Kategorie: Lesetagebuch

Lesetagebuch: Batman-Entzug, immer noch Olympos, Vader Down und noch mehr Marvel

Ich stecke noch immer mitten in Dan Simmons “Olympos” (auch wenn es jetzt ein wenig flüssiger voran geht), schmökere in diversen Marvel-Comics und verspüre eine gewisse Sehnsucht nach Batman-Comics. Aber lest selbst.

Gerade ausgelesen

  • 100 Jahre Marvel: Einst vom Fadenaffen empfohlen habe ich mir diesen hübschen Band zu einer der winterlichen Festivitäten schenken lassen. Ich mag ja solche What-If-Sachen – wobei das “what if” hier eher auf der Metaebene stattfindet. Der Band gibt vor aus den 2060er Jahren zu stammen und fünf Comics aus jener Zeit zu präsentieren – und zwar je einen mit Spider-Man, den X-Men, den Avengers, den Fantastischen Vier und den Guardians of the Galaxy. Sowas ähnliches gab es schon mal unter dem Titel “Das Ende”, wo die hypothetische letzte Geschichte eines jeden (?) Marvel-Helden erzählt wird. Auch “Avengers Forever” ging ein bisschen in diese Richtung – und was der Dinge mehr sind. Die Grundidee ist also gar nicht mal so neu – und ich finde ehrlich gesagt, dass sie z.B. in der erwähnten Das-Ende-Reihe schon mal besser umgesetzt wurde. Aber nur ein bisschen. Was mich hier vor allem begeistert hat, war das Experimentieren mit dem Zeichenstil. Vor allem die Avengers-Geschichte sieht aus, als hätten sich Sergio Aragones, Moebius und Robert Crumb im Drogenrausch zusammengetan. Großartig!
  • Star Wars Vol. 2: Ich hänge bei der neuen Star-Wars-Comicreihe ein bisschen hinterher, da ich bei Comixology lieber immer auf die Sammelbände warte. Ist einen Hauch günstiger als die Hefte im Einzelnen zu kaufen. Dieser zweite Sammelband führt die beiden Handlungsebenen von Luke sowie Han und Leia zusammen. Ersterer erfährt ein wenig über Obi-Wans Exil auf Tatooine und sein Leben dort in der Rolle des alten Ben. Insoweit ganz interessant, als dass den dort geschilderten Ereignissen im kommenden Obi-Wan-Film ja nicht widersprochen werden dürfte. Soll ja jetzt alles Kanon sein. Bin mal gespannt, ob die das durchhalten werden. Egal. Liest sich jedenfalls alles recht spannend. Han Solos vermeintliche Ehefrau stellt sich selbstredend doch nicht als solche heraus (Finn ist daher wohl doch kein weiterer Spross des alten Schmugglers). Schließlich treffen alle auf einem Hutten-Mond zusammen, wo sich eins dieser Riesen-Schneckchen eine große Jedi-Sammlung zugelegt hat. Auf Umwegen führt dies dazu, dass sich Luke, Han, Leia und Chewie mit Lichtschwertern bewehrt durch ein paar Sturmtruppen kämpfen müssen. Nettes Bild. Jedenfalls war ich damit endlich soweit, das erste Crossover-Ereignis “Vader Down” anzugehen.

Aktueller Lesestoff

  • Vader Down: Das sechsteilige Special beginnt mit einem Sonderband dieses Namens und erstreckt sich über die beiden Hauptserien “Star Wars” und “Darth Vader”. Ausgangspunkt ist, dass Vader gerade erfahren hat, dass der Junge, der den Todesstern zerschossen hat, zufällig den Namen Skywalker trägt und ganz offensichtlich sein Sohn ist. Schon jetzt hegt er den Plan, des Jungen habhaft zu werden und ihn auf seine Seite zu ziehen. Dazu muss er ihn aber erst finden. Er erfährt, dass Luke sich auf einem verlassenen Planeten mit einem uralten Jeditempel befindet und macht sich allein auf den Weg. Hier setzt “Vader Down” ein und lässt unser aller Lieblingsschurken direkt in eine geheime Rebellenbasis rasseln, die er aber bislang nahezu im Alleingang auseinandernimmt. Sehr spaßig. Ich stecke aktuell in Band zwei des Sechsteilers und bin sehr angetan.
  • Olympos: Ich habe den einzigen SF-Roman auf meiner Liste tatsächlich mal wieder in die Hand genommen und bin schnell wieder reingekommen. Auch wenn ich gerade in der etwas schwächeren Handlungsebene auf der Erde stecke. Dort plagen sich die in Eloi-manier degenerierten Menschen gerade mit den Folgen des Absturzes aller automatischen Systeme herum (den einige von ihnen selbst verursacht haben – aber das war Thema im Vorgängerband Ilium). Die Hauptfiguren leben in einer Gruppe, die noch am ehesten damit klarkommt, da sie gelernt haben, alte Bücher zu lesen und archaische Waffen und Werkzeuge herzustellen. Damit müssen sie sich wildgewordener Kunstwesen erwehren – und rätseln zusammen mit dem Leser weiterhin herum, was das alles eigentlich soll. Das alles ist sehr spannend und herrlich rätselhaft beschrieben – wie es bei einer ca. zweitausend Jahre entfernten Zukunft auch sein soll.
  • Marvel #1: Außerdem hab ich mich daran erinnert, dass ich vor Jahren ja mal im Rahmen einer Marvel-Aktion ein paar Hundert Nummer-Eins-Hefte meines Lieblings-Superhelden-Verlags bei Comixology für lau runterladen durfte – wovon die meisten noch ungelesen in der Cloud liegen. Ich habe nun mal damit angefangen, wieder ein bisschen in diesem Fundus zu stöbern, was einerseits viel Spaß macht – andererseits aber auch gefährlich ist, da es dazu verleiten kann, die ein oder andere Reihe dann auch (kostenintensiv) weiterzulesen. Vor allem dieses “A+X” schien mir ganz interessant loszugehen – unter anderem weil da auch der Zukunfts-Hulk “Maestro” mal wieder auftaucht.

Was als nächstes?

  • Marvel-Hachette-Sammlung: Hier habe ich durch meine Bemühungen bei den einschlägigen Online-Auktionshäusern wieder einen kleinen Stapel angesammelt. Und zwar allesamt Bände aus der Classic Reihe: “Galactus”, “Captain Marvel”, und ein weiterer “Iron Man” Band. Ich muss ja gestehen, dass ich die meisten Marvel-Sachen vor den 90er Jahren nur noch mühselig lesen mag. Allerdings weiß ich über den ollen Captain Marvel noch so gut wie gar nichts, weswegen ich mich auf den Band durchaus freue. Und Galactus sowie Iron Man gehen ja immer.
  • Steam Wars: Ich hab mir jetzt auch die restlichen Steam-Wars-Comics bei Comixology auf die Wunschliste gepackt. Da schau ich die Tage mal rein.
  • Batman: Schließlich verspüre ich so langsam leichte Entzugserscheinungen in Sachen Batman. In DC-Comics hab ich nun sehr lange nicht mehr meine Nase gesteckt, weswegen ich meinen dortigen Lieblings-Capeträger durchaus ein wenig vermisse. Meint ihr, dieses “Batman Europa” taucht was? Von dieser “Batman vs. Turtles” Sache scheinen ja auch alle recht angetan – so absurd das klingt.

Lesetagebuch: Herr Lehmann, Vater und Sohn, Olympos, Steam Wars, Perry Rhodan und Marvel

Ab jetzt soll es jeden (?) Dienstag heißen: Was hab ich gerade ausgelesen, wo sitz ich dran und was kommt als nächstes? Zur Zeit ist bei mir alles recht comiclastig – es ist immerhin ein Roman dabei. Da ich ein wenig weiter zurückgreife, wird diese Ausgabe auch etwas umfangreicher. Aber lest selbst.

