Kategorie: Lesetagebuch

Lesetagebuch: Perry Rhodan Neo

Kampfstern Galactica hat es getan, Star Trek hat es getan, Marvel und DC tun’s ständig (letztere gerade in extremem Maße) – da ist es nur folgerichtig, dass Perry Rhodan sich auch mal dran versucht: am kompletten Neustart, Reboot, Reload, oder wie auch immer man es nennen möchte.

Die Idee ist so naheliegend, dass sie natürlich schon seit Jahren wenn nicht Jahrzehnten immer mal wieder im Fandom diskutiert wird – und sicher auch schon länger den PR-Autoren und -Redakteuren im Kopf herumspukt.

So wird jeder zweite PR-Fanautor sein eigenes Konzept dafür auf der Festplatte schlummern haben (auf einer gemeinsamen Idee basiert zum Beispiel Alex Kaisers Ultimate Perry Rhodan – und unser Rhodan-reloaded-Projekt hatte natürlich dieselbe Grundidee).

Die Zukunft beginnt von vorn …

Zum 50-jährigen Jubiläum der Perry Rhodan Serie machte man auch von offizieller Seite ernst mit dieser Idee. Parallel zur klassischen Erstauflage erscheint seit vergangenen Freitag mit Perry Rhodan Neo der Neustart des Perryversums.

Da ich der Grundidee eines Reboots der klassischen Handlung sehr zugetan bin, habe ich mir den ersten Band Sternenstaub von Frank Borsch sogleich zugelegt und gelesen. Um das Urteil vorweg zu nehmen: Es hat mir gar nicht gefallen. Das werde ich im Folgenden etwas detaillierter begründen.

Warum das Ganze?

Wenn man den Neustart einer Serie unternimmt, sollte man meiner Meinung nach dabei gewisse Kriterien erfüllen. Schließlich gibt es durchaus Gründe, das zu tun (jetzt mal abgesehen vom Erschließen neuer Zielgruppen und Käuferschichten), denen man genügen muss.

Hauptgrund ist sicher, eine zeitlose gute Geschichte, deren Entstehungsumfeld vielleicht ein wenig angestaubt ist, in eine neue Zeit zu übertragen. Liest man den ersten Band der Originalserie Unternehmen Stardust von K. H. Scheer (was ich kürzlich erst getan habe), kann man den Eindruck gewinnen, dass so etwas angebracht wäre.

Bei der Gelegenheit kann man gern ein paar Plot-Lücken, Stilblüten und Logik-Schnitzer ausbügeln. Und schließlich muss ein Sahnehäubchen drauf – etwas neues, besonderes, ein Clou, eine kleine Änderung der Originalhandlung, um ihr eine interessante Variante zu verpassen. Plus ein paar Anspielungen für die Altfans als Streusel.

Das alles will wohl dosiert sein. Die einhellige Meinung ist, dass dies bei Galactica, Star Trek, dem Marvel-Ultimate-Universum und dem DC-Neustart recht gut gelungen ist. Warum bei Perry Rhodan Neo nicht?

Enterprise Sternenstaub

Scheers Originalband fasziniert durch die technisch akkurate und dennoch spannende Schilderung des Mondflugs, den Anspruch, die Historie der Menschheit “realistisch” fortzuschreiben und die Vision, die damals akute Bedrohung des atomaren Weltuntergangs zu überwinden. Diese Faszination hätte eine neue Version aufgreifen müssen.

Scheers Originalband krankt (wie die ganze Serie) an der nachvollziehbaren Darstellung von Öffentlichkeit und gesellschaftlichen Zusammenhängen, an der Beschreibung der außerirdischen Arkoniden und des Ersten Kontakts mit ihnen, sowie an den Handlungsschwächen, dass niemand sich an der faktischen Menschenähnlichkeit der Fremden stört und diese nicht in der Lage sind, Leukämie zu heilen. An diesen Schwächen hätte eine neue Version arbeiten können – und auf gar keinen Fall neue hinzufügen dürfen.

Ich zumindest hätte mir von Borschs Sternenstaub einen technisch korrekten Mondflug, eine realistisch dargestellte Zukunft (in diesem Fall des Jahres 2036), und einen faszinierenderen Ersten Kontakt mit den Arkoniden gewünscht. Bekam ich aber nicht.

Enttäuschender Mondflug

Ich werde im weiteren Verlauf recht genau auf die Handlung eingehen, um ihre Merkwürdigkeiten ausreichend darlegen zu können. Ab hier  gilt daher eine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Gleich auf den ersten Seiten musste ich mir die Frage stellen: Hat Frank Borsch jemals einen Shuttle-Start verfolgt? Wenigstens lässt er auch Bully und Rhodan rätseln, warum sie zu Fuß zur Rakete marschieren müssen – eine Auflösung gibt’s aber weder für sie noch für den Leser.

Warum die schon bei Scheer dämliche Pressekonferenz ihren Weg in die neue Version finden musste, erschließt sich mir auch nicht ganz. Ich habe den letzten Shuttle-Start per Internet-Livestream verfolgt. Ich glaube kaum, dass es in 25 Jahren noch Pressekonferenzen mit physischer Anwesenheit geben muss.

Dabei hab ich übrigens auch gut sehen können, dass die Astronauten mindestens zwei Stunden vor dem eigentlichen Start in ihre Sitze eingebaut werden. Bei Sternenstaub wirkte es so, als stiegen Perry und Co. in die Stardust (oh, Entschuldigung – STARDUST!) und flögen fünf Minuten später los.

2036?

Der Roman scheitert gleich zu Anfang daran (später legt sich das allerdings ein wenig), die Zukunft der Welt in 25 Jahren nachvollziehbar darzustellen. Ja, dieses Internet wird irgendwo am Rande erwähnt.

Hallo? Schon heute twittern Astronauten von der ISS. Den Shuttle-Livestream hatte ich bereits erwähnt. Spätestens in zehn Jahren wird jeder Mensch mit einem internetfähigen Kleinstcomputer durch die Gegend latschen, überall auf alle Informationen Zugriff haben und mit jedem kommunizieren können. Von Outernet und Augmented Reality will ich gar nicht erst anfangen.

Die Internet-Community müsste ein allgegenwärtiger Akteur in einem Roman aus dieser Zeit sein. Dafür gibt’s aber 2036 bemannte Mondbasen – trotz kaputtgesparter bemannter Raumfahrt. HÄ!?!

Ich sehe ein, dass es aus heutiger Sicht schwierig zu erklären ist, warum in 25 Jahren überhaupt zum Mond geflogen werden muss. Im Kalten Krieg war’s halt ein Prestige-Wettlauf – warum hätte es das 2036 nicht wieder sein können? Zum Beispiel im Wettlauf mit China. Stattdessen ist die STARDUST eine verzweifelte Rettungsmission für die bemannten Basen auf dem Mond, die sich nicht mehr melden. Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: HÄ!?!

Also einerseits wird gesagt, dass es nur eine Prototyp-Rakete für den Mondflug gibt. Aber wie ist die Besatzung der Mondbasen denn auf den Mond gekommen? Wie wird sie versorgt und ausgetauscht? Und WARUM sind die da oben?

Mal abgesehen davon, dass am Ende des Romans keiner mehr einen Gedanken daran verschwendet, dass die Arkoniden die anscheinend alle abgemurkst haben. “Helfen wir doch dem armen leukämiekranken Crest, der mehrere Dutzend Menschen auf dem Gewissen hat.”

Handlungsebenen

Dem Mondflug der Astro-Helden werden noch zwei weitere Handlungsebenen auf der Erde zur Seite gestellt. Wie im Originalroman hat der gute Mercant seinen Auftritt – hier allerdings nicht als IIA-Chef, sondern als relativ kleines Homeland-Security-Licht. Eine der wenigen guten Ideen. Naja, eigentlich die einzige.

Dieser Mercant weiß um die Katastrophe, auf die die Welt zusteuert, und will sie mit seinen Mitteln verhindern. Indem er nämlich mit Gleichgesinnten gegnerischer Machtblöcke paktiert und gewisse militärische Anlagen sabotiert.

Als neue Idee und Handlungsebene wird der Shelter von John Marshall hinzugefügt. Der Australier der Originalserie wird hier zum Amerikaner, der nach einer Karriere als Banker seine soziale Ader entdeckt hat und ein Heim für Straßenkinder betreibt. Dabei läuft ihm ein gewisser Homer G. Adams als geheimnisvoller Gönner über den Weg – und es scheinen sich vor allem Kinder mit besonderen Begabungen um ihn zu sammeln.

Zudem soll diese Ebene den desolaten Zustand der Welt verdeutlichen. Die soziale Schere geht weltweit immer weiter auseinander, Finanzkrisen drohen und so weiter und so fort. Es ist bezeichnend, dass die Handlungsebene auf dem Mond die schwächste ist.

Damoklesschwerter

Scheer musste 1961 nicht groß erklären, warum die Welt am seidenen Faden hängt. Der Dritte Weltkrieg – gleichbedeutend mit der nuklearen Apokalypse – war ein allgegenwärtiges Schreckens-Szenario. Borsch tut sich sehr schwer damit, in der 2011er Version eine ähnlich eindringliche Bedrohung aufzubauen. Schon der Klappentext ist sich nicht einig, was genau nun das Problem sein soll: Umweltverschmutzung, Klimakatastrophe, Finanzkrise, Terrorismus, es ist irgendwie alles auf einmal – aber nichts davon konkret.

