Jahr: 2010

Lesetagebuch: Blame!

Schönes Geschenk im Schuber

Allerdings sind meine Vorbehalte gegen dieses Sub-Medium/-Genre (wasauchimmer) schon länger nicht mehr allzu groß. Daher war ich ehrlich interessiert und positiv überrascht, als mir meine Gemahlin zum Geburtstag einen großen Schuber voller Taschenbücher schenkte, die unter dem Titel Blame! ein zehnbändiges abgeschlossenes Manga-SF-Epos darstellen. Und um die Expertinnen und Experten gleich zu beruhigen: Ja, das Prequel Noise war ebenfalls dabei.

Adventure-Seeker Killy in the Cyber-Dungeon-Quest

Ich weiß, das Attribut ist mehr als abgedroschen – aber die Geschichte, die sich in diesem Werk entfaltet, ist im besten Sinne kafkaesk. Der Held namens Killy befindet sich auf einer Suche, die ihn durch eine (räumlich wie zeitlich) gewaltige labyrinthartige Welt führt, die von kaum erfassbaren Wesenheiten regiert wird und unverständlichen Regeln folgt. Ohne zuviel vorweg nehmen zu wollen: Killys Suche hat natürlich ein offenes Ende – wenn man nicht gar ihr Scheitern annehmen muss. Tatsächlich aber lässt das Ende – wie die gesamte Geschichte – den Leser reichlich ratlos zurück. Sie in einfachen Worten wiederzugeben ist daher nicht leicht.

Vielleicht die Zukunft – vielleicht die Erde

In meinen Augen ist Blame! ein hervorragendes Stück Science-Fiction. Auch wenn so gut wie nichts erklärt wird. Tatsächlich kommen einige der zehn (oder elf, wenn man das Prequel hinzuzählt) Taschenbücher fast völlig ohne Text aus. Die Wunder der fernen Zukunft sprechen in den grandiosen Bildern für sich selbst und wirken doch schlüssig und gut durchdacht.

Dennoch möchte ich mal versuchen, das Szenario zu beschreiben. Andeutungen im Prequel lassen vermuten, dass wir uns mehrere Tausend Jahre in der Zukunft befinden. Ein Panel in Noise legt zudem die Vermutung nahe, dass die gewaltige künstliche Struktur, in der Killys Suche stattfindet, von der Erde aus „gewachsen“ und in ihrer Ausdehnung längst die Mondbahn überholt hat.

Mensch-Maschinen

Das intelligente Leben (von „Menschheit“ mag man kaum mehr sprechen) hat sich in mehrere Richtungen entwickelt.

Da ist zunächst die Netzwerksphäre, eine gänzlich virtuelle Welt, in die sich etliche Menschen und KIs (wobei die Unterscheidung zwischen beidem oft schwerfällt) zurückgezogen haben. Der Kontakt zwischen virtueller und realer Welt ist mittlerweile jedoch durch eine Epidemie abgebrochen. Technische Interfaces, mit denen ein Kontakt zur Netzwerksphäre möglich wäre, gibt es kaum noch. Der einzige Weg, dorthin vorzudringen ist der Besitz so genannter Netzwerkgene, die bei fast allen Menschen durch ein Virus zerstört wurden. Die wenigen „intakten“ Menschen, die es noch geben könnte – bzw. ihr Genmaterial –, sind übrigens auch das Ziel von Killys Suche. Im Gegenzug können die virtuellen Wesen aus der Netzwerksphäre nur noch eingeschränkt auf die reale Welt zugreifen und dort agieren.

Dann gibt es das „Siliziumleben“ – Cyborg-Zombies, die Killys erklärte Feinde sind. Sie wirken, als wären sie der düstersten Warhammer-40k-Vision entsprungen. Auch wenn sie meist als Widersacher auftreten, handelt es sich bei ihnen durchaus um eine differenziert dargestellte Fraktion, die beispielsweise auch über friedliche Forscher verfügt. Sie sind der diesseitigen Welt sehr verhaftet, haben aber ebenfalls großes Interesse daran, Zugang zur Netzwerksphäre zu erhalten. Für letztere stellt das Siliziumleben jedoch eine Bedrohung dar. Der Zugang muss um jeden Preis verwehrt bleiben.

Und schließlich existieren noch zahlreiche mehr oder minder „normale“ Menschen, die teils stark mutiert, teils symbiotisch mit Maschinen verbunden sind, dass sie ebenfalls als Cyborgs gelten können. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, stellen sie anscheinend die Verlierer und Opfer der Entwicklung dar – auch wenn sich alle Menschengruppen irgendwie doch gut an ihre jeweilige Umgebung angepasst haben, sei sie auch noch so bizarr.

Etliche „reine“ KIs und (teils halb-biologische) Maschinenwesen runden das Panoptikum ab. Im Übrigen wird letztlich nie hundertprozentig klar, welcher dieser Gruppierung nun eigentlich Killy selbst angehört.

Faszinierend trostlos – erschreckend großartig

Diese Konstellationen ergeben ein schrecklich trostloses und dennoch faszinierendes dystopisches Endzeit-Szenario. Mich zumindest hat der große Interpretationsspielraum, den dieses Epos dem Leser lässt, schwer begeistert. Hinzu kommen hervorragende Zeichnungen, die die gigantomanen Strukturen und das absolut Fremdartige erschreckend gut wiedergeben. Es soll wohl eine Fortsetzung der Reihe geben. Da werd ich alsbald mal nach forschen.

Lesetagebuch: Batman

Neben dem eher bleiwüstenartigen Druckwerk (Romane, Sachbücher et cetera) bin ich sehr der Welt der bunten Bildchen zugetan. Neben den dickeren Wälzern wird daher immer mal wieder ein mehr oder minder schmales Heftchen ergriffen und durchgelesen. Grund genug, im Rahmen meines Lesetagebuchs ab und an die zuletzt von mir gelesenen Comics vorzustellen. Diesmal: Batman

Was ist bloß mit Batman passiert?

Die Tatsache, dass ich Neil Gaiman für überschätzt halte, heißt noch lange nicht, dass ich ihn nicht gut finde. Sein umjubeltes Werk Whatever Happened to the Caped Crusader? ist da ein sehr gutes Beispiel. Der gute Neil hat sich hier des Batman-Mythos’ angenommen und durchaus auf seine typische Weise verarbeitet. Das Ergebnis finde ich … nett. Es sind sogar zwei sehr gute Einfälle drin. Aber wie immer bei Gaiman packt mich einfach keine derartige Begeisterung, wie bei den meisten meiner Nerd-Freunde. Es ist gut – aber nicht überragend. Die Zusatz-Geschichten, die den Band neben der Namensgebenden Hauptgeschichte ergänzen, sind sogar ziemlich schwach.

