Ab jetzt soll es jeden (?) Dienstag heißen: Was hab ich gerade ausgelesen, wo sitz ich dran und was kommt als nächstes? Zur Zeit ist bei mir alles recht comiclastig – es ist immerhin ein Roman dabei. Da ich ein wenig weiter zurückgreife, wird diese Ausgabe auch etwas umfangreicher. Aber lest selbst.
Gerade ausgelesen
- Herr Lehmann: Der großartige Roman von Sven Regener ist längst ein Klassiker. Ich habe ihn damals mit Genuss gelesen – und auch die anderen beiden aus der Trilogie “Neue Vahr Süd” und “Der kleine Bruder” haben mir Spaß gemacht (wenn auch absteigend in dieser Reihenfolge). Die Verfilmung mit Christian Ulmen habe ich durchaus gemocht – und mich nun sehr über die Comic-Umsetzung gefreut (jaja, Graphic Novel – müssen ja auch die Feuilleton-Leser kaufen). Und die ist echt gelungen! Durchaus geschickt lässt der Zeichner ein paar Nebenstränge der Handlung weg und reduziert den Romanstoff behutsam auf das Wesentliche, um es in Paneln und Sprechblasen erzählen zu können. Das klappt hervorragend! Hinzu kommt ein großartiger Zeichenstil, der das Berlin der End-80er (so wie ich es mir in meiner Naivität vorstelle) perfekt rüberbringt. Kneipenszenen werden bei erhöhtem Alkoholkonsum der Protagonisten immer unschärfer dargestellt und mit Glasrändern versehen, als wären die entsprechenden Panels selbst am Tresen entstanden. Großartig!
- Vater und Sohn: Ich habe die alten Bildergeschichten von e.o.plauen (dessen trauriges Schicksal ebenfalls Beachtung verdient) als Kind geliebt. Vor einem Jahr habe ich meinem Nachwuchs die Gesamtausgabe geschenkt. Wir teilen seither die Begeisterung für diese zeitlosen geistreichen Abenteuer. Zu Nikolaus gab’s nun “Neue Geschichten von Vater und Sohn” – zwei Zeichner haben sich erst kürzlich daran gewagt, die vor knapp 80 Jahren abgeschlossenen Geschichten wieder aufzunehmen und in die Moderne zu übertragen. Wie ich finde sehr gelungen. Die Neuauflage des Stoffes atmet den Geist des Originals ohne eine plumpe Nachahmung zu sein. Dafür sorgen schon der eigenständige Zeichenstil und die behutsame Darstellung der Jetztzeit. Inhaltlich bleiben die Geschichten zeitlos wie eh und je – und ich hoffe, da kommt noch ein wenig mehr.
- Perry-Rhodan-Comic Band 2: Mit “Die Kartographen der Unendlichkeit Teil 2” geht der erneute Versuch, den epischen Romanheft-Stoff in Comicform zu übertragen in die zweite Runde – und ich fürchte, der Versuch will erneut nicht so recht gelingen. Den Auftakt dieser neuen Serie hatte ich bereits beschrieben und dabei die Hoffnung geäußert, dass das Ganze noch etwas Fahrt aufnimmt. Tut es bisher leider nicht. Die Idee, Rhodan mit einem kleinen Team in superhelden-ähnliche Abenteuer zu schicken, finde ich dabei gar nicht mal so falsch. Das Ganze erinnert stark an Marvels “Guardians of the Galaxy” oder “Planet Hulk” – was kein Vorwurf sein soll. Die Zeichnungen sind dabei nicht dolle, aber ok. Auch hier wird sich an Superhelden-Comics angelehnt, was ich wie gesagt okay finde. Aber irgendwie will mich das Ganze nicht so recht packen. Ich glaube, der völlige Verzicht auf die Origin-Geschichte ist auf Dauer ein Problem. Dadurch wird der epische Hintergrund, den das alles eigentlich hat, nie so recht deutlich. Ja, Rhodan und sein Raumschiff sind irgendwo in den Tiefen des Alls verschollen und suchen den Weg in die heimatliche Galaxis. Soweit ist die Motivation klar. Aber auch bei Voyager wurde wenigstens kurz erzählt, wie die da hingekommen sind. Naja, ich bleibe sicher noch ein Weilchen dran. Alle zwei Monate ist ja auch ein entspannter Erscheinungsrhythmus.