Gerade ausgelesen

  • Herr Lehmann: Der großartige Roman von Sven Regener ist längst ein Klassiker. Ich habe ihn damals mit Genuss gelesen – und auch die anderen beiden aus der Trilogie “Neue Vahr Süd” und “Der kleine Bruder” haben mir Spaß gemacht (wenn auch absteigend in dieser Reihenfolge). Die Verfilmung mit Christian Ulmen habe ich durchaus gemocht – und mich nun sehr über die Comic-Umsetzung gefreut (jaja, Graphic Novel – müssen ja auch die Feuilleton-Leser kaufen). Und die ist echt gelungen! Durchaus geschickt lässt der Zeichner ein paar Nebenstränge der Handlung weg und reduziert den Romanstoff behutsam auf das Wesentliche, um es in Paneln und Sprechblasen erzählen zu können. Das klappt hervorragend! Hinzu kommt ein großartiger Zeichenstil, der das Berlin der End-80er (so wie ich es mir in meiner Naivität vorstelle) perfekt rüberbringt. Kneipenszenen werden bei erhöhtem Alkoholkonsum der Protagonisten immer unschärfer dargestellt und mit Glasrändern versehen, als wären die entsprechenden Panels selbst am Tresen entstanden. Großartig!
  • Vater und Sohn: Ich habe die alten Bildergeschichten von e.o.plauen (dessen trauriges Schicksal ebenfalls Beachtung verdient) als Kind geliebt. Vor einem Jahr habe ich meinem Nachwuchs die Gesamtausgabe geschenkt. Wir teilen seither die Begeisterung für diese zeitlosen geistreichen Abenteuer. Zu Nikolaus gab’s nun “Neue Geschichten von Vater und Sohn” – zwei Zeichner haben sich erst kürzlich daran gewagt, die vor knapp 80 Jahren abgeschlossenen Geschichten wieder aufzunehmen und in die Moderne zu übertragen. Wie ich finde sehr gelungen. Die Neuauflage des Stoffes atmet den Geist des Originals ohne eine plumpe Nachahmung zu sein. Dafür sorgen schon der eigenständige Zeichenstil und die behutsame Darstellung der Jetztzeit. Inhaltlich bleiben die Geschichten zeitlos wie eh und je – und ich hoffe, da kommt noch ein wenig mehr.
  • Perry-Rhodan-Comic Band 2: Mit “Die Kartographen der Unendlichkeit Teil 2” geht der erneute Versuch, den epischen Romanheft-Stoff in Comicform zu übertragen in die zweite Runde – und ich fürchte, der Versuch will erneut nicht so recht gelingen. Den Auftakt dieser neuen Serie hatte ich bereits beschrieben und dabei die Hoffnung geäußert, dass das Ganze noch etwas Fahrt aufnimmt. Tut es bisher leider nicht. Die Idee, Rhodan mit einem kleinen Team in superhelden-ähnliche Abenteuer zu schicken, finde ich dabei gar nicht mal so falsch. Das Ganze erinnert stark an Marvels “Guardians of the Galaxy” oder “Planet Hulk” – was kein Vorwurf sein soll. Die Zeichnungen sind dabei nicht dolle, aber ok. Auch hier wird sich an Superhelden-Comics angelehnt, was ich wie gesagt okay finde. Aber irgendwie will mich das Ganze nicht so recht packen. Ich glaube, der völlige Verzicht auf die Origin-Geschichte ist auf Dauer ein Problem. Dadurch wird der epische Hintergrund, den das alles eigentlich hat, nie so recht deutlich. Ja, Rhodan und sein Raumschiff sind irgendwo in den Tiefen des Alls verschollen und suchen den Weg in die heimatliche Galaxis. Soweit ist die Motivation klar. Aber auch bei Voyager wurde wenigstens kurz erzählt, wie die da hingekommen sind. Naja, ich bleibe sicher noch ein Weilchen dran. Alle zwei Monate ist ja auch ein entspannter Erscheinungsrhythmus.
  • House of M: Eines meiner Langzeit-Sammel-Projekte ist diese Marvel-Comicreihe vom Hachette-Verlag. Da bin ich nach einigen Jahren des Nachkaufens mittlerweile einigermaßen auf dem Stand – hab mich nun aber dran gewöhnt, das via Online-Auktionshaus fortzuführen. Zuletzt flatterte mir da der Klassiker House of M ins Haus. Kannte ich zwar schon, hab ihn aber gern nochmals gelesen. Diese abgeschlossene Storyline mit Schwerpunkt auf den X-Men ist im Grunde eine What-If-Geschichte, schildert sie doch eine Welt, in der die Mutanten dominieren und die von einem gnädigen Herrscherhaus unter der Führung Magnetos regiert wird. Diese Welt ist jedoch in die laufende Handlung eingebettet, denn sie ist tatsächlich eine weltweite Illusion der Scarlet Witch, die gerade ein wenig neben der Spur ist. Wolverine durchschaut das als einziger und schart Gefährten um sich, um diese Illusion zu beenden. Großartig!
  • Star-Wars-Comics: Seit Marvel wieder die Comic-Lizenz für Star Wars hat (Disney und so), wurden zahlreiche neue Serien gestartet – die nach offizieller Regel jetzt auch alle Kanon sind. Einige dieser Serien waren nur auf wenige Hefte angelegt und sind bereits wieder abgeschlossen. Ich dreh mir das alles gerade bei Comixology rein – eine wunderbare Art, Comics digital zu lesen. “Leia” hatte ich schon vor einer Weile durchgelesen. Kürzlich kamen “Shattered Empire”, “Lando” und “Chewbacca” hinzu. Ersteres ist eine nette Miniserie, die direkt nach “Return of the Jedi” einsetzt und eine erste Brücke in Richtung der neuen Filme baut. So sieht man unter anderem Poe Damerons Eltern im Einsatz. Die beiden anderen sind nette kleine Geschichtchen, die dem Star-Wars-Epos nicht großartig neues hinzufügen – den jeweiligen Titelfiguren aber durchaus ein wenig mehr Tiefe geben. Bei “Lando” lernt man ein wenig mehr über seinen Freund Lobot und die Motivation des Schmugglers selbst. Chewbaccas Solo-Abenteuer wird durch ein paar interessante schlaglichtartige Rückblenden auf seine Sklaven-Vergangenheit gewürzt – und liefert endlich die Erklärung, wo eigentlich seine Ehrenmedaille abgeblieben ist. Die Storys selbst sind unterhaltsam und spannend.
  • Steam Wars: Mehr aus Zufall bin ich bei Comixology auf diese Dinger gestoßen und habe erst einmal die First-Empire-Bände gelesen. Die durchaus naheliegende Idee, Star Wars in ein Steampunk-Umfeld zu versetzen, wird recht gut umgesetzt. Die Zeichnungen sind manchmal etwas mangaesque – aber dennoch klasse. Es stecken viele nette Einfälle drin. Mir scheinen das aber eher unzusammenhängende Einzelgeschichten zu sein. Tatsächlich gibt’s da wohl noch einiges mehr. Vielleicht lese ich da irgendwann auch mal rein.
  • Hawkeye Megaband 2: Ganz frisch ausgelesen habe ich den zweiten Megaband “Hawkeye: Men Leben als Held” aus dem Hause Panini. Darin steckt die zweite Hälfte der zu Recht hochgelobten Hawkeye-Comic-Serie, die durch ihren untypischen Zeichenstil und die so gar nicht superheldenhafte Story begeistert. Ich fand ihn einen Hauch schwächer als den Vorgänger – bin aber noch immer schwer angetan. Weiterhin wird die Geschichte der beiden Hawkeyes (Clint Barton und Kate Bishop) abseits vom Avengers-Leben geschildert. Und da die beiden zwar formidable Bogenschützen sind, sonst aber über keine Superkräfte verfügen, sind es meist sehr alltägliche Problemchen, mit denen sich die beiden rumschlagen müssen – aber natürlich nicht nur. Ich bedaure es weiterhin, dass sie dem Kino-Hawkeye eine Hintergrundstory verpasst haben, die hierzu nicht so recht passt. Hätte eine großartige Netflix-Serie abgegeben.

Aktueller Lesestoff

  • Star-Wars-Comics: Neben den oben genannten Miniserien gibt’s auch noch wenigstens zwei große fortlaufende Comic-Reihen. Das ist zum einen Star Wars selbst und zum anderen Darth Vader. Bei beiden stecke ich mittendrin und habe mich bisher auf die bislang erschienenen Sammelbände beschränkt. Auch diese Serien sind sehr spannend erzählt und hervorragend gezeichnet. Hier geht es Handlungsmäßig aber durchaus an relevante Sachen. So erfahren wir unter anderem, wie genau Vader zwischen Episode IV und V rauskriegt, dass der Junge, der den Todesstern zerlegt hat, sein Sohn ist – und was Obi-Wan zwischen Episode III und IV eigentlich so auf Tatooine getrieben hat. Beide Serien machen ne Menge Spaß.
  • Olympos: Kommen wir zum einzigen Roman in dieser Liste. “Olympos” von Dan Simmons ist die Fortsetzung des großartigen Ilium, in dem eine abstruse Zukunft beschrieben wird, in der hochentwickelte Nachfahren der Menschen in der Gestalt griechischer Götter den Krieg um Troja minutiös nachspielen. So scheint es zumindest. Im zweiten Teil finden wir uns in der Situation wieder, dass die Danaer und Trojaner gemeinsam mit den künstlichen Intelligenzen von den Jupitermonden mitten im Krieg gegen die Götter stecken. Klingt verwirrend – ist auch so. Der erste Roman hat den Leser mit vielen Fragen zurückgelassen – und voller Spannung, wie das alles weitergehen mag. Da setzt Olympos an und wirft einen sogleich wieder in diese herrlich fremdartige ferne Zukunft, die trotz aller Merkwürdigkeiten sehr schlüssig und detailliert geschildert wird. Auch wenn es mich gleich wieder gepackt hatte, hab ich das Ding nach gut hundert Seiten erst einmal wieder beiseitegelegt. Nicht absichtlich – es haben sich einfach ein paar Comics vorgedrängelt. Wird aber Zeit, dass ich es wieder angehe. Ist nämlich gut.

Was als nächstes?

  • 100 Jahre Marvel: Der gute Fadenaffe hat unlängst diesen Band empfohlen, in dem so getan wird, als befänden wir uns in den 2060er Jahren. Der Marvel-Verlag feiert seinen 100. Geburtstag – und auch die Geschichten haben sich etwas weiterentwickelt. Bin schon sehr gespannt!
  • Vader Down: Bei den Star-Wars-Comics gehe ich als nächstes das erste Crossover-Event Vader Down an. Mal schauen, was das kann.
  • Und sonst? Wird Zeit, dass ich mir die beiden letzten Scheibenwelt-Romane zu Gemüte führe. Schande über mich! Dann habe ich ewig nicht mehr bei Injustice reingeguckt. Die sind da schon bei “Year Five” – mein Stand ist glaub ich gerade mal die zweite Staffel. Und dann würd ich gern wieder richtig gute Science-Fiction lesen. Taucht dieses “Drei Körper Problem” was? Empfehlt mir mal was!

Lesetagebuch: Asterix, langer Mars, Leia und die bessere Conni

WARNUNG: Hier und da lassen sich Spoiler nicht gänzlich vermeiden.

Asterix: Der Papyrus des Cäsar

Vor einer Woche war es wieder einmal so weit – ein neuer Asterix-Band stand in den Zeitschriftenläden. An dem Lieblingsgallier meiner Kindheit kann ich nur schwer vorbeigehen – und da der letzte Ausflug bei den Pikten auch nicht so schlecht war, griff ich umso beherzter zu.

Und tatsächlich: Seit Uderzo sein zuletzt immer schwerer zu ertragendes Schaffen an den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Di­dier Con­rad übergeben hat, knüpfen die Abenteuer der unbeugsamen Gallier zumindest zaghaft wieder an die alten Tage an. Was mir angenehm auffiel: Ferri gelingt wieder die angemessene Mischung aus historischen und zeitgenössischen Anspielungen, die Uderzo allein nie so recht hinbekommen hat. Der Einfall, Cäsar ein unterschlagenes Kapitel aus de bello gallico anzudichten, das die Ereignisse um Asterix und Co. beschreibt, ist großartig. Daraus eine kleine Allegorie zur aktuellen Whistleblower-Thematik zu machen, ist ebenfalls nett. Vor allem aber die Pointe, wie dieses Kapitel in die Gegenwart gerettet wurde, hat mir ein wohliges Schmunzeln entlockt.

Es mag nostalgische Verklärung sein. Aber an die Größe Goscinnys will mir das alles dennoch nicht so recht heranreichen. Die Handlung könnte noch um einiges komplexer und tiefgründiger sein, der Witz hier und da subtiler. Wird Zeit, dass ich mir alsbald wieder die guten alten Werke des Meisters zu Gemüte führe.

Der Lange Mars

Beim Lange-Erde-Zyklus von Terry Pratchett und Stephen Baxter erlebe ich das gleiche Phänomen wie bei der Scheibenwelt. Ich liebe es, mich in der beschriebenen Welt zu verlieren – habe die konkrete Handlung der Romane aber schnell wieder vergessen. Beim mittlerweile dritten Band dieses Parallelwelt-Epos kann ich erneut nicht sagen, was daran so spannend sein soll – außer eben, dass neue hochinteressante Bereiche der Langen Erde entdeckt und beschrieben werden. Oder eben der Lange Mars, der hier sogar titelgebend ist.

Der Handlungsablauf ist tatsächlich immer derselbe: Erneut machen sich diverse Expeditionen auf, noch exotischere Parallelwelten und ihre Bewohner zu entdecken. Darunter eine kleine Gruppe, die zum Mars geflogen ist, um die dortigen – vermutlich bewohnbaren – Parallelversionen zu erkunden. Hier stecke ich noch in der ersten Hälfte, bin aber erneut schwer gefesselt und sehr gespannt auf die Welten, zu denen noch vorgestoßen wird. Diese Reihe soll mit dem vierten Band “Das Lange Utopia” wohl ihren Abschluss finden. Kann es kaum erwarten, das Buch auf mein Kindle zu ziehen.