Worum geht’s in der Hauptstory? Batman ist tot. Alle seine Mitstreiter und Gegner treffen zu seiner Trauerfeier ein. Aus dem off allerdings kommentiert Batman selbst das Geschehen und wundert sich darüber, da er doch eigentlich gar nicht tot sei. Nun beginnen die Trauergäste einer nach dem anderen eine Geschichte zu erzählen – die Geschichte, die sie mit dem Verstorbenen verbindet. Viel mehr darf ich gar nicht erzählen, um die Pointe nicht zu verraten. Soviel nur: Die beiden sehr guten Einfälle sind die Geschichte des Butlers Alfred sowie die Pointe selbst.

DCs finest

In letzter Zeit habe ich noch eine ganze Reihe weitere Batman-Storys gelesen. Ganz allgemein halte ich ihn für einen der interessantesten Superhelden überhaupt – und den einzig richtig guten aus dem DC-Universum. Aber mit der Meinung rage ich ja nun nicht gerade aus der Masse heraus.

Batmans beste

Grundsätzlich sind davon eigentlich alle zu empfehlen, sei es Knightfall, Das lange Halloween, Hush und natürlich die Klassiker Year One und Die Rückkehr des dunklen Ritters. Ein bisschen „schwächer“ ist der gute Batman, wenn er im oft bemühten Doppel mit Superman auftritt. „Der Starke ist am mächtigsten allein“, sacht ja schon der olle Schiller. Dennoch gibt’s auch hier ein paar erwähnenswerte Sachen: Absolute Macht, eine Parallelweltgeschichte, in der Supi und Batsi als fiese Diktatoren die Welt beherrschen, Freunde und Feinde, wo die beiden Helden sich gegen den US-Präsident Lex Luthor durchsetzen müssen – die sind zumindest ganz nett. Am Besten sind die beiden aber immer dann, wenn Batman dem Kryptonier mal so richtig den Arsch versohlt. So passiert in Hush und in dem grandiosen Werk Genosse Superman.

Sammelnswerte Sammelbände

Zu empfehlen ist generell die Neal Adams Collection. Eben jener Autor sei der „Erfinder“ des “coolen” Batman, wie wir ihn heute kennen, heißt es dort. Enthält durchaus gute Geschichten. Und Die besten Storys aller Zeiten … Die Auswahl ist … nun ja … interessant. „Die besten“ mag eine etwas gewagte Behauptung sein. Immerhin geben sie einen guten Abriss der Entwicklung Batmans im Laufe der Jahrzehnte. Dadurch bekommt man auch ein paar Geschichten zu lesen, in der unser Held – aus heutiger Sicht – vielleicht etwas lächerlich rüberkommt. Aber es sind auch einige sehr interessante neue drin. Auf dem Heftrücken prangt eine „1“, als sei hier eine ganze Reihe zu erwarten – bisher hab ich allerdings noch von keinem Band 2 erfahren.

Was wäre Batman ohne den Joker?

Abschließend eine der besten Batman-Geschichten aus (relativ) neuerer Zeit – auch wenn Batman selbst nur in den letzten paar Panels kurz auftaucht: Joker

Die Handlung: Der Joker kehrt mal wieder aus längerer Gefangenschaft in Arkham in die Stadt zurück und erobert mit gewohnter Brutalität seine Machtbasis in der Unterwelt zurück. Dabei hinterlässt er eine derartige Blutspur, dass er zum Ende wieder von Batman zur Strecke gebracht werden muss.

Die Story weist (neben dem fast vollständigen Fehlen von Batman selbst) noch einige interessante Besonderheiten auf. Zunächst wird sie aus der Sicht eines Gehilfen des Jokers erzählt – einer von den Typen, die sonst eher als Kanonenfutter für den Helden dienen. Und dann sind die Zeichnungen sehr „realistisch“ gehalten und lehnen sich stark an die Optik der neuen Filme an – ohne jedoch inhaltlich auf ihnen aufzubauen. Heftigst brutal – aber gut.

Lesetagebuch: Seneca

Als Hobby-Gelehrter, der im Nachhinein ein bisschen bedauert, die Königsdisziplin der #Philosophie nie studiert zu haben, lese ich immer wieder gern etwas aus dieser Sparte. Kürzlich habe ich ein kleines Bändchen vom ollen Seneca eingeschoben. Titel: Vom glücklichen Leben.

Nun muss ich gestehen, dass ich mit Seneca eher den Bordcomputer der SOL1 assoziiere. Über den römischen Philosophen gleichen Namens wusste ich bis dato nur recht wenig. Ich bin nun geringfügig schlauer. In oben genanntem Band erläutert der Stoiker seine Moralphilosophie und rechtfertigt außerdem seinen eigenen Lebenswandel – der dieser scheinbar nur bedingt entspricht.

Moral

Nun finde ich gerade Moralphilosophie sehr interessant. Auch wenn mir bewusst ist, dass Moral ein sehr relativer und ausdifferenzierter Begriff ist, bin ich schon der Meinung, dass alles Handeln moralisch sein muss.2 Als Atheist kann ich es mir dabei nicht so leicht machen, Moral schlicht göttlich zu legitimieren und für etwas Absolutes zu halten. Ein wenig suche ich daher noch immer nach der idealen Legitimation. Wobei ich mich mit Kants Imperativ und Habermas‘ Diskurs schon auf der richtigen Spur wähne. Aber ich schweife ab.

Die Hoffnung, dass mir der antike Denker bei dem Thema weiterhelfen kann, hat sich natürlich nicht erfüllt. Warum „natürlich“?  Nun, auch er scheint3 keinen Zweifel daran zu lassen, dass Moral beziehungsweise Tugenden etwas absolutes sind, das göttlichen Charakter besitzt. Ihre Legitimation ist somit transzendiert und nicht mehr zu hinterfragen. Für mich ein unbefriedigender Ansatz.

Die Suche geht weiter

Dabei scheinen mir die angemahnten Tugenden4 durchaus erstrebenswert zu sein. Leider präsentiert der Band keine übersichtliche Liste. Ebensowenig wie von den Lastern, die ihnen gegenüberstehen. Dennoch zeigt sich erneut, wie sehr das christliche Weltbild auf Vorstellungen der Antike beruht.

Da „Vom Glücklichen Leben“ kein Grundlagenwerk ist, sondern vielmehr eine Rechtfertigungsschrift Senecas zu sein scheint, in der er erklärt, warum er selbst durchaus reich sein und trotzdem ein tugendreiches Leben ohne Reichtum predigen darf, hielt sich der Wert dieser Lektüre für mich in Grenzen. Interessant fand ich sie dennoch, auch weil sich die Argumentation der viel späteren protestantischen Ethik bereits erahnen lässt.