Der Meeresspiegel ist wohl gestiegen (daher kann man auch nicht mehr von Cape Canaveral aus starten, sondern muss Nevada Fields nehmen), die Zahl verheerender Hurricanes hat wohl zugenommen, irgendwie ist wohl die soziale Schere weltweit weiter auseinander gegangen, Finanzkrise ist auch ein gutes Schlagwort. Naja, und irgendwie haben wir auch wieder einen kalten Krieg mit China und Großrussland inklusive Stellvertreter-Kriegen und atomarer Bedrohung.

Wer ist hier eigentlich der Titelheld?

Wer noch nie was von Perry Rhodan gehört hat und als erstes dieses Neo-Bändchen in die Hände kriegt, wird sich vermutlich die Frage stellen, wieso die Serie überhaupt Perry Rhodan heißt. Warum nicht Reginald Bull? Oder John Marshall? Oder Leslie Pounder?

Es ist durchaus ein richtiger Ansatz, die Sidekicks des Helden nicht durchgehend wie Deppen darzustellen – aber irgendwie sollte Rhodan schon als Hauptheld aus den anderen hervorragen. Man gewinnt hier den Eindruck, dass das visionäre Element und die Sorge um die Situation der Menschheit komplett von Bully übernommen wird.

Es ist nicht mal Rhodan, der als erstes erkennt, dass man es auf dem Mond mit Außerirdischen zu tun hat. Dass weiß sogar Pounder schon – und es wirkt fast so, als habe er Rhodan eigentlich gezielt da rauf geschickt, um so zu handeln, wie er es dann auch tut. Zudem deutet sich an, dass noch bevor Rhodan überhaupt den Plan fasst, in der Gobi zu landen, bereits ein Netzwerk von Physikern und Geheimdienstlern (Mercant und Pounder) an einer Art Weltrevolution arbeitet. Rhodan als Erfüllungsgehilfe. Es bleiben eigentlich nur seine Pilotenkünste – Rhodan als Fahrer.

Das Heldentum Rhodans wird durch keine Eigenleistung begründet. Hier krankt Neo vermutlich am selben Phänomen, wie die Hauptserie. Es gelingt den Autoren nicht mehr, Rhodan darzustellen. Sie wollen den jovial-autoritären Scheer-Pragmatiker nicht – scheuen aber auch vor dem verträumt-abgehobenen Voltz-Visionär zurück. Es bleibt (so zumindest mein Stand von Band 2200) ein unbestimmter wischiwaschi-Lavierer. So erscheint er mir auch bei Borsch: Rhodan soll bloß nichts befehlen – soll aber auch bloß keine visionäre Meinung haben. Und warum muss dann die Serie nach ihm benannt sein?

Ganz nebenbei

Ich  hätte mich echt gefreut, wenn man bei Neo auf dieses dämliche Perry-Rhodan-Sprech Gravos verzichtet hätte. Das heißt “g” oder meinethalben “G-Kräfte”, verdammt!

Unstimmigkeiten

Auch in der neuen Version scheint es niemanden zu stören, dass die Arkoniden ganz offensichtlich Menschen sind. Manoli macht zwar eine beiläufige Bemerkung, die er aber selbst wohl nicht allzu ernst nimmt. Und natürlich können auch diese Arkoniden nicht Leukämie heilen.

Als wäre das nicht genug, packt Borsch (bezieheungsweise der Expokrat) aber noch ein paar neue Unstimmigkeiten hinzu: den Quark mit den Mondbasen hatte ich bereits erwähnt. Richtig bescheuert fand ich den Plastiksprengstoff, den Bully zufällig dabei hat – ohne, dass er dann auch noch zum Einsatz kommt. Die Atombombe im Mond-Buggy fällt in eine ähnliche Kategorie.

Es ist auch nicht konsequent klar, wer jetzt eigentlich von den Außerirdischen weiß. Anscheinend ist es den Regierungen und Geheimdiensten auf der Erde bekannt – oder nicht? Mal weiß Bully davon – und dann tut er auf einmal wieder ganz erstaunt.

Letzter Kontakt

Der Erste Kontakt mit den Arkoniden – eigentlich doch der Schlüsselmoment des Romans – gerät zu einer müden Veranstaltung, die eher nebenher abgehandelt wird. Irgendwelche Schießereien in Greater Houston scheinen da wichtiger zu sein.

Ich weiß nicht, was die Ursache für das Scheitern des Neustarts ist – aber ich habe das Gefühl, dass versucht wurde, einen alten Perry-Rhodan-Roman wie einen neuen Perry-Rhodan-Roman zu schreiben. Das  ist in meinen Augen nicht konsequent genug. Man hätte versuchen müssen, einen alten Perry-Rhodan-Roman wie einen modernen SF-Roman zu schreiben.

Ich hatte ja so ein bisschen gehofft, mit PR Neo wieder zu meiner alten Liebe zurückzufinden – die Hoffnung hat sich zerschlagen. Dieser Perry-Rhodan-Fan hat seinen Abschied genommen.

Lesetagebuch: Malmsturm

Darauf hab ich lange gewartet: Das #Fate-Regelwerk in seiner neuesten Version auf deutsch. Daher habe ich das ambitionierte Malmsturm-Projekt von Anfang an wohlwollend beobachtet und das fertige Werk in all seiner goldgeschnittenen Pracht schließlich mit großer Freude erworben.

Das Werk ist wohl geraten. Layout und Zeichnungen gefallen mir ungemein und machen einen runden Eindruck. Den “Explicit Gaming” Aufdruck auf dem Einband finde ich zwar irgendwie unpassend. Aber das ist auch das einzige, was an der Aufmachung zu beanstanden wäre. Das Buch ist wirklich sehr schön gemacht und gefällt optisch und haptisch auf jeder Seite.

Da mit diesem #Malmsturm-Band zunächst mal ein generisches #Fantasy-Regelwerk vorgelegt werden soll, spielt die Hintergrundwelt nur eine Nebenrolle und wird eigentlich erst im letzten Kapitel in einer kleinen Vorschau angerissen.

Was man dort zu lesen bekommt, ist allerdings höchst interessant. Hier scheint man ein sehr einfallsreiches und eigenständiges Fantasy-Universum erdacht zu haben. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf den Folgeband.

Hier soll es aber zunächst um das reine Regelwerk gehen.

Ich persönlich bin sehr davon angetan, da es für meine Zwecke hervorragend geeignet ist. Mir ist Fate schon seit längerem auch in der aktuellen dritten Version recht vertraut, und ich habe immerhin ein paar mal damit gespielt. Das Regelwerk nun in meiner Muttersprache komplett vorliegen zu haben, ist für mich ein deutlicher Mehrwert.

Vor allem aber wird es mir als Referenz und Vorlage für mein #Silmarillion-Projekt gute Dienste leisten. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

Ich habe mir beim Lesen allerdings oft die Frage gestellt, für wen das Buch eigentlich geschrieben wurde. Die Zielgruppe, die ich repräsentiere, scheint mir doch ein wenig dünn.

Vielleicht irre ich mich da auch – aber die große Masse potentieller Leser sind doch zum einen jene, die Fate bereits kennen, und zum anderen jene, die noch nie davon gehört haben – mit der Untergruppe der absoluten #Rollenspiel-Neulinge.

Für FATE-Spezialisten oder Neulinge?

Nun habe ich schon von einigen Fate-Connaisseurs das Urteil vernommen, dass ihnen Malmsturm eigentlich nichts Neues bringe. Die Hintergrundwelt sei zwar interessant – die Regelwerkdarstellung aber eher rudimentär ohne spezielle Eigenheiten, wie beispielsweise die Weltenerschaffungsregeln aus Diaspora oder Dresden Files.

Die Chance, hier ein Alleinstellungsmerkmal zu besetzen – wie beispielsweise ausgearbeitete Magieregeln –, nutzt Malmsturm auch meiner Meinung nach nicht konsequent genug. An den entscheidenden Stellen – Magie und Weltenerschaffung werden ja durchaus angerissen – bleibt das Regelwerk zu vage.

Jemand, der Fate bereits intensiv spielt – Spirit of the Century, Dresden Files, Diaspora, Starblazer und so weiter –, wird Malmsturm nicht unbedingt brauchen.

Für Fate-Neulinge hingegen scheint mir zumindest die Regelbeschreibung einen Hauch zu viel vorauszusetzen. Ich zum Beispiel habe mich schon bei der Lektüre englischsprachiger Fate-Texte immer etwas schwergetan, das mit den Stunts richtig zu kapieren. Ja, das mag mein persönliches Problem sein – nach der ersten Spielrunde hatte ich es dann auch geschnallt.

Bei Malmsturm – hier spricht man von Talenten und Gaben – ist das Thema zunächst auch ziemlich unbeholfen erklärt. Warum sagt man nicht einfach gleich, dass es sich hierbei schlicht um Spezialisierungen der Fertigkeiten handelt? Dieses Geschwurbel, dass sie “zwischen Fertigkeit und Aspekt” lägen, hat mich zumindest mehr verwirrt.

Was definitiv nicht der Ansatz der Autoren war – es aber gut hätte sein können – ist, Fate als Einsteigerregelwerk für absolute RPG-Neulinge zu präsentieren.

Ich bin durchaus der Meinung, dass Fate sich dafür hervorragend eignen würde. Das Regelwerk ist angenehm schlicht und selbsterklärend und hat mit seinen Möglichkeiten der spielerischen Charaktererschaffung – beziehungsweise der Variante “Charakterschaffung während des Spiels” – eine extrem niedrige Einstiegshürde.

Nun habe ich kurz zuvor Aborea gelesen und bin daher vielleicht etwas zu sehr auf dieses Einstiegs-Szenario konditioniert. Aber ein kurzes Einleitungskapitel “Was ist Rollenspiel?” ähnlich wie bei #Aborea hätte Malmsturm sicherlich nicht geschadet.