Prizessin Leia

Nach langer Zeit habe ich wieder ComiXology aufgerufen – und schwupps war ich mehrere Euronen los und habe die halbe Nacht lang Comics geschmökert. Gibt Schlimmeres. Dabei hab ich mich endlich an die neuen Marvel-Star-Wars-Comics gemacht. Meine erste Wahl unter den zahlreichen Reihen (Star Wars, Darth Vader, Shattered Empire, Princess Leia, Chewbacca, Lando, … habe ich eine vergessen?) fiel dabei auf die Prinzessin, deren kurzes Abenteuer direkt nach “A New Hope” in sechs Heften erzählt wird. Und es ist klasse! Die im Grunde recht schlichte Story um Leias Suche nach den letzten Alderaanern ist flott und spannend erzählt und gibt vor allem der Titelheldin einen tieferen Hintergrund und komplexeren Charakter. Leia war schon in der alten Filmtrilogie mehr als die klassische damsel in distress und eine eigenständige Heldin. Hier wird dieser Aspekt nochmals vertieft – und auch die Alderaanische Kultur und die damit verbundene Aristokratie bekommt mal etwas Hintergrund. Selbst zur Prequel-Trilogie wird ein zartes stimmiges Band geknüpft. Und es ist jetzt alles Kanon!

Die anderen Reihen werde ich mir jetzt auch ziehen müssen. Als nächstes vielleicht “Shattered Empire”, das nach “Return of the Jedi” einsetzt und die Brücke zur neuen Trilogie baut.

Millie – die bessere Conni

Alle Eltern von Vorschul- oder angehenden Grundschulkindern werden sie kennen: Conni, das unfassbar artige Mädchen und ihre unglaublich fröhliche Durchschnitts-Bilderbuchfamilie mit ihren harmlosen aber lehrreichen Geschichten ums Umziehen, Verreisen und Plätzchenbacken. Ja, die Geschichten können in ihrer schlichten Fröhlichkeit etwas anstrengend sein – und doch kommt man kaum um sie herum. Denn lehrreich sind die Hörspiele, Pixibücher, Vorlesegeschichten und die TV-Serie ja schon. Connis Zahnarztbesuch ist durchaus ein hilfreiches Beispiel um etwaige Ängste abzubauen.

Als begeisterter Vorleser musste ich meinem Töchterlein zwischen Pippi Langstrumpf, Winnie Puh, Grimms Märchen und allen Büchern von Otfried Preußler (herrlich!) natürlich immer auch das ein oder andere Conni-Buch zum besten geben. Dabei wächst Conni auch noch mit. Ihre Geschichten als Grundschulkind und angehender Teenager sind immerhin ein wenig komplexer – über TKKG-Niveau geht’s aber auch nur wenig hinaus.

Aber es gibt ja noch Millie. In der Bücherei haben wir die Kinderbücher von Dagmar Chidolue entdeckt. Millie kommt auf den ersten Blick ganz ähnlich wie Conni daher. In heiter-harmlosen Geschichten werden vor allem lehrreiche Urlaubs-Erlebnisse beschrieben. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Millie ist ein durchaus verständiges – aber gern auch mal rotzfreches und unartiges Kind. Mithin ein deutlich realistischeres Kind als Conni. Daraus ergeben sich wesentlich amüsantere Geschichten, an denen auch der Vorleser durchaus seine Freude hat.

Lesetagebuch: dampfende und gezeichnete Raumfahrer

Steampunk

Die Begeisterung für dieses Genre streift mich immer nur ganz sacht am Rande. Irgendwie finde ich es ganz reizvoll – will mich dem Hype, den es bei einigen genießt, aber nie so ganz hingeben. Man möge mir bei Gelegenheit ein Schlüsselwerk empfehlen, denn es mag durchaus sein, dass ich einfach noch nicht das “richtige” gelesen habe. Sachen wie beispielsweise “Das Kupferherz” haben mich nie so richtig vom Hocker gerissen – obwohl mir die allgemeine Atmosphäre durchaus zusagt.

Aktuell lese ich die ersten Steampunk Chroniken mit dem Titel Aethergarn, eine Anthologie von 2012. Gut ein Jahr zuvor hatte ich mir bereits den zweiten Band Geschichten aus dem Aether zu Gemüte geführt. Ohne jetzt im Einzelnen auf die Geschichten eingehen zu wollen, kann ich beide Büchlein durchaus empfehlen – zumindest jedem, der in diese pseudovictorianische technomagische Welt eintauchen will. Die Storys stammen von unterschiedlichen Autoren und sind naturgemäß von unterschiedlicher Qualität. Grundsätzlich gefallen mir hier solche weniger, die die Besonderheiten des Genres nicht selbst zum Thema machen. Wenn man “nur” eine Seefahrergeschichte erzählt und dabei schlicht Begriffe austauscht (Meer=Aether, Kuba=Ganymed), dann ist mir das zu wenig. Das betrifft aber maximal die Hälfte der Geschichten.

Dabei habe ich vielleicht auch noch nicht ganz erfasst, was denn genau das Wesen dieses Genres ist – während (gute) Science Fiction uns zeigt, welche Konsequenzen technische Entwicklungen haben können und Fantasy uns Magie, Mythen und Märchen erhält. Dabei mag es sogar sein, dass der literarische Arm desselben nur zweitrangig ist. Schließlich geht es bei Steampunk viel um Stil, Flair und eine gewisse Optik.

Perry Rodener – Unternehmen Zaratustra

Auch mein alter SF-Club-Kumpel Harun spielt in seiner Perry-Rhodan-Parodie Perry Rodener mit diesem Genre. Nachdem ich ihn vor gut vier Jahren mit dem Perry Rhodan Reloaded Projekt dazu angestiftet hatte, schreibt er seine Retro-SF-Variation des dienstältesten deutschen Weltraumhelden tapfer weiter – und ich hab endlich angefangen, das auch zu lesen. Schande über mich!

Denn die Lektüre lohnt ungemein. Harun versetzt die Geschichte um den ersten Mondflug des titelgebenden Helden nämlich in eine bizarre Parallelwelt eines deutschen Kaiserreichs (beziehungsweise eines vereinigten Kaiserreichs unter deutscher Führung), das den ersten Aetherflug zum Mond unternimmt.

Das alles ist eine hervorragende Satire auf die Perry-Rhodan-Serie selbst, auf das aktuelle Berlin und auf das Deutschgetümel aller Epochen. Darin entfaltet er eine großartige Welt, in deren Detailreichtum man gern weiter eintauchen möchte. Auch wenn es manchmal etwas zu detailliert daherkommt, worunter der Handlungsfluss ein wenig leidet.

Perry Rhodan Comic

Naja, und dann versucht sich unser aller Lieblings-Raumheld wieder einmal an der neunten Kunst. Wie berichtet startet bei Cross Cult eine neue Perry-Rhodan-Comic-Serie, die alle zwei Monate ein neues Abenteuer erzählen soll. Das kommt alles sehr superheldenhaft daher und setzt bewusst in einer Lücke der Romanhandlung an, in der kaum Rücksicht auf irgendwelche kanonischen Gegebenheiten genommen werden muss.

Ich finde es immer gut, wenn meine einstige Lieblingsromanheftserie versucht, neue Wege zu beschreiten. Daher habe ich mir das Heft umgehend geschnappt und durchgeschmökert. Es hat mich jetzt nicht vom Hocker gerissen – ich will dem Projekt aber gern noch ein paar Ausgaben lang eine Chance geben. Denn auch bei DC und Marvel braucht so eine Handlung gern mal ein paar Hefte, ehe sie richtig in die Gänge kommt.

Sich an Superheldencomics anzulehnen finde ich dabei einen guten Ansatz. Ohnehin hat Perry Rhodan viele Ähnlichkeiten mit diesem Genre. Beides kommt aus der Pulp-Ecke, ist einerseits Wegwerfprodukt aus dem Bahnhofshandel und andererseits verehrtes Sammlerobjekt. Beide wollen Woche für Woche (oder Monat für Monat) spannende und einfache Einzelgeschichten erzählen – und gleichzeitig einen großen epischen Rahmen spannen.

Die Zeichnungen finde ich okay. Man hat hier Leute verpflichten können, die tatsächlich schon für Marvel und DC tätig waren. Vermutlich nicht aus der erste Riege – aber das alles sieht immerhin besser aus, als der letzte Versuch in diese Richtung im Jahr 2001. Hardcore-Romanheft-Fans (zu denen ich früher auch zählte) werden sich sicher aufregen, dass Rhodan nicht exakt so aussieht, wie auf dem ikonischen Titel von Heft 19, dass Icho Tolot größer und breiter und sein Kopf mit einem Zirkel gezeichnet gehört – und dass Guckys Biberschwanz zu buschig geraten ist. Da gebe ich der künstlerischen Freiheit aber den Vorzug, wenn Dynamik, Proportionen und Spannungsaufbau im Bild stimmen.

Achtung: Ab hier leichte Spoilergefahr!

Handlungsmäßig geht es Autor Kai Hirdt recht einfach an. Das Raumschiff SOL ist mit den Helden an Bord in den Tiefen des Alls verschollen. Man hat keine Ahnung, wie man in die heimatliche Milchstraße zurückkehren soll und düst erst einmal auf gut Glück los. Wie dieser Ausgangspunkt zustande kam wird mit keinem Wort erläutert. Lediglich der Kenner der Romanhandlung weiß um die Hintergründe (Konzil, Mahlstrom, Medallion, Aphilie, Schickimuck) – und sie werden auch künftig in der Comichandlung vermutlich keine Rolle spielen. Auf der Suche trifft man zufällig auf ein gigantisches Teleskop, das gerade angegriffen wird. Da man sich von den Verteidigern Informationen über die eigene Position erhofft, hilft man ihnen – leider jedoch zu spät, wodurch letztendlich das Teleskop zerstört wird. Ein kleiner Cliffhanger leitet zur Suche nach dem Heimatplaneten der Verteidiger über.

Soweit ähnelt es erst einmal eine Standard-Voyager-Folge – und ist auch nicht wesentlich spektakulärer. Das Insektenvolk der Verteidiger ist durchaus interessant und das Kern-Helden-Team aus Rhodan, Tolot, Gucky, Kotschistowa und einer neu erfundenen Pilotin ist ganz gut gecastet. Auch wenn es in der Zusammensetzung nicht von ungefähr an die Galactic Guardians erinnert. Erneut eine Parallele, an der sich dieses Projekt gern weiter orientieren darf. Denn schließlich ist es diesem Film gelungen, einem Mainstream-Publikum ein bis dato eher unbekanntes Superheldenteam schmackhaft zu machen. Vor dieser Aufgabe steht Rhodan hier auch – dabei ganz auf das in diesem Genre übliche Origin zu verzichten, halte ich aber für gewagt.