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  1. Perry Rhodan jetzt, nä?[]
  2. beziehungsweise sollte[]
  3. zumindest in diesem Band[]
  4. darunter zentral die „Mäßigung“[]

Almanach-Gastauftritte

Bereits seit 2008 gestattet mir der gute Dominik, hin und wieder Beiträge für seine wunderbare Seite zu schreiben und dort zu veröffentlichen. Die Gelegenheit nutze ich manchmal für schamlose Werbung für die jeweils aktuelle Ausgespielt-Episode. Meist sind es jedoch Rezensionen für Rollenspielbücher, Hintergrundartikel – und ein Interview ist auch dabei.

100 Weltraum-Abenteuer

Brandneu ist meine Rezension: 100 SF-Adventure-Seeds. Der englischsprachige Rollenspiel-Band enthält wie vom Titel versprochen 100 Science-Fiction-Abenteuerideen.
Inspirationsquelle für den SF-SL – Einhundert Abenteuerideen für nahezu alle denkbaren Science-Fiction-Settings – das klingt nach einer runden Sache. Und schon auf den ersten Blick scheint sich dieser Eindruck zu bestätigen.

Abenteuer aus dem Groschenheft

Ebenfalls englischsprachig ist das Rollenspiel-Quellenbuch zu Pulpabenteuern mit dem Savage Worlds System. Meine Rezension: Thrilling Tales erschien Ende 2009.
Pulp-Rollenspiel für Savage Worlds – Pulp übersetzt man ins Deutsche am Besten mit Trivial- oder gar Schundliteratur. In Deutschland verbindet man damit vor allem die Heftromanserien der 50er Jahre und Folgejahrzehnte, von deren damaliger Fülle („Jerry Cotton“, „John Sinclair“, „Perry Rhodan“, „Gaslicht“ etc. pp.) nur wenige bis heute überlebt haben.

Ein klassischer Dungeon

Meine Rezension: The Grinding Gear behandelt ein (erneut englischsprachiges) klassisches RPG-Abenteuer für Labyrinth Lord. (Und auch wenn Dominik sich versehentlich selbst als Autor angegeben hat, stammt der Text wirklich aus meiner Feder. Doppelschwör!)
Abenteuer (nicht nur) für Labyrinth Lord – Welcher Spielleiter hat Lust, seine Spielgruppe mal (wieder) durch einen richtig schönen klassischen Dungeon voller Fallen, Rätsel, Monster und Schätze zu jagen? Wem das nicht zu „altmodisch“ (und wer des Englischen einigermaßen mächtig) ist, sollte dann flugs zu „The Grinding Gear“ greifen.

Die Würfel sind geworfen

Auf diesen Artikel zur Würfelhistorie im Allgemeinen und zur Historie der nicht-sechsseitigen Würfel im Speziellen bin ich ein ganz klein bisschen stolz – auch wenn die Haupt-Recherche-Arbeit von Dominik vorgenommen wurde. Ein besonderes Schmankerl: einige Zeit, nachdem dieser Artikel online ging, „imitierte“ uns Spiegel-Online mit einem eigenen Beitrag zum Thema. Unserer ist selbstredend das „Original“.
Würfel & Rollenspiel – Alea Iacta Est – Die Würfel sind geworfen … Aber seit wann eigentlich …? Nun, als Asterix-Kenner weiß man natürlich, dass jener Ausspruch vom ollen Cäsar stammt. Würfel sind somit mindestens seit der Antike bekannt und beliebt. Aber um Würfel im Allgemeinen soll es hier (vorerst) nicht gehen.

Interview zur Krise des Rollenspiels

Mein erstes und bislang einziges Interview für den Almanach war das Gespräch mit Matthias Mensing – hätte ich eigentlich mal wieder Lust zu. Man kommt halt nur zu nix.
Nexus e.V. und Projekt Odyssee – Roland hat für den Rollenspiel Almanach mit Matthias Mensing, Vorstandsmitglied des Berliner Rollenspielvereins Nexus und Aktiver des Projekts Odyssee über die Krise des Rollenspiels und die Zukunft freier Systeme gesprochen.
Matthias ist Jahrgang 1967, im wahren Leben Projektingenieur und hat 1984 mit DSA seine Rollenspieler-Karriere begonnen.

Aufgelistet: Rollenspiele für lau

Mehr eine Linkliste denn ein Artikel ist Freie Rollenspiele: Ein Überblick. Hier stelle ich (Stand 2008) alle kostenlosen Rollenspiele vor, die ich im Netz finden konnte. Wie ich gerade wieder lese, kündige ich darin etliche Folgeartikel zum Thema an, die (bislang) nie erschienen sind.
Kostenlose Rollenspiele – Die Rollenspielszene stellt bekanntlich einen ungeheuer fruchtbaren Boden dar, aus dem konstant unheimlich viele kleine und größere Projekte sprießen. Viele davon sind kostenlos erhältlich. Der geneigte Rollenspieler – stets auf der Suche nach neuen Abenteuern und Szenarien – kann im Bereich dieser freien Rollenspiele reiche Ernte halten. Der vorliegende Artikel soll als kleine „Erntehilfe“ dienen.

Leg dich nicht mit Tetraedern an!

Hach, die Pyramos Rezension! mein erster Text für den Almanach. Ich denke immer noch gern daran zurück. Was hab ich damit Staub aufgewirbelt! Und das nur, weil ich das zu rezensierende Rollenspiel-Grundregelwerk nicht über den Klee gelobt habe. Aber lest selbst.
Die Welt ist ein Tetraeder – Wie wir alle wissen ist die Welt eine Scheibe, die auf dem Rücken von vier Elefanten ruht, die wiederum auf dem Rücken einer gewaltigen Schildkröte stehen (auch wenn einige Sektierer hartnäckig behaupten, sie sei eine Kugel). Nicht so bei „Pyramos“. Denn hier ist die Welt ein Tetraeder.

Nordcon 2010

Der Nordcon stand für mich in diesem Jahr voll im Zeichen des Ausgespielt-Klönschnacks. Daher wird es von mir an dieser Stelle auch keinen allzu ausführlichen Conbericht geben.

Familienausflug mit Dampfroboter

“Europas größter unabhängiger Rollenspielcon” (so die unbescheidene Eigenwerbung) begann für uns als kleiner Familienausflug. Bei strahlendem Sonnenschein trafen meine Gemahlin, meine Tochter und ich am Samstag mit meinen Ausgespielt-Kollegen Sandra und Jens nebst Nachwuchs zusammen. Der Nachwuchs war begeistert – nur gewisse Riesen-Dampfroboter schienen dem Töchterlein zunächst etwas Angst zu machen.