Um wieder zu einem versöhnlichen Ende zu kommen:

Ich will diese von mir gefühlte Zielgruppenunschärfe auch nicht überbewerten. Die – mich einschließende – Gruppe derer, die Fate in seiner elementarsten Form auf deutsch gut gebrauchen können, ist eventuell doch viel größer, als man meinen mag.

Ein gewiefter Spielleiter wird mit Malmsturm unter dem Arm sicher auch problemlos eine Truppe Neulinge anleiten können.

Und man darf nicht vergessen, dass das “Gesamtkunstwerk” Malmsturm erst mit dem bald folgenden Weltenband seine Vollendung – oder zumindest Fortführung – erfahren wird. Auf diesen freue ich mich wie gesagt schon sehr.

Schließlich hat mich das Werk ungemein motiviert, mein Silmarillion-Projekt endlich wieder anzupacken und voranzutreiben, so dass es bald an dieser Stelle heißen kann: Silmarillion powered by Malmsturm

  • Nachtrag: Eventuell werde ich mein Urteil alsbald revidieren oder zumindest ergänzen müssen. Denn jetzt wird gespielt!
  • Nachtrag zwo: Und tatsächlich – die Anwendung des Regelwerks hat mich eines Besseren belehrt. Hier der Spielbericht
  • Nachtrag drei: Der zweite Spielabend hat allerdings wieder das ein oder andere Manko des Regelwerks offenbart.
  • Nachtrag vier: Im dritten und letzten Spielabend kommt jedoch alles zu einem versöhnlichen Ende.

Lesetagebuch: Aborea

In diversen Blogs hat das neue “Tischrollenspiel” #Aborea vom 13Mann-Verlag bereits mächtig Lob eingeheimst. Mit entsprechend hohen Erwartungen habe ich es mir zugelegt und gelesen.

Im klassischen Karton

Ich muss sagen, es war eine wahre Freude, mal wieder in so einem herrlich klassischen #Rollenspiel zu schmökern. Wobei schon das Auspacken und Betrachten der Bestandteile – zwei Hefte, zwei Karten, zwei Würfel in einem traditionellen Karton – ein Erlebnis ist. In die allgemeine Lobhudelei über die Karten stimme ich nur allzu gern und ausdrücklich ein, möchte an dieser Stelle aber nicht zu sehr ins Detail gehen, da man an anderer Stelle bereits ausreichend ausführliche Beschreibungen nachlesen kann.

Aborea wird vor allem als Einsteiger-Rollenspiel angepriesen und füllt damit meiner Meinung nach eine Lücke, die es längst schon mal zu stopfen galt. In wenigstens einer Ausgespielt-Episode hatten wir dieses Manko beklagt und uns ein idealtypisches Anfänger- bzw. Einsteigerrollenspiel ausgemalt. Hört man beim 13Mann-Verlag etwa unseren Podcast?

Interessant für Brettspieler?

Im Ernst: Ich bin der Meinung, dass Aborea es genau richtig macht. Schon so etwas Simples, wie die Spielebox, in der das Rollenspiel angeboten wird, kann es für eine neue Käuferschicht ansprechend machen – nämlich die reinen Brettspieler. Denn auch wenn die Schnittmenge zwischen Brett- und Rollenspielern recht groß ist, kenne ich doch einige Würfel- und Kartenfreunde, die sich unter Rollenspiel nichts vorstellen können und mögen.

Dass Aborea sowohl im Setting als auch im Regelwerk dermaßen “klassisch” aufgezogen wurde, ist in meinen Augen ebenfalls vollkommen richtig.

Nostalgische Anwandlungen

Ich fühlte mich beim Auspacken und lesen sogleich an mein erstes Rollenspiel-Erlebnis erinnert – als ich nämlich als kleiner Junge meine erste D&D-Box geschenkt bekam. Auch wenn ich das mangels interessierter Freunde nie gespielt habe, hat mich das Ganze doch sehr fasziniert. Denn was will man als kleines Kind und Rollenspiel-Einsteiger? Na klar! Schwerter schwingen, Drachen besiegen und Schätze einsacken!

Jugendliche Einsteiger wird man zudem wohl eher mit Regelwerken locken, die Waffen mit ordentlich Schaden und den Erwerb von Erfahrungspunkten versprechen, als mit solchen, die mit Erzählrecht und – wie sagt Greifenklaue immer so schön? – Handwedelei daherkommen.

Man verstehe mich nicht falsch, ich bin ein großer Freund von #Fate & Co. – aber ich glaube schon, dass der Einstieg mit klassischem Regelwerk für viele einfacher ist.

Schließlich drängten sich mir hier und da Assoziationen zu WoW auf. Keine Ahnung, ob das Absicht ist – oder schlicht daran liegt, dass WoW und Aborea von gleichen Quellen inspiriert sind. Wie auch immer – die technikbegabten Gnome und die regeltechnische Möglichkeit einiger Charakter-Klassen zu “buffen” hat mich schon stark an WoW erinnert.

Wenn das Absicht war, halte ich das aber ausdrücklich für legitim. Jedes WoW-Kiddie, das man dadurch an die hohe Kunst des Pen&Paper-Rollenspiels heranführt, ist ein Gewinn.

Doch grau ist alle Theorie. Ob das auch alles so funktioniert, muss den Beweis noch schuldig bleiben.

Ich habe beim Lesen jedenfalls große Lust bekommen, mal eine Einsteigerrunde mit Aborea zu leiten. Doch woher nehme ich willige Neulinge?

Lesetagebuch: Gratis-Comic-Tag-Beute – Teil 2

Nach Teil 1 nun der Rest meiner noch ausstehenden Beute-Rezis vom Gratis Comic Tag 2011. Dann ist aber auch gut mit dem Thema – für dieses Jahr.

Die Schlümpfe: Das Geheimnis der Zauberflöte

Tweet-Rezi 7: Die Schlümpfe – Macht euch nur lustig, aber ich mag die kleinen blauen Kerle und ihre neuen Geschichten.

Vor einiger Zeit hat sich niemand geringeres als Klaus N. Frick als Fan der kleinen blauen Kerle geoutet – da darf ich das auch. Kürzlich erst hat er den Neustart der Comicreihe bei Toonfish gefeiert. Neben den guten alten Geschichten aus Peyos Feder erscheinen dort auch neue Storys.

Eine solche war in der #GratisComicTag-Ausgabe zu finden. Und sie hat mir gut gefallen, strotzt sie doch vor etlichen witzigen Anspielungen auf die Klassiker. Ähnlich wie Don Rosa würdig die Donald-Geschichten von Carl Barks fortschreibt, scheint man hier behutsam und konsistent die Schlumpf-Abenteuer fortzuschreiben. Unter dem Vorwand, dass das später alles mal mein Töchterlein lesen soll, werde ich mir hier mit Sicherheit alsbald das ein oder andere Album zulegen.

Die Legende der Drachenritter: Jaina

Tweet-Rezi 8: Die Legende der Drachenritter – nette Standard-Fantasy-Kost mit opulenten Bildern, aber nichts Besonderes.

Gleich vorweg: Die Bilder sind klasse! Das geradezu epische Gemälde einer Fantasy-Stadt, die sich in einen Wasserfall schmiegt, ist grandios. Inhaltlich isses aber nichts herausragend Besonderes: Die Welt ist von Drachen bedroht, die weniger Vieh und Leute fressen sondern vielmehr mit ihrer magischen Präsenz das Land und alles was darin lebt verseuchen. Menschen im Einflussgebiet verwandeln sich in reißende Monstren – Warhammer Fantasy lässt grüßen. Immun sind einzig Jungfrauen – und so sorgt ein Orden jungfräulicher Drachen-Ritterinnen in dieser Welt für Ordnung.

Selbstredend lässt der Zeichner kaum eine Gelegenheit aus, gewisse Vorzüge der entsprechenden Damen besonders deutlich herauszuarbeiten. Man verstehe mich nicht falsch – das ist ebenfalls sehr opulent und ansehnlich gezeichnet – aber den Ladys im Kampf gegen einen Drachen eine Rüstung anzulegen, die entscheidende – und sehr empfindliche – Stellen frei lässt, halte ich dann doch für etwas übertrieben.

Mosaik: Die unglaubliche Reise der Abrafaxe

Tweet-Rezi 9: Mosaik – sehr gute Kindercomics, die auch Erwachsenen Spaß machen. Stehen Fix&Foxi und Co. in nichts nach.

Da ich im Westen aufgewachsen und sozialisiert bin, waren mir die Abrafaxe lange kein Begriff. Ganz am Rande hatte ich schon vor einiger Zeit mitbekommen, dass diese Comicheftchenreihe – wohl so etwas wie das Fix und Foxi der DDR – wieder (oder immer noch?) aufgelegt wird – und dass sie gar nicht mal schlecht sein soll. Die Gelegenheit am Gratis Comic Tag war günstig und wurde beim Schopfe ergriffen – ebenso wie diese Mosaik-Ausgabe.

Und es hat sich gelohnt! Die Geschichte war abgedreht, witzig, spannend, voller historischer und kultureller Anspielungen – und dadurch durchaus auch lehrreich. Die drei Abrafaxe brauchen sich vor Fix und Foxi wahrlich nicht zu verstecken! Ebenfalls enthalten war eine Story über drei Mädchen, die wohl in etwa die weibliche Variante des Ganzen darstellen soll. Wie die Abrafax-Geschichte spielte sie in historischem Umfeld (ersteres im europäischen 17. letzteres im amerikanischen 19. Jahrhundert) – war durchaus auch nett.

