend und unterhaltsam. Die Dinge, die mir fehlen und nicht ganz so gefallen sind reine Geschmackssache. Drei von fünf Sternen soll er kriegen: ***°°

Perry Rhodan Band 3299: Das Haus von ES

Den finalen #PerryRhodan-Roman des Fragmente-Zyklus bestreiten die beiden Exposé-Autoren Wim Vandemaan und Christian Montillon gemeinsam. Das Heft beschließt nicht nur diesen Handlungsabschnitt, sondern auch die 500 Bände währende Epoche, in der die beiden für die Metahandlung verantwortlich waren. Ob der Roman angemessen epochal geraten ist erfahrt ihr nach der

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Kürzestzusammenfassung: Endlich wird der ES-Konvoi in die Jodorsphäre durchgelassen, wo die Fragmente der Superintelligenz in einem vermutlich sehr langen Prozess wieder zusammengesetzt werden sollen. Außer der Raumflotte der Heldinnen und Helden schlüpft im letzten Moment auch die WERKSTATT, das Raumschiff des Antagonisten Kmossen, durch die Öffnung in dem gigantischen Schutzfeld. Auch er hat eine schlagkräftige Flotte dabei, mit der er nach kurzem verbalen Geplänkel angreift. Sein Ziel ist zunächst, die Fragmente für sich zu erobern und lediglich die Regenese zu verhindern. Dafür greift er auch den Planeten an, auf dem sich das “Haus der Chimären” befindet, in dem besagte Regenese stattfinden soll. Um besser agieren zu können, lässt sich Kmossen durch ein recht gewagtes Experiment verdoppeln. Das dafür genutzte Gerät, ein spezieller Transmitter, ermöglicht es einer kleinen Heldengruppe um Alaska Saedelaere die WERKSTATT zu infiltrieren. Der eine Kmossen setzt sich derweil spontan in den Kopf, dass er dringend Perry Rhodan persönlich töten muss, der andere kümmert sich mehr oder weniger halbherzig um Alaska und seine Begleiterinnen. Perry lockt “seinen” Kmossen in eine Falle, wo er ihn in einem Säbelduell besiegt und tötet. Alaska streckt “seinen” Kmossen nieder, indem er seine Maske abnimmt und ihm sein todbringendes Gesicht zeigt. Damit ist der Bösewicht besiegt und die ES-Regenese kann angegangen werden. Sie wird allerdings eine lange Zeit von unbestimmter Dauer währen und innerhalb der unzugänglich verschlossenen Jodorsphäre stattfinden. Bei der Gelegenheit werden einige Protagonisten aus der künftigen Handlung entfernt, indem sie entweder in der Sphäre verbleiben oder auf Fernreise gehen. Die Superintelligenz ES bleibt bis auf weiteres aus dem Spiel, das Feld für den komplett neuen Handlungsabschnitt unter der Ägide des neuen Exposé-Chefs Ben Calvin Hary ist bereitet.

Kürzestfazit: Puh! Sagen wir mal so: Flott und angenehm zu lesen ist der Roman durchaus. Ich mag die Schreibe der beiden Ex-Expokraten ja gern. Inhaltlich spiegelt das Finale jedoch alle Schwächen des Zyklus wider, angefangen bei der Grundvoraussetzung der Metahandlung und der Motivation aller Beteiligten. Die Fragmentierung von ES und die aufwändige Schnitzeljagd nach seinen Teilen hat mich von Anfang an nicht als Kernkonflikt überzeugt. Und nun werden die Fragmente am Schluss auch noch auf unbestimmte Zeit weggesperrt, da der nächste Expokrat lieber weiter ohne die Superintelligenz auskommt. Hätte man sich also alles sparen können. So handeln alle Akteure im  vorliegenden Band reichlich unmotiviert. Die ziellose Infiltration der WERKSTATT mit drei, vier Leutchen wäre so ein Beispiel. Am schlimmsten aber bleibt für mich der blasse und eindimensionale Antagonist Kmossen. Meine generelle Kritik will ich da gar nicht wiederholen. In diesem Heft aber haben mir sein Captain-Kirk-Transporter-Verdoppelungs-Move, seine spontan entwickelte Todesfehde mit Perry und sein selbstmörderischer Blick in Alaskas Gesicht den Rest gegeben. Was sollte das alles? Von diesem quatschigen Säbelduell am Ende will ich gar nicht erst anfangen. Dennoch will ich versöhnlich mit einem herzlichen Dank an Vandemaan und Montillon enden, die 500 Hefte lang die Serie und ihre Helden an wunderbare Orte und in großartige Abenteuer geführt haben. Ebenso versöhnlich seien für diesen Roman drei von fünf Sternen vergeben: ***°°