Doch das legte sich schnell. Alsbald trafen die avisierten Klönschnacker zusammen und es sollte losgehen.

Ausgespielt-Klönschnack

Kurz zur Erläuterung: Wir (das Ausgespielt-Team) hatten schon vor einer Weile angekündigt, eine Sondersendung auf dem Nordcon aufnehmen zu wollen – interessierte Zuhörer waren eingeladen, daran teilzunehmen. Und sie kamen in Strömen.

Nun ja – es waren immerhin Ingo aka Greifenklaue, Olaf vom bdsa, Achim aka PiHalbe, Christoph aka Adrian 0815 und Lars aka Lichtbringer, die sich vor dem Haupteingang einfanden, um mit uns zu klönen.

Das Nordcon-Orga-Team war großartig und stellte uns spontan einen Raum zur Verfügung, in dem wir ungestört aufnehmen konnten. Bekanntlich ist der Veranstaltungsort eine Schule – und so machten wir es uns auf kleinen Stühlchen in einem Kreis gemütlich.

Zum Inhalt der fast zweistündigen Aufnahme möchte ich an dieser Stelle nichts sagen. Sobald die Folge fertig geschnitten ist, möge man selbst lauschen. Nur soviel: Es war sehr kurzweilig und informativ.

(Edit: Inzwischen ist der Ausgespielt Klönschnack auf dem Nordcon 2010 überall im Netz auffindbar.)

Entspannung auf der Larper-Wiese

Den Rest des Con-Tages verbrachte unsere kleine Familie in der Sonne auf dem Larper-Gelände. Wie üblich tummelten sich hier die Gewandeten und viele von ihnen kloppten mit Polsterwaffen aufeinander ein, dass es eine Freude war. Untermalt wurde alles von munterem Bardenspiel.

Und spätestens jetzt hatte der Dampfroboter seinen Schrecken für unser Töchterlein verloren.

Mein erster Gratis-Comic-Tag – Teil 2

Und hier nun (nach Teil 1) der Abschluss meines kleinen Erlebnisberichts vom Gratis Comic Tag 2010. Zunächst ein paar Worte zu den letzten fünf #Comics, die ich dort abgestaubt habe:

Iron Man

Marvel liegt mir einfach mehr als DC – auch wenn ich gestehen muss, überhaupt nicht mehr auf dem Laufenden zu sein. Steckt Tony Stark jetzt etwa gar nicht mehr selbst in der Rüstung und steuert die nur noch fern? Oder hat der Zeichner das nur etwas komisch dargestellt? Die Iron Man– sowie die folgende Rächer-Story waren inhaltlich nichts dolles – aber das Universum und der Hintergrund gefallen einfach. Zugegeben – die Nummer mit den staatlich lizensierten Dark Avengers erinnert stark an The Authority – aber gut geklaut ist immer noch besser als schlecht selbst ausgedacht.

Die Legende der scharlachroten Wolken

Die Geschichte spielt in einer Art Fantasy-Japan – ist dabei aber nicht im Manga-Stil gezeichnet (was ich sehr gut finde). Das Szenario erinnerte mich dabei ganz entfernt an Prinzessin Mononoke: Die zivilisierte Welt in Gestalt einer Stadt steht im gewaltsamen Konflikt mit der umliegenden Natur. Nur scheint hier die Natur auf dem Vormarsch zu sein. Sehr atmosphärische Fantasy mit fernöstlichem Flair. Macht Spaß – aber zulegen werde ich mir die Reihe nicht.

Star Wars

Wie wir alle liebe ich das #StarWars Universum, bin aber nicht unbedingt von allen seinen Ausprägungen begeistert. Den Comics wollte ich schon immer mal eine Chance geben. Der erste in diesem Heft stammt aus der eher mäßigen Clone-Wars-Reihe mit seiner mittelprächtigen Computeroptik und den tendenziell eher schlichten Storys. Der zweite allerdings hat es mir angetan – so könnte ich mir gute Star Wars Comics vorstellen: gut gezeichnet, interessante Geschichte. Ob’s jetzt genau diese Dark-Times-Reihe wird, weiß ich noch nicht zu sagen – aber der ein oder andere SW-Comic wird alsbald in mein Einkaufskörbchen wandern.

Und Gott schuf den Comic

Das Bändchen enthält witzige – und wohl etwas anspruchsvoller zu nennende – Kurzepisoden eines französischen Comicschöpfers namens Francios Bouc, der mir ehrlich gesagt gar nicht bekannt war. Ich mag französische Comics generell ganz gern, daher griff ich einfach mal zu. Nun … es ist nett … Ich hatte mir sicher mehr erwartet (wobei ich gar nicht genau sagen kann was) – aber es ist durchaus nett … Nicht mehr – aber auch nicht weniger.

Universal War One

Ich sag ja, die Science-Fiction ist wieder auf dem Vormarsch. UW1 ist hervorragende SF mit witzigen Einfällen. Ich will nicht zu viel verraten – aber Freunde der Saturnringe erwartet ein kleiner Schock. Die Menschheit hat sich im Sonnensystem ausgebreitet – dabei aber ihre kriegerische Veranlagung nicht im geringsten hinter sich gelassen.

Ein kleines Fazit: tolle Sache!

Der #GratisComicTag ist ne tolle Sache! Und ich bin ganz ehrlich davon überzeugt, dass dies auch für die Comicindustrie gilt. Klar – ich habe zehn Hefte für lau abstauben können – aber aus dieser Aktion ergibt sich für mich mindestens der Kauf einer kompletten Reihe aus acht Alben, von der ich sonst nie etwas erfahren hätte.

Was mich persönlich angeht, hat die Aktion dem Comicladen, in dem ich war, wohl eher nichts gebracht. Auch wenn er – und das möchte ich hier ausdrücklich betonen – seine Sache sehr gut gemacht hat (sogar besser als andere Läden in Hamburg – aber dazu gleich mehr). Auch künftig werde ich Comics hauptsächlich online erstehen.

Aber vielleicht hilft es ja, wenn ich hier noch mal Werbung für den Laden mache. Hamburger! Kauft eure Comics bei Der Comic Laden! Ganz im Ernst: der Laden ist cool, sehr gut sortiert und organisiert.

Genauso bitte noch einmal!

Und damit komme ich zum letzten Punkt: Der Gratis Comic Tag bleibt nur dann ein Erfolg, wenn alle Beteiligten ihre Sache so gut machen, wie dieses Mal.

