Determinismus versus freier Wille

Ich liebe die Videos von #Kurzgesagt! Sie zählen zu meinen liebsten Erklärbär-Quellen, die in der Lage sind, für interessierte Laien komplexe Dinge verständlich zu machen, ohne dabei zu anspruchslos zu werden. Fast jedes Mal staune ich, dass ich selbst bei Themen, die ich meine durchdrungen zu haben, etwas neues lerne. So auch bei diesem relativ aktuellen Fundstück zum – relativ klassischen – Thema freier Wille.

Hast Du einen freien Willen?

Die Frage ist uralt und essenziell für Grundfragen der #Philosophie: Was ist der Mensch? Was kann er hoffen? Dennoch ist sie noch immer nicht final beantwortbar. Zumindest führen beide Seiten unverändert gewichtige Argumente ins Feld. Aber schaut euch das Video erst einmal an. Zur Info: Es ist auf englisch.

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Killerargument Emergenz?

Um es gleich zu sagen: Ich tendiere eher zur deterministischen Fraktion – obwohl es sich selbstredend so anfühlt, als ob wir einen freien Willen haben. Und gerade das halte ich für den entscheidenden Aspekt, deshalb sollten wir auch immer so handeln und die Regeln unseres Zusammenlebens danach ausrichten, als wäre es so. Doch darauf will ich gar nicht hinaus.

Zwei Aspekte in dem Video waren mir im Zusammenhang mit der Fragestellung bisher nicht gegenwärtig. Zum einen die Klarstellung, dass die Nicht-Vorhersagbarkeit – kurzum die Zufälligkeit – von Ereignissen kein Argument für den freien Willen ist. Eigentlich logisch, denn der Zufall kann ja keine Folge einer willentlichen Entscheidung sein. Dass unvorhersehbare Quantenphänomene nicht für esoterisches Handwedeln herhalten dürfen, kann man nicht oft genug betonen.

Zum anderen die Sache mit der Emergenz. Begriff und Bedeutung sind mir altem Soziologen natürlich bekannt, ebenso der Schluss, dass sich die Regeln der einen Betrachtungsebene nicht auf eine andere – höhere oder niedrigere – übertragen lassen. Ein Atom funktioniert eben nicht wie ein Sonnensystem, eine Gesellschaft ist eben nicht mit einem Organismus vergleichbar und Schrödingers Katze ist eben nicht gleichzeitig tot und lebendig, wenn keiner hinguckt.

Auch hier war mir aber neu, dass man diesen Gedanken in die Determinismus-Fragestellung einbeziehen kann oder gar muss. So leuchtet mir ein, dass weder die scheinbar chaotischen Zufallsregeln der Quantenebene noch die streng vorhersagbaren Regeln der materiellen “newtonschen” Makroebene auf das komplexe System des menschlichen Gehirns übertragen werden dürfen.

Dem Schluss, dass dieses System in der Lage ist, seinen Zustand willentlich in die eine oder andere Richtung zu verändern, will ich so ohne weiteres dennoch nicht folgen. Wenn ich es richtig verstanden habe, endet auch die Argumentationslinie des Videos maximal mit der Aussage, dass die Existenz des freien Willens nicht ausgeschlossen ist.

Mich erinnert das alles noch immer an die Erklärungsversuche vergangener Jahrhunderte, in denen sinniert wurde, wie eine immaterielle Seele denn den materiellen Fleischautomaten namens Körper steuern könnte. So richtig überzeugend finde ich das noch nicht. Dennoch eine hochspannende Gegenüberstellung der Argumente.

Was meint ihr?

Und? Wie seht ihr das? Freier Wille Daumen hoch oder Daumen runter?

Kategorien: Fundsachen

1 Kommentar

  1. Wunderbare Ergänzung in Sachen freier Wille. Aktueller Wissenschaftspodcast vom Deutschlandfunk: https://www.deutschlandfunk.de/hirnforschung-fruchtfliege-und-freier-wille-dlf-cfe981b9-100.html

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