Bongo Comics für umme!

Tweet-Rezi 10: Bongo Comics – Schade, die erste Simpsons-Geschichte kannte ich schon, und auch sonst nur so mittel.

Hin und wieder mag ich die Sachen aus dem Hause Bongo ja ganz gerne. Die Simpsons– und Futurama-Bildergeschichten kommen zwar nur selten an ihre bewegten Geschwister heran – aber ab und an sind sie durchaus ganz nett. Regelrecht gut werden sie sogar, wenn sie mit ganzen Radioactive-Man-Heften die Superhelden #Comics auf die Schippe nehmen – oder wenn MAD-Legende Sergio Aragonés zur Feder greift.

Leider war derartiges in der Gratis-Comic-Tag-Ausgabe nicht zu finden. Noch blöder war, dass ich die erste längere Geschichte schon kannte. Auch der Rest war nur so mittel, so dass ich das Heft leider als Fehlgriff betrachten muss. So nett die Bongo-Sachen manchmal ja sind – aber nächstes Jahr bleibt das für umme Heft liegen.

Star Wars: The Clone Wars – Heavy Metal Jedi

Tweet-Rezi 11: Star Wars – im Gegensatz zu 2010 war keine “richtige” Star Wars Geschichte dabei, nur Clone Wars Schrott.

Ja, zugegeben, das war abzusehen. Auf der Titelseite stand ganz groß Clone Wars drauf. Aber! Letztes Jahr war in der Star Wars: The Clone Wars Ausgabe auch eine ziemlich gute “reine” #StarWars Geschichte enthalten. War es etwa zu naiv, dies auch in diesem Jahr zu erwarten? Offensichtlich.

Ich bin ein großer Freund der Star Wars Comics und sammle auch gerade recht eifrig die Star Wars Essentials und Star Wars Sonderband Reihen. Aber dieser Clone-Wars-Schrott ist echt gruselig. Zwei Jedis zerkloppen schlecht gezeichnet irgendwelche Roboter. Tja, mehr ist über dieses Heft nicht zu sagen. Ach ja, sie reißen noch dämliche Sprüche dabei, die wohl irgendwie witzig und geistreich sein sollen.

Polly und die Piraten

Tweet-Rezi 12: Polly & die Piraten – nette Kindergeschichte, auch wenn die Piraten-Action noch auf sich warten ließ.

Die Handlung dieser Kindergeschichte ist eigentlich recht klassisch, entwickelt sich aber wohltuend entspannt: Ein kleines Mädchen entpuppt sich als Tochter einer berühmten Piratin und wird kurzerhand in entsprechende Abenteuer geworfen.

Die Behutsamkeit der Handlungsentwicklung lässt einerseits viel Raum, um die Atmosphäre, die Stimmung und die Charaktere zu entwickeln – andererseits ist das Heft leider zu Ende, ehe die richtige Piraten-Action losgeht. Klar – jetzt gälte es, die Folgebände zu erstehen. Aber so nett das ganze war, mich hat es dann doch nicht ausreichend gepackt. Vielleicht müsste man angelegentlich im Comicladen seines Vertrauens mal eine der späteren Ausgaben durchblättern, was da noch so kommt.

Lesetagebuch: Gratis-Comic-Tag-Beute – Teil 1

Nach eingehendem Studium meiner Beute und ausreichendem Nachsinnen präsentiere ich hier endlich ausführlichere Rezis zum Gratis Comic Tag 2011.

Grundlage sind die Tweet-Rezis, die ich jeweils direkt nach dem Lesen in den Æther hinaus geschickt habe.

Zarla die kleine Drachenjägerin (+ Baker Street)

Tweet-Rezi 1: Zarla die kleine Drachenjägerin – sehr nette Fantasy nicht nur für Kinder. Baker Street – nur mäßig witzig.

Der recht klassische Fantasy-Comic aus Frankreich kommt humorig daher und scheint daher tendenziell eher für Kinder gemacht. Vom Stil her erinnert er mich ein wenig an Troll von Troy – allerdings ohne die übertriebene Brutalität. Die Titelfigur Zarla ist ein kleines Waisenmädchen, Tochter berühmter Drachenjäger, die von ihrem Großvater aufgezogen und darin bestärkt wird, selbst eine große Kriegerin zu sein. So zieht sie voller Selbstbewusstsein umher und stellt sich jedem Gefecht – ohne zu ahnen, dass sie nur dank der heimlichen Hilfe ihres treuen Werhundes stets siegreich aus den Kämpfen hervorgeht. Die Geschichte hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich erwäge ernsthaft, mir da demnächst mal ein paar Alben zuzulegen. Wäre in ein paar Jahren sicher auch was für mein Töchterlein.

Im selben Heft waren ein paar Kurzgeschichten aus der Reihe Baker Street zu finden. Wie der Name schon ahnen lässt, handelt es sich um #Comics über Sherlock Holmes. Es sind lustig gemeinte Storys, die Holmes und Watson oft eher etwas schusselig darstellen. Ich fands nur mäßig witzig.

Comic-Biographie: Frida Kahlo

Tweet-Rezi 2: Frida Kahlo – knappe und sehr hübsche Comic-Biografie, sowohl der Künstlerin als auch dem Medium angemessen.

Ich bin der Lieblings-Künstlerin meiner Gemahlin durchaus auch zugetan, vor allem, da sie ein sehr interessantes Leben in einer interessanten Zeit geführt hat.

Die Comic-Biographie handelt dieses recht knapp auf den zur Verfügung stehenden Seiten ab – wird ihm aber durchaus gerecht. Der Schwerpunkt liegt – neben der Kunst – auf der politischen Überzeugung von Frida Kahlo und der Art und Weise, wie sie sich als Frau in ihrer Zeit und Gesellschaft behauptet hat. Somit wird das Ganze auch der Frau und Künstlerin gerecht.

Die Zeichnungen sind bewusst einfach und “comichaft” gehalten und greifen in diesem Stil etliche Motive aus den Bildern von Frida Kahlo auf. Hat mir gefallen.

Green Lantern: Secret Origin

Tweet-Rezi 3: Green Lantern – nicht mein Superheld und sein “secret origin” hat mich nicht vom Hocker gerissen.

Ich kenne mich zugegebenermaßen bei den DC-Superhelden nicht so gut aus – und bis auf wenige Ausnahmen interessieren mich in diesem Universum eigentlich auch nur Geschichten mit Batman. Von Green Lantern weiß ich daher wenig – aber es reizt mich auch nicht sonderlich, mehr über ihn zu erfahren. Dennoch hab ich mir das Heft geschnappt, denn im letzten Jahr war die Ausgabe mit der Blackest Night durchaus interessant.

Diesmal ging es um Green Lanterns “geheime Entstehungsgeschichte”. In groben Zügen kannte ich die bis dato bekannte Version wie Hal Jordan zur Grünen Leuchte wurde. Die hier offenbarte “geheime” Version ergänzte sich in einigen Anspielungen vermutlich auf die Blackest-Night-Sache. Naja, hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen. Batman kam halt nicht drin vor.

Perry – unser Mann im All: Gestrandet

Tweet-Rezi 4: Perry unser Mann im All – die beiden längeren Geschichten sind schwach, die kurzen aber allesamt überzeugend.

Ich werd und werde mit den neuen Perry-Comics nicht warm. Die alten aus den 70ern (?) hab ich als Kind immer gern gelesen (ich gebe gern zu, dass es sich hierbei um nostalgische Verklärung handeln kann). Aber die neuen aus der Alligator Farm wirken mir immer etwas zu bemüht: das aufgesetzte Sex-Element, der angestrengt alternative Touch der Handlung – teilweise nervts.

Auf die beiden längeren Geschichten in der GCT-Ausgabe trifft das wieder zu. Das Robinson-Gerammel mit Auris und die Die-Hard-Variation für Arme mit Perry sind einfach schwach.

Ganz anders aber die folgenden Kurzgeschichten in Comicform. Die waren teils witzig, teils tiefgründig – und allesamt besser gezeichnet. Highlight hier: Die in den 50er-Jahren angesiedelte Story um den jugendlichen #PerryRhodan und wie er zu seiner Narbe kam. Klasse!

Orbital – Band 1: Narben

Tweet-Rezi 5: Orbital – solide Science-Fiction mit grandiosen Zeichnungen.

In diesen SF-Comic hatte ich aus irgendeinem Grund die größten Hoffnungen gesetzt. Vermutlich sehne ich mich etwas nach guter – oder wenigstens gut gezeichneter – SF, nachdem bei Sillage irgendwie lange nichts mehr gekommen ist. (AAAH! Ich sehe gerade, dass es längst Band 11 gibt. Wieso sagt mir das denn keiner?!?)

Wie auch immer. Orbital beginnt sehr spannend mit der Eingliederung der Menschheit in die galaktische Völker-Gemeinschaft – was nicht so glatt über die Bühne geht. Dann setzt die Handlung etliche Jahre später wieder ein und schildert die Abenteuer eines der ersten Menschen, der in einer Art interstellaren UNO seinen Einsatz beginnt.

Die Handlung ist solide SF – aber die Zeichnungen sind grandios. Opulente Space-Opera, wie ich es mag. Insofern wurden die Hoffnungen durchaus erfüllt. Dennoch drängt es mich irgendwie nicht, alle Folgebände sofort nachzukaufen. Vielleicht war mir die Handlung trotz zahlreicher guter Ansätze doch etwas zu herkömmlich.