Zunächst die Verlage: Bei einigen Gratis-Ausgaben hatte ich den Verdacht, dass es zu sehr in Richtung Leseprobe ging. Ein solcher Trend dürfte gar nicht erst entstehen. Richtig ist, komplette Geschichten oder gar Alben anzubieten. Zumindest bei mir hat genau das Kaufinteresse für Folgebände geweckt.

Die Läden: Oben genannter Comicladen hat es wie gesagt genau richtig gemacht. Es gab fünf Einzelexemplare pro Person, was ich eine faire Anzahl finde. Als kleines Schmankerl lagen auch die amerikanischen Ausgaben vom dortigen Gratiscomictag aus. Die ganze Aktion war perfekt organisiert und verlief trotz des Andrangs reibungslos.

Anlaufschwierigkeiten woanders

Wie ich bereits schrieb musste ich keinen weiteren Laden aufsuchen. Von Freunden habe ich aber vernommen, dass ein anderer sehr bekannter Hamburger Comicladen – ich werde keine Namen nennen – bei der Organisation geradezu versagt hat. Es gab insgesamt nur zwei Ausgaben pro Person – und man konnte sich nur eine zur Zeit holen, für die zweite musste man sich erneut anstellen. Mit Verlaub: So ein Schwachsinn! Hätte ich diesen Laden angesteuert, mein Fazit zum Gratiscomictag wäre längst nicht so positiv ausgefallen.

So aber kann ich nur sagen: Ich freu mich schon wie Bolle auf den Gratis Comic Tag 2011!

Mein erster Gratis-Comic-Tag – Teil 1

Ab und an schwappt auch eine gute Idee über den großen Teich. Vergangenen Samstag fand erstmals im deutschsprachigen Raum der Gratis Comic Tag statt. Seit ich vor einigen Monaten erstmals davon gehört hatte, hab ich dem Datum recht hibbelig entgegengefiebert. Nun war er endlich da – und es war sehr schön.

Fette Beute im Comic Laden

In Hamburg nahmen sechs Händler teil. Da es im Vorfeld hieß, dass jeder Händler vermutlich nur zwei bis drei der insgesamt 30 Exemplare rausrücken würde, galt es natürlich möglichst alle abzuklappern, um die ungefähr zehn Hefte zu ergattern, auf die ich es abgesehen hatte.

Glücklicherweise ist meine Gattin ebenfalls comicbegeistert. Das verfeinerte den Plan insoweit, dass man sich auf maximal drei Händler beschränken konnte. Also schnappten wir unser Töchterlein und fuhren zu Händler Nr. 1: Der Comic Laden

Ungefähr zehn Minuten vor Ladenöffnung standen wir da – und waren gleich die zweiten in der Schlange. Da hatte ich eigentlich mehr erwartet. In den nächsten zehn Minuten wurden’s dann aber doch noch einige Leutchen – und schon in der wachsenden Schlange schnappte ich die frohe Botschaft auf: Fünf Hefte sollte es pro Person geben!

Tja, und so sollte dieser eine Besuch genügen. Zehn Hefte haben wir ergattert (unsere Lütte hat mit ihren anderthalb Jahren leider keine mitnehmen dürfen). Im Folgenden präsentiere ich die ersten zehn:

Blackest Night

Ich muss sagen, dass ich mit dem DC-Universum nie so richtig warm geworden bin. (Batman ist da natürlich die große Ausnahme. Batman ist cool und unübertroffen. Wenn er von Batman auf die Nase kriegt, ist sogar Superman erträglich.) Die Justice-League (außer Batman spielt da eine größere Rolle), Green Lantern und die anderen geben mir irgendwie nix. Und jetzt sind bei DC auch noch die Zombies los. Die Idee fand ich ja bei Marvel ganz nett – aber Blackest Night konnte mich nicht überzeugen.

Bongo Comics für Umme

Ich mag die Simpsons– und Futurama-Comics. Bin jetzt kein fanatischer Sammler – aber ich mag sie. Das Heftchen hier enthält zwei nette Simpsons-Storys über den Comic-Typen und den geheimnisvollen Torten-Mann. Die Futurama-Story ist etwas enttäuschend – Bender sprengt den Monolog eines Comic-Redakteurs von Bongo. Alles in allem hat sich das Heftchen aber gelohnt.

Hellboy

Den guten Hellboy kannte ich bislang nur aus den Filmen. Natürlich weiß ich, dass die #Comics zuerst da waren – aber dieser hier ist der erste, den ich mein Eigen nenne. Und auch wenn es nur kurze Episoden sind, die in diesem Heftchen zu lesen sind – gefällt mir sehr gut. Über kurz oder lang werde ich mir da mal das ein oder andere zulegen. Die Alien-Geschichte am Ende find ich hingegen eher mäßig. Da gibt’s sicher gute Sachen – aber die Story hat mich nicht dazu animiert, sie zu kaufen.

Ghostface

Kukri-Dolche sind cool! Und die Szene, in der der Bösewicht (?) mit zwei dieser Gurkha-Messer durch einen Trupp hochgerüsteter Soldaten fegt, rockt. Ansonsten ist mir das ganze etwas zu mangaesk – naja, wenn der Verlag schon Tokyopop heißt, ist natürlich nichts anderes zu erwarten. Soll auch kein Vorwurf sein. Das Heftchen macht Spaß – die eine Ausgabe reicht mir aber.

Götterdämmerung

Mein absoluter Favorit. Hier hat sich der #GratisComicTag für mich und für die Comic-Industrie voll gelohnt. Denn in nicht allzu ferner Zukunft werde ich diese Reihe komplett erstehen müssen. Im Grunde gibt sie die Story der Wagner-Oper in gezeichneter Form wieder – die ich mir übrigens auch schleunigst in schriftlicher Form zulegen muss.

In Teil zwei folgen die nächsten fünf Hefte, die ich abgestaubt habe sowie ein kleines Fazit.

Cthulhu: die zweite Sitzung

Wo waren wir stehen geblieben?

Wir hatten in der Sitzung zuvor den Plan gefasst, in das Herrenhaus unseres verstorbenen (Groß-)Onkels einzubrechen, um näheres über den dubiosen Orden herauszubekommen, der sich dort eingenistet hat.

Zu dieser Tat hatten sich zwei der Spieler (die Varieté-Tänzerin und der Barpianist – für alle, die den letzten Blogeintrag zu dem Thema noch gegenwärtig haben) bereiterklärt, während wir anderen ein perfides Ablenkungsmanöver durchführten. Wir hatten die neuen Hausherren – nämlich die Oberen dieses Ordens – zu einem Abendessen geladen, bei dem sich die Familie des Verstorbenen und seine überraschenden Erben mal näher kennenlernen sollten.