Perry Rhodan Band 3298: Täuscher und Helfer

Kurz vor dem großen Zyklusfinale darf Robert Corvus es noch einmal krachen lassen. Wie gewohnt werden sich in seinem #PerryRhodan-Roman die Gefechtswesten umgeschnallt und die Thermostrahler vorgeheizt. Atlan knöpft sich höchstpersönlich die Nummer zwei des Oberschurken Kmossen vor. Das erfordert eine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Kürzestzusammenfassung: Der ES-Konvoi unter dem Oberkommando des unsterblichen Arkoniden Atlan hat sein Ziel die Yodorsphäre noch immer nicht erreicht. Blockaden und Angriffe durch den obersten Widersacher dieses Zyklus Kmossen und seine mehr oder weniger freiwilligen Gefolgsleute behindern den Weiterflug. Kmossen duelliert sich an Bord seiner WERKSTATT mit der Kosmokratenwalze LEUCHTKRAFT, die Perry Rhodan höchstselbst kommandiert. Derweil versucht Kmossens gestaltwandelnder Sidekick Achill Maccao in wechselnden Rollen das Verwirrspiel zwischen den zahlreichen anwesenden Fraktionen aufrecht zu erhalten und in dem Zuge zum großen Schlag gegen den Konvoi auszuholen. Unter anderem nimmt er dabei die Gestalt von Antanas Lato ein, den Atlan und seine Gefährten allerdings so gut kennen, dass sie die Täuschung bemerken. Daraufhin fasst der Arkonide den Plan, höchstpersönlich in einem klassischen Kommandoeinsatz den echten Lato zu retten und Maccao festzusetzen oder auszuschalten. Gesagt getan wird das Rauschiff, auf dem beide weilen, infiltriert. Man schleicht sich unerkannt bis zu Latos Verlies und kann ihn befreien. Schließlich wird man entdeckt und muss sich etwas robuster weiterkämpfen. Nach einer großen Menge Sach- und Personenschaden gelingt es Maccao auszuschalten – ehe dieser seinen letzten Verzweiflungsschlag ausführen kann. Damit bricht der Widerstand der Lichtträger und anderen Kmossen-Schergen vorerst zusammen und der Weg zur Yodorsphäre ist endlich frei. Leider wird man nicht eingelassen. Und damit nicht genug, haben die Helden einen schweren Verlust zu beklagen: Der vor 200 Heften eingeführte Mutant und Nebenheld Damar Feyerlant fällt im Zuge des Kommandoeinsatzes.