Wie gesagt: Ich bleibe dran und hoffe, dass das ganze noch ein bisschen mehr Fahrt aufnimmt.

Lesetagebuch: Roland, Ritter Ungestüm

Ich bin gerade wieder zehn Jahre alt. Schon vor fünf Jahren hat Crosscult eine der Lieblings-Comic-Reihen meiner Kindheit in einer schmucken Sammlerausgabe neu herausgebracht. Ich habe sie mir endlich zugelegt und schwelge nun in nostalgischer1 Verzückung. Doch nicht nur das.

Zeitlos großartig

Es dürfte gut 20 Jahre her sein, seit ich das letzte Mal in den #Comics mit dem ungestümen Ritter geschmökert habe.2 Deswegen hätte es mich nicht gewundert, wenn meine jugendliche Begeisterung von einst mittlerweile etwas abgeklungen wäre. Doch dem war nicht so. Ich bin erneut sehr angetan von den spannenden Geschichten und den großartigen Zeichnungen, die auch ältere Leser in diesen Tagen zu packen wissen. Zumal ich damals nur die ersten acht, neun Hefte besaß und die zweite Hälfte dieses mittelalterlichen Epos gerade erst entdecke.

Historischer Roland?

Es ist natürlich naheliegend, wieso meine Eltern mir in den frühen 80ern die Abenteuer dieses jungen Ritters schenkten. Wobei er im franko-belgischen Original überhaupt nicht Roland heißt. Dort ist er der Chevalier Ardent, was wörtlich wohl ungefähr “feuriger Ritter” bedeutet und in der deutschen Übersetzung in den Untertitel “Ritter Ungestüm” übertragen wurde.3 Dabei ist Ardent aber wohl auch sein tatsächlicher Name. Ardent du Walbourgh, aus dem dann – vermutlich zunächst im flämisch/niederländischen und erst dann im deutschen – Roland von Walburg wurde. Daher hat dieser Roland auch nicht das geringste mit dem Paladin Karls des Großen zu tun – und auch sonst weist diese Serie keinen historischen Bezug auf. Das ist aber auch nicht ihr Anspruch.

Idealisiertes Mittelalter

Der Autor und Zeichner François Craenhals hatte sich ganz bewusst dazu entschieden, ein idealisiertes Mittelalter darzustellen, das so gut wie gar keinen Bezug zu historischen Ereignissen oder Personen aufweist. Da heißt der König des Reiches, aus dem Roland stammt und das irgendwo auf dem Gebiet des heutigen Frankreich liegt, einfach mal Artus. Spätere Andeutungen4 lassen dann zwar doch eine grobe Einordnung ins 11. Jahrhundert zu – aber auch das darf man nicht allzu ernst nehmen. Autor und Leser gleichermaßen sind somit frei davon, ständig die historische Akkuratesse überprüfen zu müssen und können einfach die spannenden Geschichten genießen.

Ritter Roland

Auch der Buchrücken weiß zu entzücken.

Das Beste vieler Welten

Damit nimmt sich Ritter Roland natürlich ganz offensichtlich einen gewissen Prinz Eisenherz zum Vorbild, woraus auch nie ein Hehl gemacht wurde. Craenhals verbindet dies mit einem sehr “belgischen” Zeichenstil, der von der ligne claire beeinflusst ist und sehr detailliert und gleichzeitig dynamisch daherkommt. Ob in Kampfszenen oder einfachen Dialogen: Die Charaktere springen einen geradezu an. Nicht ein Panel gerät dadurch langweilig. Überhaupt gelingt es Craenhals in jedem Album große und teils komplexe Handlungsbögen sehr schnell und extrem kurzweilig zu erzählen. Schließlich ist Roland ein sehr rebellischer Held, dessen Haupt-Widersacher weniger die Schwarzen Prinzen, heidnischen Priester oder germanischen Fürsten sind, sondern vielmehr sein eigener König.

Roter Faden – quer durch Europa

Die zahlreichen Abenteuer, die den Helden oft kreuz und quer durch Europa führen,5 überspannt ein roter Faden, der den Konflikt mit dem Lehnsherrn und König behandelt. Denn natürlich verlieben sich gleich zu Beginn die Königstochter und Roland ineinander – und natürlich verspürt Artus wenig Lust, seine Tochter an einen Kleinadeligen zu verheiraten, der oft unbedacht in Abenteuer aufbricht und sich dann monatelang nicht blicken lässt, selbst wenn er sich durchaus oft als große Stütze des Reichs erweist. Entlang dieses roten Fadens reift der anfängliche Jungritter und wird älter und weniger ungestüm. Die Einzelabenteuer verbinden sich somit zu einem Epos in dessen Mitte ich gerade ungefähr stecke und auf dessen Ende ich sehr gespannt bin.

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  1. das gute nostalgisch wohlgemerkt – nicht das toxische früher-war-alles-besser-nostalgisch[]
  2. damals noch in den deutschen “Original”-Alben vom Carlsen Verlag – sind leider alle verschütt gegangen[]
  3. “ungestüm” – schönes Wort![]
  4. Papstnamen, Schisma mit der Ostkirche und so weiter[]
  5. weswegen der Gesamtausgabe auch eine sehr schöne Karte beiliegt[]

Lesetagebuch: Terry Pratchett kann auch Science Fiction

Das habe ich nun getan – beziehungsweise stecke ich noch mittendrin. Mein Schwerpunkt lag bzw. liegt dabei auf seinen Ausflügen ins Science-Fiction-Genre. Gelesen wurde “Die dunkle Seite der Sonne”, “Strata” und der Zyklus “Die lange Erde” mit Stephen Baxter. In letzterem stecke ich gerade in Buch zwei “Der lange Krieg”. Zeit für einen Eintrag ins Lesetagebuch.

Die dunkle Seite der Sonne

Das Buch stammt aus den 70er Jahren und stellt somit (genau wie Strata) ein Frühwerk des Meisters dar. Wir befinden uns in einer fernen Zukunft. Die Menschheit hat sich in der Galaxis ausgebreitet und in zahlreiche Kolonialvölker aufgeteilt. Natürlich existieren auch viele außerirdische Völker, mit denen man aber im großen und ganzen friedlich koexistiert. Ein recht klassisches Szenario, wie man es in dieser Dekade oft zu lesen bekommen hat. Der Held ist ein junger Menschenabkömmling, dem ein großes Schicksal prophezeit ist – er soll nämlich das sagenumwobene Urvolk der “Joker” entdecken. Natürlich wollen etliche Kräfte die Erfüllung dieser Prophezeiung verhindern – und natürlich scheitern diese Kräfte letztendlich. Auch hier: so weit, so klassisch. Wie immer bei Pratchett begeistern aber auch schon hier der flüssige Erzählstil, der angenehme Humor, die interessante Weltenbeschreibung und die pfiffigen Einfälle. Am besten hat mir da die “Erste Sirianische Bank” gefallen, ein planetengroßer künstlich entstandener Computer (Planetenkruste aus Siliziumgestein, Plattentektonik und ein paar Blitze), der schon vor Jahrmillionen das Bewusstsein erlangt hat und seither als gigantischer Datenspeicher und -Verwalter für die galaktischen Zivilisationen dient. Sehr lesenswert.

Strata

Nur wenig später hat er dieses Science-Fiction-Kleinod geschrieben. Es ist auch für eingefleischte Scheibenwelt-Freunde eigentlich ein Muss, da Pratchett hier erstmals die Idee der Scheibenwelt entwickelt und ausarbeitet – wenn auch in gänzlich anderem Rahmen. Doch vorerst kurz zur Handlung und zum Szenario: Beides unterscheidet sich nicht allzu sehr von dem in “Die dunkle Seite der Sonne” gelesenen. Wieder haben wir es mit einem recht klassischen Weltraum-Szenario mit etlichen von Menschen kolonisierten Welten und ein paar außerirdischen Völkern zu tun. Und wieder ist eine kleine zusammengewürfelte Crew einem großen kosmischen Rätsel auf der Spur. Eine kleine Besonderheit ist hier, dass die meisten Welten schon seit langem (wir befinden uns in einer Jahrhunderte entfernten Zukunft) gezielt durch so genannte Strata-Maschinen für die Kolonisierung designt werden – inklusive alter geologischer Schichten mit eingeschlossenen Fossilien. Das erinnert natürlich stark an die Magratheaner in “Per Anhalter durch die Galaxis” – gehen wir mal davon aus, dass Pratchett sich damals etwas von einem gewissen Hörspiel hat inspirieren lassen. Hauptdarstellerin dieses Romans ist jedoch erneut ein toller Einfall Pratchetts, nämlich die Scheibenwelt selbst, die hier als komplett technisches Gebilde daherkommt – im Gegensatz zu ihrer späteren magischen Inkarnation. Ihre Erkundung durch die Helden ist der Höhepunkt des Romans, der den Leser am Ende mit einer durchaus interessanten Auflösung aller Rätsel zufrieden zurücklässt.

Die Lange Erde

Dieses Gemeinschaftsprojekt mit Stephen Baxter hingegen hatte seinen Ursprung in den 2000er Jahren auf einer Scheibenwelt-Convention (die genaue Entstehungsgeschichte ist wohl etwas komplexer, man möge sie selbst bei Wiki & Co. recherchieren). In mittlerweile vier Bänden erzählt diese Romanreihe die nahe Zukunft der Menschheit, nachdem diese Zugang zu unzähligen Parallelwelten erhalten hat, die allesamt mit nur geringem technischen Aufwand von Jedermann erreichbar sind. Das besondere hierbei: Auf keiner dieser Parallelerden leben bis dato Menschen. Darüber hinaus ist dieses Szenario sehr durchdacht und birgt viele sehr interessante Einfälle und Geheimnisse. Bislang habe ich den ersten Roman “Die Lange Erde” fertig gelesen und stecke zur Zeit in der zweiten Hälfte von Band zwei “Der Lange Krieg”. Der erste ist klasse, auch wenn er im Grunde “nur” die Erkundung der Parallelwelten und einiger ihrer Besonderheiten beschreibt. Band zwei fällt dagegen etwas ab. Er ist mir ein bisschen zu episodenhaft und weist keinen rechten roten Faden auf, der den Titel zu rechtfertigen scheint – zumindest nicht in den ersten beiden Dritteln des Romans. Erhältlich sind außerdem bereits “Der Lange Mars” (auf den ich mich besonders freue) und “Das Lange Utopia”. Angeblich schreibt Baxter gerade an einem weiteren Roman zu der Serie. Man könnte jetzt noch diskutieren, inwiefern es sich bei dem Szenario überhaupt um SF – und nicht eher um konsistente Fantasy in pseudotechnischem Gewand handelt. Aber das ist eigentlich eine müßige Debatte. Mir macht diese Serie jedenfalls sehr viel Spaß. Sie schildert eine im wahrsten Sinne unendliche Welt mit viel Platz für herrlich absurde Ideen.

