Lesetagebuch: “Das Einhörnchen, das Rückwärts leben wollte” von Walter Moers

Unlängst erschien mit “Das Einhörnchen, das rückwärts leben wollte – zwanzig zamonische Flabeln” von Walter Moers1 ein neues Buch aus dem Mythenmetz’schen Kosmos, der einst mit den “13 1/2 Leben des Käptn Blaubär” seinen Anfang nahm. Diesmal ist es erstmals eine Anthologie kurzer Geschichten, was – wenn man sich so umhört – einigen Fans nicht besonders zusagt.

Meisterhafte Zeichnungen

Für Geschichten aus #Zamonien bekommt Moers von mir grundsätzlich immer die volle Punktzahl,2 allein die wunderbaren Illustrationen von des Meisters Hand sind es wert. Die finde ich in diesem Band sogar wieder besonders gelungen.

Spiel mit Erwartungen

Die Flabelsammlung3 ist freilich kein tiefgründiger und ausufernder Roman. Es sind kurze, leichte Geschichtchen, die mit dem Genre Märchen und Fabel sowie den Erwartungen der Lesendenschaft spielen. Das muss einem nicht gefallen – ich fand’s jedoch unterhaltsam und halte diesen Bruch mit dem Gewohnten sowohl für legitim als auch erfrischend. Naturgemäß sind nicht alle Flabeln von gleicher Qualität, aber damit muss man bei einer Anthologie meistens leben.

Zynisch und anachronistisch

Die Kritik, die bislang laut wurde, stößt sich unter anderem an der Verwendung moderner Begriffe aus unserer Realität im fantastisch-zamonischen Umfeld. Anscheinend hat Moers das vorhergesehen und rechtfertigt sich dafür in vorauseilendem Gehorsam in einem Nachwort, das er in seiner Rolle als vermeintlicher Übersetzer des Mythenmetz’schen Urtextes formuliert hat. Für mich hätte es dieser Rechtfertigung nicht bedurft, zumal das Spiel mit “modernen” Themen und Begriffen schon immer ein Bestandteil dieses Kosmos war.

Schließlich könnte man noch den erklärt moralfreien und oftmals zynischen Grundton der meisten Geschichten beanstanden – auch dazu äußert sich der Autor im Nachwort. Aber auch hier bleibt Moers sich treu, wenn man sein Schaffen außerhalb der Zamonien-Romane kennt. Nun muss ich gestehen, dass ich auch diesen Teil seines Werks sehr schätze, vielleicht sagen mir die Flabeln aus diesem Grund mehr zu.

Mal schauen, was Robert dazu sagt, wenn wir alsbald in der nächsten Episode der #Eskapedia dazu plaudern.

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  1. beziehungsweise von Hildegunst von Mythenmetz[]
  2. bei Goodreads usw.[]
  3. “Flabel” steht übrigens für “Lachfabel”, eine besondere zamonische Literaturgattung[]

Kategorien: Lesetagebuch

2 Kommentare

  1. “Für Geschichten aus #Zamonien bekommt Moers von mir grundsätzlich immer die volle Punktzahl.”

    Oh, darüber wird zu reden sein!

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