Um dem kleinen Perry-Rhodan-Schwerpunkt auch hier gerecht zu werden, präsentiere ich an dieser Stelle die ersten Absätze meiner jüngsten Veröffentlichung im PR-Umfeld. Im Rahmen der Perry-Rhodan-FanEdition erschien letztes Jahr mein Heftroman "Der Jungfernflug der GOOD LUCK". Das Abenteuer spielt in der Frühzeit der Serie und beginnt mit einer Szene aus Sicht der einstigen Schurken, der wespenartigen Vecorat.
Wurzeln: zwischen den Sternen, August 1972
Das Gedankenkonzert der Vecoratflotte erzeugte ein leises Summen. Hier zwischen den Sternen war man zwar ungestört vor den disharmonischen Gedanken anderer Wesen, dennoch war die Grundstimmung deprimiert, beschämt und hoffnungslos. Die Invasion der vermeintlich primitiven Erde war gescheitert. Sie waren besiegt und vertrieben worden. In einem höhnischen Akt der Gnade hatten Perry Rhodan und seine Terraner die Besiegten unversehrt abziehen lassen. Man nahm sie nicht als Bedrohung wahr, nur als Störenfried, der sich nie wieder blicken lassen durfte.
Die Flotte hatte sich mitten im Leerraum gesammelt, Lichtjahre von der Erde entfernt. Die Milchstraße war in den letzten Jahrhunderten und Jahrtausenden ein immer unfreundlicherer Ort für die Vecorat geworden. Nicht einmal hier in ihrem Randgebiet konnten sie noch Fuß fassen. Von anderen Flotten war längst nichts mehr zu spüren. Falls noch andere Vecorat existierten, mussten sie Hunderte Lichtjahre entfernt sein, viel zu weit, um ihre Gedanken zu erspüren.
Nach einiger Zeit setzte sich im Gedankenkonzert die Frage nach einem neuen Ziel durch. Die Flotte hatte bis hierhin überlebt, sich zwischen den Sternen treiben zu lassen, war keine Option. Trotz ersetzte die Hoffnungslosigkeit.
Ein Schiff hielt sich bei der Entscheidungsfindung zurück. Von hier kam nur ein vages Gedankenrauschen. Das war Absicht, denn man wollte der Flotte gegenüber, die technischen Probleme verbergen, mit denen man zu kämpfen hatte.
Im Zuge der Kampfhandlungen und aus Gründen des Verschleißes hatte die Energieversorgung starken Schaden genommen. Mit Bordmitteln waren diese Schäden nur notdürftig zu beheben. Genauer gesagt, gelang es ihnen nur, die Katastrophe immer wieder ein Stück hinauszuschieben.
Hier draußen zwischen den Sternen war selbstlose Solidarität für eine heimatlose Flotte keine Überlebensstrategie. Unter den Vecorat galt es als ungeschriebenes Gesetz, das Überleben der Mehrheit nicht durch die Rettung einer Minderheit zu gefährden, wenn die Ressourcen derart begrenzt waren und kein Rückzugsort zur Verfügung stand. Aus diesem Grund hatte man auf dem fraglichen Raumschiff beschlossen, sich zurückzuhalten und das Beste zu hoffen.
Als man sich auf einen vielversprechenden Zielstern in einigen Hundert Lichtjahren Entfernung geeinigt hatte, beschleunigte auch dieses Schiff auf Sprunggeschwindigkeit. Falls man es schaffte, das Ziel zu erreichen, und dort einen sicheren Hafen fand, konnte man mit der Hilfe der Flotte rechnen. Falls nicht, hatte man es wenigstens versucht.
*
Die Ortungsoffizierin erkannte auf den ersten Blick, dass sie es nicht geschafft hatten. Ihre Bildschirme zeigten eine blaue Riesensonne in einem guten Lichtjahr Entfernung. Es war definitiv nicht der Zielstern, den die Flotte angesteuert hatte. Die Sternbilder hatten sich kaum verändert, daher war die Sache klar. Der Reaktor hatte dem Transitionstriebwerk nur einen Bruchteil der angeforderten Energie liefern können. Sie waren maximal zehn, zwanzig Lichtjahre gesprungen und in den Normalraum zurückgefallen.
Sie blendete das panische Geschrei des Gedankenkonzerts aus. Der missglückte Sprung hatte die Energieversorgung endgültig überfordert. Detonationen erschütterten das Schiff, kurz darauf fiel ein System nach dem anderen aus. Es wurde schlagartig dunkel, die künstliche Schwerkraft setzte aus. Wenn das Schiff nicht vorher vollständig explodierte, konnte sie nur darauf wetten, ob die Kälte oder die kosmische Strahlung sie als Erstes umbrachte. Sie und die befruchteten Eier in ihrem Körper.
Vielleicht war es Überlebenstrotz, mütterlicher Instinkt oder schlicht die Neugierde, ob sie es schaffen würde. In aller Ruhe stieß sie sich von ihrer Ortungsstation ab und schwebte zum Ausgang der Zentrale. Die übrigen Offiziere hatten sich aus Todesangst instinktiv in Starre versetzt oder waren hinausgestürmt, als die Schwerkraft noch funktioniert hatte.
Der Korridor, der direkt zu den Rettungskapseln führte, war völlig zerfetzt und zusammengeschmolzen. Eine explodierte Energieleitung hatte ihn unpassierbar gemacht – und vermutlich zahlreiche Vecorat in den Tod gerissen.
Sie wählte einen anderen Gang und erreichte schließlich eine noch intakte Fluchtkapsel. Auf ihrem Weg war sie keinem lebenden Vecorat begegnet, wobei einige der reglos in den Gängen schwebenden Körper auch in Starre gewesen sein konnten.
In ihren Gedanken war nur noch das kaum wahrnehmbare Summen erstarrter Artgenossen zu vernehmen. Es schien, als läge die Zukunft ihres Schwarms jetzt allein in ihren Händen, sofern sie das Glück hatten, dass dieser Stern von einem lebensfreundlichen Planeten umkreist wurde.
Die Anzeigen der Fluchtkapsel gaben ihr Hoffnung. Mindestens drei Planeten lagen in der habitablen Zone und sandten ein elektromagnetisches Spektrum aus, das auf eine präkosmische Kultur schließen ließ. Das Hyperspektrum war bis auf natürliche Emissionen still. Das war prinzipiell ein gutes Zeichen – auch wenn das Beispiel der Erde zeigte, dass man sich davon nicht in Sicherheit wiegen lassen durfte.
Sie hatte keine Wahl und startete die Kapsel keinen Moment zu früh. Das Schiff, in dem sie ihr ganzes bisheriges Leben verbracht hatte, verging hinter ihr in einem sonnenhellen Glutball, der in einem Jahr den Astronomen auf jenen Welten einige Rätsel aufgeben dürfte, falls es dort welche gab.
Sie setzte einen Kurs auf den achten Planeten, der ihr als vielversprechendstes Ziel erschien. Um unentdeckt zu bleiben, wählte sie eine Bahn, die kaum Kurskorrekturen ihrer Kapsel erforderte und somit bei zufälliger Entdeckung als die eines natürlichen Objekts durchgehen konnte. Da sie ohnehin über wenig Energieressourcen verfügte, war anderes kaum möglich. Durch diesen Kurs würde sie zwischen zwanzig und dreißig Jahren unterwegs sein, eine Zeit, die sie und ihre Brut problemlos unbeschadet in Starre überdauern konnten.
Interessiert, wie es weitergeht? Dann flugs bestellen: Perry Rhodan FanEdition Band 25: "Der Jungfernflug der GOOD LUCK" |