Marvel Comics: Thor (mit Iron Man)

Tweet-Rezi 6: Thor – Marvel liegt mir einfach mehr als DC (Ausnahme: Batman), nette Geschichte, coole Superhelden-Action.

Ich bin halt eher ein Marvel-Fanboy und gehe hier vielleicht etwas unkritischer ran, als an Vergleichbares aus dem Hause DC (außer, es geht um Batman). Mir gefiel das kleine Team-Up zwischen Thor und Iron Man jedenfalls.

In der Story wird Marvel-typisch auch geklotzt und nicht gekleckert. Von der Weltöffentlichkeit scheinbar unbemerkt haben nämlich einige Superreiche begonnen, den Mond zu terraformen und sich dort anzusiedeln. Aus irgendeinem Grund hat dies verheerende Auswirkungen auf das Erdklima.

Der Donnergott und Tony Stark können das natürlich nicht durchgehen lassen und jetten mal eben zum Erdtrabanten, um dort ordentlich aufzuräumen.

Total absurde Gigantomanie! Klasse!

Soweit Teil 1 meiner #GratisComicTag Nachlese – in Teil 2 geht’s weiter.

Lesetagebuch: Krieg der Klone von John Scalzi

Abschreckender Titel

Zunächst mal ein Wort an die Marketing-Abteilung des Heyne-Verlags – oder wer dort auch immer die Übersetzung des Originaltitels Old Man’s War zu verantworten hat: Der deutsche Titel ist wirklich selten dämlich! Genau deswegen hätte ich das Buch ursprünglich NICHT gekauft. Die offensichtliche billige Star-Wars-Trittbrettfahrerei ist mir dabei zunächst gar nicht mal aufgefallen. Mein erster Gedanke war vielmehr: Och nö! Nach den Orks, Elben und Zwergen kommen jetzt die Klone oder was?

Der Band blieb unangetastet in der Buchhandlung liegen. Ich hatte ihn in Gedanken sofort als Schrott abgetan und nicht einmal einen Blick auf den Klappentext werfen wollen. Euer Glück, lieber Heyne-Verlag, dass ich später aus mehreren berufenen Mündern vernommen habe, dass der Roman in Wahrheit gut sei. Also habe ich ihn doch gekauft. TROTZ des Titels.

Angenehm flotter Schreibstil

Der “Krieg des alten Mannes” – wie er eigentlich hätte heißen müssen – ließ sich sehr angenehm und flott lesen. Gut, das klingt jetzt auch dämlich. Aber so etwas wie “Senioren-Krieger” oder “Alte Sternenkrieger” hätte man sich ja einfallen lassen können. Wie auch immer, der Roman war jedenfalls gut zu lesen und hat mir bis zur Hälfte auch sehr gut gefallen.

Achtung! Ich erlaube mir, im weiteren Verlauf, die Handlung des Romans teils recht detailliert wiederzugeben – man betrachte dies als

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Worum geht’s?

Wir befinden uns in einer nicht näher benannten fernen Zukunft. Der Weltraum ist von der Menschheit besiedelt, man ist dort bereits auf zahlreiche außerirdische Kulturen getroffen. Auf der Erde selbst bekommt man davon allerdings kaum etwas mit. Die Weltbevölkerung unterteilt sich immer noch in Nationalstaaten, die oft sogar noch Kriege untereinander führen.

Raumfahrt, die Besiedelung anderer Planeten sowie die Verwaltung des daraus entstandenen interstellaren Staatengebildes wird ausschließlich von der Kolonialen Union betrieben, die vollständig losgelöst von der Erde existiert und operiert. Die Erdnationen verfügen über keine Weltraumtechnik (mehr) und es gibt für einen Erdenbürger nur zwei Möglichkeiten, ins All zu gelangen. Entweder man ist Bürger eines übervölkerten Entwicklungslandes – von dort rekrutiert die Koloniale Union neue Kolonisten. Oder man hat als Bürger einer (westlichen) Industrienation sein 75. Lebensjahr erreicht – denn dann darf man in den Militärdienst der Kolonialen Union eintreten.

Großartiges Science-Fiction-Szenario

Das Szenario und die Art und Weise, wie es beschrieben wird, sind klasse! Scalzi hat zudem einen hervorragenden Schreibstil, so dass er den Leser sehr gut in dieses Szenario hineinzieht. Es wirkt stimmig und gleichzeitig rätselhaft – wie es sich für ein gutes SF-Szenario gehört. Die Charaktere fügen sich perfekt in dieses Szenario ein und bewegen sich wie selbstverständlich darin. Dadurch wirken sie nicht wie Fremdkörper aus unserer Zeit. Das machen viele andere Autoren deutlich schlechter.

Hauptfigur ist ein 75-jähriger Amerikaner, der sich dazu entschließt, den Militärdienst anzutreten. Auf der Erde weiß niemand, warum die Koloniale Union ausgerechnet (und ausschließlich) 75-Jährige rekrutiert. Es gehen natürlich Gerüchte um, dass die erheblich fortschrittlichere Technik der Kolonien die Menschen wieder verjüngen kann. Auf der Erde ist dies nicht möglich – und daher ist der Anreiz für viele Menschen, die dieses Alter erreichen, sehr groß.

Der erste Teil des Buches beschreibt also den Weg der Hauptfigur vom Rekrutierungsbüro (wo er unterschreiben muss, künftig auf sein Aufenthaltsrecht auf der Erde zu verzichten und alle medizinischen “Arbeiten” an sich zu genehmigen) über einen Weltraumfahrstuhl bis hin zur Orbitalstation der Kolonialen Union, wo er und die anderen Rekruten-Greise ihre “Behandlung” erhalten.

Und diese Behandlung hat es natürlich in sich.

Unbefriedigender Körpertausch

Die Probanden werden keineswegs verjüngt – sie erhalten vielmehr eine 100%ige Körper-Transplantation. Aus ihrem Genmaterial sind deutlich verbesserte neue Körper gezüchtet worden, in die das Bewusstsein der Rekruten nun transferiert wird. Und an dieser entscheidenden fantastischen Stelle hat mich der Roman zum ersten Mal enttäuscht.

Denn so beeindruckend die Szene beschrieben ist, in der der Held seinen neuen Körper sieht und dann den Bewusstseinstransfer durchmacht – die philosophischen Konsequenzen daraus kommen überhaupt nicht zur Sprache. Die spannenden Themen, ob so etwas überhaupt geht, was denn da überhaupt transferiert wird, ob denn nicht einfach eine Kopie erstellt und das Original ermordet wird – all das kommt überhaupt nicht zur Sprache. Der Vorgang funktioniert einfach so, dass dem Protagonisten keine Zweifel an seiner Identität aufkommen können. Sie sind ihm nicht einmal kurz vor der Prozedur gekommen.

In meinen Augen hat der Autor bis dahin ein wunderbares Szenario aufgebaut – und es im entscheidenden Augenblick verschenkt.

Stanislaw Lem hat in einem seiner Dialoge die existenzielle Problematik dieser Idee hervorragend ausgeführt, indem er folgende Fragen stellte (sinngemäß aus dem Gedächtnis zitiert):

  • “Wenn du stirbst und ich danach ein vollständiges exaktes (und lebendes) Duplikat von dir herstelle, würdest du mit diesem Wissen ohne Angst sterben?”
  • “Selbstverständlich, ich wäre ja wieder hergestellt – und wenn ich die exakten Erinnerungen bis zum letzten Zeitpunkt hätte, wäre ich ich selbst.”
  • “Wenn ich dieses exakte Duplikat aber herstellte, während du noch lebst – würdest du dich dann von mir töten lassen?”
  • “…”

Und genau diese Problematik umgeht Scalzi. Mich hat das ein wenig enttäuscht.

Nun wird er auf solche Gedankenspielereien vielleicht einfach keinen Wert legen – was ja durchaus legitim ist. Und kurz danach versöhnt er mich als Leser schon wieder mit der hervorragenden Beschreibung des verbesserten Körpers – und seiner konsequenten Anwendung.

Der erste Teil des Buches endet ungefähr hier und man erwartet im zweiten Abschnitt zu erfahren, wie der Held in die (auch ihm) noch völlig unbekannten Strukturen des Kolonialstaates der Menschheit geworfen wird und dort auf unfassbare Wunder, Rätsel und Verschwörungen stößt. Doch leider enttäuscht der Roman hier endgültig.

Angriff der Sternenkrieger

Denn was im zweiten Teil passiert ist kaum mehr als ein schlichter Starship-Troopers-Abklatsch. Ja, es ist immer noch spannend geschrieben. Ja, es sind zahlreiche nette kleine Ideen dabei – vor allem, wenn die verschiedenen Aliens beschrieben werden.

Aber im großen und ganzen hat man es mit einem klischeebeladenen Kriegs-Abenteuer zu tun, in dem der Hauptprotagonist als – selbstverständlich unfreiwilliger – Held aus zahlreichen Kriegshandlungen hervorgeht und eine militärische Blitzkarriere hinlegt.

Das beginnt mit dem Drillsergeant, dem der Autor auch noch die Worte in den Mund legt: “Ihr haltet mich bestimmt für ein Klischee aus einem alten Kriegsfilm.” Aber der Autor durchbricht das Klischee nicht – er lässt ihn sich genau so verhalten.

Und so geht es weiter: Natürlich darf im weiteren Verlauf des Romans der naive Pazifist nicht fehlen, der selbstverständlich blauäugig mit ausgestreckter Hand auf die Außerirdischen zugeht – um dann von diesen erschossen zu werden.

