Perry Rhodan Fangeplauder

Ich liebe es, über #PerryRhodan zu quatschen und freue mich ungemein, dass es immer noch zahlreiche Verrückte wie mich gibt, die diese Begeisterung teilen. Drüben beim #Weltendieb gibt’s einen ganzen Haufen davon1 und dort habe ich gestern einen interessanten Take zur Frühzeit des Solaren Imperiums entdeckt:

Auf den zweiten Blick: Das frühe Solare Imperium

Um es gleich zu sagen: Ich teile die Grundthese von Oliver nicht, dass die ersten Autoren der Serie2 missverstanden seien. Denn selbstverständlich waren sie Kinder ihrer Zeit und haben das Setting der Handlung und das Worldbuilding nach ihren Vorstellungen und Prägungen gestaltet. Darüber kann und muss man diskutieren und es ist wichtig, die alten Texte in diesen Kontext zu stellen, wenn man sie heute genießen will. Das wird beim Weltendieb #Podcast im übrigen stets sehr vorbildlich gemacht.

Watsonian Perspective

Ich halte es aber für genauso legitim, eine Perspektive aus der inneren Logik der Serienhandlung einzunehmen, um die Besonderheiten des Weltenbaus zu erklären. Das schließt die andere, äußere Perspektive aber ausdrücklich nicht aus und widerspricht ihr auch nicht.

Tatsächlich habe ich großen Spaß daran, aus dieser inneren Perspektive – im englischen nennt man das wohl “Watsonian Perspective”3 – zu diskutieren und fabulieren.

Demokratisches Imperium?

Ich nehme mir schon länger vor, etwas ausführlicher über den Imperiumsbegriff in der #ScienceFiction im Allgemeinen und bei Perry Rhodan im Speziellen zu sinnieren – sowohl aus der inneren als auch der äußeren Perspektive. Olivers Artikel wäre der ideale Aufhänger für einen entsprechenden Antwort-Text. Wenn man doch nur die Zeit und Muße hätte.

So bleibt mir bis auf Weiteres nur, auf meine bisherigen Gedankenansätze zu verweisen und mich selbst zu zitieren. Zum einen wäre da mein etwas längerer Kommentar zu Stardust ruft Terra Nr. 50:

“Die These, dass er [der Imperiumsbegriff] zumindest in der Popkultur erst seit Star Wars negativ besetzt ist, ist nicht von der Hand zu weisen. Ich würde – ohne größere Recherche – behaupten, dass er in der SF der 60er-Jahre die durchaus übliche und erst einmal neutrale Bezeichnung für ein (menschliches) Sternenreich war. Bei Dune leben sie in einem Imperium, Asimov benutzt den Begriff und die Liste ließe sich sicher ewig weiterführen. Der Wandel zur negativen Besetzung setzt in der (amerikanischen) SF aber vermutlich nur wenig später ein. 1967 stellte Star Trek erstmals der rechtschaffenen Föderation das schurkische Terranische Imperium aus dem Spiegeluniversum gegenüber.

Ob und wie sehr das mit einem generellen (politisch-historischen) Bedeutungswandel einherging, diskutieren wir aber besser ein andermal. […]

Warum heißt Perrys Staatengebilde jetzt so? Rein sachlich erfüllt es mindestens zwei Eigenschaften eines Imperiums: Es ist ein Vielvölkerstaat (aus menschlicher Sicht) und es ist auf Expansion angelegt. Für die PR-Autoren der 60er Jahre (wir müssen hier wieder einordnen) also eine völlig legitime und in der SF dieser Zeit auch übliche Bezeichnung.

In meinem Kopfkanon kommt jedoch noch folgende In-Universe-Erklärung hinzu. In Heft 13 beschwert sich Thora, dass Perry für seine Scharade gegenüber den Topsidern den arkonidischen Titel “Administrator” verwendet. Daraus schließe ich, dass sich auch im späteren Menschenstaat zumindest die Begriffe am arkonidischen Vorbild orientieren – somit auch der Imperiums-Begriff. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass der offizielle Name nie “Solares Imperium” oder “Solar (Solarian?) Empire”, sondern “Sol’Tussan” war.”

In unserem fantastischen Fanzine “World of Cosmos” – kurz: #WoC – habe ich zudem in Rahmen meiner Perry-Rhodan-Fantheorien ausgeführt:

“Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass die Gesellschaft und politische Landschaft der geeinten Menschheit kurz nach Gründung des Imperiums noch nicht sonderlich homogen waren. In “Perry Rhodan: Das größte Abenteuer” wird zum Beispiel Fidel Castro als Vertreter des Bundestaats Kuba erwähnt – wie demokratisch der an dieses Mandat gekommen ist, lasse ich mal dahingestellt. In den ersten 50 Jahren ist die Regierung des Solaren Imperiums daher möglicherweise wie die Europäische Kommission heute bestimmt worden, nämlich nach Absprache der Vertreterinnen und Vertreter der Bundesstaaten.”