Es kam natürlich anders

Zunächst lief alles nach Plan. Der Chef des “Ordo Luminis” nahm die Einladung an, unsere beiden Mitstreiter bereiteten sich auf ihren “Bruch” vor – und ich ließ meinen Charakter noch mal ein wenig nach dem Orden stöbern, was aber kaum etwas erbrachte, außer dass dieser bereits seit einigen Jahrzehnten in England existierte.

Auch als der Abend kam und der Gast erschien – gewisse Schwierigkeiten mit NSC-Sippenmitgliedern lasse ich hier mal aus, das geht außerhalb der Familie auch niemanden was an – gabs noch keine Probleme. Wir plauderten ein wenig und mein Charakter zeigte sich – sogar ehrlich – an der Arbeit des Ordens interessiert. Vor allem über die Forschungen in Norddeutschland wollten wir ein wenig mehr herausbekommen, was aber jäh unterbrochen wurde.

Denn unsere Mitstreiter hatten derweil mit einer fadenscheinigen Begründung das Haus betreten (“beim gestrigen Besuch Ohrring vergessen” – der Hausdiener war aber auf unserer Seite) und durchsuchten es. Vor allem die merkwürdige Patientin im Obergeschoss war von Interesse. In dem Moment aber, als das Obergeschoss betreten wurde, schreckte der Ordensboss auf unserer Party auf, beschuldigte uns eines abgekarteten Spiels und brach sofort zum Herrenhaus auf. Wir folgten ihm – natürlich alles abstreitend – während er uns ins Gewissen redete, dass diejenigen, die im Haus seien (woher wusste der das?) in höchster Gefahr schwebten.

Für unsere “Einbrecher” ging es dennoch gut aus. Eine Art Kraftfeld hielt die “Patientin” gefangen. Es wurden ein paar vage Hinweise gefunden, aber nichts Konkretes. Und ehe der neue Hausherr – nebst uns – herbeigeeilt kam, waren die beiden auch wieder verschwunden.
Dennoch war es für uns recht peinlich – der Hausdiener hat natürlich gequatscht (immer diese NSCs!) – wir mussten uns die ein oder andere Vorhaltung anhören und wurden gebeten, am folgenden Abend noch einmal vorstellig zu werden. Dann sollten uns einige Hintergründe erläutert werden.

Der Wahnsinn!

Die folgenden 24 Stunden wollten natürlich genutzt sein. Wir hatten mit dem Wissen über die gefährliche Patientin natürlich etwas gegen die “Erbschleicher” in der Hand. Ein kleiner anonymer Hinweis an die Behörden hätte sie sicher schon jetzt in arge Bedrängnis bringen können. Doch damit nicht genug – wir wollten außerdem noch herausbekommen, was der Ordo Luminis an den Hünengräbern im Lüneburger Raum zu Schaffen hatte.

Es begann als munterer Sonntagsausflug in die Sommerfrische. Unsere Truppe hoffnungsfroher Möchtegern-Erben fuhr mit dem Zug aufs Land hinaus, um bei uralten Gräbern nach Hinweisen zu suchen, die den Orden weiter dikreditieren könnten. Wir waren so naiv!

Es galt, zwei Hünengräber abzuklappern. Das erste zeigte merkwürdige Gravuren, die … Dinge darstellten, die ein gesunder Geist nicht erkennen kann. Über das getrocknete Blut, das wir dort entdeckten, machten wir uns nur wenig Gedanken. Selbst als man im nächsten Ort von verschwundenen Kindern murmelte, behielten wir unsere Naivität bei.

Als wir bei dem zweiten Grab aber einen grausigen Fund machten – und schließlich beschossen wurden … da war es fast schon zu spät. Ein bewaffneter Mann kam aus dem umliegenden Wald gewankt. Wir erkannten ihn aus unserer Deckung als einen Mitarbeiter des Ordens. Zunächst beschuldigten wir uns gegenseitig der grausigen Tat, deren Hinterlassenschaften wir gerade entdeckt hatten. Schließlich gelang es uns tatsächlich, uns gegenseitig von unserer Unschuld zu überzeugen. Ja, der Ordo Luminis war unschuldig! Wer hätte das gedacht?

Leider war es mal wieder mein Charakter, der für diese Erkenntnis bezahlen musste. Um uns letztlich von der Existenz übernatürlicher Dinge zu überzeugen, zeigte uns der Ordensmann seinen Arm … der nichts Menschliches mehr an sich hatte. “Ein Souvenir von einem früheren Einsatz”, sagte er nur. Dieser tentakelige Anblick hat meinem Seelenheil schweren Schaden zugefügt.

Neue Jobs

Um diese beeindruckenden Erfahrungen reicher kehrten wir nach Hamburg zurück und trafen uns schließlich mit dem Ordenschef, der uns einige Hintergründe erklärte, uns versicherte, auf der Seite des “Guten” zu stehen – und uns ein Angebot machte, dass wir nicht ausschlagen konnten.

Und so streiten wir künftig für den Orden, den wir ursprünglich bekämpfen wollten. Unser erster Auftrag wird uns natürlich zurück ins Hamburger Umland führen, um die Umtriebe der Kultisten, die selbstredend hinter allem stecken, zu vereiteln.

Lesetagebuch: 1W6 Freunde

Wir hatten in unserer letzten Ausgespielt-Episode bereits ein paar Worte darüber verloren: Letztes Jahr erschien im Prometheus-Verlag eine überarbeitete Version des DORP-Rollenspiels 1W6 Freunde. Jetzt hab ich es endlich auch gelesen.

Lies ein Rollenspiel in der Öffentlichkeit

Wie es der Zufall so wollte, fiel in diese Zeit auch die „Lies-ein-Rollenspielbuch-in-der-Öffentlichkeit-Woche“. Daher versuchte ich das Buch besonders auffällig in der U-Bahn zu lesen. Ob’s was gebracht hat, kann ich aber nicht bestätigen.

Wie auch immer. Ich habe das Büchlein jedenfalls mit großem Genuss gelesen. Es stellt den Versuch dar, die Jugenddetektiv-Geschichten a la Drei Fragezeichen, TKKG und so weiter in einem Rollenspiel umzusetzen. Und soweit ich das beurteilen kann (sooo der Hörspiel-Fan war ich damals nicht – obgleich das genau meine Zeit war) ist dieser Versuch gelungen.

Ein Hauch zu viel TKKG

Ich hab mich beim Lesen sehr gut unterhalten gefühlt. Das leicht spießige 80er-Jahre-Feeling dieser Jugenddetektiv-Geschichten wird hervorragend rübergebracht.

Die vielleicht etwas zu starke Orientierung an TKKG mag den ein oder anderen stören – auch hätte der Lektor ruhig noch ein weiteres Mal über den Text gehen können. Darüber hinaus aber ein sehr schönes und kurzweiliges Büchlein mit ansprechendem Layout.