- House of M: Eines meiner Langzeit-Sammel-Projekte ist diese Marvel-Comicreihe vom Hachette-Verlag. Da bin ich nach einigen Jahren des Nachkaufens mittlerweile einigermaßen auf dem Stand – hab mich nun aber dran gewöhnt, das via Online-Auktionshaus fortzuführen. Zuletzt flatterte mir da der Klassiker House of M ins Haus. Kannte ich zwar schon, hab ihn aber gern nochmals gelesen. Diese abgeschlossene Storyline mit Schwerpunkt auf den X-Men ist im Grunde eine What-If-Geschichte, schildert sie doch eine Welt, in der die Mutanten dominieren und die von einem gnädigen Herrscherhaus unter der Führung Magnetos regiert wird. Diese Welt ist jedoch in die laufende Handlung eingebettet, denn sie ist tatsächlich eine weltweite Illusion der Scarlet Witch, die gerade ein wenig neben der Spur ist. Wolverine durchschaut das als einziger und schart Gefährten um sich, um diese Illusion zu beenden. Großartig!
- Star-Wars-Comics: Seit Marvel wieder die Comic-Lizenz für Star Wars hat (Disney und so), wurden zahlreiche neue Serien gestartet – die nach offizieller Regel jetzt auch alle Kanon sind. Einige dieser Serien waren nur auf wenige Hefte angelegt und sind bereits wieder abgeschlossen. Ich dreh mir das alles gerade bei Comixology rein – eine wunderbare Art, Comics digital zu lesen. “Leia” hatte ich schon vor einer Weile durchgelesen. Kürzlich kamen “Shattered Empire”, “Lando” und “Chewbacca” hinzu. Ersteres ist eine nette Miniserie, die direkt nach “Return of the Jedi” einsetzt und eine erste Brücke in Richtung der neuen Filme baut. So sieht man unter anderem Poe Damerons Eltern im Einsatz. Die beiden anderen sind nette kleine Geschichtchen, die dem Star-Wars-Epos nicht großartig neues hinzufügen – den jeweiligen Titelfiguren aber durchaus ein wenig mehr Tiefe geben. Bei “Lando” lernt man ein wenig mehr über seinen Freund Lobot und die Motivation des Schmugglers selbst. Chewbaccas Solo-Abenteuer wird durch ein paar interessante schlaglichtartige Rückblenden auf seine Sklaven-Vergangenheit gewürzt – und liefert endlich die Erklärung, wo eigentlich seine Ehrenmedaille abgeblieben ist. Die Storys selbst sind unterhaltsam und spannend.
- Steam Wars: Mehr aus Zufall bin ich bei Comixology auf diese Dinger gestoßen und habe erst einmal die First-Empire-Bände gelesen. Die durchaus naheliegende Idee, Star Wars in ein Steampunk-Umfeld zu versetzen, wird recht gut umgesetzt. Die Zeichnungen sind manchmal etwas mangaesque – aber dennoch klasse. Es stecken viele nette Einfälle drin. Mir scheinen das aber eher unzusammenhängende Einzelgeschichten zu sein. Tatsächlich gibt’s da wohl noch einiges mehr. Vielleicht lese ich da irgendwann auch mal rein.