Lesetagebuch: Kanadier und Legosteine im Weltall

Ich richte mich endlich wieder bei Goodreads ein und befasse mich aktuell mit der Raumfahrt in echt sowie in #Lego.

Zurück zu Goodreads

Vor ein paar Jahren hatte ich ja mal so meine Probleme mit dem Platzhirsch unter den Online-Bücherregalen – die sind seit der Übernahme durch Amazon aber längst Geschichte. Dennoch war ich danach immer zu träge, meinen Datensatz von dem muckeligen aber schwergängigen Reliwa wieder zurückzumigrieren. Nun habe ich mir aber ein Herz gefasst und unterrichte ab sofort wieder über dieses Medium über meinen aktuellen Lesestand. Guckt Ihr hier!

Weltraumbücher

Auf der U-Bahn-Fahrt von und zur Arbeit verkonsumiere ich gerade parallel zwei Bücher, die sich um die reale beziehungsweise fiktive Eroberung des Weltalls drehen.

Was würde ein Astronaut tun?

Da wäre zum einen “Anleitung zur Schwerelosigkeit” von unserem Lieblingsastronauten Chris Hadfield, der in seinem Buch nicht nur seinen Weg zu den Sternen und zurück beschreibt – sondern daraus noch einen kleinen Ratgeber für alle Lebenslagen strickt. Stets nach dem Leitsatz “Was würde ein Astronaut tun?”

Da stecke ich noch in der ersten Hälfte, kann aber schon sagen, dass mir der “Astronauten #Sachbuch-Teil” sehr gut gefällt und der “Ratgeber-Teil” für mich jetzt nicht unbedingt so notwendig scheint. Dabei ist die Grundidee durchaus nett, die Art und Weise, wie ein Astronaut an die Dinge herangehen muss, auch auf das alltägliche Leben zu übertragen. Bislang kriegt es der allseits sympathische Hadfield auch geradeso noch hin, nicht allzu selbstbeweihräuchernd zu wirken.

Verstehen wir uns nicht falsch: er IST einfach einer der coolsten Macker auf diesem Planeten (und in dessen Orbit) – aber das muss man ja nicht auch noch selbst in sein Buch schreiben. Aber wie gesagt, damit hält er sich ausreichend zurück – und was soll er auch machen. Die Beschreibungen seiner Ausbildung und Raumflüge ist sehr interessant und spannend. Jedem #Weltraum-Fan zu empfehlen.

Was würde eine Lego-Minifigur tun?

Gerade durch bin ich mit dem Bildband von Peter Reid, in dem der Exo-Suit-Baumeister die klassischen Lego-Weltraum-Modelle ab 1978 hochleben lässt. Wie auch auf seinem Flickr-Account zu bewundern ist, nimmt Reid die alten Modelle als Vorlage für wesentlich komplexere Kreationen, die eine wahre Augenweide sind. Doch damit nicht genug, präsentiert er in “Lego Space: Building the Future” nicht nur diese Modelle sondern bettet sie zudem in eine zukünftige Geschichte der Eroberung des Weltalls durch die Menschen ein. Dabei hangelt er sich geschickt an den tatsächlichen Lego-Modellreihen wie Ice-Planet, Space Police und sogar Blacktron entlang und fügt sie sehr stimmig in seine Gesamthistorie ein. Dabei kommt eine zuweilen etwas #StarWars-esque Geschichte heraus, was das Gesamtwerk aber nicht minder großartig macht. Abgerundet wird alles durch ausgewählte Bauanleitungen einiger “einfacherer” Modelle am Ende eines jeden Kapitels. Ein Muss für jeden Lego-Weltraum-Enthusiasten!

Lesetagebuch: “Kinder der Drohne” von Neal Asher – Nennt mich Buchbezwinger!

Vor nunmehr zwei Monaten stellte ich Ace Kaiser im Rahmen des Lesezwingers die Aufgabe, mir ein Buch zu finden, in dem die Herrschaft der Maschinen positiv dargestellt wird.

Er bot mir Kinder der Drohne von Neal Asher als Lösung an – ich las das Buch und war recht angetan. Was auch schon wieder einen Monat her ist. Hier nun endlich meine ultimative Rezi dazu – sogar ziemlich Spoilerfrei.

“Kinder der Drohne” – ein Einzelroman aus dem Polis-Universum

Neal Asher war mir zuvor kein Begriff. Wie jeder SF-Autor, der was auf sich hält, hat auch er den ein oder anderen Romanzyklus am Start, darunter die Polis-Reihe. Die Polis ist das zukünftige interestellare Menschenreich, das jedoch von wohlmeinenden KIs regiert wird. So weit so passend im Sinne der Aufgabe. Kinder der Drohne ist nun ein unabhängiger Einzelroman aus diesem Universum, der im wahrsten Sinne am Rande der Polis-Handlung spielt. Schauplatz ist nämlich ein Sonnensystem, das von Menschenabkömmlingen bewohnt wird, die seit über tausend Jahren von der restlichen Menschheit (und somit der Polis) abgeschnitten sind – bzw. waren. Denn die Handlung setzt in dem Moment ein, in dem dieses System von der Polis wiederentdeckt und vorsichtig kontaktiert wird.

Interessantes Setting

Was mich gleich angesprochen hat, war das Setting, das Asher als Bühne für den Roman bereitet. Handlungsort ist ein Sonnensystem mit zwei (gerade so) bewohnbaren Planeten, die vor über tausend Jahren von Menschen besiedelt worden sind. Da beide Planeten jeweils unterschiedliche genetische Anpassungen erforderlich machten, haben sich schon früh zwei extrem unterschiedliche Gesellschaften auf Sudoria und Brumal entwickelt. Weitere historische Umstände haben dazu geführt, dass beide Kulturen schnell einen rapiden kulturellen und technischen Rückfall erlebten, den Kontakt zur Erde und auch zueinander verloren. Erst Generationen später war man wieder in der Lage, in den Weltraum vorzudringen und einander erneut zu begegnen – was in einen jahrhundertelangen Krieg mündete, der immer dann aufflammte, wenn beide Planeten in Konjunktion zueinander standen und man mit relativ geringem Aufwand rüberfliegen und ein paar Bomben abwerfen konnte. Die Subraumtechnologie hatte man nicht wieder entdeckt, sodass man in dem System für Jahrhunderte unter sich blieb.

Wurm, Tiger und Virus

Die Handlung setzt zu einem Zeitpunkt ein, an dem dieses Sonnensystem von der Polis, dem Sternenimperium der Menschheit, wiederentdeckt wird. Eine autonome Drohne, die sich selbst “Tigger” nennt, ist im Auftrag der Polis auf geheimer Erkundungsmission unterwegs. Sie sammelt Daten und analysiert die aktuelle Situation. Demnach hat der ewige Krieg zwischen Sudoria und Brumal gerade ein Ende gefunden, da Sudoria ein unbekanntes Artefakt aus dem Weltraum gefischt hat, das schlicht “Wurm” genannt wird. Dessen Erforschung hat Sudoria einen derartig großen technologischen Vorsprung verschafft, dass der Planet innerhalb kürzester Zeit schreckliche Massenvernichtungwaffen entwickeln konnte. Mit einem an Völkermord grenzenden Vernichtungsschlag konnte Sudoria den Krieg so für sich entscheiden. Kurz darauf nimmt die Polis mit Sudoria per Subraumboje Kontakt auf und schickt einen Botschafter für erste Verhandlungen. Sudoria ist eine paranoide Militärdiktatur (tatsächlich wird das politische System etwas komplexer dargestellt – aber letztlich läuft’s darauf hinaus) und verbietet den Import fremder Technologie. Die Polis – in Person der lokalen regierenden KI – schickt daher einen “normalen” Menschen, der mittels eines Virus rein biologisch so aufgebrezelt wurde, dass er allen Sudoriern und Brumaliern himmelhoch überlegen ist.

Die titelgebenden Kinder

Die eigentlichen Hauptfiguren sind jedoch vier sudorische Geschwister, je zwei junge Frauen und Männer, die auf sehr mysteriöse Weise auf der Forschungsstation zur Welt kamen, auf der der “Wurm” untergebracht ist. Diese vier stechen durch überragende Intelligenz aus der restlichen sudorischen Bevölkerung hervor und haben jeweils unterschiedliche Karrieren durchlaufen, die sie an verschiedene Schlüsselpositionen der sudorischen (und sogar brumalischen) Gesellschaft befördert haben. Dem geneigten Leser wird dadurch schon recht früh klar, wo der Wurm im Pfeffer liegt – und man wundert sich manchmal ein bisschen, wieso es den anderen Protagonisten nicht so geht.

Komplex und spannend bis …

Dennoch hat mich die spannende Handlung, die durchaus zu dem komplexen Setting passt, gefesselt und bei der Stange gehalten. Auch sonst gab’s im Großen und Ganzen nur wenig zu meckern. Anfänglich hat mich die etwas holperige und schlichte Sprache etwas irritiert, was aber auch an der Übersetzung gelegen haben mag (Railguns werden tatsächlich mit Schienenkanonen übersetzt) – zudem muss man es mit der Sprache ja auch nicht wie bei “Quantum” und “Fraktal” auf die Spitze treiben. Etwas enttäuschend war dann auch das Ende, da man hinter der offensichtlichen Auflösung noch ein tieferes Geheimnis erwartete. Da kam dann tatsächlich auch was – aber das war dann doch etwas dürftig. Alles in Allem war es dennoch ein kurzweiliger Lesespaß, der durchaus Lust auf das Polis-Universum macht.

Aufgabe erfüllt?

Aber was war denn nun mit der positiven Darstellung der Herrschaft der Maschinen? Da der Roman ja nun außerhalb der Polis spielte und nur zwei Bürger dieses KI-regierten Staatengebildes direkt beschrieb (Tigger – immerhin selbst eine KI – und der transhumane Botschafter), bekam der Leser von der Herrschaft der Maschinen gar nicht so viel mit. Abgesehen von einem kurzen Dialog zu dem Thema, in dem der Botschafter das System der Polis verteidigt, wird sie auch nie sonderlich positiv dargestellt – aber auch nicht negativ (von einem Aspekt der Auflösung der Geschichte mal abgesehen). Aber vielleicht ist die Aufgabe gerade durch die Normalität, die durch die fehlende Bewertung entsteht, sehr wohl erfüllt. Weder Tigger noch der Botschafter machen sich überhaupt Gedanken darüber, ob es gut oder schlecht ist, von gigantischen KIs beherrscht zu werden. Und selbst der negative Aspekt am Ende ist eher ein Ausdruck undurchschaubaren Regierungshandelns, denn der Kälte der Maschinenherrscher.