Das Absurde dabei: Scalzi versucht in den Dialogen immer wieder dem Eindruck entgegenzuwirken, dass er hier Kriegsverherrlichung betreibt. Schon ganz zu Anfang lässt er seine Hauptfigur einem irdischen Rassisten energisch widersprechen. Aber diese Worte wirken stets aufgesetzt, da sie zum Verlauf der Handlung nicht passen wollen.

Das Militär, dem der Held angehört, begeht schrecklichste Kriegsverbrechen für ein stets undurchsichtig bleibendes Staatengebilde – aber der Protagonist denkt nicht mal im Ansatz daran zu rebellieren. Nach einem besonders grausamen Einsatz hat er zwar einen Nervenzusammenbruch. Dieser wird aber durch ein relativ lockeres Geplauder mit den Kameraden wieder behoben – und die Kämpfe gehen weiter.

So strebt die Handlung auch nicht einem großen Bruch dieses Vorgehens zu, sondern schlicht auf eine besonders knifflige militärische Operation.

Unklare Botschaft

Der Vergleich mit Heinlein drängt sich wie gesagt auf – und ihn hebt Scalzi dann auch konsequenterweise in seinen Danksagungen hervor. Aber während Heinlein eine auf Militär basierende Gesellschaft konsequent schildert und propagiert – und Verhoeven dies in seiner Verfilmung herrlich satirisch überzeichnet –, bleibt es bei Scalzi vage, was er den Lesern nun überhaupt vermitteln will.

Ist der Krieg der Vater aller Dinge? Ist es die Natur des Menschen zu kämpfen? Ist es eine feindliche, fremdartige Welt da draußen, in der man nur wehrhaft bestehen kann? Sind es undurchsichtige Machtstrukturen, die den Menschen in Kriege zwingen? Vielleicht interessieren ihn diese Fragen auch einfach nicht – aber ein Anti-Kriegs-Roman ist dieser Text mit Sicherheit nicht.

Auch der nachgeschobene Dialogtext, in dem die Hauptfigur teils mit kritischen Fragen konfrontiert wird, ist nicht sonderlich erhellend: eine Wischiwaschi-Rechtfertigung des kriegerischen Ist-Zustands durchsetzt mit halbherzigen Friedenswünschen.

Und so ließ mich der Roman nicht sonderlich begeistert zurück. Ja, ich habe mich streckenweise kurzweilig unterhalten gefühlt. Aber die fragwürdige – oder schlicht nicht vorhandene – Moral von der Geschicht, nein, die überzeugt mich nicht.

Lesetagebuch: Der Club der unsichtbaren Gelehrten

Das wird jetzt schwer. Ich muss (beziehungsweise möchte – ich muss hier gar nix) über einen Scheibenwelt-Roman schreiben – und kann ihn nicht in den Himmel loben. Das neueste Werk aus Terry Pratchetts Feder “Der Club der unsichtbaren Gelehrten” finde ich nämlich nur so mittel.

Fußball auf der Scheibenwelt

Man verstehe mich nicht falsch! Es ist immer noch ein Scheibenwelt-Roman, er ist immer noch gut aber … hach ich weiß auch nicht. Vielleicht erst mal kurz zum Inhalt: Der Fußball ist in Ankh-Morpork angekommen. Naja, eigentlich war er natürlich schon immer da, aber er gerät nun in den Fokus der Mächtigen und Wichtigen in der größten Stadt der Scheibenwelt.

War Fußball bisher nur ein Vergnügen für das einfache Volk, interessieren sich nun auf einmal die Zauberer der Unsichtbaren Universität dafür. Aus gewissen Gründen sehen sie sich gezwungen, selbst eine Mannschaft aufzustellen.

Da trifft es sich gut, dass der Patrizier der Stadt – bislang ein ausgesprochener Gegner dieses Sports – plant, auch dieses “Monster” zu zähmen. War Fußball in Ankh-Morpork bis dato eine nahezu regellose Rauferei, die in letzter Zeit fast zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen auf den Straßen geführt hat, soll es nun mit einem strengen Regelwerk und einer Liga zivilisiert werden.

Soweit der Hauptplot, der selbstredend die Entwicklung des englischen Fußballs in der realen Welt wiedergibt und persifliert.

Nun bin ich schon mal nicht sooo der Fußballfan – streng genommen überhaupt nicht. Dennoch sehe ich darin nicht den Grund, weswegen mich das Buch nicht so begeistert. Denn auch wenn mich das Thema grundsätzlich weniger reizt, habe ich an einer Pratchett‘schen Umsetzung natürlich großes Interesse.

Fußball ist nicht alles

Erwähnenswert sind noch zwei Nebenplots. Zum einen gibt es da die kleine Aschenputtel-Story über ein schönes Mädchen aus dem einfachen Volk, das zum Model für Zwergenmode wird. Diese Nebenhandlung ist tatsächlich etwas schlicht. Aber ein schwacher Nebenplot allein reicht auch nicht aus, um ein Buch nicht gut – oder nicht großartig zu finden.

Zum anderen ist da Nutt … An dieser Stelle ist wohl Zeit für eine kleine

WARNUNG VOR DEM SPOILER

Wer den Roman also noch nicht gelesen hat und sich eine bestimmte Überraschung nicht verderben will, möge den folgenden Absatz überspringen.

Das Mordor der Scheibenwelt

Vetinari hat in Absprache mit den Zauberern ein Wesen namens Nutt in die Unsichtbare Universität eingeschleust. Es verrichtet dort äußerst niedere Arbeiten, stellt sich jedoch schnell als sehr gebildet und begabt heraus. Es wird die ganze Zeit als Goblin bezeichnet, bis sich gegen Ende herausstellt, dass Nutt etwas ganz anderes ist. Gut, ich verrate es mal nicht – die Spoilerwarnung bleibt dennoch bestehen.

Dieser Plot ist mit am interessantesten, werden doch scheibenwelt-historische Angaben über ein “Finsteres Reich” in Fern-Überwald angedeutet. Die Scheibenwelt hatte also auch ihr Mordor.

Es zündet nicht

Dennoch will auch dieser Handlungsstrang nicht so recht zünden. Das Gefühl zog sich beim Lesen durch das gesamte Buch: Es zündet nicht.

Bei allen anderen Scheibenwelt-Romanen bin ich immer regelrecht in die Welt eingetaucht. Nachdem ich ein Buch ausgelesen hatte, konnte ich mich fast wie nach dem Erwachen aus einem Traum bald kaum mehr an Einzelheiten der Handlung erinnern. Es blieb stets das wohlige Gefühl zurück, an einem interessanten fiktiven Ort gewesen zu sein. Klingt pathetisch – ist aber so.

Und dieses Gefühl blieb diesmal irgendwie aus. Es waren einige nette Ideen dabei. Aber vieles wirkte zu bemüht. Einige Charaktere – allen voran Vetinari – wollte ich nicht mehr so recht wiedererkennen.

Naja … jeder kann mal einen schlechten Tag haben. Ich freu mich auf jeden Fall auf den nächsten Roman – wieder mit Tiffany Weh.

Lesetagebuch: Unternehmen Stardust

Ich habe bereits ausgiebig darauf hingewiesen: Die Romanheftserie Perry Rhodan wird in diesem Jahr 50. Aus diesem Anlass habe ich mir – unter anderem – erneut den allerersten Band geschnappt, mit dem 1961 alles begann.

Ich schätze es war das fünfte Mal, dass ich Unternehmen Stardust gelesen habe. Ich würde jetzt gern sagen, dass der Roman nichts von seiner Faszination eingebüßt habe … stimmt aber leider nicht ganz.

Alte Liebe rostet … nie so ganz

Als ich ihn das erste Mal las, war ich zehn Jahre alt. Es begann eine Jahrzehnte währende Karriere als mehr oder weniger kritikloser Fanboy. Heute, mit der abgeklärteren Distanz des Ex-Lesers, springen einem der eigenwillige Stil und die hölzernen Charaktere natürlich wesentlich deutlicher ins Auge.

Aber Stopp! Das wird hier jetzt auch kein Verriss. Ich finde den Roman keineswegs schlecht.

Stilblüten wie „Lesly Pounder, quadratisch von Gestalt und Charakter …“ lassen einen durchaus Schmunzeln – geben sie doch auch Zeugnis von den Umständen, unter denen Perry Rhodan entstanden ist. Es ist nun mal als „Schundheftchen“ gestartet – dieser Kategorie aber sehr schnell entwachsen.

Und vergessen wir nicht: die heute geradezu anspruchsvollen Superhelden-Graphic-Novels haben ihren Ursprung auch in übelster Kolportage. Man schaue sich nur ein beliebiges Marvel– oder DC-Comicheftchen aus den 60er Jahren an – ohne nostalgische Verklärung kann man das meiste davon heute auch kaum ertragen.

Kind seiner Zeit

Das andere ist das zeitliche Umfeld, in dem Perry Rhodan entstand. Ich habe die ersten Romane in den 80er Jahren gelesen. Zu dieser Zeit herrschte der Kalte Krieg – und die atomare Selbstvernichtung der Menschheit war als reale Möglichkeit im kollektiven Bewusstsein präsent. Kann durchaus sein, dass Unternehmen Stardust für heutige Leser, denen dieser historische Zusammenhang fehlt, nicht mehr die große Faszination ausüben kann.

Für die zwei, drei Leutchen, die die Handlung nicht kennen, sei sie schnell zusammengefasst: Wir schreiben das Jahr 1971. Amerikas erste bemannte Mission zum Mond startet unter dem Kommando von Major Perry Rhodan. Im Gegensatz zur Realität ist dies aber keine zivile NASA-Mission, sondern eine militärische Mission der US Space Force. Der Kalte Krieg ist noch schlimmer geworden. Gegenspieler der NATO ist aber längst nicht mehr der Warschauer Pakt – der spielt nur noch eine Nebenrolle – sondern die Asiatische Föderation unter der Führung Chinas.