––––––––––––
  1. Manchmal lassen sie mich sogar als Gast mitmachen.[]
  2. ja, das waren nur Kerle[]
  3. Nach Dr. Watson, der bekanntlich als Ich-Erzähler von Holmes’ Abenteuern berichtet.[]

Kategorien: dies und das

6 Kommentare

  1. Im Nachinein betrachtet ist “Terran Empire” etwas normales in der SF jener Zeit, sofern sie nicht gleich “Galactic Empire” oder so was verwendeten.
    Poul Anderson machte das, Isaac Asimov machte es, Marion Zimmer-Bradley benutzte es.

    Nur erschließt sich mir nicht, wieso normal unbedingt positiv bedeuten muss. Ja, Star Trek und Star Wars benutzen es negativ. Allerdings hatten beide Serien, als dies eingeführt wurde, ein, sagen wir, geradliniges moralisches Konzept. Perry Rhodan hatte das nie und in den Anfangstagen weniger als später. Eine Zwiespaltung des Universums in Chaotarchen und Kosmokraten kam später. Unter Scheer und Darlton hatten die Bösen immer nachvollziehbare Gründe. Die Karduuhls wollten beispielsweise nicht sterben und nicht wahnsinnig werden. Das kann man verstehen.

    Den Autoren war damals absolut klar, dass Imperium ein zweischneidiger Begriff war. Genau deswegen wählten sie ihn.

    • Kein Widerspruch an dieser Stelle. Von “positiven” Imperien sage ich nichts und dass der Begriff aus Sicht der Autoren konsequent und zutreffend war, sehe ich genau so.

  2. Wenn man über Weltanschauungen spricht, was man sollte, dann geht man es besser bis zum Ende durch. Was sah ein Terraner der im ersten Jahrhundert nach der Imperiumsgründung ins All schaute? Ferrol – Wahlmonarchie, Springer – patriarchalischer Technofeudalismus, Arkon – einen astreinen Imperator oder eine Maschine. Die These, dass Modernität zwangsläufig zur Demokratie führe, wäre als offenkundig falsch gesehen worden. Noch war die Demokratie im Perryversum eine Erfolgsgeschichte. Wenn die arkonidischen Robotschiffe statt der Fantanleute den Notruf nach Myra IV aufgefangen hätten, hätten die politischen Entscheidungen des demokratischen Westblocks zur Vernichtung der Menschheit geführt. Als die Regierungen der Erde nicht in der Lage waren, einen nuklearen Schlagabtausch zu verhindern, rettete die Welt nicht etwa ein demokratisch gewählter Anführer, sondern ein selbsternannter Putschist.
    Dass die Demokratie dann und dort den selben Stellenwert und Ruf hatte wie im gegenwärtigen Westen, ist nicht begründbar. Soweit es eine Systemopposition gab, dürfte ein größerer Teil davon monarchistisch gewesen sein.

    • Naja, all diese Voraussetzungen und der dusselige Weltraumfeudalismus sind ja nun auch auf dem Mist der Autoren gewachsen.

      Ich versuche, meinen Gedanken drüben unter Deinem Artikel etwas auszuführen.

  3. Hi, Nerdlicht.

    Wenn ich mal ganz ehrlich bin und Revue passieren lasse, was da in den ersten zweihundert Heften beschrieben wurde und wie man es nannte, gibt es für mich eigentlich nur zwei große Aufreger, die der Zeit geschuldet sind, in der sie entstanden sind:
    1) Das Surren der Skalen, das Klacken der Zahnräder und das Summen der Röhren.
    2) Als Perry vom Obmann entführt wurde, trug er die einmalige Uniform eines Großadministrators des Solaren Imperiums. Mit einmaligen Rangabzeichen. Ja, Herbert, wir haben gewusst, dass Rhodan der Hauptcharakter ist.

    Ansonsten kamen mir die Handlungen vielleicht nicht immer astrein vor, aber weniger dreckig als bei den Gegnern. Und auch der demokratische Gedanke, gerade in den Siedler-Romanen, war gut aufgebaut.
    (Negativbeispiel: John Marshall tötet telepathisch Levtan, den Verräter, bevor er mechanisch verhört werden konnte, indem er telepathisch dessen Herz anhält. In zweierlei Hinsicht Quatsch. Ein Telepath kann so was nicht, und ich verstehe nicht, warum die Abwehr nicht für solch einen Fall bereits etwas Einfacheres vorbereitet hat. Mercant ist doch kein Idiot.)

    Uff, ich muss aufpassen, dass ich nicht auch in die Laune komme.

    Viele Grüße,
    Tiff

    • Also, was die Uniform angeht, muss ich Scheer verteidigen. Es ist sehr, sehr gut möglich, dass er sich dabei etwas absolut sinnvolles dachte. Klar wissen wir, dass Perry Großadministrator ist. Und jeder Mensch in der Serienhandlung wusste es auch.
      Nur waren nicht alle Befehlsempfänger Menschen oder Lebewesen. Bei Kampfrobotern würde ich keinen Teil der Rechenkapazität auf eine Gesichtserkennung, auf die ich mich verließe, wenn Rhodan verletzt, verdreckt oder mit einer Atemmaske rumliefe, verschwenden. Ein eigenes Rangabzeichen ergibt einen ziemlichen Sinn. In einer Lage, in der Fehler besonders wahrscheinlich sind, will man wirklich keinen verwirrten Kampfroboter rumlaufen haben.

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