Dritter im Bunde der Buchbezwinger

Ich habe das Buch wie gesagt mit großer Freude gelesen und werde Neal Asher einstweilen auf dem Radar behalten. Damit schließt sich für mich der Kreis des Lesezwingers jedoch fürs erste und ich reihe mich mit Stolz in den Reigen der Buchbezwinger ein:

Lesetagebuch: Halunken, Elfen, Langstrümpfe, Superhelden, Ritter und Kaiser

Aus- beziehungsweise angelesen wurden: “Dunkle Halunken”, Band 2 der “Elfen”, “Pippi Langstrumpf”, massig Marvel-DC-Crossover-Zeugs, die “Knights of the Old Republic” Comics und “Für den Kaiser”

Dunkle Halunken / Dodger

Es war mal wieder mit ach und krach – aber ich hab’s dann doch zum Ende hin relativ flott durchgekriegt, das neueste Nicht-Scheibenwelt-Buch von Terry Pratchett. Und wie ich schon in meinem letzten Tagebucheintrag anmerkte, wäre bei diesem Buch der Hinweis “Kein Scheibenweltroman” durchaus angebracht gewesen. Ersetze “London” per suchen/ersetzen durch “Ankh-Morpork” und die ein oder andere historische Figur durch Scheibenwelt-Prominenz – es wäre kein Unterschied festzustellen gewesen. Das macht “Dunkle Halunken” wohlgemerkt nicht zu einem schlechten Buch. Es war im Gegenteil recht pratchettesque kurzweilig. Aber irgendwie fehlte der entscheidende Kick, mit dem “Eine Insel” beispielsweise aufwarten konnte. Der bei Pratchett übliche charmante Underdog-Schurke mit dem goldenen Herz stolpert in weltumspannende Verwicklungen, löst sie auf pragmatische und grundmoralische Unterschicht-Art – und stolpert dabei die soziale Leiter nach oben. Das macht Spaß zu lesen – ist aber von vorn bis hinten vorhersagbar. Leider kommt auch wieder Pratchetts Schwäche zum tragen: Er kann hervorragend zwielichtige – aber eigentlich “gute” – Charaktere beschreiben. Bei Bösewichten scheitert er aber grundsätzlich. Die bleiben auch hier blass und eindimensional. Das mag man als Beispiel für die Banalität des Bösen werten – ohne charismatischen Gegenspieler kommen allerdings die wenigsten guten Geschichten aus.

Elfen 2

Auch wenn mich Band 1 der Elfen-Comics nicht ganz so überzeugte, hielt (und halte) ich an dem Entschluss fest, die Sammlung komplett zu machen. Sind ja auch nur sechs Bände. Und siehe da: In Band 2 steigert sich das ganze schon. Da mir der noch bessere Band 3 dank GCT ja längst vorliegt, blicke ich sehr zuversichtlich auf das kommende. Auf den ersten Blick wirkt “Die Ehre der Waldelfen” auch recht klassisch – aber so mag ich es ja durchaus. Menschen kloppen sich mit Orks (die wiederum von anderen Menschen als Söldner angeheuert wurden), drohen zu unterliegen und wollen als letzte Hoffnung die Waldelfen an ein uraltes Bündnis erinnern. Natürlich kommt alles etwas anders, als man zunächst denkt – dennoch wird man gegen Ende mit einem schönen Fantasy-Schlachtengemälde belohnt. Macht Spaß!

Pippi Langstrumpf

Unser Töchterlein (5) ist – selbstverständlich – ein großer Pippi-Langstrumpf-Fan. Bislang hat sie die Geschichten mit ihr aber nur in Form der klassischen Filme von 69/70 und der Zeichentrickserie aus den 90ern rezipiert. Zur Zeit lese ich ihr zum Einschlafen erstmals das “Original” (beziehungsweise die deutsche Übersetzung aus den 60ern in einer Buchausgabe aus den 80ern) vor. Immer zwei Kapitel pro Abend – in dieser Woche werden wir damit (das heißt mit allen drei Teilen/Büchern) durch sein. Auch für mich ist es das erste Mal, dass ich die Buchvorlage lese. Und ich muss sagen, es macht mir – selbstverständlich – viel Freude. Auf den Inhalt braucht man ja nicht groß eingehen. Es hat mich aber schon etwas überrascht, dass viele für “original” gehaltene Elemente erst spätere Erfindungen der Filme sind. So haben die Polizisten und das Pferd ursprünglich gar keine Namen – und das Fräulein Prysselius wird in der Buchvorlage mit keinem Wort erwähnt. Auch fehlen hier völlig alle magischen Elemente wie die Kristallkugel und das fliegende Fahrrad. Abgesehen von Pippis übermenschlicher Kraft geht in dieser Welt alles mit rechten Dingen zu. Es ist mir an dieser Stelle außerdem ein Bedürfnis, die (zu Recht) längst vergessene ehemalige Familienministerin Kristina Schröder in einem Punkt (und nur in diesem!) in Schutz zu nehmen. Denn genau wie sie habe ich beim Vorlesen das N-Wort ausgelassen. Ich habe die Debatte vor zwei Jahren ein wenig verfolgt – sie wurde ja ergänzt durch das Gejaule über die Neuauflagen, aus denen dieses Wort komplett rausgestrichen wurde. Mir hat kein Argument eingeleuchtet, warum es ein Gewinn für Sprache, Tradition oder sonstwas sein soll, dieses Wort beizubehalten. Ich für meinen Teil weigere mich, es zu nutzen, weil es beleidigend und abwertend ist – und sehe auch nicht den Sinn darin, einem fünfjährigen Kind im Zuge einer Unterhaltungs-Gute-Nacht-Geschichte Rassismus zu erklären. Das geschieht an anderer Stelle.

Marvel-DC-Crossover

Recht leichten Herzens habe ich mich dazu entschlossen, die beiden deutschsprachigen Marvel-DC-Crossover-Reihen aus den End-90ern von Dino und Marvel Deutschland auch über die Amalgam-Access-Kiste hinaus zu sammeln. Ich bin in der Angelegenheit seit einigen Wochen auf den einschlägigen Online-Marktplätzen tätig und lasse meine Sammlung stetig wachsen. Was sich in diesen beiden Reihen so Crossover nennt, meint nicht immer Zusammenkünfte über die Verlage hinweg. So findet man dort auch schöne interne Crossover beispielsweise mit Deadpool und dem Punisher oder mit Flash und Green Lantern, die allesamt sehr kurzweilig sind. Darüber hinaus tauchen aber auch ein paar Sachen mit dritten Verlagen wie Image auf. Da ich gerade da große Lücken habe, bin ich sehr gespannt auf die entsprechenden Hefte. Ich werde berichten.

KotOR

Die Star-Wars-Comics aus dem Hause Dino/Panini sammle ich schon seit geraumer Zeit und habe das gesteckte Ziel, alle Sonder- und Essentials-Bände komplett zu kriegen längst erreicht – abgesehen von den Neuerscheinungen, die zumindest bei den Sonderbänden alle Vierteljahre zwei Monate (Danke, Florian!) hinzukommen. Doch sammeln ist das eine – lesen das andere. Und so habe ich die neun Sammelbände zu “Knights of the Old Republic” bereits seit geraumer Zeit ungelesen in der Schublade liegen und mache mich nun endlich daran den lang gehegten Vorsatz, sie in einem Rutsch zu lesen, umzusetzen. Das Warten hat sich durchaus gelohnt. Die Story um den unschuldig des Mordes bezichtigten Padawan, der auf seiner Flucht etliche Abenteuer erlebt – und alles vor dem Hintergrund des Mandalorianischen Krieges – macht echt Laune.

Für den Kaiser

Auf dem Kindle liegt zur Zeit einer der SF-Romane meines alten Kumpels Ace Kaiser an. Der gute ist ja ein Freund recht klassischer Military-SF und so gemahnt die Story doch sehr an Honor Harrington & Co. Das kann durchaus als Lob verstanden werden – so man sowas mag. Ich habe die Lektüre des ersten Honor-Bandes ja unlängst abgebrochen – dennoch bleibe ich dem alten Ace vorerst treu. Er schreibt ja durchaus kurzweilig – und auch wenn die Raumschlachten mir zu nah an Seeschlachten sind und ich Feudalismus im Weltraum langsam etwas über hab. Etwas schwierig war das Beziehungsdreieck, das Ace gleich zu Beginn möglichst seifenoperhaft zwischen drei Haupt-Charakteren einführt – um es dann gleich aufzulösen, ehe der Roman richtig losgeht. Hätte gedacht, dass man sowas als Dauerkonflikt die ganze Story über schwelen lässt – aber vielleicht kommt da ja noch was. Die Handlung beginnt sich jetzt auch durchaus spannend zu entwickeln – daher bleibe ich erst einmal bei der Stange.

Lesetagebuch: Fraktale Elfen, Dunkle Halunken und Kloppe im Weltall

Kürzlich an- beziehungsweise ausgelesen habe ich: “Fraktal”, den aktuellen “Sillage”-Band, die antiken #PerryRhodan-Bände 650 und 700, “Dunkle Halunken”, Band 1 der “Elfen” und den ersten “Honor Harrington”.

“Fraktal” von Hannu Rajaniemi

Jetzt, da ich diese Zeilen schreibe, ist es schon wieder etwas her, dass ich den zweiten Rajaniemi-Band ausgelesen habe – und wie bei mir so üblich ist die Erinnerung an die Details der Handlung bereits verblasst. Ich erinnere mich aber, die Lektüre sehr genossen zu haben. Diesmal meine ich sogar der teils wirren Handlung besser gefolgt zu sein, als beim ersten Band. Ich mag ja Rajaniemis Art, Begriffe fast nie zu erklären und so zu tun, als stamme der Leser aus derselben abgedrehten Zukunft, die da beschrieben wird. Denn tatsächlich denkt man sich irgendwann rein und taucht in diese Welt ein. Hat natürlich auch den Vorteil, dass er bei der Beschreibung vieler technischer Vorgänge vage bleiben kann – aber in Jetztzeit-Romanen käme ja auch niemand auf die Idee, die genaue Funktionsweise von Mobiltelefonen oder dem Internet zu erklären.

Wie auch immer: Außerdem mag ich die abgedrehte und ohne selbstauferlegte Beschränkungen konsequent weitergedachte Zukunftsvision in “Quantum” und “Fraktal”. Während andere #ScienceFiction gern versucht, die Zukunft zu sehr an heutige Gegebenheiten anzugleichen – oder es gar zum Kern der Handlung machen, dass heutige Zustände wiederhergestellt werden –, hat Rajaniemi keine Scheu, die ganzen transhumanistischen Absurditäten konsequent zu Ende zu denken. Hochgeladene Super-Bewusstseine mit milliardenfachen Backup-Körpern treffen auf synchronisierte Schwarm-Gesellschaften und kämpfen um nichts Geringeres als die Vorherrschaft im Sonnensystem – und den Sieg über die Entropie. Großartig!

