Lesetagebuch: Unternehmen Stardust

Ich habe bereits ausgiebig darauf hingewiesen: Die Romanheftserie Perry Rhodan wird in diesem Jahr 50. Aus diesem Anlass habe ich mir – unter anderem – erneut den allerersten Band geschnappt, mit dem 1961 alles begann.

Ich schätze es war das fünfte Mal, dass ich Unternehmen Stardust gelesen habe. Ich würde jetzt gern sagen, dass der Roman nichts von seiner Faszination eingebüßt habe … stimmt aber leider nicht ganz.

Alte Liebe rostet … nie so ganz

Als ich ihn das erste Mal las, war ich zehn Jahre alt. Es begann eine Jahrzehnte währende Karriere als mehr oder weniger kritikloser Fanboy. Heute, mit der abgeklärteren Distanz des Ex-Lesers, springen einem der eigenwillige Stil und die hölzernen Charaktere natürlich wesentlich deutlicher ins Auge.

Aber Stopp! Das wird hier jetzt auch kein Verriss. Ich finde den Roman keineswegs schlecht.

Stilblüten wie „Lesly Pounder, quadratisch von Gestalt und Charakter …“ lassen einen durchaus Schmunzeln – geben sie doch auch Zeugnis von den Umständen, unter denen Perry Rhodan entstanden ist. Es ist nun mal als „Schundheftchen“ gestartet – dieser Kategorie aber sehr schnell entwachsen.

Und vergessen wir nicht: die heute geradezu anspruchsvollen Superhelden-Graphic-Novels haben ihren Ursprung auch in übelster Kolportage. Man schaue sich nur ein beliebiges Marvel– oder DC-Comicheftchen aus den 60er Jahren an – ohne nostalgische Verklärung kann man das meiste davon heute auch kaum ertragen.

Kind seiner Zeit

Das andere ist das zeitliche Umfeld, in dem Perry Rhodan entstand. Ich habe die ersten Romane in den 80er Jahren gelesen. Zu dieser Zeit herrschte der Kalte Krieg – und die atomare Selbstvernichtung der Menschheit war als reale Möglichkeit im kollektiven Bewusstsein präsent. Kann durchaus sein, dass Unternehmen Stardust für heutige Leser, denen dieser historische Zusammenhang fehlt, nicht mehr die große Faszination ausüben kann.

Für die zwei, drei Leutchen, die die Handlung nicht kennen, sei sie schnell zusammengefasst: Wir schreiben das Jahr 1971. Amerikas erste bemannte Mission zum Mond startet unter dem Kommando von Major Perry Rhodan. Im Gegensatz zur Realität ist dies aber keine zivile NASA-Mission, sondern eine militärische Mission der US Space Force. Der Kalte Krieg ist noch schlimmer geworden. Gegenspieler der NATO ist aber längst nicht mehr der Warschauer Pakt – der spielt nur noch eine Nebenrolle – sondern die Asiatische Föderation unter der Führung Chinas.

In diesem globalen Spannungsfeld vermutet man erst das Schlimmste, als die amerikanische Mondrakete kurz vor der Landung anscheinend angegriffen und zur Notlandung gezwungen wird.

Doch dort auf dem Erdtrabanten wartet jemand, mit dem niemand gerechnet hat. Rhodan trifft auf Außerirdische, die dort notgelandet sind – und schmiedet einen Plan, der nichts Geringeres als die Einigung der Menschheit zum Ziel hat.

Wie ich finde immer noch eine gute Geschichte. Dennoch hat es mich nicht wieder gepackt. Band zwei und folgende werde ich mir nicht mehr zu Gemüte führen.

Und so schließe ich mit dem letzten Satz von Unternehmen Stardust:

„Major Perry Rhodan hatte seinen Abschied genommen.“

Kategorien: Lesetagebuch

1 Kommentar

  1. Wie Du hatte ich meinen ersten Kontakt mit Major Rhodan in den 80ern, das muss so 1982 gewesen sein, wo ich eine komplette Sommerferienperiode quasi durchgelesen habe… ich denke auch, mit der relativ realen Bedrohung eines weltweiten Atomkrieges liest sich das ganz anders als heute – und natürlich gibt es besser geschriebenes. Was für mich die Faszination PR ausmachte war aber immer das komplexe und eigenständige Universum (bis hin zur Tatsache dass die Borg von den Posbis geklaut sind) – das macht einfach Spaß.

    Eine Randnotiz: auch wenn die NASA nominell eine zivile Operation war/ist, die z.B. Neil Armstrong als “civilian” führte, waren doch ihre Piloten quasi ausnahmslos Militärs, Leute die entsprechende Vorbildung bei der AirForce hatten, und sie wurde und wird auch zu weiten Teilen aus militärischen Mitteln finanziert – für das Jahr 2011 werden bis zu 50% des NASA-Budgets aus dem Militärhaushalt komemn, man sollte das also vielleicht nicht gerade als nicht-militärisch verklären, die Macher von PR waren da imho schon ziemlich on spot.

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