Als das letzte #WoC – das Fanzine meines guten alten #ScienceFiction-Clubs SFCBHG – mit seiner 61. Ausgabe bei mir eintrudelte, dachte ich zunächst: “Will ich das überhaupt noch haben?” Mehr noch: “Ist es nicht nach langen inaktiven Jahren langsam Zeit, aus dem Club auszutreten?”
Ja, das klingt hart – vor allem angesichts der schönen Zeit, die ich seit 1997 mit dem Club hatte, und des Engagements, mit dem sein Fanzine noch heute produziert wird. Die paar Kröten, um das tapfere WoC weiterhin zu unterstützen, sollte ich doch noch übrig haben.
Aber sehen wir den Tatsachen ins Auge – die Zeit der klassischen gedruckten Fanzines scheint vorbei. Das Internet mit seinen Blogs und Foren stillt die entsprechenden Bedürfnisse doch längst viel besser. Und mit den klassischen SF-Clubs sieht es offenbar nicht viel besser aus: Ihre Mitgliederzahlen schrumpfen und es gibt kaum noch Nachwuchs.
Ich will hier nicht zum tausendsten Mal den angeblichen Niedergang des fantastischen Fandoms beklagen. Ob SF oder Rollenspiel – dieses Klagelied wird bereits seit Jahren (wenn nicht länger) immer mal wieder angestimmt. Letztlich muss man feststellen: Das Fandom befindet sich (wie alles) im Wandel – aber ob es tatsächlich am Ende ist, sei dahingestellt.
Dagegen spricht schließlich auch die Tatsache, dass es immer noch erfolgreiche gedruckte Fanzines gibt und sich sogar neue auf dem Markt behaupten – als Beispiel sei hier “Abenteuer.” angeführt. Sie haben also durchaus auch im Internetzeitalter ihre Berechtigung. (Gut, vielleicht mag SF im Spektrum des Fantastischen gerade ein eher stiefmütterliches Dasein fristen – aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.)
Und siehe da, als ich das WoC schließlich durchgelesen hatte, waren meine Zweifel wenn auch nicht ausgeräumt, so doch stark gemindert.
Ganz allgemein ist der SFCBHG ein SF-Club mit traditionellem Schwerpunkt auf #PerryRhodan. So hat der Club in diesem Jahr gemeinsam mit dem SF-Stammtisch Hamburg die sechsten Zellaktivatortage ausgerichtet.
Diese Konzentration auf das Thema PR macht es mir, der ich mit Band 2200 endgültig aus der Serie ausgestiegen bin, natürlich schwer, das Interesse an Club und Zine aufrecht zu erhalten. Etwas paradox vielleicht, dass es unter anderem PR-Themen im letzten WoC waren, die mich besonders interessierten.
Aber gehen wir das Heftchen einfach mal durch.
Zunächst zum Titelbild: Ein Grund, Fanzines zu erstehen, sind ja die oft genialen Zeichnungen diverser Hobby-Künstler. Mit einem hervorragenden Werk von Peter Sauerbrei-Pohl wird wird das TiBi dem mehr als gerecht. Eine kurze Recherche hat ergeben, dass der Knabe leider nicht im Web präsent zu sein scheint. Würde sich sicher für ihn lohnen. Wie auch immer. Wir hätten schon gleich Grund Nummer eins, das Fanzine zu erstehen: Nur so kann man in den Genuss dieses Hobby-Künstlers kommen.
Zum Inhalt: Wie üblich beginnt es mit den Leserbriefen. Klar – Diskussionen unter Fans kann man in Foren, Blogs und so weiter mittlerweile viel unmittelbarer führen. Geschenkt! Viel mehr Sorgen macht mir, dass nur noch drei LBs zu finden sind – schließlich ist ihre Anzahl stets ein Indikator für die Zahl der Aktiven im Club.
Dass diese Zahl vorerst dennoch auszureichen scheint, zeigt der Inhalt der mehr als 100 Folgeseiten. Wie bereits erwähnt, liegt der Schwerpunkt auf dem Thema Perry Rhodan. Ein zumindest rudimentäres Interesse an der Heftromanserie sollte also vorhanden sein – auch wenn ich es nicht zwingend zur Bedingung erklären würde – aber dazu später mehr.
Besprochen werden zunächst die (relativ) aktuellen PR-Hefte. Nach langem war das sogar für mich wieder interessant – es wurden nämlich die Bände um das 2500er Jubiläum beschrieben. Die Rezensionen haben mich nochmal in meinen Entscheidungen bestätigt damals auszusteigen und mir den eigentlich ja besonderen Jubiband nicht zuzulegen.
Die folgende ausführliche Besprechung der alten Atlan-Serie hat natürlich eher nostalgischen Wert.
Es folgen ein paar Storys – früher gabs da mehr –, Rezensionen diverser Bücher und TV-Serien sowie Conberichte der diesjährigen Veranstaltungen in Garching und Hamburg. All das – Fanfiction, Rezis und Conberichte – findet man bekanntlich ebenfalls massenweise im Netz.
Zwei Beiträge haben es mir schließlich besonders angetan. Beide stammen sie aus der Feder von Harun Raffael und sind ausschließlich in diesem Heftchen zu lesen. Zunächst handelt es sich um einen Nachruf auf den viel zu früh verstorbenen Chefautor der Perry-Rhodan-Serie Robert Feldhoff.
Feldhoff war bereits während der Zeit meines größten Fan-Aktivismus’ Chefautor der Serie, weswegen ich seinem Wirken in gewisser Weise verbunden bin. In seine Zeit fiel allerdings auch mein Ausstieg aus der Serie. Harun gelingt es in seinem Nachruf auf hervorragende Weise einen schmalen Grat zu beschreiten, der auch meine zwiespältige Haltung zu Feldhoffs Werk gut widerspiegelt (hervorragende Einzelromane versus eher mäßige Metahandlung). Die persönliche und menschliche Tragödie würdigt er dabei mit den richtigen Worten und misst ihr den gebührenden Stellenwert bei.
Und schließlich setzt Harun seine Reihe “Die großen (Anti-)Utopien” fort, in der bereits das “Glasperlenspiel” und “Schöne neue Welt” besprochen wurden (alte WoCs lassen sich problemlos nachbestellen), um nur ein paar zu nennen. In dieser Reihe hat Harun mich schon auf so manchen Klassiker der fantastischen Literatur aufmerksam gemacht, den ich noch nicht kannte. So auch diesmal. Er beschreibt sehr detailliert – und kritisch – Franz Werfels “Stern der Ungeborenen”.
Dieser hervorragende Aufsatz allein, der – wie die gesamte Reihe – exklusiv im WoC zu lesen ist, lohnt bereits die Anschaffung der Ausgabe 61.
Und so lange immer wieder derartige Perlen in meinem guten alten Fanzine zu finden sind, werde ich ihm (und dem Club) auch weiterhin die Treue halten. Flugs also den nächsten Jahresbeitrag überwiesen und auf Ausgabe 62 gefreut, die jetzt um die Weihnachtszeit erscheinen wird.