Kürzestfazit: Ich lese Corvus’ Romane ganz gerne, da ich seine kurzweilige und zuweilen flapsige Schreibe schätze. Grundsätzlich gefallen mir auch seine Gefechtsbeschreibungen, die ihm zugeschriebene Spezialität. In diesem Roman kommt hinzu, dass er fast beiläufig ziemlich tiefgründige Gedanken zu existenziellen Grundfragen wie Sterblichkeit, Freiheit und Bewusstsein behandelt. Feyerlants Opfergang gelingt dadurch sehr berührend. Dennoch wollte das alles für mich nicht so recht zünden. Ich komme mit der Seefahrt-Allegorie einfach nicht mehr klar, mit der die Serie unverdrossen Weltraumfahrt und -Gefechte beschreibt. Dass eine Raumflotte im Nirgendwo zwischen den Sternen einfach von einer anderen aufgehalten wird, indem sie sich ihr “in den Weg stellt”, will ich in modernen #ScienceFiction-Romanen nicht lesen. Da muss man sich was besseres einfallen lassen, als so zu tun, als wären das träge Kriegsschiffe auf einer zweidimensionalen Wasseroberfläche. Mein Hauptproblem bei diesem Zyklus bleibt jedoch die schwache Meta-Handlung und allem voran die blassen Antagonisten. Kmossen und seine Schergen sind so plump eindimensional böse, dass auch ihre Überwindung im Finale keine Begeisterung bei mir wecken will. Dabei hätte man ihren Punkt, ob es überhaupt so sinnig ist, ES wiederherzustellen, durchaus spannungserzeugend als Konflikt unter den Helden verhandeln können. Aber nein, diese Position nehmen natürlich wieder nur schwerstkriminelle Schurken ein. Aber gut, ich will nicht meckern. Die meisten Einzelromane waren wie gewohnt von hoher Qualität und auch dieser hier hat mich gut unterhalten, weswegen er wohlmeinende drei von fünf Sternen redlich verdient hat: ***°°

Perry Rhodan Band 3297: Unter dem Himmel von Gatas

Es ist inzwischen gute Tradition, dass Bestsellerautor Andreas Eschbach etwa alle einhundert Hefte einen Gastroman für die #PerryRhodan-Serie beisteuert. Mit diesem Band ist es wieder einmal soweit und der Großmeister hat erwartungsgemäß abgeliefert. Doch zunächst die

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Kürzestzusammenfassung: Andri Selatan ist Gataser. Der Abstammung nach zwar ein Mensch, seine Vorfahren sind aber schon vor über 1000 Jahren von der Erde auf die Hauptwelt der Yülziish ausgewandert. Dort führt er als Teil der gut integrierten Menschen-Community ein glückliches und zufriedenes Leben. Bis der hauptsächlich von Menschen angeführte ES-Konvoi des Wegs kommt und seine Reise durch das gatasische Hoheitsgebiet antreten will. Finstere Mächte – vermutlich die schurkischen Lichtträger – wollen dies hintertreiben, indem sie Zwietracht zwischen Gatasern und Menschen schüren. Zunächst mit Anschlägen auf gatasische Raumschiffe, dann auf dem Planeten selbst. Andri und seine Familie werden ungewollt in die Ereignisse hineingezogen und tragen schließlich sogar zur Befriedung der Krise bei. Am Ende können der Konvoi seine Reise und Andri sein beschauliches Leben auf Gatas fortsetzen.

Kürzestfazit: Die Darstellung der Yülziish und ihrer Kultur ist noch nie so gut gelungen. Ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass die Gataser und ihr Alltagsleben jemals so ausführlich, lebhaft und nachvollziehbar beschrieben worden sind. Ohnehin hat mir die “Alltags-Perspektive”, in der die kosmischen Ereignisse geschildert sind, außerordentlich gut gefallen. Woran die Serie oft scheitert, gelingt hier wunderbar: nämlich die glaubhafte Darstellung von Gesellschaft. Dennoch wird es im Laufe der Handlung noch reichlich dramatisch. Die einer Romanheftserie angemessene Action kommt keinesfalls zu kurz. Allerdings werden Konflikte und Motivation der Helden auf nachvollziehbare Weise heruntergebrochen: Eltern, die einfach ihre Kinder retten wollen, geben schließlich den Ausschlag dafür, dass der eher abstrakte kosmische Konflikt nicht vorzeitig zugunsten der Bösewichte entschieden wird. Das gibt natürlich volle Punktzahl: *****