- Hawkeye Megaband 2: Ganz frisch ausgelesen habe ich den zweiten Megaband “Hawkeye: Men Leben als Held” aus dem Hause Panini. Darin steckt die zweite Hälfte der zu Recht hochgelobten Hawkeye-Comic-Serie, die durch ihren untypischen Zeichenstil und die so gar nicht superheldenhafte Story begeistert. Ich fand ihn einen Hauch schwächer als den Vorgänger – bin aber noch immer schwer angetan. Weiterhin wird die Geschichte der beiden Hawkeyes (Clint Barton und Kate Bishop) abseits vom Avengers-Leben geschildert. Und da die beiden zwar formidable Bogenschützen sind, sonst aber über keine Superkräfte verfügen, sind es meist sehr alltägliche Problemchen, mit denen sich die beiden rumschlagen müssen – aber natürlich nicht nur. Ich bedaure es weiterhin, dass sie dem Kino-Hawkeye eine Hintergrundstory verpasst haben, die hierzu nicht so recht passt. Hätte eine großartige Netflix-Serie abgegeben.
Aktueller Lesestoff
- Star-Wars-Comics: Neben den oben genannten Miniserien gibt’s auch noch wenigstens zwei große fortlaufende Comic-Reihen. Das ist zum einen Star Wars selbst und zum anderen Darth Vader. Bei beiden stecke ich mittendrin und habe mich bisher auf die bislang erschienenen Sammelbände beschränkt. Auch diese Serien sind sehr spannend erzählt und hervorragend gezeichnet. Hier geht es Handlungsmäßig aber durchaus an relevante Sachen. So erfahren wir unter anderem, wie genau Vader zwischen Episode IV und V rauskriegt, dass der Junge, der den Todesstern zerlegt hat, sein Sohn ist – und was Obi-Wan zwischen Episode III und IV eigentlich so auf Tatooine getrieben hat. Beide Serien machen ne Menge Spaß.
- Olympos: Kommen wir zum einzigen Roman in dieser Liste. “Olympos” von Dan Simmons ist die Fortsetzung des großartigen Ilium, in dem eine abstruse Zukunft beschrieben wird, in der hochentwickelte Nachfahren der Menschen in der Gestalt griechischer Götter den Krieg um Troja minutiös nachspielen. So scheint es zumindest. Im zweiten Teil finden wir uns in der Situation wieder, dass die Danaer und Trojaner gemeinsam mit den künstlichen Intelligenzen von den Jupitermonden mitten im Krieg gegen die Götter stecken. Klingt verwirrend – ist auch so. Der erste Roman hat den Leser mit vielen Fragen zurückgelassen – und voller Spannung, wie das alles weitergehen mag. Da setzt Olympos an und wirft einen sogleich wieder in diese herrlich fremdartige ferne Zukunft, die trotz aller Merkwürdigkeiten sehr schlüssig und detailliert geschildert wird. Auch wenn es mich gleich wieder gepackt hatte, hab ich das Ding nach gut hundert Seiten erst einmal wieder beiseitegelegt. Nicht absichtlich – es haben sich einfach ein paar Comics vorgedrängelt. Wird aber Zeit, dass ich es wieder angehe. Ist nämlich gut.
Was als nächstes?
- 100 Jahre Marvel: Der gute Fadenaffe hat unlängst diesen Band empfohlen, in dem so getan wird, als befänden wir uns in den 2060er Jahren. Der Marvel-Verlag feiert seinen 100. Geburtstag – und auch die Geschichten haben sich etwas weiterentwickelt. Bin schon sehr gespannt!
- Vader Down: Bei den Star-Wars-Comics gehe ich als nächstes das erste Crossover-Event Vader Down an. Mal schauen, was das kann.
- Und sonst? Wird Zeit, dass ich mir die beiden letzten Scheibenwelt-Romane zu Gemüte führe. Schande über mich! Dann habe ich ewig nicht mehr bei Injustice reingeguckt. Die sind da schon bei “Year Five” – mein Stand ist glaub ich gerade mal die zweite Staffel. Und dann würd ich gern wieder richtig gute Science-Fiction lesen. Taucht dieses “Drei Körper Problem” was? Empfehlt mir mal was!
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