In diesem globalen Spannungsfeld vermutet man erst das Schlimmste, als die amerikanische Mondrakete kurz vor der Landung anscheinend angegriffen und zur Notlandung gezwungen wird.

Doch dort auf dem Erdtrabanten wartet jemand, mit dem niemand gerechnet hat. Rhodan trifft auf Außerirdische, die dort notgelandet sind – und schmiedet einen Plan, der nichts Geringeres als die Einigung der Menschheit zum Ziel hat.

Wie ich finde immer noch eine gute Geschichte. Dennoch hat es mich nicht wieder gepackt. Band zwei und folgende werde ich mir nicht mehr zu Gemüte führen.

Und so schließe ich mit dem letzten Satz von Unternehmen Stardust:

„Major Perry Rhodan hatte seinen Abschied genommen.“

Lesetagebuch: Denkanstöße 2011

Alljährlich bringt der Piper-Verlag ein Taschenbuch unter dem Titel Denkanstöße heraus. Darin finden sich mal mehr mal weniger interessante Artikel, die Neues zu den unterschiedlichsten Themenbereichen zum Inhalt haben sollen. Natürlich sind dies stets Auszüge aus Sachbüchern des Piper-Verlags, die selbige somit anteasen. Das finde ich  nicht verwerflich – schließlich können derart ausführliche Empfehlungen für das ein oder andere neue #Sachbuch durchaus hilfreich und willkommen sein.

Alle paar Jahre erstehe ich mal eines der Denkanstöße-Bändchen – mal gefällt’s mir sehr gut – mal steht auch nur Unsinn drin.

Die 2011er Version lag unterm Weihnachtsbaum. Ich hab’s gerade ausgelesen und will schon mal vorwegnehmen: Sie gehört wieder zu den besseren.

Enthalten sind neun Artikel zu den Themen Politik, #Philosophie / Religion, Naturwissenschaften und #Musik.

Wenn auch mein generelles Urteil positiv ist, ist meine Meinung zu den einzelnen Beiträgen eher durchwachsen. Daher mal kurz im Einzelnen – selbstverständlich völlig subjektiv und polemisch:

So regiert die Kanzlerin – Es ist ja ach so hektisch im Alltag der Regierungschefin. Und dann schafft sie es auch noch so meisterlich, der Finanzkrise zu begegnen. Der völlig unkritische Artikel enthält keinerlei Infos, die ein normal informierter Tagesschau-Gucker und Tageszeitungsleser nicht bereits hätte. Urteil: belanglos!

Der Selbstbetrug der Mittelschicht – Sind wir wirklich eine klassenlose Mittelstandsgesellschaft? Oder lügt sich gerade die sogenannte Mittelschicht da selbst was in die Tasche? Und wem nützt das? Das war mal ein guter Denkanstoß! Denn zum Nachdenken hat er mich angeregt – und sollte es bei vielen anderen auch. Bin sogar fast soweit, über den Erwerb des dazugehörigen Buches nachzudenken.

Es folgt der Abschnitt “Philosophie und Religion” – an der Stelle muss ich kurz mal loswerden, dass ich das Zusammenwerfen dieser Beiden Themen für extrem ärgerlich halte. Genauso könnte man #Astronomie und Astrologie zusammentun – oder Medizin und Homöopathie.

Was ich glaube – Zunächst musste ich mir von einem Popen gönnerhaft zugestehen lassen, dass ich auch ohne Gott ein moralischer Mensch sein darf. Ich meine, es ist natürlich schon interessant, wie er – zudem noch katholisch – eine moralische Basis menschlichen Handelns entwickelt, die ohne Religion und Glaube auskommt. Aber irgendwie finde ich sowas aus dem Munde eines Theologen immer reichlich naiv.

Der nächste Pope wollte mir was von Herzensbildung erzählen und fing die ewige Litanei an, dass unser Bildungssystem doch viel zu technisch, kalt und so überhaupt nicht emotional sei. Als wenn das das Problem wäre! Unser Bildungsproblem ist ein soziales, aber das nur nebenbei. Den Artikel musste ich abbrechen – unerträglich!

Im Bett mit Kant – Schließlich doch ein wenig Philosophie. Schwerpunkt lag auf dem Moment des Aufwachens und der philosophischen Implikationen desselben. Wie können wir uns unseres Wachseins und unserer Existenz sicher sein? usw. usf. Doch, das fand ich durchaus anregend und interessant. Ist mein Top-Kandidat für den Erwerb des dazugehörigen Buches.

Der Naturwissenschaftliche Teil beginnt mit der verrückten Welt der Paralleluniversen – sehr netter Artikel zum Thema, der im Grunde nichts radikal Neues brachte, aber irgendwie doch Lust auf mehr machte. Vielleicht landet das Buch auch noch mal in meinem Regal.

Die Steinzeit steckt uns in den Knochen – sehr informativer Text zu den evolutionären Grundlagen unseres Körpers und diverser Krankheiten. Da hab ich tatsächlich noch ein bisschen was gelernt.

Zum Schluss zwei Beiträge aus der Musik, beginnend mit Justus Franz Ansichten darüber was man über (klassische) Musik wissen sollte – joah, auch eher belangloses Geplauder.

The rest is noise – Dieser musikalische Abriss mit Schwerpunkt auf Wagner, Strauß (Richard) und Mahler hat selbst mich, der sich mit Musikhistorie nur oberflächlich auskennt ziemlich mitgerissen.

Alles in allem also ein durchaus empfehlenswerter U-Bahn-Schmöker für zwischendurch.

Lesetagebuch: Blame!

Schönes Geschenk im Schuber

Allerdings sind meine Vorbehalte gegen dieses Sub-Medium/-Genre (wasauchimmer) schon länger nicht mehr allzu groß. Daher war ich ehrlich interessiert und positiv überrascht, als mir meine Gemahlin zum Geburtstag einen großen Schuber voller Taschenbücher schenkte, die unter dem Titel Blame! ein zehnbändiges abgeschlossenes Manga-SF-Epos darstellen. Und um die Expertinnen und Experten gleich zu beruhigen: Ja, das Prequel Noise war ebenfalls dabei.

Adventure-Seeker Killy in the Cyber-Dungeon-Quest

Ich weiß, das Attribut ist mehr als abgedroschen – aber die Geschichte, die sich in diesem Werk entfaltet, ist im besten Sinne kafkaesk. Der Held namens Killy befindet sich auf einer Suche, die ihn durch eine (räumlich wie zeitlich) gewaltige labyrinthartige Welt führt, die von kaum erfassbaren Wesenheiten regiert wird und unverständlichen Regeln folgt. Ohne zuviel vorweg nehmen zu wollen: Killys Suche hat natürlich ein offenes Ende – wenn man nicht gar ihr Scheitern annehmen muss. Tatsächlich aber lässt das Ende – wie die gesamte Geschichte – den Leser reichlich ratlos zurück. Sie in einfachen Worten wiederzugeben ist daher nicht leicht.

Vielleicht die Zukunft – vielleicht die Erde

In meinen Augen ist Blame! ein hervorragendes Stück Science-Fiction. Auch wenn so gut wie nichts erklärt wird. Tatsächlich kommen einige der zehn (oder elf, wenn man das Prequel hinzuzählt) Taschenbücher fast völlig ohne Text aus. Die Wunder der fernen Zukunft sprechen in den grandiosen Bildern für sich selbst und wirken doch schlüssig und gut durchdacht.

Dennoch möchte ich mal versuchen, das Szenario zu beschreiben. Andeutungen im Prequel lassen vermuten, dass wir uns mehrere Tausend Jahre in der Zukunft befinden. Ein Panel in Noise legt zudem die Vermutung nahe, dass die gewaltige künstliche Struktur, in der Killys Suche stattfindet, von der Erde aus „gewachsen“ und in ihrer Ausdehnung längst die Mondbahn überholt hat.

Mensch-Maschinen

Das intelligente Leben (von „Menschheit“ mag man kaum mehr sprechen) hat sich in mehrere Richtungen entwickelt.

Da ist zunächst die Netzwerksphäre, eine gänzlich virtuelle Welt, in die sich etliche Menschen und KIs (wobei die Unterscheidung zwischen beidem oft schwerfällt) zurückgezogen haben. Der Kontakt zwischen virtueller und realer Welt ist mittlerweile jedoch durch eine Epidemie abgebrochen. Technische Interfaces, mit denen ein Kontakt zur Netzwerksphäre möglich wäre, gibt es kaum noch. Der einzige Weg, dorthin vorzudringen ist der Besitz so genannter Netzwerkgene, die bei fast allen Menschen durch ein Virus zerstört wurden. Die wenigen „intakten“ Menschen, die es noch geben könnte – bzw. ihr Genmaterial –, sind übrigens auch das Ziel von Killys Suche. Im Gegenzug können die virtuellen Wesen aus der Netzwerksphäre nur noch eingeschränkt auf die reale Welt zugreifen und dort agieren.

Dann gibt es das „Siliziumleben“ – Cyborg-Zombies, die Killys erklärte Feinde sind. Sie wirken, als wären sie der düstersten Warhammer-40k-Vision entsprungen. Auch wenn sie meist als Widersacher auftreten, handelt es sich bei ihnen durchaus um eine differenziert dargestellte Fraktion, die beispielsweise auch über friedliche Forscher verfügt. Sie sind der diesseitigen Welt sehr verhaftet, haben aber ebenfalls großes Interesse daran, Zugang zur Netzwerksphäre zu erhalten. Für letztere stellt das Siliziumleben jedoch eine Bedrohung dar. Der Zugang muss um jeden Preis verwehrt bleiben.

