Ich bin begeistert! In den beiden Urlaubswochen rund um das höchste Fest der Christenheit habe ich Zeit und Muße für ausgiebige Lektüre gefunden. Genug Stoff also für einen kleinen Eintrag ins Lesetagebuch. Zur Sicherheit platziere ich hier eine milde
WARNUNG VOR DEM SPOILER
“Verlorene der Zeiten” von Max Gladstone und Amal El-Mohtar
Auf dem Klappentext wird dieser #ScienceFiction-Roman von 2019 als “virales Twitter-Phänomen” angepriesen. Ist damals1 aber irgendwie an mir vorbeigegangen. Mir fiel er letztes Jahr in einer US-Buchhandlung in die Hände – dort natürlich unter seinem Originaltitel “This is How You Lose the Time War”. Da ich dann doch lieber digital und übersetzt lese,2 landete er erst etwas später auf meinem E-Book-Reader.
Ich habe ja ein großes Faible für Briefromane, daher gefallen mir Aufbau und Struktur der Geschichte außerordentlich gut. Auch sonst kommt das Buch nicht gerade als klassischer SF-Roman daher.3 Die beiden Schreibenden legen zumindest mehr Wert auf Wort- und Sprachkunst, als es in den meisten Genrewerken üblich ist. Entstanden ist die Geschichte vermutlich aus einer Art koordiniertem Round-Robin-Projekt. Die abwechselnden Kapitel werden stets aus der Sicht einer der beiden Kombattantinnen des im Original titelgebenden Zeitkriegs geschildert.
Bis auf eine handlungsrelevante Zeitschleife ist dieser Krieg jedoch kaum mehr als ein amüsantes Setting für die Romeo-und-Julia-Geschichte, die sich zwischen den beiden Hauptfiguren entwickelt. Spaß macht dieses Setting dennoch und beflügelt die Fantasie der SF-begeisterten Lesendenschaft.
“Ich bin viele” (Bobiverse 1) von Dennis E. Taylor
Seit ich vor etlichen Jahren in einem #Podcast – ich glaube, es war “Weltenflüstern” – davon erfahren habe, schiebe ich die Lektüre der Bobiverse-Reihe vor mir her. Dabei hat mich die Grundidee sofort fasziniert. Held der bislang vier Romane ist nämlich Bob, ein verstorbener Softwareentwickler des frühen 21. Jahrhunderts, dessen Bewusstsein 100 Jahre später aus seinem eingefrorenen Gehirn in eine KI hochgeladen wird, um Von-Neumann-Sonden zu steuern, die das Universum nach besiedelbaren Planeten durchforschen sollen. Aus dem einen Bob werden daher sehr schnell sehr viele, was den Titel des ersten Bandes erklärt.
Ich habe selten einen Roman so schnell in einem Rutsch durchgelesen. Wie ich es erhofft hatte, wird die großartige Grundidee sehr gekonnt und spannend ausgeführt. Die Themen Raumfahrt und Erforschung des Weltalls – aber auch philosophische Gedanken zum Wesen des Bewusstseins – werden sehr detailliert und angemessen behandelt. Science-Fiction im allerbesten Sinne also.
Einen ganz kleinen Abstrich muss ich allerdings machen – auch wenn ich dem Buch drüben bei Goodreads volle Punktzahl gegeben habe: Es ist leider ziemlich eindeutig ein Jungs-Roman. Weibliche Protagonisten4 sind äußerst dünn gesät, Bob tritt manchmal etwas zu penetrant als männlicher, weißer Gen-X-Nerd auf5 – und vor allem erinnert die Darstellung der “primitiven” Außerirdischen etwas zu sehr an den anthropologischen Forschungsstand eines Was-ist-was-Buchs der 70er Jahre.6
Ansonsten aber großartig! Freue mich auf Teil zwei.
Entenhausen Edition 91
Seit etwa 20 Bänden werden in dieser Carl-Barks-Komplettausgabe die Dagobert-Duck-Geschichten aus der Feder des Meisters abgedruckt – selbstverständlich in der Übersetzung der großartigen und sprachgewaltigen Dr. Erika Fuchs. Dieses Heft enthält zu meiner Freude größtenteils Geschichten, die ich kaum mehr erinnere oder sogar noch nie gelesen habe. Darunter die zweite Begegnung mit Mac Moneysack, der hier mit herrlich durchschaubaren Tarnnamen unterwegs ist.
Mosaik 591: “Bertha macht’s”
Obwohl als Wessi aufgewachsen liebe ich die #Comics der Abrafaxe und feiere gerade mit ihnen ihr 50. Jubiläum. Im Jubeljahr sind Abrax, Brabax und Califax in monatlichen Einzelabenteuern unterwegs. In Heft 591 treffen sie auf Bertha Benz und begleiten sie auf ihrer legendären ersten Autofahrt. Wie immer sehr amüsant und lehrreich – und natürlich hervorragend gezeichnet.
“Das Mündel der Drachen” (Die Vagabunden 1) von Robert Corvus
Romanhefte sind Schnee von Gestern? Weit gefehlt! Erst kürzlich hat der Bastei-Verlag mit “Die Vagabunden” eine neue #Fantasy-Reihe aus der Feder von Robert Corvus gestartet. Sind zwar erst einmal nur zwölf Hefte – aber es zeigt: das Format ist noch lange nicht vergessen.