Schlankes Regelwerk

Was mich allerdings besonders angesprochen hat, war das extrem schlanke Regelwerk. Jeder Charakter hat nur vier Werte (sinngemäß: Körper, Geist, Gesellschaft und Mut) und eine Spezialität, in der er zusätzlich besondere Leistungen vollbringen kann (nennt sich hier „Fleißkärtchen“). Und natürlich kommt ein modernes System  nicht ohne Fatepunkte – oder eine Abart davon – aus. Hier erhält die Gruppe als Ganzes einen Punktepool, der auf unterschiedliche Weise benutzt und wieder aufgefüllt werden kann – letztlich so, wie man es von Fatepunkten kennt.

Schließlich wird nur mit einem W6 gewürfelt (der Titel ließ es ahnen). Zusammen mit dem jeweiligen Wert geht’s gegen eine Schwierigkeit – ganz einfach und unkompliziert.

Kämpfe sind damit nur oberflächlich zu simulieren, was jedoch zum Szenario passt.

Aber völlig unabhängig davon finde ich solche extrem schlanken Regelwerke sehr reizvoll. Allein deswegen würde ich bei einer Runde 1W6 Freunde gern mitmachen – falls ich dazu Zeit hätte.

Cthulhu: erste Sitzung 2010

Unser Spielleiter gab ein selbst kreiertes Cthluhu-Abenteuer, das Mitte der 20er Jahre in Hamburg angesiedelt war. Hier ein kleiner Eindruck von der ersten Sitzung.

Gestatten, Hermann Thomsen

Zu meinem Charakter hatte ich bereits ein paar Worte verloren. Soviel nur zur Ergänzung: Ich habe den Kavallerie-Angriff aus seiner Vita gestrichen. Den frühen Kriegsaustritt wegen Verletzung hab ich aber gelassen – stammt aus der Vita meines Urgroßvaters. Ach ja, einen Namen hat er nun natürlich auch: Hermann Thomsen.

In der Rückschau fällt mir auf, dass ich ihn letztlich doch anders gespielt habe, als er mir ursprünglich vorschwebte (komisch – passiert mir häufig). Eigentlich hatte ich ja mehr an einen weitgereisten weltgewandten Draufgänger gedacht – der außerdem noch ein okkult interessierter Bücherwurm ist. Im Spiel hab ich das weltgewandte und das Draufgängertum irgendwie vernachlässigt. Dafür habe ich mehr das Interesse am Okkulten hervorgehoben – und ihn mehr zum Familienmenschen gewandelt. Aber das hat vielleicht auch mit der Handlung der ersten Sitzung zu tun.

Das Testament ist eröffnet

Das Szenario erforderte es, dass alle Spieler miteinander verwandt oder Beauftragte von Verwandten sind. Ausgangspunkt war nämlich die Testamentseröffnung eines wohlhabenden Hamburger Kaufmanns.

Ich bin sein Großneffe, zwei weitere Spieler sind Großneffe und Großnichte (allerdings aus einer anderen Linie), einer ist Neffe (mein Onkel) und schließlich ist die Sekretärin und persönliche Assistentin einer Schwester des Verstorbenen (die Mutter meines Onkels) mit uns. Ja, die genauen Verwandtschaftsverhältnisse sind etwas komplex – zumal noch ein paar NSC-Sippenmitglieder hinzukommen. Der Spielleiter versprach daher, für die nächste Sitzung einen Stammbaum anzufertigen.

Kein Erbe für niemanden

So kamen wir jedenfalls alle zusammen: die Großnichte (eine Varieté-Tänzerin und das schwarze Schaf der Familie), der Großneffe (Barpianist aus Berlin und Sohn einer jüdischen Mutter), der Neffe (hochangesehener Hamburger Herrenschneider), die juristisch geschulte Assistentin der Schwester – und schließlich meine Wenigkeit. Und wie es (aus Sicht der Spieler) zu erwarten war, gab es eine Überraschung. Denn anstatt seine Geschwister und somit seine Sippe zu bedenken (er starb kinderlos), vermachte der Kaufmann all seinen Besitz einer obskuren Vereinigung aus England namens Ordo Luminis.

Natürlich beschlossen wir sofort, das Testament anfechten zu lassen – und uns diesen Orden, der sich bereits im Stammsitz der Familie eingenistet hatte, mal genauer anzusehen.

Schönes Spiel

Das Schönste an dieser ersten Sitzung war vor allem die Interaktion zwischen den Spielern und mit den NSCs. Herrlich! Die teilweise zerstrittene und wenigstens entfremdete Großfamilie haben wir glaube ich recht überzeugend dargestellt. Und auch die Gier nach dem Erbe, die uns dann doch vereint.

Natürlich haben uns unsere ersten Ermittlungen nur an der Oberfläche kratzen lassen. Das Testament scheint auf den ersten Blick einwandfrei zu sein. Die offiziellen Erben wirken sogar relativ umgänglich – und mein Charakter fand die Andeutungen über okkulte Forschungen natürlich höchst interessant. Aber es gab natürlich auch einige Hinweise, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht. So hat man in dem (nun ehemaligen) Familiensitz bereits ein Sanatorium eingerichtet, in dem sich jedoch nur eine sehr mysteriöse Patientin befindet. Und anscheinend forscht der Orden im norddeutschen Raum nach uralten Gräbern aus der Megalith-Kultur.

Um all dem endgültig auf die Spur zu kommen, muss man natürlich dem „besetzten“ Herrenhaus mal nächtens einen Besuch abstatten. Aber dies ist für die nächste Sitzung geplant – man wundert sich immer, wie schnell so ein Rollenspiel-Tag vorübergeht.

Ich freu mich drauf!

Lesetagebuch: Kinderbücher

Disney-Plüschtiere

Als relativ junger Vater kommt man ja um Winnie Pu (oder Puh, oder Pooh) in allen Varianten kaum herum. Klamotten, Spielzeug – auf vielem prangen der Bär und/oder seine Freunde in ihrer allseits bekannten Disney-Version. Nun muss ich gestehen, dass ich den ollen Disney-Film sowie die zahlreichen TV-Ableger kaum kenne – und schon gar nicht die Buchvorlage. Zumindest letzterem wird nun Abhilfe geschaffen.

Pu der Bär Gesamtausgabe

Pu der Bär sowie Pu baut ein Haus (ich lese die Pu der Bär Gesamtausgabe in der großartigen Übersetzung von Harry Rowohlt) sind auf die klassische Art und Weise entstanden, wie Kinderbücher gemeinhin entstehen: Ein Schriftsteller denkt sich Geschichten für sein Kind aus – und schreibt sie schließlich nieder. Somit ist A. A. Milnes Sohn Christopher Robin auch die Hauptfigur des Buches (neben Pu natürlich).