“Sillage” Band 15: “Jagdrevier” von Jean Davin Morvan und Philippe Buchet

Wie ich kürzlich bei Ausgespielt schon mal sagte: Meine Liebe zu dieser Comic-Serie verblasst mehr und mehr. Was mich ungebrochen bei der Stange hält ist der grandiose Zeichenstil. Ich liebe die ligne claire, die hier geradezu perfektioniert wird. Die dargestellten Raumschiffe, Aliens, technische Details und sogar die Klamotten sind derart einfallsreich und detailliert gezeichnet, dass es eine stete Freude ist. Leider lässt es handlungstechnisch immer mehr nach. Die ersten vier, fünf #Comics über die Menschenfrau Nävis, die sich – allein auf einer Dschungelwelt aufgewachsen – in einem interstellaren Raumschiffkonvoi zurechtfinden muss, sich dabei zur Superagentin entwickelt und immer mal wieder auf vage Hinweise über den Verbleib der Menschheit trifft, waren noch sehr spannend. Das rebellische Verhalten Nävis’ war erfrischend und der dezent eingeflochtene Metaplot über ihre Suche nach anderen Menschen packend. Höhepunkt von Sillage bleibt in meinen Augen der grandiose Band 3 “Das Räderwerk”, in dem sie zum ersten Mal auf eine Spur der Menschen stößt.

Leider hat sich das alles irgendwie nicht sonderlich weiterentwickelt. Nävis ist immer noch die rebellische Moralapostelin, die gegen die nicht näher definierte Korruption des Staates Sillage ankämpft und der Spur der Menschheit nicht wesentlich weiter folgen konnte. Die Handlung der Einzelhefte bleibt meist schwach – so auch bei der 15, in der sie als Söldnerin für einen bösen Großwildjäger unterwegs ist, dessen hinterhältigem Treiben sie natürlich ein Ende setzt. Einzig der Cliffhanger weiß das Interesse des Lesers wieder etwas zu wecken – scheint es doch den eingeschlafenen Metaplot wieder etwas voran zu bringen.

“Perry Rhodan” Band 650: “Der Bund der Sieben” von William Voltz & Band 700: “Aphilie” von Kurt Mahr

Das ist nun schon die zweite Gelegenheit, bei der ich mich frage, was ich früher immer an Willi Voltz gefunden habe. Die erste Gelegenheit war die Lektüre der ersten zweieinhalb Atlan-Hefte, wobei mir Nr. eins und Nr. zwei von K.H. Scheer überraschend gut gefallen haben – wogegen die Nr. drei von Voltz dermaßen abgefallen ist, dass ich ihn nach wenigen Seiten weggelegt hatte. Der Vergleich der Hefte 650 und 700 von 1974 beziehungsweise 1975 präsentiert mir meinen einstigen Lieblings-PR-Autor nun erneut als relativ schwachbrüstig. Der Auftakt zum Konzils-Zyklus aus seiner Feder hat kaum echte SF-Elemente, von social fiction ganz zu schweigen. Die Hauptfiguren handeln unglaublich dämlich – einfach mal die komplette Führungsriege der Unsterblichen mit den übermächtigen Eroberern mitfliegen lassen? Na klar! Selbst das Voltz-Special, die extrem fremdartige außerirdische Xisrapin kommt sehr blass daher.

Im direkten Vergleich ist der 700er von Kurt Mahr – man kann sich die Jubibände dank der Leseprobe-Funktion bei Amazon für lau aufs #Kindle ziehen – zumindest auf den ersten Seiten um Welten spannender und SF-iger. Mit der Aphilie wagte man bei PR damals nämlich durchaus eine einschneidende Veränderung. Auf Erden herrscht in diesem Zyklus eine finstere lieblose Diktatur, die zwar stark an 1984, Fahrenheit 451 & Co. erinnert – aber eine erfrischende Abwechslung vom PR-Einerlei darstellt.

“Dunkle Halunken” von Terry Pratchett

Hier stehe ich gerade am Anfang. “Dunkle Halunken” ist das zweite neuere Buch aus des Meisters Feder, das nicht auf der #Scheibenwelt spielt. Im Gegensatz zu “Eine Insel” kann einem diese Tatsache im Laufe des Lesens aber immer mal wieder entfallen. Schauplatz der Handlung ist nämlich das victorianische London, das bekanntlich die kaum verhohlene Vorlage von Ankh-Morpork ist. Daher kostet es den scheibenwelterprobten Leser etwas Mühe, sich zu vergegenwärtigen, dass der zähflüssige Fluss, der da gerade beschrieben wird, nicht der Ankh, sondern die Themse sein soll. Zählflüssig gestaltet sich leider auch mein Lesefluss. Trotz vieler netter Ideen und dem gewohnt präzisen Blick für das soziale Umfeld, kommt die Handlung nicht in die Gänge. Der im Original auch titelgebende Held namens Dodger ist ein “Tosher”. Diese verdienen sich ihren Lebensunterhalt damit, dass sie die Kanalisation unterhalb Londons nach Brauchbarem durchsuchen, das sie verkaufen können. Damit lebt Dodger natürlich am unteren Rand der Gesellschaft – und kommt, als er eine junge offenbar adelige Frau vor üblen Peinigern rettet, unverhofft mit etwas höheren Schichten in Kontakt. Das ist durchaus kurzweilig beschrieben – wie man es von Pratchett gewohnt ist. Aber so richtig gepackt hat es mich bislang nicht – und das bin ich von Pratchett nun gar nicht gewohnt.

“Elfen” Band 1: “Der Kristall der Blauelfen” von Jean-Luc Istin und Kyko Duarte

Nachdem ich mit großer Begeisterung die Gratis-Comic-Tag-Ausgabe des dritten Elfen-Bandes gelesen hatte, stand der Entschluss fest: Die Serie muss ich komplett haben. So erwarb ich also die “Blauelfen” und begann sogleich zu schmökern. Um es gleich zu sagen: So dolle wie der dritte war der erste Band dann doch nicht. Klar, es ist eine bewusst klassische #Fantasy-Welt – aber die Handlung ist mir dann doch ein wenig zu stark an tolkienschen Vorlagen orientiert. Letztlich geht es um ein uraltes gefährliches Artefakt und einen Erzschurken aus ferner Vergangenheit, die beide Ärger machen. Dennoch: Das alles ist sehr schick gezeichnet und hat nette Ideen – vor allem die Darstellung der Orks gefällt mir. Da die Reihe mit sechs Bänden abgeschlossen ist, werde ich ihr mit Sicherheit weiter treu bleiben. Und wer weiß: die Chancen, dass die restlichen Bände wieder so gut sind wie Band drei, sind durchaus gegeben.

“Honor Harrington” Band 1: “On Basilisk Station” von David Weber

Hierzu hab ich ehrlich gesagt nicht so viel zu sagen. Den ersten Band des Military-SF-Klassikers “On Basilisk Station” gab’s im englischen Original unlängst für lau aufs Kindle. Über die ersten anderthalb Kapitel bin ich bislang nicht hinausgekommen. Ist glaub ich nicht so meins.

Lesetagebuch: DC vs. Marvel / Access von Amalgam-Comics

Na, wer von euch kann sich noch an die 90er erinnern, als wir unsere #Comics in D-Mark statt in Euro bezahlten und Panini noch Dino hieß? Zu jener Zeit geschah es, dass sich die verfeindeten Superhelden-Comicverlage #Marvel und #DC erneut zu einem gemeinsamen Crossover-Event zusammentaten. Das hatten sie in ihrer bewegten Vergangenheit schon öfter getan – dieses Mal war es aber durchaus etwas einzigartiges. Und es sollte das letzte große Ereignis dieser Art für lange Zeit bleiben.

Kleiner Nostalgie-Anfall

Wie komm ich da jetzt drauf? Nun, auf dem letzten Nordcon stöberte ich nichtsahnend in der Auslage eines Händlers, da sprangen mir einige Bände aus jener Reihe ins Auge, die ich noch nicht kannte. Denn damals hatte ich die ersten acht, neun Bände aus dem Hause Dino gesammelt und in durchaus angenehmer nostalgisch-verklärter Erinnerung behalten. Selbstredend musste ich gleich zuschlagen, zu Hause die alte Sammlung vom Boden holen – und damit beginnen, die noch bestehenden Lücken der Sammlung zu füllen.

Die Comics dieser Zeit

Dabei habe ich festgestellt, dass man die Comics von damals gar nicht sooo dolle verklären musste. Die waren schon verhältnismäßig gut und komplex. Es war die Zeit, in der der Hulk groß grün und schlau war (und sich zum Beispiel in der großartigen Maestro-Storyline mit seinem zukünftigen Ich auseinandersetzen musste). Die Zeit, in der Aquaman Vollbart trug und Superman eine Moschermatte (nachdem er kurz zuvor mal wieder von den Toten auferstanden war). Die Zeit, in der Peter Parker kein Spider-Man sondern nur ein Klon war (wurde natürlich später wieder rückgängig gemacht). Die Zeit, in der Wolverine ohne Adamantium auskommen musste. Also durchaus eine gute und spannende Zeit der Superhelden-Comics.

Vom Duell zur Verschmelzung

Zumindest zum Start der DC versus Marvel Reihe ist es mit Komplexität der Handlung allerdings erst einmal nicht so weit her: Aus einem nicht näher erläuterten Grund überlappen sich die beiden Universen und beginnen zu verschmelzen. Aus einem noch weniger erläuterten Grund müssen die Heldinnen und Helden beider Universen in einem Turnier gegeneinander antreten um ihr jeweiliges Universum zu retten. So kloppen sich also Thor und Shazam, Hulk und Superman, Batman und Captain America und so weiter und so fort. Der Ausgang einiger Duelle wurde per Leservotum entschieden, sodass am Ende Marvel mit einem knappen Vorsprung aus dem Rennen ging – allerdings ohne Folgen für die weitere Handlung. Denn die Universen verschmolzen nun komplett – und mit ihnen die Heldinnen und Helden.

Das Amalgam-Universum

Und jetzt wird’s erst richtig interessant. Denn es folgen etliche Hefte aus dem flugs aus der Taufe gehobenen fiktiven Comic-Verlag Amalgam Comics, bei dem so schillernde Helden auftreten wie: Super Soldier (Superman + Captain America), Dark Claw (Batman + Wolverine), Spider-Boy (Spider-Man + Superboy), Iron Lantern (Iron Man + Green Lantern) und viele mehr – wobei stets so getan wird, als blickten diese Helden schon auf hunderte von Heften an Handlung zurück. Das gelingt mal besser mal weniger gut – ist aber immer sehr kurzweilig. Nette Notiz am Rande: Bei Marvel hat das Amalgam-Universum eine offizielle Nummer (ja, die nummerieren ihre Paralleluniversen durch), nämlich Erde-9602 (wobei in einigen Quellen auch die Nummern 496, 692 oder 962 genannt werden). Auf DC-Seite wird es schlicht Amalgam Universe genannt. Aber auch die schönste Verschmelzung hat einmal ein Ende. Der eigens kreierte Held Access erhält in der abschließenden Miniserie gleichen Namens die Aufgabe, die Universen wieder auseinanderzufriemeln.