Und schließlich existieren noch zahlreiche mehr oder minder „normale“ Menschen, die teils stark mutiert, teils symbiotisch mit Maschinen verbunden sind, dass sie ebenfalls als Cyborgs gelten können. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, stellen sie anscheinend die Verlierer und Opfer der Entwicklung dar – auch wenn sich alle Menschengruppen irgendwie doch gut an ihre jeweilige Umgebung angepasst haben, sei sie auch noch so bizarr.

Etliche „reine“ KIs und (teils halb-biologische) Maschinenwesen runden das Panoptikum ab. Im Übrigen wird letztlich nie hundertprozentig klar, welcher dieser Gruppierung nun eigentlich Killy selbst angehört.

Faszinierend trostlos – erschreckend großartig

Diese Konstellationen ergeben ein schrecklich trostloses und dennoch faszinierendes dystopisches Endzeit-Szenario. Mich zumindest hat der große Interpretationsspielraum, den dieses Epos dem Leser lässt, schwer begeistert. Hinzu kommen hervorragende Zeichnungen, die die gigantomanen Strukturen und das absolut Fremdartige erschreckend gut wiedergeben. Es soll wohl eine Fortsetzung der Reihe geben. Da werd ich alsbald mal nach forschen.

Lesetagebuch: Batman

Neben dem eher bleiwüstenartigen Druckwerk (Romane, Sachbücher et cetera) bin ich sehr der Welt der bunten Bildchen zugetan. Neben den dickeren Wälzern wird daher immer mal wieder ein mehr oder minder schmales Heftchen ergriffen und durchgelesen. Grund genug, im Rahmen meines Lesetagebuchs ab und an die zuletzt von mir gelesenen Comics vorzustellen. Diesmal: Batman

Was ist bloß mit Batman passiert?

Die Tatsache, dass ich Neil Gaiman für überschätzt halte, heißt noch lange nicht, dass ich ihn nicht gut finde. Sein umjubeltes Werk Whatever Happened to the Caped Crusader? ist da ein sehr gutes Beispiel. Der gute Neil hat sich hier des Batman-Mythos’ angenommen und durchaus auf seine typische Weise verarbeitet. Das Ergebnis finde ich … nett. Es sind sogar zwei sehr gute Einfälle drin. Aber wie immer bei Gaiman packt mich einfach keine derartige Begeisterung, wie bei den meisten meiner Nerd-Freunde. Es ist gut – aber nicht überragend. Die Zusatz-Geschichten, die den Band neben der Namensgebenden Hauptgeschichte ergänzen, sind sogar ziemlich schwach.

Worum geht’s in der Hauptstory? Batman ist tot. Alle seine Mitstreiter und Gegner treffen zu seiner Trauerfeier ein. Aus dem off allerdings kommentiert Batman selbst das Geschehen und wundert sich darüber, da er doch eigentlich gar nicht tot sei. Nun beginnen die Trauergäste einer nach dem anderen eine Geschichte zu erzählen – die Geschichte, die sie mit dem Verstorbenen verbindet. Viel mehr darf ich gar nicht erzählen, um die Pointe nicht zu verraten. Soviel nur: Die beiden sehr guten Einfälle sind die Geschichte des Butlers Alfred sowie die Pointe selbst.

DCs finest

In letzter Zeit habe ich noch eine ganze Reihe weitere Batman-Storys gelesen. Ganz allgemein halte ich ihn für einen der interessantesten Superhelden überhaupt – und den einzig richtig guten aus dem DC-Universum. Aber mit der Meinung rage ich ja nun nicht gerade aus der Masse heraus.

Batmans beste

Grundsätzlich sind davon eigentlich alle zu empfehlen, sei es Knightfall, Das lange Halloween, Hush und natürlich die Klassiker Year One und Die Rückkehr des dunklen Ritters. Ein bisschen „schwächer“ ist der gute Batman, wenn er im oft bemühten Doppel mit Superman auftritt. „Der Starke ist am mächtigsten allein“, sacht ja schon der olle Schiller. Dennoch gibt’s auch hier ein paar erwähnenswerte Sachen: Absolute Macht, eine Parallelweltgeschichte, in der Supi und Batsi als fiese Diktatoren die Welt beherrschen, Freunde und Feinde, wo die beiden Helden sich gegen den US-Präsident Lex Luthor durchsetzen müssen – die sind zumindest ganz nett. Am Besten sind die beiden aber immer dann, wenn Batman dem Kryptonier mal so richtig den Arsch versohlt. So passiert in Hush und in dem grandiosen Werk Genosse Superman.

Sammelnswerte Sammelbände

Zu empfehlen ist generell die Neal Adams Collection. Eben jener Autor sei der „Erfinder“ des “coolen” Batman, wie wir ihn heute kennen, heißt es dort. Enthält durchaus gute Geschichten. Und Die besten Storys aller Zeiten … Die Auswahl ist … nun ja … interessant. „Die besten“ mag eine etwas gewagte Behauptung sein. Immerhin geben sie einen guten Abriss der Entwicklung Batmans im Laufe der Jahrzehnte. Dadurch bekommt man auch ein paar Geschichten zu lesen, in der unser Held – aus heutiger Sicht – vielleicht etwas lächerlich rüberkommt. Aber es sind auch einige sehr interessante neue drin. Auf dem Heftrücken prangt eine „1“, als sei hier eine ganze Reihe zu erwarten – bisher hab ich allerdings noch von keinem Band 2 erfahren.

Was wäre Batman ohne den Joker?

Abschließend eine der besten Batman-Geschichten aus (relativ) neuerer Zeit – auch wenn Batman selbst nur in den letzten paar Panels kurz auftaucht: Joker

Die Handlung: Der Joker kehrt mal wieder aus längerer Gefangenschaft in Arkham in die Stadt zurück und erobert mit gewohnter Brutalität seine Machtbasis in der Unterwelt zurück. Dabei hinterlässt er eine derartige Blutspur, dass er zum Ende wieder von Batman zur Strecke gebracht werden muss.

Die Story weist (neben dem fast vollständigen Fehlen von Batman selbst) noch einige interessante Besonderheiten auf. Zunächst wird sie aus der Sicht eines Gehilfen des Jokers erzählt – einer von den Typen, die sonst eher als Kanonenfutter für den Helden dienen. Und dann sind die Zeichnungen sehr „realistisch“ gehalten und lehnen sich stark an die Optik der neuen Filme an – ohne jedoch inhaltlich auf ihnen aufzubauen. Heftigst brutal – aber gut.

Lesetagebuch: Seneca

Als Hobby-Gelehrter, der im Nachhinein ein bisschen bedauert, die Königsdisziplin der #Philosophie nie studiert zu haben, lese ich immer wieder gern etwas aus dieser Sparte. Kürzlich habe ich ein kleines Bändchen vom ollen Seneca eingeschoben. Titel: Vom glücklichen Leben.

Nun muss ich gestehen, dass ich mit Seneca eher den Bordcomputer der SOL1 assoziiere. Über den römischen Philosophen gleichen Namens wusste ich bis dato nur recht wenig. Ich bin nun geringfügig schlauer. In oben genanntem Band erläutert der Stoiker seine Moralphilosophie und rechtfertigt außerdem seinen eigenen Lebenswandel – der dieser scheinbar nur bedingt entspricht.

Moral

Nun finde ich gerade Moralphilosophie sehr interessant. Auch wenn mir bewusst ist, dass Moral ein sehr relativer und ausdifferenzierter Begriff ist, bin ich schon der Meinung, dass alles Handeln moralisch sein muss.2 Als Atheist kann ich es mir dabei nicht so leicht machen, Moral schlicht göttlich zu legitimieren und für etwas Absolutes zu halten. Ein wenig suche ich daher noch immer nach der idealen Legitimation. Wobei ich mich mit Kants Imperativ und Habermas‘ Diskurs schon auf der richtigen Spur wähne. Aber ich schweife ab.

Die Hoffnung, dass mir der antike Denker bei dem Thema weiterhelfen kann, hat sich natürlich nicht erfüllt. Warum „natürlich“?  Nun, auch er scheint3 keinen Zweifel daran zu lassen, dass Moral beziehungsweise Tugenden etwas absolutes sind, das göttlichen Charakter besitzt. Ihre Legitimation ist somit transzendiert und nicht mehr zu hinterfragen. Für mich ein unbefriedigender Ansatz.

Die Suche geht weiter

Dabei scheinen mir die angemahnten Tugenden4 durchaus erstrebenswert zu sein. Leider präsentiert der Band keine übersichtliche Liste. Ebensowenig wie von den Lastern, die ihnen gegenüberstehen. Dennoch zeigt sich erneut, wie sehr das christliche Weltbild auf Vorstellungen der Antike beruht.

Da „Vom Glücklichen Leben“ kein Grundlagenwerk ist, sondern vielmehr eine Rechtfertigungsschrift Senecas zu sein scheint, in der er erklärt, warum er selbst durchaus reich sein und trotzdem ein tugendreiches Leben ohne Reichtum predigen darf, hielt sich der Wert dieser Lektüre für mich in Grenzen. Interessant fand ich sie dennoch, auch weil sich die Argumentation der viel späteren protestantischen Ethik bereits erahnen lässt.

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  1. Perry Rhodan jetzt, nä?[]
  2. beziehungsweise sollte[]
  3. zumindest in diesem Band[]
  4. darunter zentral die „Mäßigung“[]

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