Das habe ich nun getan – beziehungsweise stecke ich noch mittendrin. Mein Schwerpunkt lag bzw. liegt dabei auf seinen Ausflügen ins Science-Fiction-Genre. Gelesen wurde “Die dunkle Seite der Sonne”, “Strata” und der Zyklus “Die lange Erde” mit Stephen Baxter. In letzterem stecke ich gerade in Buch zwei “Der lange Krieg”. Zeit für einen Eintrag ins Lesetagebuch.

Die dunkle Seite der Sonne

Das Buch stammt aus den 70er Jahren und stellt somit (genau wie Strata) ein Frühwerk des Meisters dar. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich in der Galaxis ausgebreitet und in zahlreiche Kolonialvölker aufgeteilt. Natürlich existieren auch viele außerirdische Völker, mit denen man aber im großen und ganzen friedlich koexistiert. Ein recht klassisches Szenario, wie man es in dieser Dekade oft zu lesen bekommen hat. Der Held ist ein junger Menschenabkömmling, dem ein großes Schicksal prophezeit ist – er soll nämlich das sagenumwobene Urvolk der “Joker” entdecken. Natürlich wollen etliche Kräfte die Erfüllung dieser Prophezeiung verhindern – und natürlich scheitern diese Kräfte letztendlich. Auch hier: so weit, so klassisch. Wie immer bei Pratchett begeistern aber auch schon hier der flüssige Erzählstil, der angenehme Humor, die interessante Weltenbeschreibung und die pfiffigen Einfälle. Am besten hat mir da die “Erste Sirianische Bank” gefallen, ein planetengroßer künstlich entstandener Computer (Planetenkruste aus Siliziumgestein, Plattentektonik und ein paar Blitze), der schon vor Jahrmillionen das Bewusstsein erlangt hat und seither als gigantischer Datenspeicher und -Verwalter für die galaktischen Zivilisationen dient. Sehr lesenswert.

Strata

Nur wenig später hat er dieses Science-Fiction-Kleinod geschrieben. Es ist auch für eingefleischte Scheibenwelt-Freunde eigentlich ein Muss, da Pratchett hier erstmals die Idee der Scheibenwelt entwickelt und ausarbeitet – wenn auch in gänzlich anderem Rahmen. Doch vorerst kurz zur Handlung und zum Szenario: Beides unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem in “Die dunkle Seite der Sonne” gelesenen. Wieder haben wir es mit einem recht klassischen Weltraum-Szenario mit etlichen von Menschen kolonisierten Welten und ein paar außerirdischen Völkern zu tun. Und wieder ist eine kleine zusammengewürfelte Crew einem großen kosmischen Rätsel auf der Spur. Eine kleine Besonderheit ist hier, dass die meisten Welten schon seit langem (wir befinden uns in einer Jahrhunderte entfernten Zukunft) gezielt durch so genannte Strata-Maschinen für die Kolonisierung designt werden – inklusive alter geologischer Schichten mit eingeschlossenen Fossilien. Das erinnert natürlich stark an die Magratheaner in “Per Anhalter durch die Galaxis” – gehen wir mal davon aus, dass Pratchett sich damals etwas von einem gewissen Hörspiel hat inspirieren lassen. Hauptdarstellerin dieses Romans ist jedoch erneut ein toller Einfall Pratchetts, nämlich die Scheibenwelt selbst, die hier als komplett technisches Gebilde daherkommt – im Gegensatz zu ihrer späteren magischen Inkarnation. Ihre Erkundung durch die Helden ist der Höhepunkt des Romans, der den Leser am Ende mit einer durchaus interessanten Auflösung aller Rätsel zufrieden zurücklässt.

Die Lange Erde

Dieses Gemeinschaftsprojekt mit Stephen Baxter hingegen hatte seinen Ursprung in den 2000er Jahren auf einer Scheibenwelt-Convention (die genaue Entstehungsgeschichte ist wohl etwas komplexer, man möge sie selbst bei Wiki & Co. recherchieren). In mittlerweile vier Bänden erzählt diese Romanreihe die nahe Zukunft der Menschheit, nachdem diese Zugang zu unzähligen Parallelwelten erhalten hat, die allesamt mit nur geringem technischen Aufwand von Jedermann erreichbar sind. Das besondere hierbei: Auf keiner dieser Parallelerden leben bis dato Menschen. Darüber hinaus ist dieses Szenario sehr durchdacht und birgt viele sehr interessante Einfälle und Geheimnisse. Bislang habe ich den ersten Roman “Die Lange Erde” fertig gelesen und stecke zur Zeit in der zweiten Hälfte von Band zwei “Der Lange Krieg”. Der erste ist klasse, auch wenn er im Grunde “nur” die Erkundung der Parallelwelten und einiger ihrer Besonderheiten beschreibt. Band zwei fällt dagegen etwas ab. Er ist mir ein bisschen zu episodenhaft und weist keinen rechten roten Faden auf, der den Titel zu rechtfertigen scheint – zumindest nicht in den ersten beiden Dritteln des Romans. Erhältlich sind außerdem bereits “Der Lange Mars” (auf den ich mich besonders freue) und “Das Lange Utopia”. Angeblich schreibt Baxter gerade an einem weiteren Roman zu der Serie. Man könnte jetzt noch diskutieren, inwiefern es sich bei dem Szenario überhaupt um SF – und nicht eher um konsistente Fantasy in pseudotechnischem Gewand handelt. Aber das ist eigentlich eine müßige Debatte. Mir macht diese Serie jedenfalls sehr viel Spaß. Sie schildert eine im wahrsten Sinne unendliche Welt mit viel Platz für herrlich absurde Ideen.