Was gibt’s alles und wie kommt man da heute ran?

Beides nicht so leicht zu beantworten. Im amerikanischen Original verhält es sich wie folgt:

  • Die erste Miniserie DC versus Marvel (beziehungsweise “Marvel versus DC“) besteht aus vier Bänden und erschien 1996 (wobei 1 und 4 von DC und 2 und 3 von Marvel herausgebracht wurden).
  • Es folgen vier Miniserien aus je sechs Heften, die im Amalgam-Universum spielen und abwechselnd von DC und Marvel herausgegeben wurden – die ersten beiden 1996, die letzten beiden 1997.
  • Schließlich gibt’s noch die je vierbändigen beiden Miniserien All Access (1996/1997), die zwischen der zweiten und dritten Amalgam-Welle erschien und Unlimited Access (1997), die den Abschluss von all dem bildet.

Zu kriegen ist das mit etwas Mühe und Geduld über die üblichen Online-Händler. Leider hab ich’s bei #ComiXology nicht gefunden. Vor allem letzteres hielt mich davon ab, meine Lücken mit (digitalen) Original-Ausgaben zu füllen.

In der deutschen Übersetzung ist es etwas komplizierter – unter anderem weil die Lizenzrechte von Marvel und DC zu der Zeit nicht wie heute in einer Hand lagen. DC war bei Dino und Marvel bei Marvel Deutschland. Dennoch erschien der Großteil dieser Serie in Deutschland bei Dino. Hinzu kommt, dass sowohl Dino als auch Marvel Deutschland je eine eigene umfangreiche Crossover-Reihe gestartet hatten, in der die gesamte Amalgam-Access-Veranstaltung nur einen kleinen Anteil ausmacht. Und zwar so:

  • Dinos Reihe DC gegen Marvel (ab Band 17 nur noch “DC Crossover”) kommt auf stolze 38 Bände. Nur die Bände 1 bis 13 enthalten die Auftakt-Miniserie, die meisten Amalgam-Geschichten und die All-Access-Reihe (zu deutsch “Access der Wächter”). Bei Band 14 (“Green Lantern gegen Silver Surfer”) bin ich nicht sicher, ob er dazu gehört oder nicht, da es immerhin eine kleine Anspielung auf Access darin gibt (die könnte aber auch nachträglich in der deutschen Übersetzung eingefügt worden sein). Zusätzlich gibt es noch einen Sonderband, in dem weitere Amalgam-Geschichten zusammengefasst sind.
  • Marvel Deutschlands Pendant heißt entsprechend Marvel DC Crossover (ab Band 11 nur noch “Marvel Crossover”) und umfasst insgesamt 33 Bände. Amalgam-Geschichten enthalten nur die Bände 2 bis 4, die Bände 8 bis 10 enthalten die Unlimited-Access-Reihe (zu deutsch: “Die Macht des Access”).

Sammlung Komplett

Hiermit (Stand 17.3.2015) kann ich verkünden: Ich hab sie alle! Die Sammlung ist komplett! In Sachen Amalgam hatte ich früh alles beisammen – da ich über den Amalgam-Komplex dann aber bald hinausgeschossen bin, juckte es mir natürlich in den Fingern, beide deutsche Reihen komplett zu machen. Was hiermit vollbracht ist. Wobei es natürlich am einfachsten gewesen wäre, wenn Panini – hat ja nun beide Lizenzen – einfach den ganzen Kram noch mal neu auflegt.

Lesetagebuch: Gratis-Comic-Tag-Beute 2014

Am vergangenen Wochenende war erneut Gratis Comic Tag – und ich war zum Glück wieder mit von der Partie. Meine Beute war in diesem Jahr vergleichsweise mickrig – aber von hoher Qualität: zweimal Superhelden, einmal Sherlock Homes, einmal Jugend-SF und einmal klassische #Fantasy.

In diesem Jahr war ich mal bei einem anderen Händler als sonst, was vor allem entfernungstechnische Gründe hatte. Dabei habe ich aber festgestellt, dass das Büchereck Niendorf Nord eine hervorragende kleine Buchhandlung ist, die ich hiermit auf das wärmste empfehle.

Dort habe ich fünf #Comics abgreifen können, die mich an diesem #GratisComicTag fast alle ziemlich begeistert haben.

Marvel | Avengers: Infinity | Paninicomics

Zunächst mal ein lobendes Wort zu Panini. Vor zwei Jahren hatte ich mich tierisch darüber aufgeregt, dass der Verlag schlicht eine Leseprobe beigesteuert hat, die druckgleich auch anderweitig kostenlos verteilt wurde. Diesmal werden jedoch komplette Stories angeboten – so wie es sein soll. Der Auftakt des #Marvel-Avengers-Events “Infinity” kommt gewohnt gigantomanisch daher und geht mal wieder stark in Richtung SF, was bei Marvel ja nicht unüblich ist. Das ganze ist hervorragend gezeichnet und von Anfang an sehr spannend und komplex. Niemand geringeres als Erzschurke Thanos will (mal wieder) die Erde angreifen und rechnet sich diesmal (im Gegensatz zu den zahlreichen Malen davor – herrliche selbstironische Anspielung) tatsächlich Chancen aus, gegen das Heer der irdischen Superhelden bestehen zu können. Unter anderem unterstützen ihn dabei ziemlich fiese Alien-hafte Viecher. Wie gesagt sehr spannend – aber ob ich an der Stelle mal wieder bei Marvel einsteige, bezweifle ich dennoch.

DC | Forever Evil  | Paninicomics

Ja, ich weiß, die können auch anders – aber mit dem Auftakt zu diesem neuen Event zeigt sich in meinen Augen mal wieder, dass es bei #DC oft einen Zacken trashiger zugeht als bei Marvel. Vor allem die Schurken kommen häufig eine Spur eindimensionaler daher. Die Grundidee dieses Heftes selbst finde ich dabei gar nicht mal so schlecht. Die Justice League hat es aus irgendwelchen Gründen zerlegt (war vermutlich Thema des vorangegangenen Events) und hat ein Machtvakuum hinterlassen, das nun wieder gefüllt werden will. Und wer bietet sich da an? Na klar! Ultraman, Supermans böses Pendant aus einem Paralleluniversum und seine Schar umgedrehter Antihelden … Wo die jetzt gerade herkommen (und warum sie sich nicht mit ihrer Erde zufriedengeben) bleibt erst einmal ungeklärt. Wie auch immer. Denn damit nicht genug, befreien sie auch gleich noch alle Superschurken, um mit ihnen die Weltherrschaft anzutreten. Wie man das als Schurke halt so macht. Klingt so erst einmal relativ plump – und ist leider auch so umgesetzt. Hat mir nicht so gut gefallen.

Pauls fantastische Abenteuer | Sprung in die Zukunft | Carlsen Comics

Paul ist ein ganz gewöhnlicher Jugendlicher, der mit Freunden Videospiele spielt, von seinem kleinen Bruder genervt und von seinen Eltern nicht verstanden wird.

Bis eines Tages zwei Herren in schwarzen Anzügen kommen und ihm und seinen Eltern eröffnen, dass er für ein geheimes Raumfahrt-Projekt auserwählt wurde. Man habe eine neue Antriebstechnologie entwickelt, die es ermögliche zu den Sternen zu fliegen. Entsprechend sei Alpha Centauri das Ziel dieser Mission – und Paul ist dabei.

Soweit der klassische Traum aller Nerd-Jugendlicher (ein Mädchen gleichen Alters ist auch mit von der Partie) – der sich nach einer kleinen unangenehmen Überraschung für Paul aber bald zu einem sehr unvorhersehbaren Abenteuer entwickelt.

Der Jugend-Comic entpuppt sich schnell als handfeste und gut gemachte #ScienceFiction – ganz in der Tradition des Mondflugs von Tim und Struppi. Hat mir sehr gut gefallen.

Sherlock Homes und das Necronomicon  | Splitter

Ich muss gestehen, ich kenne den guten Holmes nur aus der Schule und von den diversen Verfilmungen, die es durch die Jahrzehnte so gab. Mit Lovecrafts Werk bin ich da schon etwas vertrauter. Beides zu vermixen ist sicherlich auf den ersten Blick naheliegend – auf den zweiten aber auch etwas riskant. Ich zumindest habe Holmes und sein Universum immer als rein materialistisch-rational begriffen. Wenn mystische Dinge darin auftauchten, dann nur, um von Holmes’ messerscharfem Verstand als Lug und Trug entlarvt zu werden. In Lovecrafts Welt hingegen ist das mystische unbestreitbar real, die Dinge sind oft unbegreifbar und unerklärbar und jeder menschliche Verstand, sei er auch noch so scharf, muss zwangsläufig am Erkennen der tatsächlichen Wahrheit scheitern, da sie durch die Ratio nicht zugänglich ist. Im Grunde also das exakte Gegenteil der Holmes’schen Welt. Dennoch gelingt der Mix erstaunlich gut – wenn auch der Lovecraft-Anteil deutlich dominiert und Holmes teilweise ein eher unbeteiligter Bestandteil darin zu sein scheint. Aber die Zeichnungen sind hervorragend und die Story baut sich spannend auf. Macht durchaus Lust auf mehr.

Elfen | Die Weißelfe mit der schwarzen Seele | Splitter

Ja, hier handelt es sich um ganz klassische Fantasy in Reinform. Daraus will dieser Comic auch von Anfang an keinen Hehl machen. Das Teil heißt “Elfen” und meint es auch so. Drachen, Orks und Goblins runden das Szenario ab und scheinen direkt aus den einschlägigen (Online-) Rollenspielen entsprungen zu sein. Aber was soll’s? In diesem konsequent klassischen Szenario entspannt sich eine großartige Story, die die Unterschiede zwischen Mensch und Elfe – vor allem, was die Wahrnehmung von Zeit angeht – auf durchaus verblüffende Weise darstellt. Die Handlung ist schnell erzählt: Zwei Elfen durchziehen die Welt auf der Jagd nach einem Drachen und kreuzen dabei hin und wieder die Wege der Menschen – mit verhängnisvollen Konsequenzen. Das ganze erinnert ein klein wenig an die Hexer-Romane und ist wie gesagt großartig. Splitter ließ sich überhaupt nicht lumpen und präsentiert hiermit den kompletten dritten in sich abgeschlossenen Band der Elfen-Reihe, die ich mir sehr zeitnah komplett zulegen werde.

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