Perry Rhodan Band 3296: Der ES-Konvoi

Noch-Exposé-Autor Christian Montillon läutet mit diesem #PerryRhodan-Heftroman den Endspurt zum Zyklusfinale ein. Die Handlung schwenkt zurück in die heimatliche Milchstraße und bringt den Showdown in Reichweite. Bitte beachtet die

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Kürzestzusammenfassung: Die Fragmente der Superintelligenz ES sind schlussendlich zusammengesammelt worden und in der Milchstraße eingetroffen. Ob jenes aus Vergangenheit und Zukunft, das Perry Rhodan in den Heften zuvor geborgen hat, auch schon dabei ist, wird nicht explizit gesagt, beim Lesen gewinnt man dennoch den Eindruck, dass sie nun komplett sind. Aktuell lagern sie in einer Flotte aus blau-goldenen Raumschiffen, die im interstellaren Leerraum, ein paar Lichtjahre von der Sonne entfernt “parken”. Man wartet darauf, von den Yodoren abgeholt und in die Yodorsphäre im Zentrum der Milchstraße eskortiert zu werden. Nur dort kann die Wiederherstellung der Superintelligenz gelingen. Selbstverständlich versuchen die schurkischen Lichtträger unter ihrem Oberschurken Kmossen zum wiederholten Male, dies zu verhindern. Mit seinen Fähigkeiten hat Kmossen die gesamte Besatzung eines Forschungsschiffes übernommen und dazu gebracht, die Flotte mit den ES-Fragmenten an Bord anzugreifen. Die wohlweislich stationierte Wachflotte verhindert das Schlimmste. Atlan und Aurelia Bina gehen sogar höchstpersönlich in den Einsatz, um die beeinflusste Besatzung zu retten. Das Vorhaben gelingt mit Ach und Krach und mehr schlecht als recht. Nach vorläufiger Abwehr der Gefahr erscheint ein Schiff der Yodoren und führt den ES-Konvoi in Richtung Yodorsphäre an. Damit ist die Gefahr jedoch noch lange nicht gebannt. Parallel wird die Geschichte eines Positronik-Entwicklers in den Reihen der Lichtträger erzählt, der eine Technologie ersonnen hat, mit der Kmossen und seine Schergen schlussendlich doch noch Erfolg haben wollen. Doch dazu mehr im nächsten – oder übernächsten – Heft.

Kürzestfazit: Das Heft erfüllt rechtschaffen seine Aufgabe, die Metahandlung des Zyklus auf die Spur in Richtung Showdown zu setzen und in Fahrt zu bringen. Mehr aber nicht. Für interessante Nebenfiguren und einfallsreiche #ScienceFiction-Ideen ist kein Raum und auch das Spannungselement mit Weltraumgefecht und Risikoeinsatz kommt eher generisch daher. Dass der Flottenkommandant und die Geheimdienstchefin höchstpersönlich in den Einsatz gehen, muss ich als notwendiges Trope der Serie wohl hinnehmen. Gleiches gilt für die Seefahrt-Allegorien, mit der Raumfahrt und Raumschlachten unverdrossen beschrieben werden. Da erscheinen Raumschiffe, die laut innerer Serienlogik mit hunderten Kilometern pro Sekundenquadrat beschleunigen können, wie träge Frachter, die sich von einem herbeigesprungenen Forschungsschiff mühelos abschießen lassen. Aber gut, der Plot wollte es so. Auch kurz vor Zyklusende bleiben die bösen Lichtträger blass und der oberste Antagonist Kmossen arg eindimensional. Dennoch ist das alles sehr solide erzählt und soll mir daher drei von fünf Sternen wert sein: ***°°

< | UberBlogr Webring | >

© 2007-2025 by nerdlicht.net | Kontakt | Impressum | Datenschutz | Ich woanders: Eskapedia; World of Cosmos; Zusammengebaut; Mastodon; Bluesky; Goodreads | Jetzt bestellen: "Mette vom Mond" von Finn Mühlenkamp | Theme von Anders Norén