Das Buch habe ich jetzt fast durch und stelle fest, dass es seinen Kultstatus – wie zu erwarten – durchaus zu Recht hat. Was mir besonders auffiel: Die Geschichten aus den 20er Jahren sind angenehm zeitlos. Das mag daran liegen, dass der Autor nicht den geringsten erzieherischen Anspruch zu haben scheint. Daher wirkt der Text weder autoritär noch anti-autoritär. Er ist nicht mal moralisierend – zumindest nicht mit erhobenem Zeigefinger. Es sind einfach absurde lustige Geschichten, wie ein Kind sie sich auch selbst ausdenken würde. Doch, ich bin begeistert.

Späte autorisierte Fortsetzung

Sobald ich das durch habe, folgt die Rückkehr in den Hundertsechzig-Morgen-Wald von David Benedictus. Hier schließt sich ein wenig der Kreis zu meiner vorangegangenen Lektüre. Ähnlich wie bei der Anhalter-Reihe, legte auch bei Pu der Bär unlängst ein anderer Autor eine späte Fortsetzung nach. Angeblich sei sie in ähnlichem Stil verfasst (was mir bei Colfers sechstem Anhalter-Roman zunächst eher negativ aufstieß) und setze die Geschichten würdig fort. Zumindest die Zeichnungen von Mark Burgess sind schon mal sehr schön im Stil der Originalbilder von E. H. Shepard gehalten. Und die Übersetzung stammt erneut von Harry Rowohlt – kann also eigentlich nichts schief gehen.

Warrior Cats

Danach gedenke ich mit einer Kinderbuchreihe weiterzumachen, die ich – ich gebe es zu – eher aus eigenem Interesse lese. Aber offiziell teste ich natürlich, ob das später was für meine Tochter ist. Teil 3 der Warrior Cats steht an. Macht euch ruhig lustig – aber ich mag Katzen und Katzengeschichten. Und diese hier sind gar nicht mal so schlecht.

Grob geht es darum, dass in einem relativ begrenzten Gebiet vier Katzenclans (es handelt sich um verwilderte Hauskatzen) um die Vorherrschaft kämpfen. Held ist ein Hauskätzchen, das aus seinem sicheren Garten entflieht und dem Ruf der Wildnis folgt. Dabei trifft es auf einen der Clans und schließt sich ihm an. Natürlich macht es dort schnell Karriere. So weit, so vorhersehbar.

Ich alter Rollenspieler hab natürlich gleich wieder eine Umsetzung in Abenteuer im Kopf. Zumindest können die Geschichten hervorragend als Inspiration für Katzulhu dienen.

Mittlerweile sind auf deutsch schon sechs Bände erschienen – und anscheinend gibt’s im englischen Original auch schon eine Manga-Variante.

Endlich wieder Rollenspiel!

Gegeben wird Cthulhu – und ich muss mich mal wieder ranmachen, einen Charakter zu entwerfen.

Potentieller Erbe in den 20ern

Bislang ist nur soviel bekannt: Wir spielen in den 20er Jahren im norddeutschen Raum. Ein Hamburger Kaufmann ist verstorben und man strömt zur Testamentsverkündung. Naheliegender Weise ist man Angehöriger oder Bekannter des Verstorbenen – zur Not ginge auch ein von solchen engagierter Ermittler. Aber ich denke, ich werde mich für ersteres entscheiden.

Typische Lovecraft-Figuren

Bei Cthulhu-Charakteren fand ich bislang immer Folgendes problematisch: Glauben die anfangs überhaupt an okkultes Zeugs? Was ist ihre Motivation, sich immer intensiver damit zu befassen? Haben die sonst nix zu tun – zum Beispiel ihre Speisekammer vollkriegen?

Bei Lovecraft selbst haben die Figuren meist nur wenig Probleme damit, sich auf Okkultes einzulassen und auch dauerhaft damit zu befassen. Gut – oft haben sie aus beruflichen Gründen kaum eine Wahl. Aber ich denke, der spiritistisch interessierte Privatier überwiegt dann doch.

Zumindest werde ich mir einen solchen basteln. Ja, ich weiß – ist rollenspieltechnisch vielleicht nicht so anspruchsvoll, aber mir ist danach.

In der letzten Kampagne hatte ich einen Reporter, der vom Skeptiker zum Gläubigen des Okkulten mutierte – das funktionierte eigentlich recht gut. Doch seine Zeit ist abgelaufen – zumal er schließlich doch dem Wahnsinn anheim fiel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Bibliophiler Indiana Jones

Für dieses Mal schwebt mir eine Art bibliophiler Indiana Jones vor. Nicht ganz so pulpig und heldenhaft vielleicht – und Archäologe ist er auch nicht. Eher ein Sprachforscher, weit gereist, sprachgewandt, in allen Bibliotheken zu Hause, mit allen Antiquaren bekannt, finanziell relativ unabhängig. Und ein ganz klein wenig heldenhaft vielleicht doch.

Naja, und dem Okkulten ist er sehr zugetan – auch wenn er bislang höchstens an der Oberfläche gekratzt hat und die Scharlatane nicht von den wahren Kundigen unterscheiden kann.

Als junger Mann war er wohl oder übel beim Ersten Weltkrieg dabei. Mir schwebt vor, dass er 1914 in der Kavallerie war (müsste er dann ein bisschen adelig sein?) und bei einem der zu Beginn noch üblichen Angriffe zu Ross zu den wenigen Glücklichen zählte, die nicht im Maschinengewehrfeuer umkamen sondern nur leicht verletzt wurden. So früh im Krieg wurden Leichtverletzte noch in die Heimat geschickt – so auch er. Er nutzte die Chance, schwor dem Krieg nach anfänglicher Begeisterung ab und widmete sich seiner anderen Leidenschaft: den Büchern und der Sprache. Mit den Mitteln seiner Familie im Rücken verkroch er sich zunächst in Bibliotheken und verabschiedete sich schließlich für längere Reisen aus Europa. Nach Kriegsende kehrte er zurück und nahm in Hamburg eine Dozentenstelle an der gerade gegründeten Universität Hamburg an.

Dort lehrt er nun (jetzt ist er vielleicht so Mitte 30) und unternimmt nur noch gelegentliche Reisen – seine Mittel sind ziemlich aufgebraucht. Aber vielleicht hilft ihm da die Erbschaft eines entfernten Verwandten. Fehlt nur noch ein Name.

Über seine ersten Abenteuer werde ich womöglich schon nächste Woche berichten.

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