Dennoch muss ich gestehen, dass die Geschichte mein Interesse erst weckte, als Band eins als kostenloses E-Book angeboten ward. Und ich muss sagen: Das ist richtig gut. Ein recht klassisches Fantasy-Setting zwar mit Orks, Drachen und Magie – aber interessant und spannend erzählt.
Ob ich indes auch die folgenden Heftchen lese, habe ich noch nicht final entschieden.
Batman: Three Jokers
Ich habe ewig nicht mehr ausführlich in die Superhelden-Geschichten aus dem Hause #DC reingelesen und bin fast gar nicht mehr auf dem Laufenden – nicht einmal, was das Schicksal meines Lieblings #Batman angeht.7
Der #New52-Run war der letzte Erzählstrang, den ich komplett verfolgt hatte. Nur am Rande habe ich danach aufgeschnappt, dass Batman zum Gott der Weisheit wird, es auf einmal drei Joker gibt und schließlich ein Joker-Batman-Hybrid durch die Gegend springt. Es wurde also höchste Zeit, dass ich rauskriege, was es damit auf sich hat.
Das mit den drei Jokern hat mir recht gut gefallen. Im Grunde die Idee, dass der Joker eigentlich eine Rolle ist, die weitergegeben wird – so impliziert es ja auch die Schlussszene des unsäglichen zweiten Jokerfilms. Der Comic wirft diese Idee am Schluss jedoch wieder über den Haufen und lässt schließlich offen, ob es nicht doch immer nur einen Joker gegeben hat. Gefällt mir. Dass der dann aber durch die Hintertür noch ein Origin verpasst kriegt, entwertet die Geschichte und die Figur wieder ein wenig.
Dark Nights Metal: Dark Knights Rising
Und dann war The Batman Who Laughs dran. Gesehen hatte ich den schon oft in den einschlägigen Subreddits – nun weiß ich endlich, was es mit ihm auf sich hat. Gleichzeitig habe ich das negative DC-Multiversum kennengelernt, was mich ein wenig an die Incursion-Nummer bei #Marvel erinnert – und wenn ich es recht bedenke, steht der Maker als Negativversion von Mr. Fantastic womöglich auch ein wenig Modell. Aber ich schweife ab.
Dieser Band fasst jedenfalls die Ursprungsgeschichten von insgesamt sieben negativen Batman-Varianten zusammen. Geradezu ideal, um mich auf Stand zu bringen. Somit weiß ich jetzt voll bescheid über den Joker-Batman,8 den Doomsday-Batman,9 den Flash-Batman,10 den Ares-Batman,11 den Cyborg-Batman,12 den Green-Lantern-Batman13 und die Aquawoman-Batwoman.14 Ich mag sowas.
––––––––––––- als es Twitter noch gab und es schön dort war[↑]
- Schande über mich![↑]
- was immer das sein mag[↑]
- ja, neben Bob kommen noch zahlreiche andere Leute vor[↑]
- was ich persönlich natürlich lustig finde[↑]
- nur die Männer gehen auf die Jagd und erfinden Feuersteinäxte – das 19. Jahrhundert hat angerufen und will sein Frauenbild zurück[↑]
- Wobei meine Begeisterung für den Dunklen Ritter über die Jahrzehnte nachgelassen hat. Vor allem dieses Batman-besiegt-Superman-Motiv ging mir zunehmend auf den Senkel.[↑]
- der sterbende Joker infiziert den Batman dieser Welt mit einem speziellen Gift und macht ihn zu einer Kopie seiner selbst[↑]
- um einen durchgedrehten Superman zu besiegen, infiziert sich dieser Batman mit einem Doomsday-Virus[↑]
- dieser Batman stiehlt Flash die Speedforce und verschmilzt dabei mit ihm[↑]
- nachdem seine geliebte Wonderwoman stirbt, setzt er den Helm von Ares auf und wird so zum Kriegsgott[↑]
- sehr abgedreht: nach dem gewaltsamen Tod von Alfred baut Batman ein KI-Backup des Butlers, das ihn letztlich in einen Cyborg umbaut[↑]
- direkt nach dem Tod seiner Eltern in der Crime-Alley erwählt ihn ein Ring, er dominiert ihn so stark, dass er Joe Chill damit ermorden kann und eine Art Punisher mit grünem Ring wird[↑]
- eine genderswapped Batwoman legt sich mit den Atlantern an und wird quasi selbst zu einer[↑]
30. April 2025 — 20:20
Es sind bereits fünf Romane im Bobiverse, wobei der neueste („Not Till We Are Lost“) bisher noch nicht ins Deutsche übersetzt ist.
Allgemein schreibt Autor Dennis E. Taylor angenehm flott, geht dabei ähnlich wie ein Crichton meist von einem High-Concept-Ding aus und stellt dem einen oder eine Gruppe von Nerds als Held:innen entgegen. Ja, es kommen auch weibliche Helden-Nerds vor, aber sie sind in aller Regel nicht die PoV-Charaktere, sondern eher Love-Interests.
30. April 2025 — 21:05
Oh, fünf schon? Das freut mich!