WARNUNG: Hier und da lassen sich Spoiler nicht gänzlich vermeiden.
Asterix: Der Papyrus des Cäsar
Vor einer Woche war es wieder einmal so weit – ein neuer Asterix-Band stand in den Zeitschriftenläden. An dem Lieblingsgallier meiner Kindheit kann ich nur schwer vorbeigehen – und da der letzte Ausflug bei den Pikten auch nicht so schlecht war, griff ich umso beherzter zu.
Und tatsächlich: Seit Uderzo sein zuletzt immer schwerer zu ertragendes Schaffen an den Texter Jean-Yves Ferri und den Zeichner Didier Conrad übergeben hat, knüpfen die Abenteuer der unbeugsamen Gallier zumindest zaghaft wieder an die alten Tage an. Was mir angenehm auffiel: Ferri gelingt wieder die angemessene Mischung aus historischen und zeitgenössischen Anspielungen, die Uderzo allein nie so recht hinbekommen hat. Der Einfall, Cäsar ein unterschlagenes Kapitel aus de bello gallico anzudichten, das die Ereignisse um Asterix und Co. beschreibt, ist großartig. Daraus eine kleine Allegorie zur aktuellen Whistleblower-Thematik zu machen, ist ebenfalls nett. Vor allem aber die Pointe, wie dieses Kapitel in die Gegenwart gerettet wurde, hat mir ein wohliges Schmunzeln entlockt.
Es mag nostalgische Verklärung sein. Aber an die Größe Goscinnys will mir das alles dennoch nicht so recht heranreichen. Die Handlung könnte noch um einiges komplexer und tiefgründiger sein, der Witz hier und da subtiler. Wird Zeit, dass ich mir alsbald wieder die guten alten Werke des Meisters zu Gemüte führe.
Der Lange Mars
Beim Lange-Erde-Zyklus von Terry Pratchett und Stephen Baxter erlebe ich das gleiche Phänomen wie bei der Scheibenwelt. Ich liebe es, mich in der beschriebenen Welt zu verlieren – habe die konkrete Handlung der Romane aber schnell wieder vergessen. Beim mittlerweile dritten Band dieses Parallelwelt-Epos kann ich erneut nicht sagen, was daran so spannend sein soll – außer eben, dass neue hochinteressante Bereiche der Langen Erde entdeckt und beschrieben werden. Oder eben der Lange Mars, der hier sogar titelgebend ist.
Der Handlungsablauf ist tatsächlich immer derselbe: Erneut machen sich diverse Expeditionen auf, noch exotischere Parallelwelten und ihre Bewohner zu entdecken. Darunter eine kleine Gruppe, die zum Mars geflogen ist, um die dortigen – vermutlich bewohnbaren – Parallelversionen zu erkunden. Hier stecke ich noch in der ersten Hälfte, bin aber erneut schwer gefesselt und sehr gespannt auf die Welten, zu denen noch vorgestoßen wird. Diese Reihe soll mit dem vierten Band “Das Lange Utopia” wohl ihren Abschluss finden. Kann es kaum erwarten, das Buch auf mein Kindle zu ziehen.
Prizessin Leia
Nach langer Zeit habe ich wieder ComiXology aufgerufen – und schwupps war ich mehrere Euronen los und habe die halbe Nacht lang Comics geschmökert. Gibt Schlimmeres. Dabei hab ich mich endlich an die neuen Marvel-Star-Wars-Comics gemacht. Meine erste Wahl unter den zahlreichen Reihen (Star Wars, Darth Vader, Shattered Empire, Princess Leia, Chewbacca, Lando, … habe ich eine vergessen?) fiel dabei auf die Prinzessin, deren kurzes Abenteuer direkt nach “A New Hope” in sechs Heften erzählt wird. Und es ist klasse! Die im Grunde recht schlichte Story um Leias Suche nach den letzten Alderaanern ist flott und spannend erzählt und gibt vor allem der Titelheldin einen tieferen Hintergrund und komplexeren Charakter. Leia war schon in der alten Filmtrilogie mehr als die klassische damsel in distress und eine eigenständige Heldin. Hier wird dieser Aspekt nochmals vertieft – und auch die Alderaanische Kultur und die damit verbundene Aristokratie bekommt mal etwas Hintergrund. Selbst zur Prequel-Trilogie wird ein zartes stimmiges Band geknüpft. Und es ist jetzt alles Kanon!
Die anderen Reihen werde ich mir jetzt auch ziehen müssen. Als nächstes vielleicht “Shattered Empire”, das nach “Return of the Jedi” einsetzt und die Brücke zur neuen Trilogie baut.
Millie – die bessere Conni
Alle Eltern von Vorschul- oder angehenden Grundschulkindern werden sie kennen: Conni, das unfassbar artige Mädchen und ihre unglaublich fröhliche Durchschnitts-Bilderbuchfamilie mit ihren harmlosen aber lehrreichen Geschichten ums Umziehen, Verreisen und Plätzchenbacken. Ja, die Geschichten können in ihrer schlichten Fröhlichkeit etwas anstrengend sein – und doch kommt man kaum um sie herum. Denn lehrreich sind die Hörspiele, Pixibücher, Vorlesegeschichten und die TV-Serie ja schon. Connis Zahnarztbesuch ist durchaus ein hilfreiches Beispiel um etwaige Ängste abzubauen.
Als begeisterter Vorleser musste ich meinem Töchterlein zwischen Pippi Langstrumpf, Winnie Puh, Grimms Märchen und allen Büchern von Otfried Preußler (herrlich!) natürlich immer auch das ein oder andere Conni-Buch zum besten geben. Dabei wächst Conni auch noch mit. Ihre Geschichten als Grundschulkind und angehender Teenager sind immerhin ein wenig komplexer – über TKKG-Niveau geht’s aber auch nur wenig hinaus.
Aber es gibt ja noch Millie. In der Bücherei haben wir die Kinderbücher von Dagmar Chidolue entdeckt. Millie kommt auf den ersten Blick ganz ähnlich wie Conni daher. In heiter-harmlosen Geschichten werden vor allem lehrreiche Urlaubs-Erlebnisse beschrieben. Es gibt jedoch einen entscheidenden Unterschied: Millie ist ein durchaus verständiges – aber gern auch mal rotzfreches und unartiges Kind. Mithin ein deutlich realistischeres Kind als Conni. Daraus ergeben sich wesentlich amüsantere Geschichten, an denen auch der Vorleser durchaus seine Freude hat.
17. Januar 2016 — 00:52
Ein toller Artikel!
Ich selbst bin erst kürzlich bewusst mit Asterix “konfrontiert” worden und habe mir im Zeitschriftenkiosk ein Exemplar gesichert.
Was mich leider sehr geärgert hatte, waren die etlichen Hefte, die mit aller Gewalt in den Drehständer gequetscht wurden und teilweise extrem ramponiert aussahen. Ein unversehrtes Heft habe ich dann noch erwischen können.
In zwei Zügen hab ich es gelesen und bin seitdem wirklich sehr angetan von der frankobelgischen Ecke. Hätte ich nie für möglich gehalten – nun liegen hier noch zwei weitere Ausgaben und wollen gelesen werden :-)
Viele Grüße
Patrick